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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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erleidet, und wodurch sie größtentheils nur in eine äußerst lockere
Dunstmasse aufgelöst werden, könnte diese gewaltige Ausdehnung
nicht zugleich ein mächtiges Schutzmittel gegen die dort herrschende
Hitze seyn und eine wahre Abkühlung desselben erzeugen? Diese
Ausdehnung wird offenbar am stärksten auf der der Sonne
zugekehrten Seite des Kometen seyn, nach welcher daher die
dichtere und kältere Luft der andern Seite mit Gewalt hinströ-
men und dadurch einen immer kühlenden Lufzug erregen wird.
Diese Ausdehnbarkeit, diese ungemeine Elasticität der Kometen-
masse mag sie selbst ganz besonders gegen die Extreme der Tem-
peratur beschützen, welchen sie auf ihrer weiten Reise ausgesetzt
sind. Wir wissen, daß auf den Gipfeln unserer Berge, wegen der
dort schon sehr verdünnten Luft, die Kälte wieder größer ist, als in
den Thälern, wo die dichtere Luft die Wärme so stark befördert.
Ganz eben so, nur in einem viel höheren Grade, mag es auch
mit den Kometen gehen. Wenn ihre Masse, zur Zeit der Peri-
helien, durch die Sonnenhitze sehr verdünnt und beinahe in eine
bloße Luftart ausgedehnt wird, muß eben diese Verdünnung wie-
der Kühle erzeugen und wenn im Gegentheile, in ihren Aphelien,
dieselbe Masse durch die dort herrschende Kälte vielleicht zu der
Dichtigkeit unserer Steine und Metalle zusammengepreßt wird,
muß durch eben diese Verdichtung wieder eine große Menge Wär-
mestoffes frei werden. Auf diese Weise mag den Kometen jene
wunderbare, veränderliche Dunsthülle als ein für alle Fälle beque-
mer Reisemantel, als ein warmer Pelz im Winter und als ein
kühlender Sonnenschirm im Sommer dienen. Wenn diese Him-
melswanderer aus der Tiefe des Weltalls, aus jenen eisigen Re-
gionen zu uns heran kommen, sehen wir sie, am Ende ihrer lan-
gen Winterreise, noch enge in ihr dichtes Gewand gehüllt; aber
wie sie allmählig der wärmenden Sonne näher treten, lüften sie
dieses Gewand und breiten es endlich, wie ein kühlendes Zelt,
um sich aus, um in dem Schatten desselben, der nahen Sonne
ungeachtet, einer ihnen sehr angenehmen Temperatur zu genießen,
so daß sie die Tage, welche wir für sie als die gefahrvollsten hal-
ten, vielleicht als die fröhlichsten Feste ihrer langen Jahre zu feiern
pflegen. Ist es doch, selbst durch eine große Anzahl von Erfah-

Kometen.
erleidet, und wodurch ſie größtentheils nur in eine äußerſt lockere
Dunſtmaſſe aufgelöst werden, könnte dieſe gewaltige Ausdehnung
nicht zugleich ein mächtiges Schutzmittel gegen die dort herrſchende
Hitze ſeyn und eine wahre Abkühlung deſſelben erzeugen? Dieſe
Ausdehnung wird offenbar am ſtärkſten auf der der Sonne
zugekehrten Seite des Kometen ſeyn, nach welcher daher die
dichtere und kältere Luft der andern Seite mit Gewalt hinſtrö-
men und dadurch einen immer kühlenden Lufzug erregen wird.
Dieſe Ausdehnbarkeit, dieſe ungemeine Elaſticität der Kometen-
maſſe mag ſie ſelbſt ganz beſonders gegen die Extreme der Tem-
peratur beſchützen, welchen ſie auf ihrer weiten Reiſe ausgeſetzt
ſind. Wir wiſſen, daß auf den Gipfeln unſerer Berge, wegen der
dort ſchon ſehr verdünnten Luft, die Kälte wieder größer iſt, als in
den Thälern, wo die dichtere Luft die Wärme ſo ſtark befördert.
Ganz eben ſo, nur in einem viel höheren Grade, mag es auch
mit den Kometen gehen. Wenn ihre Maſſe, zur Zeit der Peri-
helien, durch die Sonnenhitze ſehr verdünnt und beinahe in eine
bloße Luftart ausgedehnt wird, muß eben dieſe Verdünnung wie-
der Kühle erzeugen und wenn im Gegentheile, in ihren Aphelien,
dieſelbe Maſſe durch die dort herrſchende Kälte vielleicht zu der
Dichtigkeit unſerer Steine und Metalle zuſammengepreßt wird,
muß durch eben dieſe Verdichtung wieder eine große Menge Wär-
meſtoffes frei werden. Auf dieſe Weiſe mag den Kometen jene
wunderbare, veränderliche Dunſthülle als ein für alle Fälle beque-
mer Reiſemantel, als ein warmer Pelz im Winter und als ein
kühlender Sonnenſchirm im Sommer dienen. Wenn dieſe Him-
melswanderer aus der Tiefe des Weltalls, aus jenen eiſigen Re-
gionen zu uns heran kommen, ſehen wir ſie, am Ende ihrer lan-
gen Winterreiſe, noch enge in ihr dichtes Gewand gehüllt; aber
wie ſie allmählig der wärmenden Sonne näher treten, lüften ſie
dieſes Gewand und breiten es endlich, wie ein kühlendes Zelt,
um ſich aus, um in dem Schatten deſſelben, der nahen Sonne
ungeachtet, einer ihnen ſehr angenehmen Temperatur zu genießen,
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[297/0307] Kometen. erleidet, und wodurch ſie größtentheils nur in eine äußerſt lockere Dunſtmaſſe aufgelöst werden, könnte dieſe gewaltige Ausdehnung nicht zugleich ein mächtiges Schutzmittel gegen die dort herrſchende Hitze ſeyn und eine wahre Abkühlung deſſelben erzeugen? Dieſe Ausdehnung wird offenbar am ſtärkſten auf der der Sonne zugekehrten Seite des Kometen ſeyn, nach welcher daher die dichtere und kältere Luft der andern Seite mit Gewalt hinſtrö- men und dadurch einen immer kühlenden Lufzug erregen wird. Dieſe Ausdehnbarkeit, dieſe ungemeine Elaſticität der Kometen- maſſe mag ſie ſelbſt ganz beſonders gegen die Extreme der Tem- peratur beſchützen, welchen ſie auf ihrer weiten Reiſe ausgeſetzt ſind. Wir wiſſen, daß auf den Gipfeln unſerer Berge, wegen der dort ſchon ſehr verdünnten Luft, die Kälte wieder größer iſt, als in den Thälern, wo die dichtere Luft die Wärme ſo ſtark befördert. Ganz eben ſo, nur in einem viel höheren Grade, mag es auch mit den Kometen gehen. Wenn ihre Maſſe, zur Zeit der Peri- helien, durch die Sonnenhitze ſehr verdünnt und beinahe in eine bloße Luftart ausgedehnt wird, muß eben dieſe Verdünnung wie- der Kühle erzeugen und wenn im Gegentheile, in ihren Aphelien, dieſelbe Maſſe durch die dort herrſchende Kälte vielleicht zu der Dichtigkeit unſerer Steine und Metalle zuſammengepreßt wird, muß durch eben dieſe Verdichtung wieder eine große Menge Wär- meſtoffes frei werden. Auf dieſe Weiſe mag den Kometen jene wunderbare, veränderliche Dunſthülle als ein für alle Fälle beque- mer Reiſemantel, als ein warmer Pelz im Winter und als ein kühlender Sonnenſchirm im Sommer dienen. Wenn dieſe Him- melswanderer aus der Tiefe des Weltalls, aus jenen eiſigen Re- gionen zu uns heran kommen, ſehen wir ſie, am Ende ihrer lan- gen Winterreiſe, noch enge in ihr dichtes Gewand gehüllt; aber wie ſie allmählig der wärmenden Sonne näher treten, lüften ſie dieſes Gewand und breiten es endlich, wie ein kühlendes Zelt, um ſich aus, um in dem Schatten deſſelben, der nahen Sonne ungeachtet, einer ihnen ſehr angenehmen Temperatur zu genießen, ſo daß ſie die Tage, welche wir für ſie als die gefahrvollſten hal- ten, vielleicht als die fröhlichſten Feſte ihrer langen Jahre zu feiern pflegen. Iſt es doch, ſelbſt durch eine große Anzahl von Erfah-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/307>, abgerufen am 24.11.2024.