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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Periodische Störungen.
Schwerpunkt des ganzen Systems sehr nahe zu dem Mittelpunkte,
und noch in den Körper der Erde selbst fällt. Die Sonne ist, wie
gesagt, vierhundertmal weiter von der Erde entfernt, als der
Mond in seiner mittleren Distanz von der Erde absteht. Also ist
auch die Distanz der Sonne von dem Monde zuweilen 1/400mal
kleiner, und zuweilen wieder eben so viel größer, als die Distanz
der Sonne von der Erde. So wenig dieß scheint, so hat es doch,
wie wir sehen werden, einen sehr großen Einfluß auf die Bewe-
gung des Mondes. Dazu kömmt noch, daß die Richtung der
Bewegung des Mondes bald zur Sonne hin, bald von ihr weg
gewendet ist, wodurch die Geschwindigkeit dieses Satelliten bald
vergrößert, bald wieder vermindert wird, so daß also, durch diese
Störungen der Sonne, die Entfernung des Mondes sowohl, als
auch die Größe und Richtung seiner Bewegung oft beträchtlich
verändert werden kann.

§. 78. (Evection.) Unter diesen Störungen des Mondes
durch die Sonne, sind besonders die merkwürdig, welche dieser
Satellit in seiner Länge erleidet. Da die Excentricität seiner
Bahn so beträchtlich ist, so kann schon die Gleichung der Bahn
(I. §. 141) auf mehr als sechs Grade gehen, wodurch daher selbst
die rein elliptische Bewegung des Mondes um die Erde, selbst
ohne Zuthun der Sonne, sehr ungleichförmig wird. Allein durch
die Wirkung der Sonne werden noch viele andere Ungleichheiten
eingeführt, von welchen die größte, unter dem Namen der Evec-
tion
bekannte, schon von Ptolemäus (130 Jahre nach Chr. G.)
entdeckt wurde. Durch diese Störung ist die Länge des
Mondes in den Syzygien, d. h. zur Zeit des Neu- und Voll-
mondes immer größer, als sie nach der rein elliptischen Bewe-
gung seyn soll, während sie wieder zur Zeit der beiden Quadra-
turen um dieselbe Größe, d. h. um nahe 1,27 Grade zu klein ist.
Nennen wir der Kürze wegen A die Differenz der Länge des
Mondes und der Sonne, B die mittlere Anomalie (I. S. 279) des
Mondes, und C die mittlere Anomalie der Sonne, so läßt sich
die Evection durch das Produkt von 1,27 in den Sinus von
2 A -- B ausdrücken. In den Syzygien ist A gleich 0 oder 180,
in den Quadraturen aber ist A gleich 90 oder 270°, also ist dort
die Evection negativ, und am größten, während sie hier ihren

Periodiſche Störungen.
Schwerpunkt des ganzen Syſtems ſehr nahe zu dem Mittelpunkte,
und noch in den Körper der Erde ſelbſt fällt. Die Sonne iſt, wie
geſagt, vierhundertmal weiter von der Erde entfernt, als der
Mond in ſeiner mittleren Diſtanz von der Erde abſteht. Alſo iſt
auch die Diſtanz der Sonne von dem Monde zuweilen 1/400mal
kleiner, und zuweilen wieder eben ſo viel größer, als die Diſtanz
der Sonne von der Erde. So wenig dieß ſcheint, ſo hat es doch,
wie wir ſehen werden, einen ſehr großen Einfluß auf die Bewe-
gung des Mondes. Dazu kömmt noch, daß die Richtung der
Bewegung des Mondes bald zur Sonne hin, bald von ihr weg
gewendet iſt, wodurch die Geſchwindigkeit dieſes Satelliten bald
vergrößert, bald wieder vermindert wird, ſo daß alſo, durch dieſe
Störungen der Sonne, die Entfernung des Mondes ſowohl, als
auch die Größe und Richtung ſeiner Bewegung oft beträchtlich
verändert werden kann.

§. 78. (Evection.) Unter dieſen Störungen des Mondes
durch die Sonne, ſind beſonders die merkwürdig, welche dieſer
Satellit in ſeiner Länge erleidet. Da die Excentricität ſeiner
Bahn ſo beträchtlich iſt, ſo kann ſchon die Gleichung der Bahn
(I. §. 141) auf mehr als ſechs Grade gehen, wodurch daher ſelbſt
die rein elliptiſche Bewegung des Mondes um die Erde, ſelbſt
ohne Zuthun der Sonne, ſehr ungleichförmig wird. Allein durch
die Wirkung der Sonne werden noch viele andere Ungleichheiten
eingeführt, von welchen die größte, unter dem Namen der Evec-
tion
bekannte, ſchon von Ptolemäus (130 Jahre nach Chr. G.)
entdeckt wurde. Durch dieſe Störung iſt die Länge des
Mondes in den Syzygien, d. h. zur Zeit des Neu- und Voll-
mondes immer größer, als ſie nach der rein elliptiſchen Bewe-
gung ſeyn ſoll, während ſie wieder zur Zeit der beiden Quadra-
turen um dieſelbe Größe, d. h. um nahe 1,27 Grade zu klein iſt.
Nennen wir der Kürze wegen A die Differenz der Länge des
Mondes und der Sonne, B die mittlere Anomalie (I. S. 279) des
Mondes, und C die mittlere Anomalie der Sonne, ſo läßt ſich
die Evection durch das Produkt von 1,27 in den Sinus von
2 A — B ausdrücken. In den Syzygien iſt A gleich 0 oder 180,
in den Quadraturen aber iſt A gleich 90 oder 270°, alſo iſt dort
die Evection negativ, und am größten, während ſie hier ihren

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[118/0130] Periodiſche Störungen. Schwerpunkt des ganzen Syſtems ſehr nahe zu dem Mittelpunkte, und noch in den Körper der Erde ſelbſt fällt. Die Sonne iſt, wie geſagt, vierhundertmal weiter von der Erde entfernt, als der Mond in ſeiner mittleren Diſtanz von der Erde abſteht. Alſo iſt auch die Diſtanz der Sonne von dem Monde zuweilen 1/400mal kleiner, und zuweilen wieder eben ſo viel größer, als die Diſtanz der Sonne von der Erde. So wenig dieß ſcheint, ſo hat es doch, wie wir ſehen werden, einen ſehr großen Einfluß auf die Bewe- gung des Mondes. Dazu kömmt noch, daß die Richtung der Bewegung des Mondes bald zur Sonne hin, bald von ihr weg gewendet iſt, wodurch die Geſchwindigkeit dieſes Satelliten bald vergrößert, bald wieder vermindert wird, ſo daß alſo, durch dieſe Störungen der Sonne, die Entfernung des Mondes ſowohl, als auch die Größe und Richtung ſeiner Bewegung oft beträchtlich verändert werden kann. §. 78. (Evection.) Unter dieſen Störungen des Mondes durch die Sonne, ſind beſonders die merkwürdig, welche dieſer Satellit in ſeiner Länge erleidet. Da die Excentricität ſeiner Bahn ſo beträchtlich iſt, ſo kann ſchon die Gleichung der Bahn (I. §. 141) auf mehr als ſechs Grade gehen, wodurch daher ſelbſt die rein elliptiſche Bewegung des Mondes um die Erde, ſelbſt ohne Zuthun der Sonne, ſehr ungleichförmig wird. Allein durch die Wirkung der Sonne werden noch viele andere Ungleichheiten eingeführt, von welchen die größte, unter dem Namen der Evec- tion bekannte, ſchon von Ptolemäus (130 Jahre nach Chr. G.) entdeckt wurde. Durch dieſe Störung iſt die Länge des Mondes in den Syzygien, d. h. zur Zeit des Neu- und Voll- mondes immer größer, als ſie nach der rein elliptiſchen Bewe- gung ſeyn ſoll, während ſie wieder zur Zeit der beiden Quadra- turen um dieſelbe Größe, d. h. um nahe 1,27 Grade zu klein iſt. Nennen wir der Kürze wegen A die Differenz der Länge des Mondes und der Sonne, B die mittlere Anomalie (I. S. 279) des Mondes, und C die mittlere Anomalie der Sonne, ſo läßt ſich die Evection durch das Produkt von 1,27 in den Sinus von 2 A — B ausdrücken. In den Syzygien iſt A gleich 0 oder 180, in den Quadraturen aber iſt A gleich 90 oder 270°, alſo iſt dort die Evection negativ, und am größten, während ſie hier ihren

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/130>, abgerufen am 21.11.2024.