Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Doppelsterne. ten aber oben 1450 Doppelsterne der vierten Klasse gefunden, sodaß, wenn diese alle optische Doppelsterne wären, der drit- ten Klasse 362, der zweiten 91 und der ersten nur 30 zukommen könnten. Allein nach dem Vorhergehenden gaben die Beobachtun- gen für die dritte Klasse nicht 362, sondern 1310, für die zweite nicht 91, sondern 1310 und für die erste Klasse nicht 30, sondern 1930. Dieser gänzliche Mangel an Uebereinstimmung, den zuerst Struve bemerkte, zeigt, daß die Doppelsterne der ersten Klasse beinahe alle wahre oder physisch doppelte Sterne seyn müssen, und daß derselbe Schluß auch noch von den meisten Sternen der zweiten und dritten Klasse gilt. §. 206. (Verschiedenheit der Doppelsterne.) Gewöhnlich ist §. 207. (Eigene Bewegung der Fixsterne.) Es wurde bereits Doppelſterne. ten aber oben 1450 Doppelſterne der vierten Klaſſe gefunden, ſodaß, wenn dieſe alle optiſche Doppelſterne wären, der drit- ten Klaſſe 362, der zweiten 91 und der erſten nur 30 zukommen könnten. Allein nach dem Vorhergehenden gaben die Beobachtun- gen für die dritte Klaſſe nicht 362, ſondern 1310, für die zweite nicht 91, ſondern 1310 und für die erſte Klaſſe nicht 30, ſondern 1930. Dieſer gänzliche Mangel an Uebereinſtimmung, den zuerſt Struve bemerkte, zeigt, daß die Doppelſterne der erſten Klaſſe beinahe alle wahre oder phyſiſch doppelte Sterne ſeyn müſſen, und daß derſelbe Schluß auch noch von den meiſten Sternen der zweiten und dritten Klaſſe gilt. §. 206. (Verſchiedenheit der Doppelſterne.) Gewöhnlich iſt §. 207. (Eigene Bewegung der Fixſterne.) Es wurde bereits <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0332" n="322"/><fw place="top" type="header">Doppelſterne.</fw><lb/> ten aber oben 1450 Doppelſterne der vierten Klaſſe gefunden, ſo<lb/> daß, wenn dieſe alle optiſche Doppelſterne wären, der drit-<lb/> ten Klaſſe 362, der zweiten 91 und der erſten nur 30 zukommen<lb/> könnten. Allein nach dem Vorhergehenden gaben die Beobachtun-<lb/> gen für die dritte Klaſſe nicht 362, ſondern 1310, für die zweite<lb/> nicht 91, ſondern 1310 und für die erſte Klaſſe nicht 30, ſondern<lb/> 1930. Dieſer gänzliche Mangel an Uebereinſtimmung, den zuerſt<lb/> Struve bemerkte, zeigt, daß die Doppelſterne der erſten Klaſſe<lb/> beinahe alle wahre oder phyſiſch doppelte Sterne ſeyn müſſen,<lb/> und daß derſelbe Schluß auch noch von den meiſten Sternen der<lb/> zweiten und dritten Klaſſe gilt.</p><lb/> <p>§. 206. (Verſchiedenheit der Doppelſterne.) Gewöhnlich iſt<lb/> der eine dieſer beiden Sterne viel kleiner als der andere, wie z. B.<lb/> bei dem Polarſtern, wo der eine der zweiten und der andere der<lb/> eilften Größe iſt. Oft ſind aber auch beide Sterne an Größe<lb/> einander ſehr nahe gleich. Dahin gehören γ Widder, die beide<lb/> der <hi rendition="#aq">V.</hi> Größe ſind; Caſtor der <hi rendition="#aq">III.</hi> und <hi rendition="#aq">IV.;</hi> γ Löwe der <hi rendition="#aq">II.</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">IV.;</hi> γ Jungfrau der <hi rendition="#aq">III.</hi> und <hi rendition="#aq">III.;</hi> β großer Bär der <hi rendition="#aq">III.</hi> und <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> u. ſ. f. Wenn ſolche Sterne, wie die erwähnten, beide ſchon zu<lb/> den größeren gehören und überdieß einander ſehr nahe ſtehen, ſo iſt<lb/> es offenbar noch viel wahrſcheinlicher, daß ſie phyſiſch doppelt ſind<lb/> und in der That zu einander, zu einem gemeinſchaftlichen Ganzen<lb/> gehören. Dieß iſt der Fall bei Caſtor, wo die Diſtanz nur 4 Se-<lb/> cunden, bei γ Löwe und γ Jungfrau, wo ſie nur Secunden be-<lb/> trägt u. f.</p><lb/> <p>§. 207. (Eigene Bewegung der Fixſterne.) Es wurde bereits<lb/> (oben <hi rendition="#aq">I.</hi> Kap. <hi rendition="#aq">XII.</hi>) erwähnt, daß jeder Fixſtern, außer den ihnen<lb/> allen gemeinſchaftlichen Bewegungen der Präceſſion, Aberration<lb/> und Nutation, noch eine <hi rendition="#g">eigene Bewegung</hi> habe, deren Grund<lb/> die Aſtronomen bisher nicht auffinden konnten. Dieſe Bewegung<lb/> iſt bei mehreren derſelben nicht unbedeutend, wie folgende kleine<lb/> Tafel zeigt, welche die Ortsveränderung der darin enthaltenen Ster-<lb/> ne während einem Jahrhunderte enthält:</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0332]
Doppelſterne.
ten aber oben 1450 Doppelſterne der vierten Klaſſe gefunden, ſo
daß, wenn dieſe alle optiſche Doppelſterne wären, der drit-
ten Klaſſe 362, der zweiten 91 und der erſten nur 30 zukommen
könnten. Allein nach dem Vorhergehenden gaben die Beobachtun-
gen für die dritte Klaſſe nicht 362, ſondern 1310, für die zweite
nicht 91, ſondern 1310 und für die erſte Klaſſe nicht 30, ſondern
1930. Dieſer gänzliche Mangel an Uebereinſtimmung, den zuerſt
Struve bemerkte, zeigt, daß die Doppelſterne der erſten Klaſſe
beinahe alle wahre oder phyſiſch doppelte Sterne ſeyn müſſen,
und daß derſelbe Schluß auch noch von den meiſten Sternen der
zweiten und dritten Klaſſe gilt.
§. 206. (Verſchiedenheit der Doppelſterne.) Gewöhnlich iſt
der eine dieſer beiden Sterne viel kleiner als der andere, wie z. B.
bei dem Polarſtern, wo der eine der zweiten und der andere der
eilften Größe iſt. Oft ſind aber auch beide Sterne an Größe
einander ſehr nahe gleich. Dahin gehören γ Widder, die beide
der V. Größe ſind; Caſtor der III. und IV.; γ Löwe der II. und
IV.; γ Jungfrau der III. und III.; β großer Bär der III. und IV.
u. ſ. f. Wenn ſolche Sterne, wie die erwähnten, beide ſchon zu
den größeren gehören und überdieß einander ſehr nahe ſtehen, ſo iſt
es offenbar noch viel wahrſcheinlicher, daß ſie phyſiſch doppelt ſind
und in der That zu einander, zu einem gemeinſchaftlichen Ganzen
gehören. Dieß iſt der Fall bei Caſtor, wo die Diſtanz nur 4 Se-
cunden, bei γ Löwe und γ Jungfrau, wo ſie nur Secunden be-
trägt u. f.
§. 207. (Eigene Bewegung der Fixſterne.) Es wurde bereits
(oben I. Kap. XII.) erwähnt, daß jeder Fixſtern, außer den ihnen
allen gemeinſchaftlichen Bewegungen der Präceſſion, Aberration
und Nutation, noch eine eigene Bewegung habe, deren Grund
die Aſtronomen bisher nicht auffinden konnten. Dieſe Bewegung
iſt bei mehreren derſelben nicht unbedeutend, wie folgende kleine
Tafel zeigt, welche die Ortsveränderung der darin enthaltenen Ster-
ne während einem Jahrhunderte enthält:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |