Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Kometen. rungen des gemeinen Lebens, bekannt genug, daß bei jedem Ueber-gange eines festen Körpers in einen flüssigen, so wie eines flüssi- gen in einen luftartigen, immer eine große Menge Wärme von diesen Körpern absorbirt oder gebunden, und daher gleichsam Kälte erzeugt wird, während im Gegentheile bei dem Rückgange der luftförmigen Körper in tropfbare, oder dieser in feste, stets viel Wärme frei und dadurch die Temperatur in der Nähe dieser Kör- per erhöht wird. Aus dieser Ursache werden unsere Zimmer im Sommer kühler, wenn der Boden derselben mit Wasser besprengt wird, welches bei seiner Verdünstung, d. h. bei seinem Ueber- gange aus dem tropfbaren in den luftförmigen Zustand Kühle erzeugt; so wird das zum Verkaufe auf der Straße ausge- legte Obst durch dasselbe Mittel frisch erhalten; so belegen die Schnitter ihre Wasserkrüge mit feuchten Tüchern, wozu man in Aegypten noch vortheilhaftere Trinkgefäße von sehr porösem Thone braucht, durch welche das Wasser in kleinen Tropfen sickert und an der Außenseite der Krüge schnell verdünstet u. f. Wenn daher, wie es sehr wahrscheinlich ist, der die Kometen umgebende Nebel bloß das Resultat der Verdünstung ihrer Masse durch die Sonnenhitze ist, so muß auch, eben durch diese größere Aus- dehnung ihrer Masse im Perihelium eine große Kälte, so wie durch die Verdünstung derselben im Aphelium eine beträchtliche Wärme entstehen. Diese Wechselwirkung mäßigt sowohl die große Hitze ihrer Sonnennähe, als auch die ungemeine Kälte, welche sonst in ihren Sonnenfernen herrschen würde, und macht dadurch einen Aufenthalt, den wir ohne diese Wechselwirkung für uner- träglich halten müßten, für jene, ihren Verhältnissen angemessenen Geschöpfe brauchbar und vielleicht selbst sehr angenehm. Kometen. rungen des gemeinen Lebens, bekannt genug, daß bei jedem Ueber-gange eines feſten Körpers in einen flüſſigen, ſo wie eines flüſſi- gen in einen luftartigen, immer eine große Menge Wärme von dieſen Körpern abſorbirt oder gebunden, und daher gleichſam Kälte erzeugt wird, während im Gegentheile bei dem Rückgange der luftförmigen Körper in tropfbare, oder dieſer in feſte, ſtets viel Wärme frei und dadurch die Temperatur in der Nähe dieſer Kör- per erhöht wird. Aus dieſer Urſache werden unſere Zimmer im Sommer kühler, wenn der Boden derſelben mit Waſſer beſprengt wird, welches bei ſeiner Verdünſtung, d. h. bei ſeinem Ueber- gange aus dem tropfbaren in den luftförmigen Zuſtand Kühle erzeugt; ſo wird das zum Verkaufe auf der Straße ausge- legte Obſt durch daſſelbe Mittel friſch erhalten; ſo belegen die Schnitter ihre Waſſerkrüge mit feuchten Tüchern, wozu man in Aegypten noch vortheilhaftere Trinkgefäße von ſehr poröſem Thone braucht, durch welche das Waſſer in kleinen Tropfen ſickert und an der Außenſeite der Krüge ſchnell verdünſtet u. f. Wenn daher, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, der die Kometen umgebende Nebel bloß das Reſultat der Verdünſtung ihrer Maſſe durch die Sonnenhitze iſt, ſo muß auch, eben durch dieſe größere Aus- dehnung ihrer Maſſe im Perihelium eine große Kälte, ſo wie durch die Verdünſtung derſelben im Aphelium eine beträchtliche Wärme entſtehen. Dieſe Wechſelwirkung mäßigt ſowohl die große Hitze ihrer Sonnennähe, als auch die ungemeine Kälte, welche ſonſt in ihren Sonnenfernen herrſchen würde, und macht dadurch einen Aufenthalt, den wir ohne dieſe Wechſelwirkung für uner- träglich halten müßten, für jene, ihren Verhältniſſen angemeſſenen Geſchöpfe brauchbar und vielleicht ſelbſt ſehr angenehm. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0308" n="298"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/> rungen des gemeinen Lebens, bekannt genug, daß bei jedem Ueber-<lb/> gange eines feſten Körpers in einen flüſſigen, ſo wie eines flüſſi-<lb/> gen in einen luftartigen, immer eine große Menge Wärme von<lb/> dieſen Körpern abſorbirt oder gebunden, und daher gleichſam Kälte<lb/> erzeugt wird, während im Gegentheile bei dem Rückgange der<lb/> luftförmigen Körper in tropfbare, oder dieſer in feſte, ſtets viel<lb/> Wärme frei und dadurch die Temperatur in der Nähe dieſer Kör-<lb/> per erhöht wird. Aus dieſer Urſache werden unſere Zimmer im<lb/> Sommer kühler, wenn der Boden derſelben mit Waſſer beſprengt<lb/> wird, welches bei ſeiner Verdünſtung, d. h. bei ſeinem Ueber-<lb/> gange aus dem tropfbaren in den luftförmigen Zuſtand Kühle<lb/> erzeugt; ſo wird das zum Verkaufe auf der Straße ausge-<lb/> legte Obſt durch daſſelbe Mittel friſch erhalten; ſo belegen<lb/> die Schnitter ihre Waſſerkrüge mit feuchten Tüchern, wozu man<lb/> in Aegypten noch vortheilhaftere Trinkgefäße von ſehr poröſem<lb/> Thone braucht, durch welche das Waſſer in kleinen Tropfen ſickert<lb/> und an der Außenſeite der Krüge ſchnell verdünſtet u. f. Wenn<lb/> daher, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, der die Kometen umgebende<lb/> Nebel bloß das Reſultat der Verdünſtung ihrer Maſſe durch<lb/> die Sonnenhitze iſt, ſo muß auch, eben durch dieſe größere Aus-<lb/> dehnung ihrer Maſſe im Perihelium eine große Kälte, ſo wie<lb/> durch die Verdünſtung derſelben im Aphelium eine beträchtliche<lb/> Wärme entſtehen. Dieſe Wechſelwirkung mäßigt ſowohl die große<lb/> Hitze ihrer Sonnennähe, als auch die ungemeine Kälte, welche<lb/> ſonſt in ihren Sonnenfernen herrſchen würde, und macht dadurch<lb/> einen Aufenthalt, den wir ohne dieſe Wechſelwirkung für uner-<lb/> träglich halten müßten, für jene, ihren Verhältniſſen angemeſſenen<lb/> Geſchöpfe brauchbar und vielleicht ſelbſt ſehr angenehm.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0308]
Kometen.
rungen des gemeinen Lebens, bekannt genug, daß bei jedem Ueber-
gange eines feſten Körpers in einen flüſſigen, ſo wie eines flüſſi-
gen in einen luftartigen, immer eine große Menge Wärme von
dieſen Körpern abſorbirt oder gebunden, und daher gleichſam Kälte
erzeugt wird, während im Gegentheile bei dem Rückgange der
luftförmigen Körper in tropfbare, oder dieſer in feſte, ſtets viel
Wärme frei und dadurch die Temperatur in der Nähe dieſer Kör-
per erhöht wird. Aus dieſer Urſache werden unſere Zimmer im
Sommer kühler, wenn der Boden derſelben mit Waſſer beſprengt
wird, welches bei ſeiner Verdünſtung, d. h. bei ſeinem Ueber-
gange aus dem tropfbaren in den luftförmigen Zuſtand Kühle
erzeugt; ſo wird das zum Verkaufe auf der Straße ausge-
legte Obſt durch daſſelbe Mittel friſch erhalten; ſo belegen
die Schnitter ihre Waſſerkrüge mit feuchten Tüchern, wozu man
in Aegypten noch vortheilhaftere Trinkgefäße von ſehr poröſem
Thone braucht, durch welche das Waſſer in kleinen Tropfen ſickert
und an der Außenſeite der Krüge ſchnell verdünſtet u. f. Wenn
daher, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, der die Kometen umgebende
Nebel bloß das Reſultat der Verdünſtung ihrer Maſſe durch
die Sonnenhitze iſt, ſo muß auch, eben durch dieſe größere Aus-
dehnung ihrer Maſſe im Perihelium eine große Kälte, ſo wie
durch die Verdünſtung derſelben im Aphelium eine beträchtliche
Wärme entſtehen. Dieſe Wechſelwirkung mäßigt ſowohl die große
Hitze ihrer Sonnennähe, als auch die ungemeine Kälte, welche
ſonſt in ihren Sonnenfernen herrſchen würde, und macht dadurch
einen Aufenthalt, den wir ohne dieſe Wechſelwirkung für uner-
träglich halten müßten, für jene, ihren Verhältniſſen angemeſſenen
Geſchöpfe brauchbar und vielleicht ſelbſt ſehr angenehm.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |