Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Jupiter. den Bewegungen der vier neuen, kleinen Planeten noch viel be-deutendere Störungen hervor, als an Saturn. Gauß war der erste, der dieß erkannte und auch sogleich anwendete. Er fand aus seinen Berechnungen der Pallas, so wie Nicolai aus den Un- tersuchungen der Juno, daß die bisher für so genau gehal- tene Masse Jupiters um ihren 80sten Theil vergrößert werden und daher nahe 1/1 054 seyn müsse. Später fand Encke aus der Bewegung der Vesta, so wie aus der Berechnung des nach ihm benannten Cometen, nahe dieselbe Vergrößerung. §. 99. (Die Schwere wirkt auf alle Körper gleich.) Da man Jupiter. den Bewegungen der vier neuen, kleinen Planeten noch viel be-deutendere Störungen hervor, als an Saturn. Gauß war der erſte, der dieß erkannte und auch ſogleich anwendete. Er fand aus ſeinen Berechnungen der Pallas, ſo wie Nicolai aus den Un- terſuchungen der Juno, daß die bisher für ſo genau gehal- tene Maſſe Jupiters um ihren 80ſten Theil vergrößert werden und daher nahe 1/1 054 ſeyn müſſe. Später fand Encke aus der Bewegung der Veſta, ſo wie aus der Berechnung des nach ihm benannten Cometen, nahe dieſelbe Vergrößerung. §. 99. (Die Schwere wirkt auf alle Körper gleich.) Da man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0140" n="130"/><fw place="top" type="header">Jupiter.</fw><lb/> den Bewegungen der vier neuen, kleinen Planeten noch viel be-<lb/> deutendere Störungen hervor, als an Saturn. <hi rendition="#g">Gauß</hi> war der<lb/> erſte, der dieß erkannte und auch ſogleich anwendete. Er fand<lb/> aus ſeinen Berechnungen der Pallas, ſo wie Nicolai aus den Un-<lb/> terſuchungen der Juno, daß die bisher für ſo genau gehal-<lb/> tene Maſſe Jupiters um ihren 80ſten Theil vergrößert werden<lb/> und daher nahe 1/1 054 ſeyn müſſe. Später fand Encke aus der<lb/> Bewegung der Veſta, ſo wie aus der Berechnung des nach ihm<lb/> benannten Cometen, nahe dieſelbe Vergrößerung.</p><lb/> <p>§. 99. (Die Schwere wirkt auf alle Körper gleich.) Da man<lb/> aber noch immer ſich von der Idee der hohen Genauigkeit jener<lb/> erſten Beſtimmung der Jupitersmaſſe durch ſeine Trabanten nicht<lb/> trennen wollte, und doch auf dem andern Wege, an deſſen Si-<lb/> cherheit man auch nicht zweifeln konnte, ein ganz anderes Reſul-<lb/> tat fand, ſo gerieth man auf die Muthmaßung, die ſich ſchon<lb/> früher mehrmals geregt hatte, daß die Anziehung der Erde und<lb/> der Planeten überhaupt nicht auf alle Körper <hi rendition="#g">dieſelbe</hi> ſey, ſon-<lb/> dern daß ſich auch etwas den chemiſchen Verwandtſchaften Aehn-<lb/> liches in die Sache miſchen könnte. Man ſtellte dem gemäß<lb/> die Behauptung auf, daß Jupiter aus dieſer Urſache, auf die<lb/> vier neuen Planeten mit einer nahe um 1/80 ſtärkern Anziehung<lb/> wirke, als auf ſeine vier Monde. Dieſe Sache gab zu vielen ge-<lb/> lehrten Diskuſſionen und weitläufigen Berechnungen Gelegenheit,<lb/> die aber zu keinem beſtimmten Reſultate geführt haben. Man<lb/> ſuchte ſich endlich auf anderen Wegen von der Unwahrſcheinlich-<lb/> keit der Vorausſetzung, daß dieſelbe Maſſe auf verſchiedene<lb/> Materien verſchieden wirken ſolle, zu überzeugen. Schon New-<lb/> ton hat durch Pendelverſuche, in welchen er verſchiedene Körper,<lb/> Metalle, Steine, Beine, Flüſſigkeiten u. dgl. ſchwingen ließ, ge-<lb/> zeigt, daß unſere Erde die verſchiedenartigſten Materien alle gleich<lb/> ſtark anziehe. Beſſel in Königsberg, dem die Aſtronomie ſchon<lb/> ſo viel verdankt, hat dieſe Verſuche noch erweitert und mit be-<lb/> ſonderer Genauigkeit angeſtellt, ſelbſt auf die Meteorſteine fort-<lb/> geſetzt, die vielleicht von fremden Weltkörpern zu uns gelangen,<lb/> und überall Newtons Reſultat vollkommen beſtätiget gefunden.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0140]
Jupiter.
den Bewegungen der vier neuen, kleinen Planeten noch viel be-
deutendere Störungen hervor, als an Saturn. Gauß war der
erſte, der dieß erkannte und auch ſogleich anwendete. Er fand
aus ſeinen Berechnungen der Pallas, ſo wie Nicolai aus den Un-
terſuchungen der Juno, daß die bisher für ſo genau gehal-
tene Maſſe Jupiters um ihren 80ſten Theil vergrößert werden
und daher nahe 1/1 054 ſeyn müſſe. Später fand Encke aus der
Bewegung der Veſta, ſo wie aus der Berechnung des nach ihm
benannten Cometen, nahe dieſelbe Vergrößerung.
§. 99. (Die Schwere wirkt auf alle Körper gleich.) Da man
aber noch immer ſich von der Idee der hohen Genauigkeit jener
erſten Beſtimmung der Jupitersmaſſe durch ſeine Trabanten nicht
trennen wollte, und doch auf dem andern Wege, an deſſen Si-
cherheit man auch nicht zweifeln konnte, ein ganz anderes Reſul-
tat fand, ſo gerieth man auf die Muthmaßung, die ſich ſchon
früher mehrmals geregt hatte, daß die Anziehung der Erde und
der Planeten überhaupt nicht auf alle Körper dieſelbe ſey, ſon-
dern daß ſich auch etwas den chemiſchen Verwandtſchaften Aehn-
liches in die Sache miſchen könnte. Man ſtellte dem gemäß
die Behauptung auf, daß Jupiter aus dieſer Urſache, auf die
vier neuen Planeten mit einer nahe um 1/80 ſtärkern Anziehung
wirke, als auf ſeine vier Monde. Dieſe Sache gab zu vielen ge-
lehrten Diskuſſionen und weitläufigen Berechnungen Gelegenheit,
die aber zu keinem beſtimmten Reſultate geführt haben. Man
ſuchte ſich endlich auf anderen Wegen von der Unwahrſcheinlich-
keit der Vorausſetzung, daß dieſelbe Maſſe auf verſchiedene
Materien verſchieden wirken ſolle, zu überzeugen. Schon New-
ton hat durch Pendelverſuche, in welchen er verſchiedene Körper,
Metalle, Steine, Beine, Flüſſigkeiten u. dgl. ſchwingen ließ, ge-
zeigt, daß unſere Erde die verſchiedenartigſten Materien alle gleich
ſtark anziehe. Beſſel in Königsberg, dem die Aſtronomie ſchon
ſo viel verdankt, hat dieſe Verſuche noch erweitert und mit be-
ſonderer Genauigkeit angeſtellt, ſelbſt auf die Meteorſteine fort-
geſetzt, die vielleicht von fremden Weltkörpern zu uns gelangen,
und überall Newtons Reſultat vollkommen beſtätiget gefunden.
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