Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Eigenschaften der Körper.
beantworten, von denen wir hier nur einige kurz anführen wollen.
Man vergleiche damit Band I. Kap. I und II.

Das höchste von Menschenhänden errichtete Gebäude ist die
große Pyramide bei Cairo, deren Spitze eine Höhe von 450 Par.
Fuß über ihrem Boden hat. Nimmt man die Sekunde in dem
gewöhnlichen Sinne dieses Wortes, nämlich für den 86400sten
Theil eines mittleren Tages, so beträgt der Fall der Körper
während der ersten Sekunde, den darüber angestellten Beobach-
tungen gemäß, 15,098 Par. Fuß. Diese Größe ist also, vermöge
der zweiten unserer Gleichungen, gleich 1/2 g, so daß daher die
Größe g selbst 30,198 Par. Fuß beträgt.

Mit diesem Werthe von g findet man aus derselben zweiten
Gleichung, wenn man in ihr x = 450 setzt, daß ein Stein von
dem Gipfel dieser Pyramide bis zu dem Boden derselben in 51/2
Sekunden fallen, und daß er daselbst mit einer Geschwindigkeit
ankommen würde, mit welcher er, wenn er nur gleichförmig fort-
ginge, in jeder Sekunde einen Weg von 164 4/5 Fuß zurücklegen
müßte.

Der höchste Berg der Erde, der Dhawalagiri in Indien, soll
24150 Par. Fuß über die Meeresfläche sich erheben. Von seinem
Gipfel würde daher ein Stein in vertikaler Richtung erst nach
40 Sekunden an der Meeresfläche, und zwar mit einer Geschwin-
digkeit von 1520 Fuß ankommen. Diese Endgeschwindigkeit ist
bedeutend größer als die des Schalles, die nur 1038 Fuß in einer
Sekunde beträgt und sie übersteigt die gewöhnliche Geschwindigkeit
einer Kanonenkugel nahe dreimal.

In Norwegen, Distrikt Rake bei Friedrichshall, soll ein senk-
rechtes Erdloch sich befinden, dessen Tiefe man noch mit keinem
Senkbley ergründen konnte. Wenn man aber einen Stein in
dasselbe fallen läßt, so hört man den letzten Aufschlag desselben
auf den Boden der Höhle erst nach 90 Sekunden. Nimmt man
dabei auf die Verzögerung dieser Erscheinung durch den Schall
keine Rücksicht, so zeigen unsere Gleichungen, daß die senkrechte
Tiefe dieser Höhle 122294 Par. Fuß, also nahe fünfmal so viel,
als die Höhe des Dhawalagiri betrage, und daß dieser Stein an
den Boden der Höhle mit der Geschwindigkeit von 2718 Fuß in
einer Sekunde ankommen müßte.


Eigenſchaften der Körper.
beantworten, von denen wir hier nur einige kurz anführen wollen.
Man vergleiche damit Band I. Kap. I und II.

Das höchſte von Menſchenhänden errichtete Gebäude iſt die
große Pyramide bei Cairo, deren Spitze eine Höhe von 450 Par.
Fuß über ihrem Boden hat. Nimmt man die Sekunde in dem
gewöhnlichen Sinne dieſes Wortes, nämlich für den 86400ſten
Theil eines mittleren Tages, ſo beträgt der Fall der Körper
während der erſten Sekunde, den darüber angeſtellten Beobach-
tungen gemäß, 15,098 Par. Fuß. Dieſe Größe iſt alſo, vermöge
der zweiten unſerer Gleichungen, gleich ½ g, ſo daß daher die
Größe g ſelbſt 30,198 Par. Fuß beträgt.

Mit dieſem Werthe von g findet man aus derſelben zweiten
Gleichung, wenn man in ihr x = 450 ſetzt, daß ein Stein von
dem Gipfel dieſer Pyramide bis zu dem Boden derſelben in 5½
Sekunden fallen, und daß er daſelbſt mit einer Geſchwindigkeit
ankommen würde, mit welcher er, wenn er nur gleichförmig fort-
ginge, in jeder Sekunde einen Weg von 164⅘ Fuß zurücklegen
müßte.

Der höchſte Berg der Erde, der Dhawalagiri in Indien, ſoll
24150 Par. Fuß über die Meeresfläche ſich erheben. Von ſeinem
Gipfel würde daher ein Stein in vertikaler Richtung erſt nach
40 Sekunden an der Meeresfläche, und zwar mit einer Geſchwin-
digkeit von 1520 Fuß ankommen. Dieſe Endgeſchwindigkeit iſt
bedeutend größer als die des Schalles, die nur 1038 Fuß in einer
Sekunde beträgt und ſie überſteigt die gewöhnliche Geſchwindigkeit
einer Kanonenkugel nahe dreimal.

In Norwegen, Diſtrikt Rake bei Friedrichshall, ſoll ein ſenk-
rechtes Erdloch ſich befinden, deſſen Tiefe man noch mit keinem
Senkbley ergründen konnte. Wenn man aber einen Stein in
daſſelbe fallen läßt, ſo hört man den letzten Aufſchlag deſſelben
auf den Boden der Höhle erſt nach 90 Sekunden. Nimmt man
dabei auf die Verzögerung dieſer Erſcheinung durch den Schall
keine Rückſicht, ſo zeigen unſere Gleichungen, daß die ſenkrechte
Tiefe dieſer Höhle 122294 Par. Fuß, alſo nahe fünfmal ſo viel,
als die Höhe des Dhawalagiri betrage, und daß dieſer Stein an
den Boden der Höhle mit der Geſchwindigkeit von 2718 Fuß in
einer Sekunde ankommen müßte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0037" n="25"/><fw place="top" type="header">Eigen&#x017F;chaften der Körper.</fw><lb/>
beantworten, von denen wir hier nur einige kurz anführen wollen.<lb/>
Man vergleiche damit Band <hi rendition="#aq">I.</hi> Kap. <hi rendition="#aq">I</hi> und <hi rendition="#aq">II.</hi></p><lb/>
              <p>Das höch&#x017F;te von Men&#x017F;chenhänden errichtete Gebäude i&#x017F;t die<lb/>
große Pyramide bei Cairo, deren Spitze eine Höhe von 450 Par.<lb/>
Fuß über ihrem Boden hat. Nimmt man die Sekunde in dem<lb/>
gewöhnlichen Sinne die&#x017F;es Wortes, nämlich für den 86400&#x017F;ten<lb/>
Theil eines mittleren Tages, &#x017F;o beträgt der Fall der Körper<lb/>
während der er&#x017F;ten Sekunde, den darüber ange&#x017F;tellten Beobach-<lb/>
tungen gemäß, 15,<hi rendition="#sub">098</hi> Par. Fuß. Die&#x017F;e Größe i&#x017F;t al&#x017F;o, vermöge<lb/>
der zweiten un&#x017F;erer Gleichungen, gleich ½ <hi rendition="#aq">g</hi>, &#x017F;o daß daher die<lb/>
Größe <hi rendition="#aq">g</hi> &#x017F;elb&#x017F;t 30,<hi rendition="#sub">198</hi> Par. Fuß beträgt.</p><lb/>
              <p>Mit die&#x017F;em Werthe von <hi rendition="#aq">g</hi> findet man aus der&#x017F;elben zweiten<lb/>
Gleichung, wenn man in ihr <hi rendition="#aq">x</hi> = 450 &#x017F;etzt, daß ein Stein von<lb/>
dem Gipfel die&#x017F;er Pyramide bis zu dem Boden der&#x017F;elben in 5½<lb/>
Sekunden fallen, und daß er da&#x017F;elb&#x017F;t mit einer Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/>
ankommen würde, mit welcher er, wenn er nur gleichförmig fort-<lb/>
ginge, in jeder Sekunde einen Weg von 164&#x2158; Fuß zurücklegen<lb/>
müßte.</p><lb/>
              <p>Der höch&#x017F;te Berg der Erde, der Dhawalagiri in Indien, &#x017F;oll<lb/>
24150 Par. Fuß über die Meeresfläche &#x017F;ich erheben. Von &#x017F;einem<lb/>
Gipfel würde daher ein Stein in vertikaler Richtung er&#x017F;t nach<lb/>
40 Sekunden an der Meeresfläche, und zwar mit einer Ge&#x017F;chwin-<lb/>
digkeit von 1520 Fuß ankommen. Die&#x017F;e Endge&#x017F;chwindigkeit i&#x017F;t<lb/>
bedeutend größer als die des Schalles, die nur 1038 Fuß in einer<lb/>
Sekunde beträgt und &#x017F;ie über&#x017F;teigt die gewöhnliche Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/>
einer Kanonenkugel nahe dreimal.</p><lb/>
              <p>In Norwegen, Di&#x017F;trikt Rake bei Friedrichshall, &#x017F;oll ein &#x017F;enk-<lb/>
rechtes Erdloch &#x017F;ich befinden, de&#x017F;&#x017F;en Tiefe man noch mit keinem<lb/>
Senkbley ergründen konnte. Wenn man aber einen Stein in<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe fallen läßt, &#x017F;o hört man den letzten Auf&#x017F;chlag de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
auf den Boden der Höhle er&#x017F;t nach 90 Sekunden. Nimmt man<lb/>
dabei auf die Verzögerung die&#x017F;er Er&#x017F;cheinung durch den Schall<lb/>
keine Rück&#x017F;icht, &#x017F;o zeigen un&#x017F;ere Gleichungen, daß die &#x017F;enkrechte<lb/>
Tiefe die&#x017F;er Höhle 122294 Par. Fuß, al&#x017F;o nahe fünfmal &#x017F;o viel,<lb/>
als die Höhe des Dhawalagiri betrage, und daß die&#x017F;er Stein an<lb/>
den Boden der Höhle mit der Ge&#x017F;chwindigkeit von 2718 Fuß in<lb/>
einer Sekunde ankommen müßte.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0037] Eigenſchaften der Körper. beantworten, von denen wir hier nur einige kurz anführen wollen. Man vergleiche damit Band I. Kap. I und II. Das höchſte von Menſchenhänden errichtete Gebäude iſt die große Pyramide bei Cairo, deren Spitze eine Höhe von 450 Par. Fuß über ihrem Boden hat. Nimmt man die Sekunde in dem gewöhnlichen Sinne dieſes Wortes, nämlich für den 86400ſten Theil eines mittleren Tages, ſo beträgt der Fall der Körper während der erſten Sekunde, den darüber angeſtellten Beobach- tungen gemäß, 15,098 Par. Fuß. Dieſe Größe iſt alſo, vermöge der zweiten unſerer Gleichungen, gleich ½ g, ſo daß daher die Größe g ſelbſt 30,198 Par. Fuß beträgt. Mit dieſem Werthe von g findet man aus derſelben zweiten Gleichung, wenn man in ihr x = 450 ſetzt, daß ein Stein von dem Gipfel dieſer Pyramide bis zu dem Boden derſelben in 5½ Sekunden fallen, und daß er daſelbſt mit einer Geſchwindigkeit ankommen würde, mit welcher er, wenn er nur gleichförmig fort- ginge, in jeder Sekunde einen Weg von 164⅘ Fuß zurücklegen müßte. Der höchſte Berg der Erde, der Dhawalagiri in Indien, ſoll 24150 Par. Fuß über die Meeresfläche ſich erheben. Von ſeinem Gipfel würde daher ein Stein in vertikaler Richtung erſt nach 40 Sekunden an der Meeresfläche, und zwar mit einer Geſchwin- digkeit von 1520 Fuß ankommen. Dieſe Endgeſchwindigkeit iſt bedeutend größer als die des Schalles, die nur 1038 Fuß in einer Sekunde beträgt und ſie überſteigt die gewöhnliche Geſchwindigkeit einer Kanonenkugel nahe dreimal. In Norwegen, Diſtrikt Rake bei Friedrichshall, ſoll ein ſenk- rechtes Erdloch ſich befinden, deſſen Tiefe man noch mit keinem Senkbley ergründen konnte. Wenn man aber einen Stein in daſſelbe fallen läßt, ſo hört man den letzten Aufſchlag deſſelben auf den Boden der Höhle erſt nach 90 Sekunden. Nimmt man dabei auf die Verzögerung dieſer Erſcheinung durch den Schall keine Rückſicht, ſo zeigen unſere Gleichungen, daß die ſenkrechte Tiefe dieſer Höhle 122294 Par. Fuß, alſo nahe fünfmal ſo viel, als die Höhe des Dhawalagiri betrage, und daß dieſer Stein an den Boden der Höhle mit der Geſchwindigkeit von 2718 Fuß in einer Sekunde ankommen müßte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/37
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/37>, abgerufen am 03.12.2024.