Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Kometen. durchaus beständig und auch nicht der geringsten Veränderungunterworfen sind. Encke sucht die Ursache davon in dem Wider- stande, welchen der durch den ganzen Weltraum verbreitete Aether, seiner großen Feinheit ungeachtet, einem so lockern und wenig dichten Körper entgegen setzt, während derselbe auf die viel dichteren Planeten keinen für uns merkbaren Einfluß ausübt. Auf den ersten Blick könnte es sonderbar scheinen, daß der Kometen. durchaus beſtändig und auch nicht der geringſten Veränderungunterworfen ſind. Encke ſucht die Urſache davon in dem Wider- ſtande, welchen der durch den ganzen Weltraum verbreitete Aether, ſeiner großen Feinheit ungeachtet, einem ſo lockern und wenig dichten Körper entgegen ſetzt, während derſelbe auf die viel dichteren Planeten keinen für uns merkbaren Einfluß ausübt. Auf den erſten Blick könnte es ſonderbar ſcheinen, daß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0279" n="269"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/> durchaus beſtändig und auch nicht der geringſten Veränderung<lb/> unterworfen ſind. Encke ſucht die Urſache davon in dem Wider-<lb/> ſtande, welchen der durch den ganzen Weltraum verbreitete Aether,<lb/> ſeiner großen Feinheit ungeachtet, einem ſo lockern und wenig<lb/> dichten Körper entgegen ſetzt, während derſelbe auf die viel dichteren<lb/> Planeten keinen für uns merkbaren Einfluß ausübt.</p><lb/> <p>Auf den erſten Blick könnte es ſonderbar ſcheinen, daß der<lb/> Widerſtand eines ſolchen Mittels, in welchem ſich ein Körper<lb/> bewegt, die Geſchwindigkeit deſſelben <hi rendition="#g">beſchleunigen</hi> ſoll, denn<lb/> das thut ſie, wenn dadurch der Halbmeſſer der Bahn kleiner, oder<lb/> wenn der Komet der Sonne näher gerückt wird, allein man wird<lb/> ſich erinnern, daß auf einem um die Sonne gehenden Himmels-<lb/> körper immer zwei Kräfte wirken: die anziehende Kraft dieſer<lb/> Sonne und die Tangentialkraft, die von einem urſprünglichen<lb/> Stoße herrührt, welchen der Komet im Anfange ſeiner Bewegung<lb/> erhalten hat. Nach der letzten Kraft beſtrebt ſich der Komet, in<lb/> jedem Augenblicke nach der geradlinigen Tangente ſeiner Bahn<lb/> fortzugehen, von welcher er, durch die erſte Kraft, immer wieder<lb/> gegen die Sonne abgelenkt oder der Sonne genähert wird. Die<lb/> Geſammtwirkung beider Kräfte macht ihn dann in der <hi rendition="#g">krummen</hi><lb/> Bahn fortgehen, die er in der That um die Sonne beſchreibt.<lb/> Durch den Widerſtand jenes Mittels wird nun ihre Tangential-<lb/> kraft offenbar <hi rendition="#g">vermindert</hi>, und das iſt, da <hi rendition="#g">es</hi> ſich hier nur um<lb/> die Verhältniſſe beider Kräfte handelt, ganz eben ſo viel, als ob<lb/> die Attractionskraft der Sonne <hi rendition="#g">vermehrt</hi> worden wäre, ſo daß<lb/> alſo die Sonne, wegen jenes Mittels, ihn ſtärker anziehen, ihn<lb/> näher zu ſich ziehen und eben dadurch auch ſeine Geſchwindigkeit<lb/> vermehren oder ſeine Umlaufszeit vermindern muß. Wenn die<lb/> Bahn des Kometen eine feſte, Kanal-ähnliche Bahn wäre, wenn<lb/> z. B. eine Kugel von Metall oder Elfenbein ſich in irgend einer<lb/> krummen Röhre bewegte, ſo iſt kein Zweifel, daß ſie ſich in dem<lb/> leeren Raume dieſer Röhre ſchneller, als in einer mit Luft oder<lb/> Waſſer gefüllten Röhre bewegen würde, ſo daß alſo hier der<lb/> Widerſtand des Waſſers in der That eine Verzögerung, und<lb/> nicht, wie dort, eine Beſchleunigung der Geſchwindigkeit des<lb/> Körpers hervorbringen würde. Allein die himmliſchen Körper<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0279]
Kometen.
durchaus beſtändig und auch nicht der geringſten Veränderung
unterworfen ſind. Encke ſucht die Urſache davon in dem Wider-
ſtande, welchen der durch den ganzen Weltraum verbreitete Aether,
ſeiner großen Feinheit ungeachtet, einem ſo lockern und wenig
dichten Körper entgegen ſetzt, während derſelbe auf die viel dichteren
Planeten keinen für uns merkbaren Einfluß ausübt.
Auf den erſten Blick könnte es ſonderbar ſcheinen, daß der
Widerſtand eines ſolchen Mittels, in welchem ſich ein Körper
bewegt, die Geſchwindigkeit deſſelben beſchleunigen ſoll, denn
das thut ſie, wenn dadurch der Halbmeſſer der Bahn kleiner, oder
wenn der Komet der Sonne näher gerückt wird, allein man wird
ſich erinnern, daß auf einem um die Sonne gehenden Himmels-
körper immer zwei Kräfte wirken: die anziehende Kraft dieſer
Sonne und die Tangentialkraft, die von einem urſprünglichen
Stoße herrührt, welchen der Komet im Anfange ſeiner Bewegung
erhalten hat. Nach der letzten Kraft beſtrebt ſich der Komet, in
jedem Augenblicke nach der geradlinigen Tangente ſeiner Bahn
fortzugehen, von welcher er, durch die erſte Kraft, immer wieder
gegen die Sonne abgelenkt oder der Sonne genähert wird. Die
Geſammtwirkung beider Kräfte macht ihn dann in der krummen
Bahn fortgehen, die er in der That um die Sonne beſchreibt.
Durch den Widerſtand jenes Mittels wird nun ihre Tangential-
kraft offenbar vermindert, und das iſt, da es ſich hier nur um
die Verhältniſſe beider Kräfte handelt, ganz eben ſo viel, als ob
die Attractionskraft der Sonne vermehrt worden wäre, ſo daß
alſo die Sonne, wegen jenes Mittels, ihn ſtärker anziehen, ihn
näher zu ſich ziehen und eben dadurch auch ſeine Geſchwindigkeit
vermehren oder ſeine Umlaufszeit vermindern muß. Wenn die
Bahn des Kometen eine feſte, Kanal-ähnliche Bahn wäre, wenn
z. B. eine Kugel von Metall oder Elfenbein ſich in irgend einer
krummen Röhre bewegte, ſo iſt kein Zweifel, daß ſie ſich in dem
leeren Raume dieſer Röhre ſchneller, als in einer mit Luft oder
Waſſer gefüllten Röhre bewegen würde, ſo daß alſo hier der
Widerſtand des Waſſers in der That eine Verzögerung, und
nicht, wie dort, eine Beſchleunigung der Geſchwindigkeit des
Körpers hervorbringen würde. Allein die himmliſchen Körper
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |