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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Doppelsterne.
Punkte der Peripherie Am Bn dieses Kreises gleichweit von der
Erde T entfernt seyn. Liegt aber, wie wir hier voraussetzen wol-
len, die Ebene dieser Bahn so schief gegen die Gesichtslinie, daß
sie mit derselben beinahe zusammenfällt, oder daß die Erde gleich-
sam nur die Kante dieser Bahnen sieht, so werden diejenigen
Punkte der Peripherie mBn, die hinter dem Centralstern liegen,
durchaus eine größere Entfernung von der Erde haben, als die
Punkte der vordern Hälfte mAn dieser Bahn, und der Sternsa-
tellit wird, von der Erde gesehen, nicht in dieser krummen Bahn,
sondern in der geraden Linie mSn oder in demjenigen Durchmesser
des Kreises auf und ab zu gehen scheinen, welcher jene beiden
Hälften mAn und nBn des Kreises von einander trennt. Eben
so wird aber auch die Gesichtslinie TS die kreisförmige Bahn des
Satelliten in einen Durchmesser ASB schneiden. Nehmen wir an,
der Satellit bewege sich von A nach m, B, n, so wird dieser
Durchmesser ASB den Kreis in zwei Hälften theilen, in deren
einer Am B der Satellit sich in der That von der Erde entfernt,
während er sich in der andern Hälfte BmA der Erde wieder nä-
hert. Wir wollen, der Kürze wegen, jene die erste und diese die
zweite Hälfte nennen.

Obschon nun in einem Kreise die Bewegung nicht anders, als
gleichförmig seyn kann, und daher der Satellit in der Peripherie
Am Bn seiner Bahn immer mit derselben Geschwindigkeit fortgeht,
so wird er uns doch die Linie mSn hin und zurück mit einer ver-
änderlichen Geschwindigkeit zurück zu legen scheinen. Wenn er
für uns in der Nähe der Mitte S dieser Linie erscheint, wenn er
also in der That in dem Punkte A oder B seiner Bahn ist, so
wird die Richtung seiner Geschwindigkeit senkrecht auf die Gesichts-
linie TS stehen, und daher diese Geschwindigkeit selbst am größten
erscheinen. Wenn er aber in der Nähe der beiden Endpunkte m
und n dieser Linie ankömmt, so ist die Richtung seiner Bewegung
nahe dieselbe mit der Richtung der Gesichtslinie TS, daher uns
hier seine Geschwindigkeit am kleinsten erscheinen wird. Allein
diese Verschiedenheit der bloß scheinbaren Geschwindigkeiten wird
ihn nicht hindern, die Hälfte dieser Linie Sm hin und zurück doch
in derselben Zeit zu durchlaufen, mit welcher er die andere

Doppelſterne.
Punkte der Peripherie Am Bn dieſes Kreiſes gleichweit von der
Erde T entfernt ſeyn. Liegt aber, wie wir hier vorausſetzen wol-
len, die Ebene dieſer Bahn ſo ſchief gegen die Geſichtslinie, daß
ſie mit derſelben beinahe zuſammenfällt, oder daß die Erde gleich-
ſam nur die Kante dieſer Bahnen ſieht, ſo werden diejenigen
Punkte der Peripherie mBn, die hinter dem Centralſtern liegen,
durchaus eine größere Entfernung von der Erde haben, als die
Punkte der vordern Hälfte mAn dieſer Bahn, und der Sternſa-
tellit wird, von der Erde geſehen, nicht in dieſer krummen Bahn,
ſondern in der geraden Linie mSn oder in demjenigen Durchmeſſer
des Kreiſes auf und ab zu gehen ſcheinen, welcher jene beiden
Hälften mAn und nBn des Kreiſes von einander trennt. Eben
ſo wird aber auch die Geſichtslinie TS die kreisförmige Bahn des
Satelliten in einen Durchmeſſer ASB ſchneiden. Nehmen wir an,
der Satellit bewege ſich von A nach m, B, n, ſo wird dieſer
Durchmeſſer ASB den Kreis in zwei Hälften theilen, in deren
einer Am B der Satellit ſich in der That von der Erde entfernt,
während er ſich in der andern Hälfte BmA der Erde wieder nä-
hert. Wir wollen, der Kürze wegen, jene die erſte und dieſe die
zweite Hälfte nennen.

Obſchon nun in einem Kreiſe die Bewegung nicht anders, als
gleichförmig ſeyn kann, und daher der Satellit in der Peripherie
Am Bn ſeiner Bahn immer mit derſelben Geſchwindigkeit fortgeht,
ſo wird er uns doch die Linie mSn hin und zurück mit einer ver-
änderlichen Geſchwindigkeit zurück zu legen ſcheinen. Wenn er
für uns in der Nähe der Mitte S dieſer Linie erſcheint, wenn er
alſo in der That in dem Punkte A oder B ſeiner Bahn iſt, ſo
wird die Richtung ſeiner Geſchwindigkeit ſenkrecht auf die Geſichts-
linie TS ſtehen, und daher dieſe Geſchwindigkeit ſelbſt am größten
erſcheinen. Wenn er aber in der Nähe der beiden Endpunkte m
und n dieſer Linie ankömmt, ſo iſt die Richtung ſeiner Bewegung
nahe dieſelbe mit der Richtung der Geſichtslinie TS, daher uns
hier ſeine Geſchwindigkeit am kleinſten erſcheinen wird. Allein
dieſe Verſchiedenheit der bloß ſcheinbaren Geſchwindigkeiten wird
ihn nicht hindern, die Hälfte dieſer Linie Sm hin und zurück doch
in derſelben Zeit zu durchlaufen, mit welcher er die andere

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[331/0341] Doppelſterne. Punkte der Peripherie Am Bn dieſes Kreiſes gleichweit von der Erde T entfernt ſeyn. Liegt aber, wie wir hier vorausſetzen wol- len, die Ebene dieſer Bahn ſo ſchief gegen die Geſichtslinie, daß ſie mit derſelben beinahe zuſammenfällt, oder daß die Erde gleich- ſam nur die Kante dieſer Bahnen ſieht, ſo werden diejenigen Punkte der Peripherie mBn, die hinter dem Centralſtern liegen, durchaus eine größere Entfernung von der Erde haben, als die Punkte der vordern Hälfte mAn dieſer Bahn, und der Sternſa- tellit wird, von der Erde geſehen, nicht in dieſer krummen Bahn, ſondern in der geraden Linie mSn oder in demjenigen Durchmeſſer des Kreiſes auf und ab zu gehen ſcheinen, welcher jene beiden Hälften mAn und nBn des Kreiſes von einander trennt. Eben ſo wird aber auch die Geſichtslinie TS die kreisförmige Bahn des Satelliten in einen Durchmeſſer ASB ſchneiden. Nehmen wir an, der Satellit bewege ſich von A nach m, B, n, ſo wird dieſer Durchmeſſer ASB den Kreis in zwei Hälften theilen, in deren einer Am B der Satellit ſich in der That von der Erde entfernt, während er ſich in der andern Hälfte BmA der Erde wieder nä- hert. Wir wollen, der Kürze wegen, jene die erſte und dieſe die zweite Hälfte nennen. Obſchon nun in einem Kreiſe die Bewegung nicht anders, als gleichförmig ſeyn kann, und daher der Satellit in der Peripherie Am Bn ſeiner Bahn immer mit derſelben Geſchwindigkeit fortgeht, ſo wird er uns doch die Linie mSn hin und zurück mit einer ver- änderlichen Geſchwindigkeit zurück zu legen ſcheinen. Wenn er für uns in der Nähe der Mitte S dieſer Linie erſcheint, wenn er alſo in der That in dem Punkte A oder B ſeiner Bahn iſt, ſo wird die Richtung ſeiner Geſchwindigkeit ſenkrecht auf die Geſichts- linie TS ſtehen, und daher dieſe Geſchwindigkeit ſelbſt am größten erſcheinen. Wenn er aber in der Nähe der beiden Endpunkte m und n dieſer Linie ankömmt, ſo iſt die Richtung ſeiner Bewegung nahe dieſelbe mit der Richtung der Geſichtslinie TS, daher uns hier ſeine Geſchwindigkeit am kleinſten erſcheinen wird. Allein dieſe Verſchiedenheit der bloß ſcheinbaren Geſchwindigkeiten wird ihn nicht hindern, die Hälfte dieſer Linie Sm hin und zurück doch in derſelben Zeit zu durchlaufen, mit welcher er die andere

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/341>, abgerufen am 24.11.2024.