Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Kometen.
die Ecliptik beträgt 44 Grade, und die Länge seines aufsteigenden
Knotens 83, so wie die Länge seines Perihels 149 Grade. Die
Richtung seiner Bewegung ist direct oder von West gen Ost.
Auch diese Bahn hat eine solche Lage gegen die Erdbahn, daß der
Komet der Erde nie nahe kommen, ihr also auch nie gefährlich
werden kann. Daß er früher noch nie gesehen worden ist, rührt
ohne Zweifel daher, weil man den kleinen, schwachbeleuchteten
Körper nicht bemerkte. Sein nächster Besuch wird erst auf
das Jahr 1887 fallen, wo er am 9. Februar durch seine Sonnen-
nähe gehen wird. Wir wünschen, daß ihn dann, von heute über
52 Jahre, noch recht viele unserer Leser sehen und beobachten
mögen.

§. 175. (Komet von Encke.) Der dritte Komet, dessen Um-
lauf uns bekannt ist, wurde von dem berühmten Kometenjäger
Pons in Marseille am 26. November 1818 entdeckt. Encke, der
ihn einer sehr genauen Rechnung unterwarf, erkannte der erste
seine Umlaufszeit von nahe 3 Jahren und 115 Tagen. Er wurde
schon früher dreimal, in den Jahren 1786, 1795 und 1805 gesehen
und beobachtet, aber ohne daß man seine für einen Kometen doch
so auffallende kurze Umlaufszeit bemerkte. Die halbe große Axe
seiner Bahn beträgt 2,2 und die halbe kleine 1,2 Halbmesser der
Erdbahn. Die Excentricität derselben ist 0,849 Halbmesser seiner
eigenen Bahn oder 1,87 Halbmesser der Erdbahn. Demnach beträgt
seine größte Entfernung von der Sonne 4,07, und seine kleinste
0,33 Halbmesser der Erdbahn. Die Neigung seiner Bahn ist 13,
die Länge des aufsteigenden Knotens 335 und die seines Perihels
157 Grade. Seine Bewegung endlich ist direct, wie die aller
Planeten.

Dieser Komet gehört zu den kleinen und schwachen Kometen
und er hat eine kugelförmige Gestalt ohne merklichen Schweif.
Auch er kann der Erde nie nahe kommen und noch weniger mit
ihr zusammenstoßen, daher wir von ihm nichts zu fürchten haben.
Encke fand durch seine Berechnungen, daß die große Axe seiner
Bahn, also auch, nach dem dritten Keplerschen Gesetze (I. S. 288)
seine Umlaufszeit immer kleiner wird, eine sehr auffallende Er-
scheinung, da diese Elemente, wie man weiß, bei allen Planeten

Kometen.
die Ecliptik beträgt 44 Grade, und die Länge ſeines aufſteigenden
Knotens 83, ſo wie die Länge ſeines Perihels 149 Grade. Die
Richtung ſeiner Bewegung iſt direct oder von Weſt gen Oſt.
Auch dieſe Bahn hat eine ſolche Lage gegen die Erdbahn, daß der
Komet der Erde nie nahe kommen, ihr alſo auch nie gefährlich
werden kann. Daß er früher noch nie geſehen worden iſt, rührt
ohne Zweifel daher, weil man den kleinen, ſchwachbeleuchteten
Körper nicht bemerkte. Sein nächſter Beſuch wird erſt auf
das Jahr 1887 fallen, wo er am 9. Februar durch ſeine Sonnen-
nähe gehen wird. Wir wünſchen, daß ihn dann, von heute über
52 Jahre, noch recht viele unſerer Leſer ſehen und beobachten
mögen.

§. 175. (Komet von Encke.) Der dritte Komet, deſſen Um-
lauf uns bekannt iſt, wurde von dem berühmten Kometenjäger
Pons in Marſeille am 26. November 1818 entdeckt. Encke, der
ihn einer ſehr genauen Rechnung unterwarf, erkannte der erſte
ſeine Umlaufszeit von nahe 3 Jahren und 115 Tagen. Er wurde
ſchon früher dreimal, in den Jahren 1786, 1795 und 1805 geſehen
und beobachtet, aber ohne daß man ſeine für einen Kometen doch
ſo auffallende kurze Umlaufszeit bemerkte. Die halbe große Axe
ſeiner Bahn beträgt 2,2 und die halbe kleine 1,2 Halbmeſſer der
Erdbahn. Die Excentricität derſelben iſt 0,849 Halbmeſſer ſeiner
eigenen Bahn oder 1,87 Halbmeſſer der Erdbahn. Demnach beträgt
ſeine größte Entfernung von der Sonne 4,07, und ſeine kleinſte
0,33 Halbmeſſer der Erdbahn. Die Neigung ſeiner Bahn iſt 13,
die Länge des aufſteigenden Knotens 335 und die ſeines Perihels
157 Grade. Seine Bewegung endlich iſt direct, wie die aller
Planeten.

Dieſer Komet gehört zu den kleinen und ſchwachen Kometen
und er hat eine kugelförmige Geſtalt ohne merklichen Schweif.
Auch er kann der Erde nie nahe kommen und noch weniger mit
ihr zuſammenſtoßen, daher wir von ihm nichts zu fürchten haben.
Encke fand durch ſeine Berechnungen, daß die große Axe ſeiner
Bahn, alſo auch, nach dem dritten Keplerſchen Geſetze (I. S. 288)
ſeine Umlaufszeit immer kleiner wird, eine ſehr auffallende Er-
ſcheinung, da dieſe Elemente, wie man weiß, bei allen Planeten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0278" n="268"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/>
die Ecliptik beträgt 44 Grade, und die Länge &#x017F;eines auf&#x017F;teigenden<lb/>
Knotens 83, &#x017F;o wie die Länge &#x017F;eines Perihels 149 Grade. Die<lb/>
Richtung &#x017F;einer Bewegung i&#x017F;t direct oder von We&#x017F;t gen O&#x017F;t.<lb/>
Auch die&#x017F;e Bahn hat eine &#x017F;olche Lage gegen die Erdbahn, daß der<lb/>
Komet der Erde nie nahe kommen, ihr al&#x017F;o auch nie gefährlich<lb/>
werden kann. Daß er früher noch nie ge&#x017F;ehen worden i&#x017F;t, rührt<lb/>
ohne Zweifel daher, weil man den kleinen, &#x017F;chwachbeleuchteten<lb/>
Körper nicht bemerkte. Sein näch&#x017F;ter Be&#x017F;uch wird er&#x017F;t auf<lb/>
das Jahr 1887 fallen, wo er am 9. Februar durch &#x017F;eine Sonnen-<lb/>
nähe gehen wird. Wir wün&#x017F;chen, daß ihn dann, von heute über<lb/>
52 Jahre, noch recht viele un&#x017F;erer Le&#x017F;er &#x017F;ehen und beobachten<lb/>
mögen.</p><lb/>
            <p>§. 175. (Komet von Encke.) Der dritte Komet, de&#x017F;&#x017F;en Um-<lb/>
lauf uns bekannt i&#x017F;t, wurde von dem berühmten Kometenjäger<lb/>
Pons in Mar&#x017F;eille am 26. November 1818 entdeckt. Encke, der<lb/>
ihn einer &#x017F;ehr genauen Rechnung unterwarf, erkannte der er&#x017F;te<lb/>
&#x017F;eine Umlaufszeit von nahe 3 Jahren und 115 Tagen. Er wurde<lb/>
&#x017F;chon früher dreimal, in den Jahren 1786, 1795 und 1805 ge&#x017F;ehen<lb/>
und beobachtet, aber ohne daß man &#x017F;eine für einen Kometen doch<lb/>
&#x017F;o auffallende kurze Umlaufszeit bemerkte. Die halbe große Axe<lb/>
&#x017F;einer Bahn beträgt 2,<hi rendition="#sub">2</hi> und die halbe kleine 1,<hi rendition="#sub">2</hi> Halbme&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Erdbahn. Die Excentricität der&#x017F;elben i&#x017F;t 0,<hi rendition="#sub">849</hi> Halbme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einer<lb/>
eigenen Bahn oder 1,<hi rendition="#sub">87</hi> Halbme&#x017F;&#x017F;er der Erdbahn. Demnach beträgt<lb/>
&#x017F;eine größte Entfernung von der Sonne 4,<hi rendition="#sub">07</hi>, und &#x017F;eine klein&#x017F;te<lb/>
0,<hi rendition="#sub">33</hi> Halbme&#x017F;&#x017F;er der Erdbahn. Die Neigung &#x017F;einer Bahn i&#x017F;t 13,<lb/>
die Länge des auf&#x017F;teigenden Knotens 335 und die &#x017F;eines Perihels<lb/>
157 Grade. Seine Bewegung endlich i&#x017F;t direct, wie die aller<lb/>
Planeten.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Komet gehört zu den kleinen und &#x017F;chwachen Kometen<lb/>
und er hat eine kugelförmige Ge&#x017F;talt ohne merklichen Schweif.<lb/>
Auch er kann der Erde nie nahe kommen und noch weniger mit<lb/>
ihr zu&#x017F;ammen&#x017F;toßen, daher wir von ihm nichts zu fürchten haben.<lb/>
Encke fand durch &#x017F;eine Berechnungen, daß die große Axe &#x017F;einer<lb/>
Bahn, al&#x017F;o auch, nach dem dritten Kepler&#x017F;chen Ge&#x017F;etze (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 288)<lb/>
&#x017F;eine Umlaufszeit immer kleiner wird, eine &#x017F;ehr auffallende Er-<lb/>
&#x017F;cheinung, da die&#x017F;e Elemente, wie man weiß, bei allen Planeten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0278] Kometen. die Ecliptik beträgt 44 Grade, und die Länge ſeines aufſteigenden Knotens 83, ſo wie die Länge ſeines Perihels 149 Grade. Die Richtung ſeiner Bewegung iſt direct oder von Weſt gen Oſt. Auch dieſe Bahn hat eine ſolche Lage gegen die Erdbahn, daß der Komet der Erde nie nahe kommen, ihr alſo auch nie gefährlich werden kann. Daß er früher noch nie geſehen worden iſt, rührt ohne Zweifel daher, weil man den kleinen, ſchwachbeleuchteten Körper nicht bemerkte. Sein nächſter Beſuch wird erſt auf das Jahr 1887 fallen, wo er am 9. Februar durch ſeine Sonnen- nähe gehen wird. Wir wünſchen, daß ihn dann, von heute über 52 Jahre, noch recht viele unſerer Leſer ſehen und beobachten mögen. §. 175. (Komet von Encke.) Der dritte Komet, deſſen Um- lauf uns bekannt iſt, wurde von dem berühmten Kometenjäger Pons in Marſeille am 26. November 1818 entdeckt. Encke, der ihn einer ſehr genauen Rechnung unterwarf, erkannte der erſte ſeine Umlaufszeit von nahe 3 Jahren und 115 Tagen. Er wurde ſchon früher dreimal, in den Jahren 1786, 1795 und 1805 geſehen und beobachtet, aber ohne daß man ſeine für einen Kometen doch ſo auffallende kurze Umlaufszeit bemerkte. Die halbe große Axe ſeiner Bahn beträgt 2,2 und die halbe kleine 1,2 Halbmeſſer der Erdbahn. Die Excentricität derſelben iſt 0,849 Halbmeſſer ſeiner eigenen Bahn oder 1,87 Halbmeſſer der Erdbahn. Demnach beträgt ſeine größte Entfernung von der Sonne 4,07, und ſeine kleinſte 0,33 Halbmeſſer der Erdbahn. Die Neigung ſeiner Bahn iſt 13, die Länge des aufſteigenden Knotens 335 und die ſeines Perihels 157 Grade. Seine Bewegung endlich iſt direct, wie die aller Planeten. Dieſer Komet gehört zu den kleinen und ſchwachen Kometen und er hat eine kugelförmige Geſtalt ohne merklichen Schweif. Auch er kann der Erde nie nahe kommen und noch weniger mit ihr zuſammenſtoßen, daher wir von ihm nichts zu fürchten haben. Encke fand durch ſeine Berechnungen, daß die große Axe ſeiner Bahn, alſo auch, nach dem dritten Keplerſchen Geſetze (I. S. 288) ſeine Umlaufszeit immer kleiner wird, eine ſehr auffallende Er- ſcheinung, da dieſe Elemente, wie man weiß, bei allen Planeten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/278
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/278>, abgerufen am 24.11.2024.