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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
tationsaxe senkrechten Schnitte des Ellipsoids Kreise sind, deren
Mittelpunkte sämmtlich in dieser Axe liegen, wie dieß bei der
Kugel für jeden ihrer Durchmesser der Fall ist.

Weitere geometrische oder vielmehr mechanische Untersuchungen
haben gezeigt, daß jeder Körper, so unregelmäßig er auch geformt
seyn mag, immer wenigstens drei solche freie Axen habe, und
daß sich dieselben in dem Schwerpunkte des Körpers unter, einan-
der senkrechten Richtungen durchschneiden. Bei der Kugel sind,
wie gesagt, alle Durchmesser derselben freie Axen, und bei dem
so eben erwähnten Ellipsoid ist nicht nur diejenige Axe, um welche
die Ellipse gedreht wird, sondern auch noch jeder Durchmesser des
Aequators des Körpers eine freie Axe.

§. 127. (Anwendung auf die Erde.) Wenden wir das Vor-
hergehende auf die Erde oder überhaupt auf die Planeten an, die
zur Zeit ihrer Entstehung wahrscheinlich die Gestalt einer Kugel
hatten. Der primitive Stoß, dem sie ihre Bewegung verdanken,
gab ihnen eine Rotation um einen ihrer Durchmesser, d. h. also
um eine freie Axe. Durch die so entstehende Rotation der Kugel
wurde sie an ihren Polen abgeplattet, die Kugel wurde in ein
Ellipsoid verwandelt, das durch die Umdrehung einer Ellipse um
ihre kleine Axe entsteht. Dadurch hörte also die ursprüngliche
Drehungsaxe nicht auf, eine freie Axe zu seyn. Die Planeten
bewegen sich also um solche vollkommen freie Axen, die
keinen Druck erleiden, daher sie auch ihre Rotation um diese,
immer dieselbe Lage beibehaltenden Axen ungestört und ohne
Ende fortsetzen. Ja diese Abplattung der Erde trägt selbst wesent-
lich dazu bei, die Lage der Rotationsaxe derselben immer in der
gleichen Lage zu erhalten, da sie, wenn sie auch durch äußere Kräfte
etwas aus ihrer Richtung gebracht werden sollte, eben durch diese
Abplattung sogleich wieder in ihre frühere Lage zurückgebracht
werden müßte, während im Gegentheile, wenn die große Axe der
erzeugenden Ellipse die Rotationsaxe des Körpers geworden wäre,
schon die geringste Störung derselben hinreichend gewesen seyn
würde, diese Axe immer mehr von ihrer früheren Lage zu entfernen,
ohne sie je wieder in ihre erste Stellung zurückführen zu können.

§. 128. (Unveränderlichkeit der Länge des Tages.) Dieselben
Gründe, welche wir so eben für die Unveränderlichkeit der Lage

Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
tationsaxe ſenkrechten Schnitte des Ellipſoids Kreiſe ſind, deren
Mittelpunkte ſämmtlich in dieſer Axe liegen, wie dieß bei der
Kugel für jeden ihrer Durchmeſſer der Fall iſt.

Weitere geometriſche oder vielmehr mechaniſche Unterſuchungen
haben gezeigt, daß jeder Körper, ſo unregelmäßig er auch geformt
ſeyn mag, immer wenigſtens drei ſolche freie Axen habe, und
daß ſich dieſelben in dem Schwerpunkte des Körpers unter, einan-
der ſenkrechten Richtungen durchſchneiden. Bei der Kugel ſind,
wie geſagt, alle Durchmeſſer derſelben freie Axen, und bei dem
ſo eben erwähnten Ellipſoid iſt nicht nur diejenige Axe, um welche
die Ellipſe gedreht wird, ſondern auch noch jeder Durchmeſſer des
Aequators des Körpers eine freie Axe.

§. 127. (Anwendung auf die Erde.) Wenden wir das Vor-
hergehende auf die Erde oder überhaupt auf die Planeten an, die
zur Zeit ihrer Entſtehung wahrſcheinlich die Geſtalt einer Kugel
hatten. Der primitive Stoß, dem ſie ihre Bewegung verdanken,
gab ihnen eine Rotation um einen ihrer Durchmeſſer, d. h. alſo
um eine freie Axe. Durch die ſo entſtehende Rotation der Kugel
wurde ſie an ihren Polen abgeplattet, die Kugel wurde in ein
Ellipſoid verwandelt, das durch die Umdrehung einer Ellipſe um
ihre kleine Axe entſteht. Dadurch hörte alſo die urſprüngliche
Drehungsaxe nicht auf, eine freie Axe zu ſeyn. Die Planeten
bewegen ſich alſo um ſolche vollkommen freie Axen, die
keinen Druck erleiden, daher ſie auch ihre Rotation um dieſe,
immer dieſelbe Lage beibehaltenden Axen ungeſtört und ohne
Ende fortſetzen. Ja dieſe Abplattung der Erde trägt ſelbſt weſent-
lich dazu bei, die Lage der Rotationsaxe derſelben immer in der
gleichen Lage zu erhalten, da ſie, wenn ſie auch durch äußere Kräfte
etwas aus ihrer Richtung gebracht werden ſollte, eben durch dieſe
Abplattung ſogleich wieder in ihre frühere Lage zurückgebracht
werden müßte, während im Gegentheile, wenn die große Axe der
erzeugenden Ellipſe die Rotationsaxe des Körpers geworden wäre,
ſchon die geringſte Störung derſelben hinreichend geweſen ſeyn
würde, dieſe Axe immer mehr von ihrer früheren Lage zu entfernen,
ohne ſie je wieder in ihre erſte Stellung zurückführen zu können.

§. 128. (Unveränderlichkeit der Länge des Tages.) Dieſelben
Gründe, welche wir ſo eben für die Unveränderlichkeit der Lage

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[174/0186] Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten. tationsaxe ſenkrechten Schnitte des Ellipſoids Kreiſe ſind, deren Mittelpunkte ſämmtlich in dieſer Axe liegen, wie dieß bei der Kugel für jeden ihrer Durchmeſſer der Fall iſt. Weitere geometriſche oder vielmehr mechaniſche Unterſuchungen haben gezeigt, daß jeder Körper, ſo unregelmäßig er auch geformt ſeyn mag, immer wenigſtens drei ſolche freie Axen habe, und daß ſich dieſelben in dem Schwerpunkte des Körpers unter, einan- der ſenkrechten Richtungen durchſchneiden. Bei der Kugel ſind, wie geſagt, alle Durchmeſſer derſelben freie Axen, und bei dem ſo eben erwähnten Ellipſoid iſt nicht nur diejenige Axe, um welche die Ellipſe gedreht wird, ſondern auch noch jeder Durchmeſſer des Aequators des Körpers eine freie Axe. §. 127. (Anwendung auf die Erde.) Wenden wir das Vor- hergehende auf die Erde oder überhaupt auf die Planeten an, die zur Zeit ihrer Entſtehung wahrſcheinlich die Geſtalt einer Kugel hatten. Der primitive Stoß, dem ſie ihre Bewegung verdanken, gab ihnen eine Rotation um einen ihrer Durchmeſſer, d. h. alſo um eine freie Axe. Durch die ſo entſtehende Rotation der Kugel wurde ſie an ihren Polen abgeplattet, die Kugel wurde in ein Ellipſoid verwandelt, das durch die Umdrehung einer Ellipſe um ihre kleine Axe entſteht. Dadurch hörte alſo die urſprüngliche Drehungsaxe nicht auf, eine freie Axe zu ſeyn. Die Planeten bewegen ſich alſo um ſolche vollkommen freie Axen, die keinen Druck erleiden, daher ſie auch ihre Rotation um dieſe, immer dieſelbe Lage beibehaltenden Axen ungeſtört und ohne Ende fortſetzen. Ja dieſe Abplattung der Erde trägt ſelbſt weſent- lich dazu bei, die Lage der Rotationsaxe derſelben immer in der gleichen Lage zu erhalten, da ſie, wenn ſie auch durch äußere Kräfte etwas aus ihrer Richtung gebracht werden ſollte, eben durch dieſe Abplattung ſogleich wieder in ihre frühere Lage zurückgebracht werden müßte, während im Gegentheile, wenn die große Axe der erzeugenden Ellipſe die Rotationsaxe des Körpers geworden wäre, ſchon die geringſte Störung derſelben hinreichend geweſen ſeyn würde, dieſe Axe immer mehr von ihrer früheren Lage zu entfernen, ohne ſie je wieder in ihre erſte Stellung zurückführen zu können. §. 128. (Unveränderlichkeit der Länge des Tages.) Dieſelben Gründe, welche wir ſo eben für die Unveränderlichkeit der Lage

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/186>, abgerufen am 26.11.2024.