Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Die vier neuen Planeten. großen Excentricitäten und Neigungen der neuen Planeten sindUrsache, daß diejenigen Störungen, welche sie unter sich sowohl als vorzüglich von den viel größern ältern Planeten erleiden, ebenfalls viel bedeutender werden, als jene, und daß jene bloß annähernden Methoden nicht mehr ausreichen, um auch die Störungen der neuen Planeten den Beobachtungen gemäß darzu- stellen. Wir sind daher gezwungen, auf andere Mittel zu denken, um jene Approximationen noch weiter treiben zu können, oder mit anderen Worten, wir sind gleichsam von der Natur selbst aufge- fordert, die Theorie der Mathematik zu vervollkommnen und neue Mittel zu finden, um durch sie die Geheimnisse des Himmels näher kennen zu lernen. Eben so werden wir später sehen, daß diese Störungen, §. 89. (Sichtbarkeit dieser Planeten.) Da diese neuen Pla- Die vier neuen Planeten. großen Excentricitäten und Neigungen der neuen Planeten ſindUrſache, daß diejenigen Störungen, welche ſie unter ſich ſowohl als vorzüglich von den viel größern ältern Planeten erleiden, ebenfalls viel bedeutender werden, als jene, und daß jene bloß annähernden Methoden nicht mehr ausreichen, um auch die Störungen der neuen Planeten den Beobachtungen gemäß darzu- ſtellen. Wir ſind daher gezwungen, auf andere Mittel zu denken, um jene Approximationen noch weiter treiben zu können, oder mit anderen Worten, wir ſind gleichſam von der Natur ſelbſt aufge- fordert, die Theorie der Mathematik zu vervollkommnen und neue Mittel zu finden, um durch ſie die Geheimniſſe des Himmels näher kennen zu lernen. Eben ſo werden wir ſpäter ſehen, daß dieſe Störungen, §. 89. (Sichtbarkeit dieſer Planeten.) Da dieſe neuen Pla- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0129" n="119"/><fw place="top" type="header">Die vier neuen Planeten.</fw><lb/> großen Excentricitäten und Neigungen der neuen Planeten ſind<lb/> Urſache, daß diejenigen Störungen, welche ſie unter ſich ſowohl<lb/> als vorzüglich von den viel größern ältern Planeten erleiden,<lb/> ebenfalls viel bedeutender werden, als jene, und daß jene<lb/> bloß annähernden Methoden nicht mehr ausreichen, um auch die<lb/> Störungen der neuen Planeten den Beobachtungen gemäß darzu-<lb/> ſtellen. Wir ſind daher gezwungen, auf andere Mittel zu denken,<lb/> um jene Approximationen noch weiter treiben zu können, oder mit<lb/> anderen Worten, wir ſind gleichſam von der Natur ſelbſt aufge-<lb/> fordert, die Theorie der Mathematik zu vervollkommnen und<lb/> neue Mittel zu finden, um durch ſie die Geheimniſſe des Himmels<lb/> näher kennen zu lernen.</p><lb/> <p>Eben ſo werden wir ſpäter ſehen, daß dieſe Störungen,<lb/> beſonders wenn ſie ſehr groß ſind, ein gutes Mittel geben, die<lb/><hi rendition="#g">Maſſen</hi> der ſtörenden Planeten zu beſtimmen. Newton zeigte<lb/> uns nur, wie man die Maſſen derjenigen Planeten finden kann,<lb/> die mit Satelliten umgeben ſind, die Störungen aber konnte er<lb/> zu dieſem Zwecke nicht benutzen, da ſie bei den ältern Planeten<lb/> viel zu klein und auch damahls noch nicht genau genug bekannt<lb/> waren. Allein die Störungen, welche die neuen Planeten z. B.<lb/> durch Jupiter erleiden, ſind ſo groß, daß ſie ſogar das beſte<lb/> Mittel an die Hand geben, die Maſſe dieſes größten Planeten<lb/> unſeres Syſtems zu beſtimmen und daß wir, erſt ſeit wir daſſelbe<lb/> in der That angewendet haben, zu der eigentlichen Kenntniß die-<lb/> ſer Maſſe gekommen ſind.</p><lb/> <p>§. 89. (Sichtbarkeit dieſer Planeten.) Da dieſe neuen Pla-<lb/> neten ſo klein ſind, ſo muß es auffallen, daß ſie demungeachtet<lb/> oft in einem ſo hellen Lichte erſcheinen. <hi rendition="#g">Ceres</hi> zeigt häufige Ab-<lb/> wechslungen in ihrem Glanze. Zuweilen erſcheint ſie röthlich und<lb/> hell, ſo daß man ſie wohl ſelbſt mit freien Augen ſehen kann,<lb/> zu weilen auch in einem ſchwachen weißlichen Lichte, wo ſie nur<lb/> durch Fernröhre ſichtbar iſt. Beſonders merkwürdig iſt aber das<lb/> Licht der Veſta. Obſchon dieſer Planet ſo ungemein klein iſt, ſo<lb/> hat er doch ein ſehr lebhaftes, den Fixſternen ähnliches Licht und<lb/> in günſtigen Verhältniſſen erſcheint er ſelbſt dem freien Auge als<lb/> ein Stern der ſechsten Größe. Es iſt möglich, daß dieſer Pla-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
Die vier neuen Planeten.
großen Excentricitäten und Neigungen der neuen Planeten ſind
Urſache, daß diejenigen Störungen, welche ſie unter ſich ſowohl
als vorzüglich von den viel größern ältern Planeten erleiden,
ebenfalls viel bedeutender werden, als jene, und daß jene
bloß annähernden Methoden nicht mehr ausreichen, um auch die
Störungen der neuen Planeten den Beobachtungen gemäß darzu-
ſtellen. Wir ſind daher gezwungen, auf andere Mittel zu denken,
um jene Approximationen noch weiter treiben zu können, oder mit
anderen Worten, wir ſind gleichſam von der Natur ſelbſt aufge-
fordert, die Theorie der Mathematik zu vervollkommnen und
neue Mittel zu finden, um durch ſie die Geheimniſſe des Himmels
näher kennen zu lernen.
Eben ſo werden wir ſpäter ſehen, daß dieſe Störungen,
beſonders wenn ſie ſehr groß ſind, ein gutes Mittel geben, die
Maſſen der ſtörenden Planeten zu beſtimmen. Newton zeigte
uns nur, wie man die Maſſen derjenigen Planeten finden kann,
die mit Satelliten umgeben ſind, die Störungen aber konnte er
zu dieſem Zwecke nicht benutzen, da ſie bei den ältern Planeten
viel zu klein und auch damahls noch nicht genau genug bekannt
waren. Allein die Störungen, welche die neuen Planeten z. B.
durch Jupiter erleiden, ſind ſo groß, daß ſie ſogar das beſte
Mittel an die Hand geben, die Maſſe dieſes größten Planeten
unſeres Syſtems zu beſtimmen und daß wir, erſt ſeit wir daſſelbe
in der That angewendet haben, zu der eigentlichen Kenntniß die-
ſer Maſſe gekommen ſind.
§. 89. (Sichtbarkeit dieſer Planeten.) Da dieſe neuen Pla-
neten ſo klein ſind, ſo muß es auffallen, daß ſie demungeachtet
oft in einem ſo hellen Lichte erſcheinen. Ceres zeigt häufige Ab-
wechslungen in ihrem Glanze. Zuweilen erſcheint ſie röthlich und
hell, ſo daß man ſie wohl ſelbſt mit freien Augen ſehen kann,
zu weilen auch in einem ſchwachen weißlichen Lichte, wo ſie nur
durch Fernröhre ſichtbar iſt. Beſonders merkwürdig iſt aber das
Licht der Veſta. Obſchon dieſer Planet ſo ungemein klein iſt, ſo
hat er doch ein ſehr lebhaftes, den Fixſternen ähnliches Licht und
in günſtigen Verhältniſſen erſcheint er ſelbſt dem freien Auge als
ein Stern der ſechsten Größe. Es iſt möglich, daß dieſer Pla-
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