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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.

Es ist für sich klar, daß dieses Verfahren im Allgemeinen
desto zulässiger seyn wird, je größer die Anzahl der Beobachtun-
gen ist, vorausgesetzt, daß sie alle unter ähnlichen Verhältnissen
angestellt worden sind, und daß keine von ihnen irgend einen
Vorzug vor der anderen verdient. Wenn aber dieser Fall, der in
der That selten genug eintreten mag, nicht statt hat, wenn z. B.
von 30 Beobachtungen die ersten 10 bei viel günstigerem Wetter
als alle übrigen, wenn die zweiten 10 von einem geübteren Beob-
achter und die letzten 10 endlich an einem besseren Instrumente,
als die übrigen, angestellt worden wären, kurz wenn die einzelnen
Beobachtungen, wie man zu sagen pflegt, ein verschiedenes Ge-
wicht
haben? -- Dann läßt sich die vorhergehende einfache Regel
offenbar nicht mehr anwenden. Wie soll man also dann verfahren?

Noch verwickelter wird die Antwort auf diese Frage werden,
wenn man, durch diese Beobachtungen, mehrere Größen zu-
gleich
der Wahrheit gemäß oder doch ihr so nahe als möglich
finden will. Um auch davon ein Beispiel zu geben, so haben die
Astronomen ihre Sonnen- und Planeten-Tafeln, wie wir oben
(I. S. 285) gezeigt haben, so eingerichtet, daß man daraus den
Ort dieser Gestirne für jeden gegebenen Augenblick leicht finden
kann. Zur Berechnung dieser Tafeln haben sie für die sechs Ele-
mente (I. S. 280) eines jeden dieser Planeten gewisse Werthe
angenommen, die ihnen damals die wahrscheinlichsten dünkten.
Allein diese Werthe werden ohne Zweifel der Wahrheit nicht ganz
gemäß seyn, und wenn in dem Laufe eines Jahrhunderts unsere
Kenntniß des Sonnensystems zugleich mit unserer Beobachtungs-
kunst bedeutende Fortschritte gemacht hat, so werden wir auch
wohl im Stande seyn, bessere und genauere Werthe für jene Ele-
mente anzugeben, als die unserer Vorgänger gewesen seyn mö-
gen, denen jene Vortheile noch nicht zu Gebote standen. Wir
werden also auch bessere Planetentafeln aufstellen können, wenn
wir zuerst genauere Elemente erhalten haben, mit welchen wir
dann jene Tafeln wieder neu berechnen werden. -- Allein wie sollen
wir zu diesen besseren Elementen kommen? Offenbar durch unsere
besseren Beobachtungen selbst und durch Vergleichungen derselben
mit jenen Tafeln der Alten.

Nehmen wir also z. B. an, wir hätten an irgend einem Tage

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.

Es iſt für ſich klar, daß dieſes Verfahren im Allgemeinen
deſto zuläſſiger ſeyn wird, je größer die Anzahl der Beobachtun-
gen iſt, vorausgeſetzt, daß ſie alle unter ähnlichen Verhältniſſen
angeſtellt worden ſind, und daß keine von ihnen irgend einen
Vorzug vor der anderen verdient. Wenn aber dieſer Fall, der in
der That ſelten genug eintreten mag, nicht ſtatt hat, wenn z. B.
von 30 Beobachtungen die erſten 10 bei viel günſtigerem Wetter
als alle übrigen, wenn die zweiten 10 von einem geübteren Beob-
achter und die letzten 10 endlich an einem beſſeren Inſtrumente,
als die übrigen, angeſtellt worden wären, kurz wenn die einzelnen
Beobachtungen, wie man zu ſagen pflegt, ein verſchiedenes Ge-
wicht
haben? — Dann läßt ſich die vorhergehende einfache Regel
offenbar nicht mehr anwenden. Wie ſoll man alſo dann verfahren?

Noch verwickelter wird die Antwort auf dieſe Frage werden,
wenn man, durch dieſe Beobachtungen, mehrere Größen zu-
gleich
der Wahrheit gemäß oder doch ihr ſo nahe als möglich
finden will. Um auch davon ein Beiſpiel zu geben, ſo haben die
Aſtronomen ihre Sonnen- und Planeten-Tafeln, wie wir oben
(I. S. 285) gezeigt haben, ſo eingerichtet, daß man daraus den
Ort dieſer Geſtirne für jeden gegebenen Augenblick leicht finden
kann. Zur Berechnung dieſer Tafeln haben ſie für die ſechs Ele-
mente (I. S. 280) eines jeden dieſer Planeten gewiſſe Werthe
angenommen, die ihnen damals die wahrſcheinlichſten dünkten.
Allein dieſe Werthe werden ohne Zweifel der Wahrheit nicht ganz
gemäß ſeyn, und wenn in dem Laufe eines Jahrhunderts unſere
Kenntniß des Sonnenſyſtems zugleich mit unſerer Beobachtungs-
kunſt bedeutende Fortſchritte gemacht hat, ſo werden wir auch
wohl im Stande ſeyn, beſſere und genauere Werthe für jene Ele-
mente anzugeben, als die unſerer Vorgänger geweſen ſeyn mö-
gen, denen jene Vortheile noch nicht zu Gebote ſtanden. Wir
werden alſo auch beſſere Planetentafeln aufſtellen können, wenn
wir zuerſt genauere Elemente erhalten haben, mit welchen wir
dann jene Tafeln wieder neu berechnen werden. — Allein wie ſollen
wir zu dieſen beſſeren Elementen kommen? Offenbar durch unſere
beſſeren Beobachtungen ſelbſt und durch Vergleichungen derſelben
mit jenen Tafeln der Alten.

Nehmen wir alſo z. B. an, wir hätten an irgend einem Tage

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[394/0406] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Es iſt für ſich klar, daß dieſes Verfahren im Allgemeinen deſto zuläſſiger ſeyn wird, je größer die Anzahl der Beobachtun- gen iſt, vorausgeſetzt, daß ſie alle unter ähnlichen Verhältniſſen angeſtellt worden ſind, und daß keine von ihnen irgend einen Vorzug vor der anderen verdient. Wenn aber dieſer Fall, der in der That ſelten genug eintreten mag, nicht ſtatt hat, wenn z. B. von 30 Beobachtungen die erſten 10 bei viel günſtigerem Wetter als alle übrigen, wenn die zweiten 10 von einem geübteren Beob- achter und die letzten 10 endlich an einem beſſeren Inſtrumente, als die übrigen, angeſtellt worden wären, kurz wenn die einzelnen Beobachtungen, wie man zu ſagen pflegt, ein verſchiedenes Ge- wicht haben? — Dann läßt ſich die vorhergehende einfache Regel offenbar nicht mehr anwenden. Wie ſoll man alſo dann verfahren? Noch verwickelter wird die Antwort auf dieſe Frage werden, wenn man, durch dieſe Beobachtungen, mehrere Größen zu- gleich der Wahrheit gemäß oder doch ihr ſo nahe als möglich finden will. Um auch davon ein Beiſpiel zu geben, ſo haben die Aſtronomen ihre Sonnen- und Planeten-Tafeln, wie wir oben (I. S. 285) gezeigt haben, ſo eingerichtet, daß man daraus den Ort dieſer Geſtirne für jeden gegebenen Augenblick leicht finden kann. Zur Berechnung dieſer Tafeln haben ſie für die ſechs Ele- mente (I. S. 280) eines jeden dieſer Planeten gewiſſe Werthe angenommen, die ihnen damals die wahrſcheinlichſten dünkten. Allein dieſe Werthe werden ohne Zweifel der Wahrheit nicht ganz gemäß ſeyn, und wenn in dem Laufe eines Jahrhunderts unſere Kenntniß des Sonnenſyſtems zugleich mit unſerer Beobachtungs- kunſt bedeutende Fortſchritte gemacht hat, ſo werden wir auch wohl im Stande ſeyn, beſſere und genauere Werthe für jene Ele- mente anzugeben, als die unſerer Vorgänger geweſen ſeyn mö- gen, denen jene Vortheile noch nicht zu Gebote ſtanden. Wir werden alſo auch beſſere Planetentafeln aufſtellen können, wenn wir zuerſt genauere Elemente erhalten haben, mit welchen wir dann jene Tafeln wieder neu berechnen werden. — Allein wie ſollen wir zu dieſen beſſeren Elementen kommen? Offenbar durch unſere beſſeren Beobachtungen ſelbſt und durch Vergleichungen derſelben mit jenen Tafeln der Alten. Nehmen wir alſo z. B. an, wir hätten an irgend einem Tage

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/406>, abgerufen am 01.11.2024.