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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Anzahl, Entfernung und Größe der Fixsterne.
Ende alle Gegenden desselben von Himmelskörpern eingenommen
vorauszusetzen. Zwar ist es uns, bei unserer Beschränktheit, un-
möglich, einen nach allen Seiten gränzenlosen Raum zu denken,
aber ist es uns weniger unmöglich, die Natur und die schaffende
Kraft derselben in irgend einer Beziehung, der Zeit oder des
Raumes, beschränkt zu denken? Können wir eine Ursache angeben,
welche diese Kraft in ihrer Thätigkeit aufzuhalten im Stande ist?
Wenn wir uns einen Raum, der keine Gränzen, also auch keine
Gestalt hat, nicht mehr vorstellen können, so begreifen wir eben
so wenig, wie der Urheber aller Dinge, nachdem er Myriaden
von Weltsystemen ihr Daseyn gegeben hatte, nun plötzlich in den
Aeußerungen seiner schaffenden Allmacht aufgehalten werden, oder
wie er sich selbst ein, wenn auch noch so entferntes, doch immer
endliches Ziel seiner Wirksamkeit gesetzt haben sollte.

§. 200. (Einwurf gegen die unendliche Anzahl der Fixsterne.)
Aber, könnte man einwenden, wenn die Zahl der Sterne des
Himmels in der That, und im eigentlichen Sinne des Wortes
unendlich seyn soll, so müßte auch jeder unserer Gesichtsstrahlen
auf einen, ja selbst wieder auf unendlich viele hinter einander
stehende Sterne stoßen und die Folge davon müßte seyn, daß uns
der Himmel in allen seinen Punkten mit Sternen ganz bedeckt,
daß uns jeder Punkt desselben ganz eben so hell, als die Sonne
selbst, erscheinen würde. Da dieß nun offenbar gegen alle Er-
fahrungen ist, so kann auch jene Voraussetzung einer wahrhaft
unendlichen Zahl von Fixsternen nicht zugelassen werden.

Da wir, ebenfalls unseren Erfahrungen zufolge, noch nirgends
in der ganzen Natur einen völlig leeren Raum angetroffen haben,
so ist es auch nicht wahrscheinlich, daß die großen Räume, welche
unsere Planeten, und die noch viel größeren, welche die Sonnen-
systeme unserer Milchstraße und welche diese Milchstraßen selbst
von einander trennen, ganz leer und von keiner Materie ausgefüllt
seyn sollten. Wir haben erst in den neuesten Zeiten eine Art von
directem Beweis für die Existenz eines solchen Aethers, oder wie
man diese Materie sonst nennen mag, an dem Kometen von 3 3/10
Jahren Umlaufszeit erhalten, von dem wir oben (I. S. 269.) ge-

Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
Ende alle Gegenden deſſelben von Himmelskörpern eingenommen
vorauszuſetzen. Zwar iſt es uns, bei unſerer Beſchränktheit, un-
möglich, einen nach allen Seiten gränzenloſen Raum zu denken,
aber iſt es uns weniger unmöglich, die Natur und die ſchaffende
Kraft derſelben in irgend einer Beziehung, der Zeit oder des
Raumes, beſchränkt zu denken? Können wir eine Urſache angeben,
welche dieſe Kraft in ihrer Thätigkeit aufzuhalten im Stande iſt?
Wenn wir uns einen Raum, der keine Gränzen, alſo auch keine
Geſtalt hat, nicht mehr vorſtellen können, ſo begreifen wir eben
ſo wenig, wie der Urheber aller Dinge, nachdem er Myriaden
von Weltſyſtemen ihr Daſeyn gegeben hatte, nun plötzlich in den
Aeußerungen ſeiner ſchaffenden Allmacht aufgehalten werden, oder
wie er ſich ſelbſt ein, wenn auch noch ſo entferntes, doch immer
endliches Ziel ſeiner Wirkſamkeit geſetzt haben ſollte.

§. 200. (Einwurf gegen die unendliche Anzahl der Fixſterne.)
Aber, könnte man einwenden, wenn die Zahl der Sterne des
Himmels in der That, und im eigentlichen Sinne des Wortes
unendlich ſeyn ſoll, ſo müßte auch jeder unſerer Geſichtsſtrahlen
auf einen, ja ſelbſt wieder auf unendlich viele hinter einander
ſtehende Sterne ſtoßen und die Folge davon müßte ſeyn, daß uns
der Himmel in allen ſeinen Punkten mit Sternen ganz bedeckt,
daß uns jeder Punkt deſſelben ganz eben ſo hell, als die Sonne
ſelbſt, erſcheinen würde. Da dieß nun offenbar gegen alle Er-
fahrungen iſt, ſo kann auch jene Vorausſetzung einer wahrhaft
unendlichen Zahl von Fixſternen nicht zugelaſſen werden.

Da wir, ebenfalls unſeren Erfahrungen zufolge, noch nirgends
in der ganzen Natur einen völlig leeren Raum angetroffen haben,
ſo iſt es auch nicht wahrſcheinlich, daß die großen Räume, welche
unſere Planeten, und die noch viel größeren, welche die Sonnen-
ſyſteme unſerer Milchſtraße und welche dieſe Milchſtraßen ſelbſt
von einander trennen, ganz leer und von keiner Materie ausgefüllt
ſeyn ſollten. Wir haben erſt in den neueſten Zeiten eine Art von
directem Beweis für die Exiſtenz eines ſolchen Aethers, oder wie
man dieſe Materie ſonſt nennen mag, an dem Kometen von 3 3/10
Jahren Umlaufszeit erhalten, von dem wir oben (I. S. 269.) ge-

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[312/0322] Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne. Ende alle Gegenden deſſelben von Himmelskörpern eingenommen vorauszuſetzen. Zwar iſt es uns, bei unſerer Beſchränktheit, un- möglich, einen nach allen Seiten gränzenloſen Raum zu denken, aber iſt es uns weniger unmöglich, die Natur und die ſchaffende Kraft derſelben in irgend einer Beziehung, der Zeit oder des Raumes, beſchränkt zu denken? Können wir eine Urſache angeben, welche dieſe Kraft in ihrer Thätigkeit aufzuhalten im Stande iſt? Wenn wir uns einen Raum, der keine Gränzen, alſo auch keine Geſtalt hat, nicht mehr vorſtellen können, ſo begreifen wir eben ſo wenig, wie der Urheber aller Dinge, nachdem er Myriaden von Weltſyſtemen ihr Daſeyn gegeben hatte, nun plötzlich in den Aeußerungen ſeiner ſchaffenden Allmacht aufgehalten werden, oder wie er ſich ſelbſt ein, wenn auch noch ſo entferntes, doch immer endliches Ziel ſeiner Wirkſamkeit geſetzt haben ſollte. §. 200. (Einwurf gegen die unendliche Anzahl der Fixſterne.) Aber, könnte man einwenden, wenn die Zahl der Sterne des Himmels in der That, und im eigentlichen Sinne des Wortes unendlich ſeyn ſoll, ſo müßte auch jeder unſerer Geſichtsſtrahlen auf einen, ja ſelbſt wieder auf unendlich viele hinter einander ſtehende Sterne ſtoßen und die Folge davon müßte ſeyn, daß uns der Himmel in allen ſeinen Punkten mit Sternen ganz bedeckt, daß uns jeder Punkt deſſelben ganz eben ſo hell, als die Sonne ſelbſt, erſcheinen würde. Da dieß nun offenbar gegen alle Er- fahrungen iſt, ſo kann auch jene Vorausſetzung einer wahrhaft unendlichen Zahl von Fixſternen nicht zugelaſſen werden. Da wir, ebenfalls unſeren Erfahrungen zufolge, noch nirgends in der ganzen Natur einen völlig leeren Raum angetroffen haben, ſo iſt es auch nicht wahrſcheinlich, daß die großen Räume, welche unſere Planeten, und die noch viel größeren, welche die Sonnen- ſyſteme unſerer Milchſtraße und welche dieſe Milchſtraßen ſelbſt von einander trennen, ganz leer und von keiner Materie ausgefüllt ſeyn ſollten. Wir haben erſt in den neueſten Zeiten eine Art von directem Beweis für die Exiſtenz eines ſolchen Aethers, oder wie man dieſe Materie ſonſt nennen mag, an dem Kometen von 3 3/10 Jahren Umlaufszeit erhalten, von dem wir oben (I. S. 269.) ge-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/322>, abgerufen am 21.11.2024.