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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Doppelsterne.
Von den 6000 Doppelsternen, die wir jetzt kennen, gehören nahe
1930 in die erste, 1310 in die zweite, nahe eben so viel in die
dritte und 1450 in die vierte Klasse.

In den neueren Zeiten hat man diese Eintheilung wieder ver-
lassen, vorzüglich aus dem Grunde, weil diese Distanzen, wie wir
bald sehen werden, veränderlich sind und daher kein gutes Mittel
zur Eintheilung geben können. Man führt sie jetzt gewöhnlich so,
wie alle anderen Sterne auf, indem man von den größeren der
beiden Sterne die Rectascension und Poldistanz (I. Einl. §. 22. 29)
in dem Sternenverzeichnisse angibt, was hinreichend ist, seinen
Ort am Himmel zu jeder Zeit zu finden. Diesen beiden Angaben
wird dann noch die Distanz D der beiden Sterne in Secunden
und der Positionswinkel P beigefügt, d. h. der Winkel, welchen
diese Distanz mit dem Declinationskreise (I. Einl. 13) des grö-
ßern Sterns bildet.

§. 205. (Verhältniß der doppelten Sterne zu den einfachen.)
Nach den Untersuchungen, die man über die Anzahl der Doppel-
sterne, indem man sie aus den einfachen heraus suchte, angestellt
hat, findet man, daß von den Sternen der ersten bis sechsten
Größe auf je 10 solcher Sterne schon ein Doppelstern kömmt.
Von den Sternen der sechsten bis neunten Größe aber findet man
nur auf je 25 und von noch kleineren erst unter je 42 einfachen
Sternen einen Doppelstern. Die Doppelsterne werden also selte-
ner, je kleiner die Sterne selbst sind. Dieß und die oben bemerkte
größere Anzahl der Doppelsterne der ersten Klasse ist sehr merk-
würdig. Wenn die Doppelsterne nur optisch oder bloß scheinbar
doppelt wären, so müßten die der vierten Klasse die häufigsten
und die der ersten im Gegentheile die seltensten seyn. Da die
Flächen der Kreise von 4, 8, 16 und 32 Secunden sich wie die
Zahlen 1, 4, 16 und 64 verhalten, so müßten sich die Zahlen der
Doppelsterne, wenn sie bloß optisch wären, in den vier Klassen
wie 1, 3, 12 und 48 verhalten, so daß also von 64 optischen Dop-
pelsternen nur ein einziger von der ersten, 3 von der zweiten, 12 von
der dritten und 48 von der vierten Klasse seyn müßten. Wir hat-

Littrow's Himmel u. s. Wunder. II. 21

Doppelſterne.
Von den 6000 Doppelſternen, die wir jetzt kennen, gehören nahe
1930 in die erſte, 1310 in die zweite, nahe eben ſo viel in die
dritte und 1450 in die vierte Klaſſe.

In den neueren Zeiten hat man dieſe Eintheilung wieder ver-
laſſen, vorzüglich aus dem Grunde, weil dieſe Diſtanzen, wie wir
bald ſehen werden, veränderlich ſind und daher kein gutes Mittel
zur Eintheilung geben können. Man führt ſie jetzt gewöhnlich ſo,
wie alle anderen Sterne auf, indem man von den größeren der
beiden Sterne die Rectaſcenſion und Poldiſtanz (I. Einl. §. 22. 29)
in dem Sternenverzeichniſſe angibt, was hinreichend iſt, ſeinen
Ort am Himmel zu jeder Zeit zu finden. Dieſen beiden Angaben
wird dann noch die Diſtanz Δ der beiden Sterne in Secunden
und der Poſitionswinkel Π beigefügt, d. h. der Winkel, welchen
dieſe Diſtanz mit dem Declinationskreiſe (I. Einl. 13) des grö-
ßern Sterns bildet.

§. 205. (Verhältniß der doppelten Sterne zu den einfachen.)
Nach den Unterſuchungen, die man über die Anzahl der Doppel-
ſterne, indem man ſie aus den einfachen heraus ſuchte, angeſtellt
hat, findet man, daß von den Sternen der erſten bis ſechsten
Größe auf je 10 ſolcher Sterne ſchon ein Doppelſtern kömmt.
Von den Sternen der ſechsten bis neunten Größe aber findet man
nur auf je 25 und von noch kleineren erſt unter je 42 einfachen
Sternen einen Doppelſtern. Die Doppelſterne werden alſo ſelte-
ner, je kleiner die Sterne ſelbſt ſind. Dieß und die oben bemerkte
größere Anzahl der Doppelſterne der erſten Klaſſe iſt ſehr merk-
würdig. Wenn die Doppelſterne nur optiſch oder bloß ſcheinbar
doppelt wären, ſo müßten die der vierten Klaſſe die häufigſten
und die der erſten im Gegentheile die ſeltenſten ſeyn. Da die
Flächen der Kreiſe von 4, 8, 16 und 32 Secunden ſich wie die
Zahlen 1, 4, 16 und 64 verhalten, ſo müßten ſich die Zahlen der
Doppelſterne, wenn ſie bloß optiſch wären, in den vier Klaſſen
wie 1, 3, 12 und 48 verhalten, ſo daß alſo von 64 optiſchen Dop-
pelſternen nur ein einziger von der erſten, 3 von der zweiten, 12 von
der dritten und 48 von der vierten Klaſſe ſeyn müßten. Wir hat-

Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 21
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[321/0331] Doppelſterne. Von den 6000 Doppelſternen, die wir jetzt kennen, gehören nahe 1930 in die erſte, 1310 in die zweite, nahe eben ſo viel in die dritte und 1450 in die vierte Klaſſe. In den neueren Zeiten hat man dieſe Eintheilung wieder ver- laſſen, vorzüglich aus dem Grunde, weil dieſe Diſtanzen, wie wir bald ſehen werden, veränderlich ſind und daher kein gutes Mittel zur Eintheilung geben können. Man führt ſie jetzt gewöhnlich ſo, wie alle anderen Sterne auf, indem man von den größeren der beiden Sterne die Rectaſcenſion und Poldiſtanz (I. Einl. §. 22. 29) in dem Sternenverzeichniſſe angibt, was hinreichend iſt, ſeinen Ort am Himmel zu jeder Zeit zu finden. Dieſen beiden Angaben wird dann noch die Diſtanz Δ der beiden Sterne in Secunden und der Poſitionswinkel Π beigefügt, d. h. der Winkel, welchen dieſe Diſtanz mit dem Declinationskreiſe (I. Einl. 13) des grö- ßern Sterns bildet. §. 205. (Verhältniß der doppelten Sterne zu den einfachen.) Nach den Unterſuchungen, die man über die Anzahl der Doppel- ſterne, indem man ſie aus den einfachen heraus ſuchte, angeſtellt hat, findet man, daß von den Sternen der erſten bis ſechsten Größe auf je 10 ſolcher Sterne ſchon ein Doppelſtern kömmt. Von den Sternen der ſechsten bis neunten Größe aber findet man nur auf je 25 und von noch kleineren erſt unter je 42 einfachen Sternen einen Doppelſtern. Die Doppelſterne werden alſo ſelte- ner, je kleiner die Sterne ſelbſt ſind. Dieß und die oben bemerkte größere Anzahl der Doppelſterne der erſten Klaſſe iſt ſehr merk- würdig. Wenn die Doppelſterne nur optiſch oder bloß ſcheinbar doppelt wären, ſo müßten die der vierten Klaſſe die häufigſten und die der erſten im Gegentheile die ſeltenſten ſeyn. Da die Flächen der Kreiſe von 4, 8, 16 und 32 Secunden ſich wie die Zahlen 1, 4, 16 und 64 verhalten, ſo müßten ſich die Zahlen der Doppelſterne, wenn ſie bloß optiſch wären, in den vier Klaſſen wie 1, 3, 12 und 48 verhalten, ſo daß alſo von 64 optiſchen Dop- pelſternen nur ein einziger von der erſten, 3 von der zweiten, 12 von der dritten und 48 von der vierten Klaſſe ſeyn müßten. Wir hat- Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 21

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/331>, abgerufen am 24.11.2024.