Man sieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars und Jupiter wächst, während sie bei allen übrigen abnimmt, oder daß die Bahnen der drei ersten Planeten sich jetzt immer mehr von der Kreisgestalt entfernen, während die vier andern sich dieser Gestalt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun- derte wird sich dieses Verhältniß ändern, und die ersten werden sich allmählig wieder zu Kreisen abrunden, während die andern sich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch in die einer stark abgeplatteten Ellipse überzugehen.
Die größten und kleinsten Werthe der Excentricität der Erd- bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie ist immer zwischen den beiden Gränzen von 0,00393 und 0,01960 enthalten, und legt den Weg zwischen ihnen erst in 48000 Jahren zurück. Wenn man eben so bloß die gegenseitige Wirkung der zwei größten Planeten unseres Sonnensystems betrachtet, und den viel geringe- ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, so zeigt die Analyse, daß die Excentricität Jupiters zwischen den Gränzen 0,0604 und 0,0261, und die des Saturn zwischen 0,0841 und 0,0134 liegen, so daß die größte Excentricität des einen dieser Planeten immer mit der kleinsten des andern zu gleicher Zeit statt hat, oder daß die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode zwischen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000 Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität Jupiters am kleinsten, oder seine Bahn kam damals einem Kreise am nächsten, während zu derselben Zeit die Bahn des Saturn am meisten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und diese am kleinsten seyn wird. Aehnliche Erscheinungen zeigen auch die anderen Planeten, aber es ist schwer, sie jetzt schon mit Genauigkeit zu bestimmen, weil die Massen der Planeten noch nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt sind. Wenn aber einmal unsere späten Nachkommen die von den gegenwärtigen sehr ver- schiedenen säculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer- den, so werden sie zugleich das Mittel besitzen, aus diesen Diffe-
Säculäre Störungen.
Saturn . . 0,000312 abnehmend
Uranus . . 0,000025 abnehmend.
Man ſieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars und Jupiter wächst, während ſie bei allen übrigen abnimmt, oder daß die Bahnen der drei erſten Planeten ſich jetzt immer mehr von der Kreisgeſtalt entfernen, während die vier andern ſich dieſer Geſtalt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun- derte wird ſich dieſes Verhältniß ändern, und die erſten werden ſich allmählig wieder zu Kreiſen abrunden, während die andern ſich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch in die einer ſtark abgeplatteten Ellipſe überzugehen.
Die größten und kleinſten Werthe der Excentricität der Erd- bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie iſt immer zwiſchen den beiden Gränzen von 0,00393 und 0,01960 enthalten, und legt den Weg zwiſchen ihnen erſt in 48000 Jahren zurück. Wenn man eben ſo bloß die gegenſeitige Wirkung der zwei größten Planeten unſeres Sonnenſyſtems betrachtet, und den viel geringe- ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, ſo zeigt die Analyſe, daß die Excentricität Jupiters zwiſchen den Gränzen 0,0604 und 0,0261, und die des Saturn zwiſchen 0,0841 und 0,0134 liegen, ſo daß die größte Excentricität des einen dieſer Planeten immer mit der kleinſten des andern zu gleicher Zeit ſtatt hat, oder daß die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode zwiſchen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000 Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität Jupiters am kleinſten, oder ſeine Bahn kam damals einem Kreiſe am nächſten, während zu derſelben Zeit die Bahn des Saturn am meiſten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und dieſe am kleinſten ſeyn wird. Aehnliche Erſcheinungen zeigen auch die anderen Planeten, aber es iſt ſchwer, ſie jetzt ſchon mit Genauigkeit zu beſtimmen, weil die Maſſen der Planeten noch nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt ſind. Wenn aber einmal unſere ſpäten Nachkommen die von den gegenwärtigen ſehr ver- ſchiedenen ſäculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer- den, ſo werden ſie zugleich das Mittel beſitzen, aus dieſen Diffe-
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Säculäre Störungen.
Saturn . . 0,000312 abnehmend
Uranus . . 0,000025 abnehmend.
Man ſieht daraus, daß die Excentricität bei Merkur, Mars
und Jupiter wächst, während ſie bei allen übrigen abnimmt, oder
daß die Bahnen der drei erſten Planeten ſich jetzt immer mehr
von der Kreisgeſtalt entfernen, während die vier andern ſich dieſer
Geſtalt immer mehr nähern. Aber in der Folge der Jahrhun-
derte wird ſich dieſes Verhältniß ändern, und die erſten werden
ſich allmählig wieder zu Kreiſen abrunden, während die andern
ſich davon entfernen, ohne doch je, weder in die Kreisform, noch
in die einer ſtark abgeplatteten Ellipſe überzugehen.
Die größten und kleinſten Werthe der Excentricität der Erd-
bahn haben wir bereits oben angegeben. Sie iſt immer zwiſchen
den beiden Gränzen von 0,00393 und 0,01960 enthalten, und legt
den Weg zwiſchen ihnen erſt in 48000 Jahren zurück. Wenn
man eben ſo bloß die gegenſeitige Wirkung der zwei größten
Planeten unſeres Sonnenſyſtems betrachtet, und den viel geringe-
ren Einfluß der übrigen Planeten übergeht, ſo zeigt die Analyſe,
daß die Excentricität Jupiters zwiſchen den Gränzen 0,0604 und
0,0261, und die des Saturn zwiſchen 0,0841 und 0,0134 liegen, ſo
daß die größte Excentricität des einen dieſer Planeten immer
mit der kleinſten des andern zu gleicher Zeit ſtatt hat, oder daß
die eine wächst, während die andere abnimmt. Die Periode
zwiſchen beiden Extremen beträgt bei beiden Planeten nahe 70000
Jahre. Um das Jahr 16000 vor Chr. G. war die Excentricität
Jupiters am kleinſten, oder ſeine Bahn kam damals einem Kreiſe
am nächſten, während zu derſelben Zeit die Bahn des Saturn
am meiſten von der Kreisform entfernt war. Seit jener Epoche
wächst die Excentricität Jupiters, und nimmt die von Saturn
ab, bis gegen das Jahr 54000 nach Chr. jene am größten, und
dieſe am kleinſten ſeyn wird. Aehnliche Erſcheinungen zeigen
auch die anderen Planeten, aber es iſt ſchwer, ſie jetzt ſchon mit
Genauigkeit zu beſtimmen, weil die Maſſen der Planeten noch
nicht mit hinlänglicher Schärfe bekannt ſind. Wenn aber einmal
unſere ſpäten Nachkommen die von den gegenwärtigen ſehr ver-
ſchiedenen ſäculären Störungen ihrer Zeit beobachtet haben wer-
den, ſo werden ſie zugleich das Mittel beſitzen, aus dieſen Diffe-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/154>, abgerufen am 22.11.2024.
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