Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels.
scheint von dem eigentlichen Nebel gesondert zu liegen,
da er von ihm durch eine dunkle Kluft getrennt ist.
Ueber das ganze sonderbare Gebilde ist ein elliptisch
geformter Nebel feinerer Art verbreitet.
AR = 12 h 48', P = 67° 23'. Ein heller, wenig elliptischer Nebel
von 6 Min. Länge, 5 Min. Breite. Der lichte Kern
enthält einen Doppelstern und neben dem Kern ist eine
schwarze Höhle, eine dunkle Oeffnung im Nebel.
AR = 17 h 52', P = 113° 1'. Ein gabelförmig dreigespaltener
Nebel mit einem Doppelstern in seiner Hauptstelle,
neben welchem eine dunkle, unregelmäßige Oeffnung.
Hieher gehört auch der merkwürdige große Nebel im Orion
(AR = 5 h 27', P = 95° 30'), von welchem wir so-
gleich besonders sprechen werden.

Nachdem wir auf diese Weise die verschiedenen Gattungen
der Nebelmassen des Himmels nach ihren Gestalten im Allgemeinen
betrachtet haben, ist uns noch übrig, einige andere besonders merk-
würdige einzeln anzuführen, da sie sich nicht wohl unter eine der
vorhergehenden Klassen bringen lassen und auch wegen ihrer be-
sondern Wichtigkeit eine eigene Betrachtung verdienen.

§. 251. (Die Gruppe im Haupthaar der Berenice.) Dieses
Sternbild enthält sehr viele Sterngruppen und Nebel, aber der
merkwürdigste unter ihnen ist wohl der in AR = 13 h 4', P =
70° 56'. Diese Gruppe ist vollkommen rund, hat 5 Min. Durch-
messer, und enthält eine unzählige Menge von sehr dicht gedrängten
Sternen der XII bis XX. Größe. Sie ist einer der schönsten
Gegenstände des gestirnten Himmels. Hier mag sie noch als
Beispiel dienen, wie verschieden die Beschreibungen eines und des-
selben Gegenstandes sind, wenn er mit schwachen oder mit sehr
lichtstarken Fernröhren beobachtet worden. Messiers, der die Gruppe
mit einem sonst schon guten Fernrohre von 3 1/2 Zoll Oeffnung be-
trachtete, sagt von ihr, daß sie ein sternleerer Nebelfleck sey,
Nebuleuse sans etoiles, der ihm rund und ziemlich hell erscheine.
Der ältere Herschel aber, der diese Gruppe mit seinem zwanzig-
füßigen Telescope beobachtete, setzt ihr in seinem Tagebuche folgende
Note bei: "Eine Gruppe von äußerst dicht gedrängten Sternen

Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
ſcheint von dem eigentlichen Nebel geſondert zu liegen,
da er von ihm durch eine dunkle Kluft getrennt iſt.
Ueber das ganze ſonderbare Gebilde iſt ein elliptiſch
geformter Nebel feinerer Art verbreitet.
AR = 12 h 48′, P = 67° 23′. Ein heller, wenig elliptiſcher Nebel
von 6 Min. Länge, 5 Min. Breite. Der lichte Kern
enthält einen Doppelſtern und neben dem Kern iſt eine
ſchwarze Höhle, eine dunkle Oeffnung im Nebel.
AR = 17 h 52′, P = 113° 1′. Ein gabelförmig dreigeſpaltener
Nebel mit einem Doppelſtern in ſeiner Hauptſtelle,
neben welchem eine dunkle, unregelmäßige Oeffnung.
Hieher gehört auch der merkwürdige große Nebel im Orion
(AR = 5 h 27′, P = 95° 30′), von welchem wir ſo-
gleich beſonders ſprechen werden.

Nachdem wir auf dieſe Weiſe die verſchiedenen Gattungen
der Nebelmaſſen des Himmels nach ihren Geſtalten im Allgemeinen
betrachtet haben, iſt uns noch übrig, einige andere beſonders merk-
würdige einzeln anzuführen, da ſie ſich nicht wohl unter eine der
vorhergehenden Klaſſen bringen laſſen und auch wegen ihrer be-
ſondern Wichtigkeit eine eigene Betrachtung verdienen.

§. 251. (Die Gruppe im Haupthaar der Berenice.) Dieſes
Sternbild enthält ſehr viele Sterngruppen und Nebel, aber der
merkwürdigſte unter ihnen iſt wohl der in AR = 13 h 4′, P =
70° 56′. Dieſe Gruppe iſt vollkommen rund, hat 5 Min. Durch-
meſſer, und enthält eine unzählige Menge von ſehr dicht gedrängten
Sternen der XII bis XX. Größe. Sie iſt einer der ſchönſten
Gegenſtände des geſtirnten Himmels. Hier mag ſie noch als
Beiſpiel dienen, wie verſchieden die Beſchreibungen eines und des-
ſelben Gegenſtandes ſind, wenn er mit ſchwachen oder mit ſehr
lichtſtarken Fernröhren beobachtet worden. Meſſiers, der die Gruppe
mit einem ſonſt ſchon guten Fernrohre von 3 ½ Zoll Oeffnung be-
trachtete, ſagt von ihr, daß ſie ein ſternleerer Nebelfleck ſey,
Nebuleuse sans étoiles, der ihm rund und ziemlich hell erſcheine.
Der ältere Herſchel aber, der dieſe Gruppe mit ſeinem zwanzig-
füßigen Teleſcope beobachtete, ſetzt ihr in ſeinem Tagebuche folgende
Note bei: „Eine Gruppe von äußerſt dicht gedrängten Sternen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0390" n="380"/><fw place="top" type="header">Sterngruppen und Nebelma&#x017F;&#x017F;en des Himmels.</fw><lb/>
&#x017F;cheint von dem eigentlichen Nebel ge&#x017F;ondert zu liegen,<lb/>
da er von ihm durch eine dunkle Kluft getrennt i&#x017F;t.<lb/>
Ueber das ganze &#x017F;onderbare Gebilde i&#x017F;t ein ellipti&#x017F;ch<lb/>
geformter Nebel feinerer Art verbreitet.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">AR</hi> = 12 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 48&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 67° 23&#x2032;. Ein heller, wenig ellipti&#x017F;cher Nebel<lb/>
von 6 Min. Länge, 5 Min. Breite. Der lichte Kern<lb/>
enthält einen Doppel&#x017F;tern und neben dem Kern i&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;chwarze Höhle, eine dunkle Oeffnung im Nebel.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">AR</hi> = 17 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 52&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 113° 1&#x2032;. Ein gabelförmig dreige&#x017F;paltener<lb/>
Nebel mit einem Doppel&#x017F;tern in &#x017F;einer Haupt&#x017F;telle,<lb/>
neben welchem eine dunkle, unregelmäßige Oeffnung.</item><lb/>
              <item>Hieher gehört auch der merkwürdige große Nebel im Orion<lb/>
(<hi rendition="#aq">AR</hi> = 5 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 27&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 95° 30&#x2032;), von welchem wir &#x017F;o-<lb/>
gleich be&#x017F;onders &#x017F;prechen werden.</item>
            </list><lb/>
            <p>Nachdem wir auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e die ver&#x017F;chiedenen Gattungen<lb/>
der Nebelma&#x017F;&#x017F;en des Himmels nach ihren Ge&#x017F;talten im Allgemeinen<lb/>
betrachtet haben, i&#x017F;t uns noch übrig, einige andere be&#x017F;onders merk-<lb/>
würdige einzeln anzuführen, da &#x017F;ie &#x017F;ich nicht wohl unter eine der<lb/>
vorhergehenden Kla&#x017F;&#x017F;en bringen la&#x017F;&#x017F;en und auch wegen ihrer be-<lb/>
&#x017F;ondern Wichtigkeit eine eigene Betrachtung verdienen.</p><lb/>
            <p>§. 251. (Die Gruppe im Haupthaar der Berenice.) Die&#x017F;es<lb/>
Sternbild enthält &#x017F;ehr viele Sterngruppen und Nebel, aber der<lb/>
merkwürdig&#x017F;te unter ihnen i&#x017F;t wohl der in <hi rendition="#aq">AR</hi> = 13 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 4&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> =<lb/>
70° 56&#x2032;. Die&#x017F;e Gruppe i&#x017F;t vollkommen rund, hat 5 Min. Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er, und enthält eine unzählige Menge von &#x017F;ehr dicht gedrängten<lb/>
Sternen der <hi rendition="#aq">XII</hi> bis <hi rendition="#aq">XX.</hi> Größe. Sie i&#x017F;t einer der &#x017F;chön&#x017F;ten<lb/>
Gegen&#x017F;tände des ge&#x017F;tirnten Himmels. Hier mag &#x017F;ie noch als<lb/>
Bei&#x017F;piel dienen, wie ver&#x017F;chieden die Be&#x017F;chreibungen eines und des-<lb/>
&#x017F;elben Gegen&#x017F;tandes &#x017F;ind, wenn er mit &#x017F;chwachen oder mit &#x017F;ehr<lb/>
licht&#x017F;tarken Fernröhren beobachtet worden. Me&#x017F;&#x017F;iers, der die Gruppe<lb/>
mit einem &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chon guten Fernrohre von 3 ½ Zoll Oeffnung be-<lb/>
trachtete, &#x017F;agt von ihr, daß &#x017F;ie ein &#x017F;ternleerer Nebelfleck &#x017F;ey,<lb/><hi rendition="#aq">Nebuleuse sans étoiles,</hi> der ihm rund und ziemlich hell er&#x017F;cheine.<lb/>
Der ältere Her&#x017F;chel aber, der die&#x017F;e Gruppe mit &#x017F;einem zwanzig-<lb/>
füßigen Tele&#x017F;cope beobachtete, &#x017F;etzt ihr in &#x017F;einem Tagebuche folgende<lb/>
Note bei: &#x201E;Eine Gruppe von äußer&#x017F;t dicht gedrängten Sternen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0390] Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels. ſcheint von dem eigentlichen Nebel geſondert zu liegen, da er von ihm durch eine dunkle Kluft getrennt iſt. Ueber das ganze ſonderbare Gebilde iſt ein elliptiſch geformter Nebel feinerer Art verbreitet. AR = 12 h 48′, P = 67° 23′. Ein heller, wenig elliptiſcher Nebel von 6 Min. Länge, 5 Min. Breite. Der lichte Kern enthält einen Doppelſtern und neben dem Kern iſt eine ſchwarze Höhle, eine dunkle Oeffnung im Nebel. AR = 17 h 52′, P = 113° 1′. Ein gabelförmig dreigeſpaltener Nebel mit einem Doppelſtern in ſeiner Hauptſtelle, neben welchem eine dunkle, unregelmäßige Oeffnung. Hieher gehört auch der merkwürdige große Nebel im Orion (AR = 5 h 27′, P = 95° 30′), von welchem wir ſo- gleich beſonders ſprechen werden. Nachdem wir auf dieſe Weiſe die verſchiedenen Gattungen der Nebelmaſſen des Himmels nach ihren Geſtalten im Allgemeinen betrachtet haben, iſt uns noch übrig, einige andere beſonders merk- würdige einzeln anzuführen, da ſie ſich nicht wohl unter eine der vorhergehenden Klaſſen bringen laſſen und auch wegen ihrer be- ſondern Wichtigkeit eine eigene Betrachtung verdienen. §. 251. (Die Gruppe im Haupthaar der Berenice.) Dieſes Sternbild enthält ſehr viele Sterngruppen und Nebel, aber der merkwürdigſte unter ihnen iſt wohl der in AR = 13 h 4′, P = 70° 56′. Dieſe Gruppe iſt vollkommen rund, hat 5 Min. Durch- meſſer, und enthält eine unzählige Menge von ſehr dicht gedrängten Sternen der XII bis XX. Größe. Sie iſt einer der ſchönſten Gegenſtände des geſtirnten Himmels. Hier mag ſie noch als Beiſpiel dienen, wie verſchieden die Beſchreibungen eines und des- ſelben Gegenſtandes ſind, wenn er mit ſchwachen oder mit ſehr lichtſtarken Fernröhren beobachtet worden. Meſſiers, der die Gruppe mit einem ſonſt ſchon guten Fernrohre von 3 ½ Zoll Oeffnung be- trachtete, ſagt von ihr, daß ſie ein ſternleerer Nebelfleck ſey, Nebuleuse sans étoiles, der ihm rund und ziemlich hell erſcheine. Der ältere Herſchel aber, der dieſe Gruppe mit ſeinem zwanzig- füßigen Teleſcope beobachtete, ſetzt ihr in ſeinem Tagebuche folgende Note bei: „Eine Gruppe von äußerſt dicht gedrängten Sternen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/390
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/390>, abgerufen am 21.11.2024.