Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
angenommen wird, so daß also seine Abplattung nur den tausend- sten Theil dieser Axe beträgt.
§. 120. (Der Mond in Verbindung mit Kometen.) Wenn der Mond je einem Kometen nahe gekommen ist, was seit der undenklichen Zeit seiner Existenz wohl geschehen seyn mag, so muß doch die Masse eines solchen Kometen ungemein gering ge- wesen seyn. Denn wenn sie auch nur den hunderttausendsten Theil der Erdmasse betragen hätte, so würde ein Zusammentreffen dieser beiden Körper, wie die Rechnung zeigt, die wahren Librationen des Mondes schon so groß gemacht haben, daß sie unsern Beobach- tungen nicht mehr hätten entgehen können. -- Aber vielleicht war der Mond selbst einmal ein Komet, der in der grauesten Vorzeit der Erde nahe gekommen ist, und nun, von ihr festgehalten, sie auf ihrer Bahn um die Sonne begleiten muß? Es hat nicht an Astronomen gefehlt, die diese Meinung aufgestellt haben. Allein wenn man, mit Hülfe der Analyse, auch in die entfernteste Zeiten zurück geht, so findet man, daß der Mond sich immer in einer nahe kreisförmigen Bahn um die Erde, so wie die Planeten um die Sonne, bewegt habe, und daß daher ein solcher Ursprung des- selben ganz unwahrscheinlich ist.
§. 121. (Störungen der Kometen von den Planeten und von dem Aether.) Diese Kometen erleiden von den Planeten unseres Sonnensystems, wenn sie aus ihrer weiten Ferne zu denselben herabsteigen, oft große Störungen, die auf eine ganz andere Art berechnet werden müssen, als die Störungen der Planeten unter sich, weil die große Excentricität ihrer Bahnen nicht mehr die Ab- kürzungen erlaubt, die man bei den Planeten mit so viel Vor- theil anzuwenden pflegt. Schon Halley erkannte die großen Wir- kungen dieser Störungen an dem nach ihm genannten Kometen, dessen auf einander folgende Umlaufszeiten, in Folge dieser Stö- rungen, mehr als ein ganzes Jahr von einander verschieden waren. Aber erst 75 Jahre später versuchte es Clairaut, diese Störungen der Analyse zu unterwerfen. Diese Kometen scheinen selbst noch eine andere Art von Störung zu erleiden, dergleichen wir bei den Planeten noch kein Beispiel gefunden haben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Räume, welche die Körper unseres Sonnensystems von einander trennen, mit einer vielleicht äußerst
Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
angenommen wird, ſo daß alſo ſeine Abplattung nur den tauſend- ſten Theil dieſer Axe beträgt.
§. 120. (Der Mond in Verbindung mit Kometen.) Wenn der Mond je einem Kometen nahe gekommen iſt, was ſeit der undenklichen Zeit ſeiner Exiſtenz wohl geſchehen ſeyn mag, ſo muß doch die Maſſe eines ſolchen Kometen ungemein gering ge- weſen ſeyn. Denn wenn ſie auch nur den hunderttauſendſten Theil der Erdmaſſe betragen hätte, ſo würde ein Zuſammentreffen dieſer beiden Körper, wie die Rechnung zeigt, die wahren Librationen des Mondes ſchon ſo groß gemacht haben, daß ſie unſern Beobach- tungen nicht mehr hätten entgehen können. — Aber vielleicht war der Mond ſelbſt einmal ein Komet, der in der graueſten Vorzeit der Erde nahe gekommen iſt, und nun, von ihr feſtgehalten, ſie auf ihrer Bahn um die Sonne begleiten muß? Es hat nicht an Aſtronomen gefehlt, die dieſe Meinung aufgeſtellt haben. Allein wenn man, mit Hülfe der Analyſe, auch in die entfernteſte Zeiten zurück geht, ſo findet man, daß der Mond ſich immer in einer nahe kreisförmigen Bahn um die Erde, ſo wie die Planeten um die Sonne, bewegt habe, und daß daher ein ſolcher Urſprung deſ- ſelben ganz unwahrſcheinlich iſt.
§. 121. (Störungen der Kometen von den Planeten und von dem Aether.) Dieſe Kometen erleiden von den Planeten unſeres Sonnenſyſtems, wenn ſie aus ihrer weiten Ferne zu denſelben herabſteigen, oft große Störungen, die auf eine ganz andere Art berechnet werden müſſen, als die Störungen der Planeten unter ſich, weil die große Excentricität ihrer Bahnen nicht mehr die Ab- kürzungen erlaubt, die man bei den Planeten mit ſo viel Vor- theil anzuwenden pflegt. Schon Halley erkannte die großen Wir- kungen dieſer Störungen an dem nach ihm genannten Kometen, deſſen auf einander folgende Umlaufszeiten, in Folge dieſer Stö- rungen, mehr als ein ganzes Jahr von einander verſchieden waren. Aber erſt 75 Jahre ſpäter verſuchte es Clairaut, dieſe Störungen der Analyſe zu unterwerfen. Dieſe Kometen ſcheinen ſelbſt noch eine andere Art von Störung zu erleiden, dergleichen wir bei den Planeten noch kein Beiſpiel gefunden haben. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß die Räume, welche die Körper unſeres Sonnenſyſtems von einander trennen, mit einer vielleicht äußerſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0180"n="168"/><fwplace="top"type="header">Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.</fw><lb/>
angenommen wird, ſo daß alſo ſeine Abplattung nur den tauſend-<lb/>ſten Theil dieſer Axe beträgt.</p><lb/><p>§. 120. (Der Mond in Verbindung mit Kometen.) Wenn<lb/>
der Mond je einem Kometen nahe gekommen iſt, was ſeit der<lb/>
undenklichen Zeit ſeiner Exiſtenz wohl geſchehen ſeyn mag, ſo<lb/>
muß doch die Maſſe eines ſolchen Kometen ungemein gering ge-<lb/>
weſen ſeyn. Denn wenn ſie auch nur den hunderttauſendſten Theil<lb/>
der Erdmaſſe betragen hätte, ſo würde ein Zuſammentreffen dieſer<lb/>
beiden Körper, wie die Rechnung zeigt, die wahren Librationen des<lb/>
Mondes ſchon ſo groß gemacht haben, daß ſie unſern Beobach-<lb/>
tungen nicht mehr hätten entgehen können. — Aber vielleicht war<lb/>
der Mond ſelbſt einmal ein Komet, der in der graueſten Vorzeit<lb/>
der Erde nahe gekommen iſt, und nun, von ihr feſtgehalten, ſie<lb/>
auf ihrer Bahn um die Sonne begleiten muß? Es hat nicht an<lb/>
Aſtronomen gefehlt, die dieſe Meinung aufgeſtellt haben. Allein<lb/>
wenn man, mit Hülfe der Analyſe, auch in die entfernteſte Zeiten<lb/>
zurück geht, ſo findet man, daß der Mond ſich immer in einer<lb/>
nahe kreisförmigen Bahn um die Erde, ſo wie die Planeten um<lb/>
die Sonne, bewegt habe, und daß daher ein ſolcher Urſprung deſ-<lb/>ſelben ganz unwahrſcheinlich iſt.</p><lb/><p>§. 121. (Störungen der Kometen von den Planeten und von<lb/>
dem Aether.) Dieſe Kometen erleiden von den Planeten unſeres<lb/>
Sonnenſyſtems, wenn ſie aus ihrer weiten Ferne zu denſelben<lb/>
herabſteigen, oft große Störungen, die auf eine ganz andere Art<lb/>
berechnet werden müſſen, als die Störungen der Planeten unter<lb/>ſich, weil die große Excentricität ihrer Bahnen nicht mehr die Ab-<lb/>
kürzungen erlaubt, die man bei den Planeten mit ſo viel Vor-<lb/>
theil anzuwenden pflegt. Schon Halley erkannte die großen Wir-<lb/>
kungen dieſer Störungen an dem nach ihm genannten Kometen,<lb/>
deſſen auf einander folgende Umlaufszeiten, in Folge dieſer Stö-<lb/>
rungen, mehr als ein ganzes Jahr von einander verſchieden<lb/>
waren. Aber erſt 75 Jahre ſpäter verſuchte es Clairaut, dieſe<lb/>
Störungen der Analyſe zu unterwerfen. Dieſe Kometen ſcheinen<lb/>ſelbſt noch eine andere Art von Störung zu erleiden, dergleichen<lb/>
wir bei den Planeten noch kein Beiſpiel gefunden haben. Es iſt<lb/>
nicht unwahrſcheinlich, daß die Räume, welche die Körper unſeres<lb/>
Sonnenſyſtems von einander trennen, mit einer vielleicht äußerſt<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[168/0180]
Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
angenommen wird, ſo daß alſo ſeine Abplattung nur den tauſend-
ſten Theil dieſer Axe beträgt.
§. 120. (Der Mond in Verbindung mit Kometen.) Wenn
der Mond je einem Kometen nahe gekommen iſt, was ſeit der
undenklichen Zeit ſeiner Exiſtenz wohl geſchehen ſeyn mag, ſo
muß doch die Maſſe eines ſolchen Kometen ungemein gering ge-
weſen ſeyn. Denn wenn ſie auch nur den hunderttauſendſten Theil
der Erdmaſſe betragen hätte, ſo würde ein Zuſammentreffen dieſer
beiden Körper, wie die Rechnung zeigt, die wahren Librationen des
Mondes ſchon ſo groß gemacht haben, daß ſie unſern Beobach-
tungen nicht mehr hätten entgehen können. — Aber vielleicht war
der Mond ſelbſt einmal ein Komet, der in der graueſten Vorzeit
der Erde nahe gekommen iſt, und nun, von ihr feſtgehalten, ſie
auf ihrer Bahn um die Sonne begleiten muß? Es hat nicht an
Aſtronomen gefehlt, die dieſe Meinung aufgeſtellt haben. Allein
wenn man, mit Hülfe der Analyſe, auch in die entfernteſte Zeiten
zurück geht, ſo findet man, daß der Mond ſich immer in einer
nahe kreisförmigen Bahn um die Erde, ſo wie die Planeten um
die Sonne, bewegt habe, und daß daher ein ſolcher Urſprung deſ-
ſelben ganz unwahrſcheinlich iſt.
§. 121. (Störungen der Kometen von den Planeten und von
dem Aether.) Dieſe Kometen erleiden von den Planeten unſeres
Sonnenſyſtems, wenn ſie aus ihrer weiten Ferne zu denſelben
herabſteigen, oft große Störungen, die auf eine ganz andere Art
berechnet werden müſſen, als die Störungen der Planeten unter
ſich, weil die große Excentricität ihrer Bahnen nicht mehr die Ab-
kürzungen erlaubt, die man bei den Planeten mit ſo viel Vor-
theil anzuwenden pflegt. Schon Halley erkannte die großen Wir-
kungen dieſer Störungen an dem nach ihm genannten Kometen,
deſſen auf einander folgende Umlaufszeiten, in Folge dieſer Stö-
rungen, mehr als ein ganzes Jahr von einander verſchieden
waren. Aber erſt 75 Jahre ſpäter verſuchte es Clairaut, dieſe
Störungen der Analyſe zu unterwerfen. Dieſe Kometen ſcheinen
ſelbſt noch eine andere Art von Störung zu erleiden, dergleichen
wir bei den Planeten noch kein Beiſpiel gefunden haben. Es iſt
nicht unwahrſcheinlich, daß die Räume, welche die Körper unſeres
Sonnenſyſtems von einander trennen, mit einer vielleicht äußerſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/180>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.