Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Einleitung. ängstlicher Genauigkeit zu verfolgen. Wir wollen uns vielmehrbemühen, die Leser auf dem einfachsten und kürzesten Wege mit den vorzüglichsten Lehren der Astronomie, so weit dieses ohne ei- gentliche mathematische Analysis möglich ist, bekannt zu machen und uns dabei an diejenigen Kenntnisse anzuschließen, die wir bei jedem Gebildeten in unseren Tagen mit Recht voraussetzen dürfen. In der That, daß die Erde, die wir bewohnen, so wie der über sie ausgespannte Himmel die Gestalt einer Kugel habe; daß die Gestirne, welche an diesem Himmelsgewölbe glänzen, in unter sich parallelen Kreisen täglich um die Erde gehen oder doch zu ge- hen scheinen; daß die tägliche Bewegung der Erde um ihre Axe es ist, welche diesen Schein erzeugt und selbst, daß diese Erde noch eine andere Bewegung hat, mit welcher sie jährlich um die Sonne geht; alle diese und ähnliche Wahrheiten sind in unsern Tagen schon Gegenstände des gewöhnlichen Unterrichts in unseren Schulen geworden und daher bereits bis zur Kenntniß des gemei- nen Mannes vorgedrungen. Wir können sie daher auch hier, ob- schon sie später Gelegenheit zu näheren Untersuchungen geben wer- den, gleichsam als bereits erworbene, historische Kenntnisse voraus- setzen und uns eben dadurch in den Stand setzen, sogleich hier die oben erwähnten ersten Elemente der Sprache unserer Wissenschaft so weit vorzutragen, als wir hoffen dürfen, mit ihrer Hilfe, die ihnen in dem Werke selbst folgenden Betrachtungen kürzer, be- stimmter und eben dadurch deutlicher darstellen zu können. Die nun folgende zweite Abtheilung dieser Einleitung ist je- §. 1. (Kreise auf der Oberfläche einer Kugel.) Jede Ebene Einleitung. ängſtlicher Genauigkeit zu verfolgen. Wir wollen uns vielmehrbemühen, die Leſer auf dem einfachſten und kürzeſten Wege mit den vorzüglichſten Lehren der Aſtronomie, ſo weit dieſes ohne ei- gentliche mathematiſche Analyſis möglich iſt, bekannt zu machen und uns dabei an diejenigen Kenntniſſe anzuſchließen, die wir bei jedem Gebildeten in unſeren Tagen mit Recht vorausſetzen dürfen. In der That, daß die Erde, die wir bewohnen, ſo wie der über ſie ausgeſpannte Himmel die Geſtalt einer Kugel habe; daß die Geſtirne, welche an dieſem Himmelsgewölbe glänzen, in unter ſich parallelen Kreiſen täglich um die Erde gehen oder doch zu ge- hen ſcheinen; daß die tägliche Bewegung der Erde um ihre Axe es iſt, welche dieſen Schein erzeugt und ſelbſt, daß dieſe Erde noch eine andere Bewegung hat, mit welcher ſie jährlich um die Sonne geht; alle dieſe und ähnliche Wahrheiten ſind in unſern Tagen ſchon Gegenſtände des gewöhnlichen Unterrichts in unſeren Schulen geworden und daher bereits bis zur Kenntniß des gemei- nen Mannes vorgedrungen. Wir können ſie daher auch hier, ob- ſchon ſie ſpäter Gelegenheit zu näheren Unterſuchungen geben wer- den, gleichſam als bereits erworbene, hiſtoriſche Kenntniſſe voraus- ſetzen und uns eben dadurch in den Stand ſetzen, ſogleich hier die oben erwähnten erſten Elemente der Sprache unſerer Wiſſenſchaft ſo weit vorzutragen, als wir hoffen dürfen, mit ihrer Hilfe, die ihnen in dem Werke ſelbſt folgenden Betrachtungen kürzer, be- ſtimmter und eben dadurch deutlicher darſtellen zu können. Die nun folgende zweite Abtheilung dieſer Einleitung iſt je- §. 1. (Kreiſe auf der Oberfläche einer Kugel.) Jede Ebene <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</fw><lb/> ängſtlicher Genauigkeit zu verfolgen. 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Um übrigens die Bedeutungen der we-<lb/> nigen Kunſtausdrücke, die wir hier nebſt ihrer Erklärung zuſam-<lb/> men ſtellen, dem Gedächtniſſe tiefer einzuprägen und zugleich die<lb/> Anführung derſelben in der Folge zu erleichtern, ſind ſie, nach Art des<lb/> mathematiſchen Vortrags, unter eigene Nummern gebracht werden.</p><lb/> <p>§. 1. (Kreiſe auf der Oberfläche einer Kugel.) Jede Ebene<lb/> durch eine Kugel ſchneidet die Oberfläche der Kugel in einem Kreiſe.<lb/> Geht die ſchneidende Ebene durch den Mittelpunkt der Kugel, ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0035]
Einleitung.
ängſtlicher Genauigkeit zu verfolgen. Wir wollen uns vielmehr
bemühen, die Leſer auf dem einfachſten und kürzeſten Wege mit
den vorzüglichſten Lehren der Aſtronomie, ſo weit dieſes ohne ei-
gentliche mathematiſche Analyſis möglich iſt, bekannt zu machen
und uns dabei an diejenigen Kenntniſſe anzuſchließen, die wir bei
jedem Gebildeten in unſeren Tagen mit Recht vorausſetzen dürfen.
In der That, daß die Erde, die wir bewohnen, ſo wie der über
ſie ausgeſpannte Himmel die Geſtalt einer Kugel habe; daß die
Geſtirne, welche an dieſem Himmelsgewölbe glänzen, in unter
ſich parallelen Kreiſen täglich um die Erde gehen oder doch zu ge-
hen ſcheinen; daß die tägliche Bewegung der Erde um ihre Axe
es iſt, welche dieſen Schein erzeugt und ſelbſt, daß dieſe Erde
noch eine andere Bewegung hat, mit welcher ſie jährlich um die
Sonne geht; alle dieſe und ähnliche Wahrheiten ſind in unſern
Tagen ſchon Gegenſtände des gewöhnlichen Unterrichts in unſeren
Schulen geworden und daher bereits bis zur Kenntniß des gemei-
nen Mannes vorgedrungen. Wir können ſie daher auch hier, ob-
ſchon ſie ſpäter Gelegenheit zu näheren Unterſuchungen geben wer-
den, gleichſam als bereits erworbene, hiſtoriſche Kenntniſſe voraus-
ſetzen und uns eben dadurch in den Stand ſetzen, ſogleich hier die
oben erwähnten erſten Elemente der Sprache unſerer Wiſſenſchaft
ſo weit vorzutragen, als wir hoffen dürfen, mit ihrer Hilfe, die
ihnen in dem Werke ſelbſt folgenden Betrachtungen kürzer, be-
ſtimmter und eben dadurch deutlicher darſtellen zu können.
Die nun folgende zweite Abtheilung dieſer Einleitung iſt je-
nem Zwecke gewidmet. Es wird uns erlaubt ſeyn, die Leſer zu
erſuchen, dieſe erſten Blätter mit einiger Aufmerkſamkeit und ſelbſt
wiederholt und mit dem Vertrauen zu leſen, daß ihnen eben da-
durch der Genuß des Ganzen ungemein erleichtert, ja eigentlich erſt
möglich gemacht werde. Um übrigens die Bedeutungen der we-
nigen Kunſtausdrücke, die wir hier nebſt ihrer Erklärung zuſam-
men ſtellen, dem Gedächtniſſe tiefer einzuprägen und zugleich die
Anführung derſelben in der Folge zu erleichtern, ſind ſie, nach Art des
mathematiſchen Vortrags, unter eigene Nummern gebracht werden.
§. 1. (Kreiſe auf der Oberfläche einer Kugel.) Jede Ebene
durch eine Kugel ſchneidet die Oberfläche der Kugel in einem Kreiſe.
Geht die ſchneidende Ebene durch den Mittelpunkt der Kugel, ſo
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