Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Säculäre Störungen.
Saturn . . 0,000312 abnehmend
Uranus . . 0,000025 abnehmend.

Man sieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars
und Jupiter wächst, während sie bei allen übrigen abnimmt, oder
daß die Bahnen der drei ersten Planeten sich jetzt immer mehr
von der Kreisgestalt entfernen, während die vier andern sich dieser
Gestalt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun-
derte wird sich dieses Verhältniß ändern, und die ersten werden
sich allmählig wieder zu Kreisen abrunden, während die andern
sich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch
in die einer stark abgeplatteten Ellipse überzugehen.

Die größten und kleinsten Werthe der Excentricität der Erd-
bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie ist immer zwischen
den beiden Gränzen von 0,00393 und 0,01960 enthalten, und legt
den Weg zwischen ihnen erst in 48000 Jahren zurück. Wenn
man eben so bloß die gegenseitige Wirkung der zwei größten
Planeten unseres Sonnensystems betrachtet, und den viel geringe-
ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, so zeigt die Analyse,
daß die Excentricität Jupiters zwischen den Gränzen 0,0604 und
0,0261, und die des Saturn zwischen 0,0841 und 0,0134 liegen, so
daß die größte Excentricität des einen dieser Planeten immer
mit der kleinsten des andern zu gleicher Zeit statt hat, oder daß
die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode
zwischen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000
Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität
Jupiters am kleinsten, oder seine Bahn kam damals einem Kreise
am nächsten, während zu derselben Zeit die Bahn des Saturn
am meisten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche
wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn
ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und
diese am kleinsten seyn wird. Aehnliche Erscheinungen zeigen
auch die anderen Planeten, aber es ist schwer, sie jetzt schon mit
Genauigkeit zu bestimmen, weil die Massen der Planeten noch
nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt sind. Wenn aber einmal
unsere späten Nachkommen die von den gegenwärtigen sehr ver-
schiedenen säculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer-
den, so werden sie zugleich das Mittel besitzen, aus diesen Diffe-

Säculäre Störungen.
Saturn . . 0,000312 abnehmend
Uranus . . 0,000025 abnehmend.

Man ſieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars
und Jupiter wächst, während ſie bei allen übrigen abnimmt, oder
daß die Bahnen der drei erſten Planeten ſich jetzt immer mehr
von der Kreisgeſtalt entfernen, während die vier andern ſich dieſer
Geſtalt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun-
derte wird ſich dieſes Verhältniß ändern, und die erſten werden
ſich allmählig wieder zu Kreiſen abrunden, während die andern
ſich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch
in die einer ſtark abgeplatteten Ellipſe überzugehen.

Die größten und kleinſten Werthe der Excentricität der Erd-
bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie iſt immer zwiſchen
den beiden Gränzen von 0,00393 und 0,01960 enthalten, und legt
den Weg zwiſchen ihnen erſt in 48000 Jahren zurück. Wenn
man eben ſo bloß die gegenſeitige Wirkung der zwei größten
Planeten unſeres Sonnenſyſtems betrachtet, und den viel geringe-
ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, ſo zeigt die Analyſe,
daß die Excentricität Jupiters zwiſchen den Gränzen 0,0604 und
0,0261, und die des Saturn zwiſchen 0,0841 und 0,0134 liegen, ſo
daß die größte Excentricität des einen dieſer Planeten immer
mit der kleinſten des andern zu gleicher Zeit ſtatt hat, oder daß
die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode
zwiſchen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000
Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität
Jupiters am kleinſten, oder ſeine Bahn kam damals einem Kreiſe
am nächſten, während zu derſelben Zeit die Bahn des Saturn
am meiſten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche
wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn
ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und
dieſe am kleinſten ſeyn wird. Aehnliche Erſcheinungen zeigen
auch die anderen Planeten, aber es iſt ſchwer, ſie jetzt ſchon mit
Genauigkeit zu beſtimmen, weil die Maſſen der Planeten noch
nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt ſind. Wenn aber einmal
unſere ſpäten Nachkommen die von den gegenwärtigen ſehr ver-
ſchiedenen ſäculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer-
den, ſo werden ſie zugleich das Mittel beſitzen, aus dieſen Diffe-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0154" n="142"/>
              <fw place="top" type="header">Säculäre Störungen.</fw><lb/>
              <list>
                <item>Saturn . . 0,<hi rendition="#sub">000312</hi> abnehmend</item><lb/>
                <item>Uranus . . 0,<hi rendition="#sub">000025</hi> abnehmend.</item>
              </list><lb/>
              <p>Man &#x017F;ieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars<lb/>
und Jupiter wächst, während &#x017F;ie bei allen übrigen abnimmt, oder<lb/>
daß die Bahnen der drei er&#x017F;ten Planeten &#x017F;ich jetzt immer mehr<lb/>
von der Kreisge&#x017F;talt entfernen, während die vier andern &#x017F;ich die&#x017F;er<lb/>
Ge&#x017F;talt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun-<lb/>
derte wird &#x017F;ich die&#x017F;es Verhältniß ändern, und die er&#x017F;ten werden<lb/>
&#x017F;ich allmählig wieder zu Krei&#x017F;en abrunden, während die andern<lb/>
&#x017F;ich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch<lb/>
in die einer &#x017F;tark abgeplatteten Ellip&#x017F;e überzugehen.</p><lb/>
              <p>Die größten und klein&#x017F;ten Werthe der Excentricität der Erd-<lb/>
bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie i&#x017F;t immer zwi&#x017F;chen<lb/>
den beiden Gränzen von 0,<hi rendition="#sub">00393</hi> und 0,<hi rendition="#sub">01960</hi> enthalten, und legt<lb/>
den Weg zwi&#x017F;chen ihnen er&#x017F;t in 48000 Jahren zurück. Wenn<lb/>
man eben &#x017F;o bloß die gegen&#x017F;eitige Wirkung der zwei größten<lb/>
Planeten un&#x017F;eres Sonnen&#x017F;y&#x017F;tems betrachtet, und den viel geringe-<lb/>
ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, &#x017F;o zeigt die Analy&#x017F;e,<lb/>
daß die Excentricität Jupiters zwi&#x017F;chen den Gränzen 0,<hi rendition="#sub">0604</hi> und<lb/>
0,<hi rendition="#sub">0261</hi>, und die des Saturn zwi&#x017F;chen 0,<hi rendition="#sub">0841</hi> und 0,<hi rendition="#sub">0134</hi> liegen, &#x017F;o<lb/>
daß die größte Excentricität des einen die&#x017F;er Planeten immer<lb/>
mit der klein&#x017F;ten des andern zu gleicher Zeit &#x017F;tatt hat, oder daß<lb/>
die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode<lb/>
zwi&#x017F;chen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000<lb/>
Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität<lb/>
Jupiters am klein&#x017F;ten, oder &#x017F;eine Bahn kam damals einem Krei&#x017F;e<lb/>
am näch&#x017F;ten, während zu der&#x017F;elben Zeit die Bahn des Saturn<lb/>
am mei&#x017F;ten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche<lb/>
wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn<lb/>
ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und<lb/>
die&#x017F;e am klein&#x017F;ten &#x017F;eyn wird. Aehnliche Er&#x017F;cheinungen zeigen<lb/>
auch die anderen Planeten, aber es i&#x017F;t &#x017F;chwer, &#x017F;ie jetzt &#x017F;chon mit<lb/>
Genauigkeit zu be&#x017F;timmen, weil die Ma&#x017F;&#x017F;en der Planeten noch<lb/>
nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt &#x017F;ind. Wenn aber einmal<lb/>
un&#x017F;ere &#x017F;päten Nachkommen die von den gegenwärtigen &#x017F;ehr ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen &#x017F;äculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer-<lb/>
den, &#x017F;o werden &#x017F;ie zugleich das Mittel be&#x017F;itzen, aus die&#x017F;en Diffe-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0154] Säculäre Störungen. Saturn . . 0,000312 abnehmend Uranus . . 0,000025 abnehmend. Man ſieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars und Jupiter wächst, während ſie bei allen übrigen abnimmt, oder daß die Bahnen der drei erſten Planeten ſich jetzt immer mehr von der Kreisgeſtalt entfernen, während die vier andern ſich dieſer Geſtalt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun- derte wird ſich dieſes Verhältniß ändern, und die erſten werden ſich allmählig wieder zu Kreiſen abrunden, während die andern ſich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch in die einer ſtark abgeplatteten Ellipſe überzugehen. Die größten und kleinſten Werthe der Excentricität der Erd- bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie iſt immer zwiſchen den beiden Gränzen von 0,00393 und 0,01960 enthalten, und legt den Weg zwiſchen ihnen erſt in 48000 Jahren zurück. Wenn man eben ſo bloß die gegenſeitige Wirkung der zwei größten Planeten unſeres Sonnenſyſtems betrachtet, und den viel geringe- ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, ſo zeigt die Analyſe, daß die Excentricität Jupiters zwiſchen den Gränzen 0,0604 und 0,0261, und die des Saturn zwiſchen 0,0841 und 0,0134 liegen, ſo daß die größte Excentricität des einen dieſer Planeten immer mit der kleinſten des andern zu gleicher Zeit ſtatt hat, oder daß die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode zwiſchen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000 Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität Jupiters am kleinſten, oder ſeine Bahn kam damals einem Kreiſe am nächſten, während zu derſelben Zeit die Bahn des Saturn am meiſten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und dieſe am kleinſten ſeyn wird. Aehnliche Erſcheinungen zeigen auch die anderen Planeten, aber es iſt ſchwer, ſie jetzt ſchon mit Genauigkeit zu beſtimmen, weil die Maſſen der Planeten noch nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt ſind. Wenn aber einmal unſere ſpäten Nachkommen die von den gegenwärtigen ſehr ver- ſchiedenen ſäculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer- den, ſo werden ſie zugleich das Mittel beſitzen, aus dieſen Diffe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/154
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/154>, abgerufen am 22.11.2024.