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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
Schicksale der großen Herren, das heißt Derjenigen abgeben, die
sich von jeher um sie am wenigsten bekümmert haben. Der Glau-
be, daß die Kometen Unglück bedeuten, scheint so alt zu seyn, als
das Menschengeschlecht selbst. Wo immer Krieg, Krankheit, Erd-
beben, Ueberschwemmungen u. dgl. statt hatten, da waren es auch
die Kometen, welche die Schuld daran tragen mußten. Besonders
stark in diesem Glauben waren die Römer, die überhaupt zu den
abergläubischsten Völkern der Erde gezählt werden müssen. Ihre
Schriftsteller, selbst die berühmtesten, sind voll von den Vorbedeu-
tungen, welche die Kometen mit sich führen sollen. Cicero, der
sich doch sonst so klug dünkte, versichert ganz ernsthaft, daß alle Ko-
meten Kriege und Bürgerzwiste bedeuten. Auch Plinius d. A.
nennt sie terrifica et non leviter saeva sidera und meint, daß
besonders die dreieckigen nicht viel taugen und sehr boshafter Na-
tur sind. Seneca, der an einem andern Orte (Nat. Hist.
Lib. VII.
13) so richtige und für seine Zeiten in der That ganz
unerwartete Ideen von ihnen mittheilt, erklärt doch, daß sie alle
sehr tückische Wesen seyen, da sogar derjenige, der laetissimo
Neronis imperio
erschien, und der also unter einem so guten und
vortrefflichen Fürsten nichts als Wohlthaten hätte bringen sollen,
cum ne hic quidem Cometis veterem detraxerit infamiam.
Noch bezeichnendere Stellen findet man in den römischen Dichtern,
Virgil, Claudian, Tibull, u. a., die alle die Bosheit der Kome-
ten nicht nachdrücklich genug beschreiben können. Aber auch die
eigentlichen Geschichtschreiber wollten nicht hinter jenen zurückblei-
ben, und Thucydides, Sueton, Josephus Flavius u. a. erzählen
uns eine Menge Unglücksfälle, die durch Kometen angezeigt oder
selbst bewirkt worden seyn sollen. Wer Lust an solchen Mähr-
chen hat, kann sie in des berühmten Jesuiten Riccioli's Werke
(Almagestum novum) oder in des bereits oben erwähnten Lu-
bienietz Theatrum cometicum
selbst nachsehen.

Aber auch selbst die eigentlichen und unter ihnen sehr aus-
gezeichnete Astronomen haben sich von diesen, die Menschen so lange
beherrschenden Vorurtheilen nicht ganz frei halten können, wie der
folgende Auszug aus einem Aufsatze zeigt, den D'Alembert in der
Encyclopedie francaise eingerückt und die erst im Jahr 1815

Kometen.
Schickſale der großen Herren, das heißt Derjenigen abgeben, die
ſich von jeher um ſie am wenigſten bekümmert haben. Der Glau-
be, daß die Kometen Unglück bedeuten, ſcheint ſo alt zu ſeyn, als
das Menſchengeſchlecht ſelbſt. Wo immer Krieg, Krankheit, Erd-
beben, Ueberſchwemmungen u. dgl. ſtatt hatten, da waren es auch
die Kometen, welche die Schuld daran tragen mußten. Beſonders
ſtark in dieſem Glauben waren die Römer, die überhaupt zu den
abergläubiſchſten Völkern der Erde gezählt werden müſſen. Ihre
Schriftſteller, ſelbſt die berühmteſten, ſind voll von den Vorbedeu-
tungen, welche die Kometen mit ſich führen ſollen. Cicero, der
ſich doch ſonſt ſo klug dünkte, verſichert ganz ernſthaft, daß alle Ko-
meten Kriege und Bürgerzwiſte bedeuten. Auch Plinius d. A.
nennt ſie terrifica et non leviter saeva sidera und meint, daß
beſonders die dreieckigen nicht viel taugen und ſehr boshafter Na-
tur ſind. Seneca, der an einem andern Orte (Nat. Hist.
Lib. VII.
13) ſo richtige und für ſeine Zeiten in der That ganz
unerwartete Ideen von ihnen mittheilt, erklärt doch, daß ſie alle
ſehr tückiſche Weſen ſeyen, da ſogar derjenige, der laetissimo
Neronis imperio
erſchien, und der alſo unter einem ſo guten und
vortrefflichen Fürſten nichts als Wohlthaten hätte bringen ſollen,
cum ne hic quidem Cometis veterem detraxerit infamiam.
Noch bezeichnendere Stellen findet man in den römiſchen Dichtern,
Virgil, Claudian, Tibull, u. a., die alle die Bosheit der Kome-
ten nicht nachdrücklich genug beſchreiben können. Aber auch die
eigentlichen Geſchichtſchreiber wollten nicht hinter jenen zurückblei-
ben, und Thucydides, Sueton, Joſephus Flavius u. a. erzählen
uns eine Menge Unglücksfälle, die durch Kometen angezeigt oder
ſelbſt bewirkt worden ſeyn ſollen. Wer Luſt an ſolchen Mähr-
chen hat, kann ſie in des berühmten Jeſuiten Riccioli’s Werke
(Almagestum novum) oder in des bereits oben erwähnten Lu-
bienietz Theatrum cometicum
ſelbſt nachſehen.

Aber auch ſelbſt die eigentlichen und unter ihnen ſehr aus-
gezeichnete Aſtronomen haben ſich von dieſen, die Menſchen ſo lange
beherrſchenden Vorurtheilen nicht ganz frei halten können, wie der
folgende Auszug aus einem Aufſatze zeigt, den D’Alembert in der
Encyclopédie française eingerückt und die erſt im Jahr 1815

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[280/0290] Kometen. Schickſale der großen Herren, das heißt Derjenigen abgeben, die ſich von jeher um ſie am wenigſten bekümmert haben. Der Glau- be, daß die Kometen Unglück bedeuten, ſcheint ſo alt zu ſeyn, als das Menſchengeſchlecht ſelbſt. Wo immer Krieg, Krankheit, Erd- beben, Ueberſchwemmungen u. dgl. ſtatt hatten, da waren es auch die Kometen, welche die Schuld daran tragen mußten. Beſonders ſtark in dieſem Glauben waren die Römer, die überhaupt zu den abergläubiſchſten Völkern der Erde gezählt werden müſſen. Ihre Schriftſteller, ſelbſt die berühmteſten, ſind voll von den Vorbedeu- tungen, welche die Kometen mit ſich führen ſollen. Cicero, der ſich doch ſonſt ſo klug dünkte, verſichert ganz ernſthaft, daß alle Ko- meten Kriege und Bürgerzwiſte bedeuten. Auch Plinius d. A. nennt ſie terrifica et non leviter saeva sidera und meint, daß beſonders die dreieckigen nicht viel taugen und ſehr boshafter Na- tur ſind. Seneca, der an einem andern Orte (Nat. Hist. Lib. VII. 13) ſo richtige und für ſeine Zeiten in der That ganz unerwartete Ideen von ihnen mittheilt, erklärt doch, daß ſie alle ſehr tückiſche Weſen ſeyen, da ſogar derjenige, der laetissimo Neronis imperio erſchien, und der alſo unter einem ſo guten und vortrefflichen Fürſten nichts als Wohlthaten hätte bringen ſollen, cum ne hic quidem Cometis veterem detraxerit infamiam. Noch bezeichnendere Stellen findet man in den römiſchen Dichtern, Virgil, Claudian, Tibull, u. a., die alle die Bosheit der Kome- ten nicht nachdrücklich genug beſchreiben können. Aber auch die eigentlichen Geſchichtſchreiber wollten nicht hinter jenen zurückblei- ben, und Thucydides, Sueton, Joſephus Flavius u. a. erzählen uns eine Menge Unglücksfälle, die durch Kometen angezeigt oder ſelbſt bewirkt worden ſeyn ſollen. Wer Luſt an ſolchen Mähr- chen hat, kann ſie in des berühmten Jeſuiten Riccioli’s Werke (Almagestum novum) oder in des bereits oben erwähnten Lu- bienietz Theatrum cometicum ſelbſt nachſehen. Aber auch ſelbſt die eigentlichen und unter ihnen ſehr aus- gezeichnete Aſtronomen haben ſich von dieſen, die Menſchen ſo lange beherrſchenden Vorurtheilen nicht ganz frei halten können, wie der folgende Auszug aus einem Aufſatze zeigt, den D’Alembert in der Encyclopédie française eingerückt und die erſt im Jahr 1815

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/290>, abgerufen am 21.11.2024.