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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.
Winkel von 6,6 Graden geneigt. Zwischen beiden liegt die Ebene
der Erdbahn oder der Ecliptik in der Mitte, so daß sie mit der
Mondsbahn einen Winkel von 5°,1, und mit dem Mondsäquator
einen Winkel von 1°,5 bildet. Da aber die Durchschnittslinie
der Mondsbahn mit der Ecliptik, oder die Knotenlinie derselben,
sehr veränderlich ist, und in 19 Jahren ihren ganzen Umkreis
um die Erde vollendet, so wird dieselbe Hälfte der Bahn 9 1/2
Jahre über, und 9 1/2 Jahre unter der Ecliptik liegen, so daß
man, der Wahrheit gemäßer, sagen kann, daß die Mondsbahn
mit der Ecliptik ganz zusammenfalle, und daher mit dem Monds-
äquator nur den sehr kleinen Winkel von 1°,5 bilde. Aus dieser
Ursache gibt es daher auf dem Monde beynahe gar keinen Un-
terschied der Jahreszeiten, und die Temperatur, so wie die Länge
der Tage und Nächte, ist auf diesem Himmelskörper beynahe im-
mer dieselbe.

§. 168. (Tageszeiten des Mondes.) Wenn wir, dem ge-
wöhnlichen Sprachgebrauche gemäß, durch das Wort Tag die
Zeit zwischen zwei nächsten Aufgängen der Sonne bezeichnen, so
sind die Tage auf dem Monde unvergleichbar länger, als die auf
der Erde. Der Mondstag ist nämlich die Zeit, von einem Neu-
monde zum andern, also 29 1/2 unserem Tage gleich. Die Be-
wohner des Monds sehen also die Sonne durch 14 3/4 unserer
Tage über, und eben so lange unter dem Horizonte, oder ihr
Tag, im engeren Sinne des Wortes, dauert 14 3/4 mal unserer
24 Stunden, und eben so lange ist auch, nach §. 167, ihre Nacht.
Die vier vorzüglichsten Phasen der Erde, von denen wir §. 164
gesprochen haben, werden den Bewohnern des Mondes gleichsam
zu einer Himmelsuhr dienen, an welcher sie ihre langen Tage
abmessen können, da ihnen die Erde im letzten Viertel, im Neu-
lichte, im ersten Viertel und im Volllichte erscheinen wird, wenn
sie in derselben Ordnung Morgen, Mittag, Abend und Mitter-
nacht haben. Allein diese Uhr ist nur für diejenigen Bewohner
des Mondes da, welche die vordere oder uns zugekehrte Seite
desselben einnehmen. Die andere Hälfte sieht unsere Erde eben
so wenig, als sie selbst von uns gesehen werden kann, und jene
kennen die Existenz dieses großen und schönen Gestirns nur vom
Hörensagen ihrer Nachbarn.


Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.
Winkel von 6,6 Graden geneigt. Zwiſchen beiden liegt die Ebene
der Erdbahn oder der Ecliptik in der Mitte, ſo daß ſie mit der
Mondsbahn einen Winkel von 5°,1, und mit dem Mondsäquator
einen Winkel von 1°,5 bildet. Da aber die Durchſchnittslinie
der Mondsbahn mit der Ecliptik, oder die Knotenlinie derſelben,
ſehr veränderlich iſt, und in 19 Jahren ihren ganzen Umkreis
um die Erde vollendet, ſo wird dieſelbe Hälfte der Bahn 9 ½
Jahre über, und 9 ½ Jahre unter der Ecliptik liegen, ſo daß
man, der Wahrheit gemäßer, ſagen kann, daß die Mondsbahn
mit der Ecliptik ganz zuſammenfalle, und daher mit dem Monds-
äquator nur den ſehr kleinen Winkel von 1°,5 bilde. Aus dieſer
Urſache gibt es daher auf dem Monde beynahe gar keinen Un-
terſchied der Jahreszeiten, und die Temperatur, ſo wie die Länge
der Tage und Nächte, iſt auf dieſem Himmelskörper beynahe im-
mer dieſelbe.

§. 168. (Tageszeiten des Mondes.) Wenn wir, dem ge-
wöhnlichen Sprachgebrauche gemäß, durch das Wort Tag die
Zeit zwiſchen zwei nächſten Aufgängen der Sonne bezeichnen, ſo
ſind die Tage auf dem Monde unvergleichbar länger, als die auf
der Erde. Der Mondstag iſt nämlich die Zeit, von einem Neu-
monde zum andern, alſo 29 ½ unſerem Tage gleich. Die Be-
wohner des Monds ſehen alſo die Sonne durch 14 ¾ unſerer
Tage über, und eben ſo lange unter dem Horizonte, oder ihr
Tag, im engeren Sinne des Wortes, dauert 14 ¾ mal unſerer
24 Stunden, und eben ſo lange iſt auch, nach §. 167, ihre Nacht.
Die vier vorzüglichſten Phaſen der Erde, von denen wir §. 164
geſprochen haben, werden den Bewohnern des Mondes gleichſam
zu einer Himmelsuhr dienen, an welcher ſie ihre langen Tage
abmeſſen können, da ihnen die Erde im letzten Viertel, im Neu-
lichte, im erſten Viertel und im Volllichte erſcheinen wird, wenn
ſie in derſelben Ordnung Morgen, Mittag, Abend und Mitter-
nacht haben. Allein dieſe Uhr iſt nur für diejenigen Bewohner
des Mondes da, welche die vordere oder uns zugekehrte Seite
deſſelben einnehmen. Die andere Hälfte ſieht unſere Erde eben
ſo wenig, als ſie ſelbſt von uns geſehen werden kann, und jene
kennen die Exiſtenz dieſes großen und ſchönen Geſtirns nur vom
Hörenſagen ihrer Nachbarn.


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[328/0340] Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten. Winkel von 6,6 Graden geneigt. Zwiſchen beiden liegt die Ebene der Erdbahn oder der Ecliptik in der Mitte, ſo daß ſie mit der Mondsbahn einen Winkel von 5°,1, und mit dem Mondsäquator einen Winkel von 1°,5 bildet. Da aber die Durchſchnittslinie der Mondsbahn mit der Ecliptik, oder die Knotenlinie derſelben, ſehr veränderlich iſt, und in 19 Jahren ihren ganzen Umkreis um die Erde vollendet, ſo wird dieſelbe Hälfte der Bahn 9 ½ Jahre über, und 9 ½ Jahre unter der Ecliptik liegen, ſo daß man, der Wahrheit gemäßer, ſagen kann, daß die Mondsbahn mit der Ecliptik ganz zuſammenfalle, und daher mit dem Monds- äquator nur den ſehr kleinen Winkel von 1°,5 bilde. Aus dieſer Urſache gibt es daher auf dem Monde beynahe gar keinen Un- terſchied der Jahreszeiten, und die Temperatur, ſo wie die Länge der Tage und Nächte, iſt auf dieſem Himmelskörper beynahe im- mer dieſelbe. §. 168. (Tageszeiten des Mondes.) Wenn wir, dem ge- wöhnlichen Sprachgebrauche gemäß, durch das Wort Tag die Zeit zwiſchen zwei nächſten Aufgängen der Sonne bezeichnen, ſo ſind die Tage auf dem Monde unvergleichbar länger, als die auf der Erde. Der Mondstag iſt nämlich die Zeit, von einem Neu- monde zum andern, alſo 29 ½ unſerem Tage gleich. Die Be- wohner des Monds ſehen alſo die Sonne durch 14 ¾ unſerer Tage über, und eben ſo lange unter dem Horizonte, oder ihr Tag, im engeren Sinne des Wortes, dauert 14 ¾ mal unſerer 24 Stunden, und eben ſo lange iſt auch, nach §. 167, ihre Nacht. Die vier vorzüglichſten Phaſen der Erde, von denen wir §. 164 geſprochen haben, werden den Bewohnern des Mondes gleichſam zu einer Himmelsuhr dienen, an welcher ſie ihre langen Tage abmeſſen können, da ihnen die Erde im letzten Viertel, im Neu- lichte, im erſten Viertel und im Volllichte erſcheinen wird, wenn ſie in derſelben Ordnung Morgen, Mittag, Abend und Mitter- nacht haben. Allein dieſe Uhr iſt nur für diejenigen Bewohner des Mondes da, welche die vordere oder uns zugekehrte Seite deſſelben einnehmen. Die andere Hälfte ſieht unſere Erde eben ſo wenig, als ſie ſelbſt von uns geſehen werden kann, und jene kennen die Exiſtenz dieſes großen und ſchönen Geſtirns nur vom Hörenſagen ihrer Nachbarn.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/340>, abgerufen am 22.11.2024.