Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente. die Sonne mit aller uns möglichen Sorgfalt beobachtet und ihreLänge gleich 30° 24' 50" gefunden. Sucht man nun aus den al- ten Tafeln für dieselbe Zeit die Länge der Sonne und findet sie gleich 30° 24' 10", so ist dieß ein Beweis, daß die alten Tafeln, für diesen Tag, die Länge der Sonne um volle 40" zu klein ge- ben. Allein wo liegt nun dieser Fehler der Tafeln? -- Er kann in der Epoche, in der Excentricität, in der Lage der großen Axe -- kurz, er kann in einem der Elemente, oder in mehreren, oder auch in allen zugleich liegen und das letztere ist sogar das wahr- scheinlichste, da wir keinen Grund haben, anzunehmen, daß auch nur ein einziges von den Elementen, wie sie die Alten angenom- men haben, vollkommen richtig ist. Es wird schon einige Kunst erfordern, zu entscheiden, welchen Dieß wird aber, wie man sieht, gar manche mühsame und Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. die Sonne mit aller uns möglichen Sorgfalt beobachtet und ihreLänge gleich 30° 24′ 50″ gefunden. Sucht man nun aus den al- ten Tafeln für dieſelbe Zeit die Länge der Sonne und findet ſie gleich 30° 24′ 10″, ſo iſt dieß ein Beweis, daß die alten Tafeln, für dieſen Tag, die Länge der Sonne um volle 40″ zu klein ge- ben. Allein wo liegt nun dieſer Fehler der Tafeln? — Er kann in der Epoche, in der Excentricität, in der Lage der großen Axe — kurz, er kann in einem der Elemente, oder in mehreren, oder auch in allen zugleich liegen und das letztere iſt ſogar das wahr- ſcheinlichſte, da wir keinen Grund haben, anzunehmen, daß auch nur ein einziges von den Elementen, wie ſie die Alten angenom- men haben, vollkommen richtig iſt. Es wird ſchon einige Kunſt erfordern, zu entſcheiden, welchen Dieß wird aber, wie man ſieht, gar manche mühſame und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0407" n="395"/><fw place="top" type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/> die Sonne mit aller uns möglichen Sorgfalt beobachtet und ihre<lb/> Länge gleich 30° 24′ 50″ gefunden. Sucht man nun aus den al-<lb/> ten Tafeln für dieſelbe Zeit die Länge der Sonne und findet ſie<lb/> gleich 30° 24′ 10″, ſo iſt dieß ein Beweis, daß die alten Tafeln,<lb/> für dieſen Tag, die Länge der Sonne um volle 40″ zu klein ge-<lb/> ben. Allein wo liegt nun dieſer Fehler der Tafeln? — Er kann<lb/> in der Epoche, in der Excentricität, in der Lage der großen Axe<lb/> — kurz, er kann in einem der Elemente, oder in mehreren, oder<lb/> auch in allen zugleich liegen und das letztere iſt ſogar das wahr-<lb/> ſcheinlichſte, da wir keinen Grund haben, anzunehmen, daß auch<lb/> nur ein einziges von den Elementen, wie ſie die Alten angenom-<lb/> men haben, vollkommen richtig iſt.</p><lb/> <p>Es wird ſchon einige Kunſt erfordern, zu entſcheiden, welchen<lb/> Einfluß ein jedes dieſer ſechs Elemente, für ſich allein betrachtet,<lb/> auf die Länge des Planeten haben wird und wie viel alſo jedes<lb/> dieſer Elemente geändert werden müßte, wenn man durch dieſe<lb/> Aenderung allein jenen Fehler von 40 Sekunden wieder gut ma-<lb/> chen wollte. Da nun aber jedem Elemente ſein beſtimmter Theil<lb/> von dieſem Fehler zukommen ſoll, ſo wird man offenbar eben ſo<lb/> viel Beobachtungen, als Elemente ſind, alſo <hi rendition="#g">ſechs</hi> Beobachtun-<lb/> gen, zu Hülfe rufen müſſen, um aus ihnen insgeſammt diejenigen<lb/> Aenderungen zu beſtimmen, die jedes dieſer ſechs Elemente erfahren<lb/> muß, um dadurch alle ſechs Beobachtungen ganz genau darzuſtellen.</p><lb/> <p>Dieß wird aber, wie man ſieht, gar manche mühſame und<lb/> zeitraubende Rechnungen geben. Und wenn man ſie endlich alle<lb/> durchgeführt hat, wenn nun alle Elemente ſo beſtimmt worden<lb/> ſind, daß ſie dieſen ſechs Beobachtungen vollkommen entſprechen:<lb/> werden dieſe ſo gefundenen neuen Elemente nun auch ſchon die<lb/> wahren ſeyn? — Sie würden es ſeyn, wenn jene ſechs Beobach-<lb/> tungen ſelbſt ganz wahr und fehlerfrei wären. Allein das ſind ſie<lb/> nicht und das können ſie, eben jener Fehler wegen, von denen<lb/> wir ſo eben geſprochen haben, nicht ſeyn. In Beziehung auf die<lb/> oben erwähnte Natur dieſer Fehler werden wir alſo die Tafeln<lb/> unſerer Vorgänger nicht bloß mit ſechs, ſondern vielmehr mit<lb/><hi rendition="#g">ſo vielen</hi> guten Beobachtungen als möglich vergleichen, und<lb/><hi rendition="#g">daraus</hi> erſt die wahrſcheinlichſten Elemente der Planeten beſtim-<lb/> men müſſen. Wir werden alſo z. B. hundert der beſten Beob-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [395/0407]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
die Sonne mit aller uns möglichen Sorgfalt beobachtet und ihre
Länge gleich 30° 24′ 50″ gefunden. Sucht man nun aus den al-
ten Tafeln für dieſelbe Zeit die Länge der Sonne und findet ſie
gleich 30° 24′ 10″, ſo iſt dieß ein Beweis, daß die alten Tafeln,
für dieſen Tag, die Länge der Sonne um volle 40″ zu klein ge-
ben. Allein wo liegt nun dieſer Fehler der Tafeln? — Er kann
in der Epoche, in der Excentricität, in der Lage der großen Axe
— kurz, er kann in einem der Elemente, oder in mehreren, oder
auch in allen zugleich liegen und das letztere iſt ſogar das wahr-
ſcheinlichſte, da wir keinen Grund haben, anzunehmen, daß auch
nur ein einziges von den Elementen, wie ſie die Alten angenom-
men haben, vollkommen richtig iſt.
Es wird ſchon einige Kunſt erfordern, zu entſcheiden, welchen
Einfluß ein jedes dieſer ſechs Elemente, für ſich allein betrachtet,
auf die Länge des Planeten haben wird und wie viel alſo jedes
dieſer Elemente geändert werden müßte, wenn man durch dieſe
Aenderung allein jenen Fehler von 40 Sekunden wieder gut ma-
chen wollte. Da nun aber jedem Elemente ſein beſtimmter Theil
von dieſem Fehler zukommen ſoll, ſo wird man offenbar eben ſo
viel Beobachtungen, als Elemente ſind, alſo ſechs Beobachtun-
gen, zu Hülfe rufen müſſen, um aus ihnen insgeſammt diejenigen
Aenderungen zu beſtimmen, die jedes dieſer ſechs Elemente erfahren
muß, um dadurch alle ſechs Beobachtungen ganz genau darzuſtellen.
Dieß wird aber, wie man ſieht, gar manche mühſame und
zeitraubende Rechnungen geben. Und wenn man ſie endlich alle
durchgeführt hat, wenn nun alle Elemente ſo beſtimmt worden
ſind, daß ſie dieſen ſechs Beobachtungen vollkommen entſprechen:
werden dieſe ſo gefundenen neuen Elemente nun auch ſchon die
wahren ſeyn? — Sie würden es ſeyn, wenn jene ſechs Beobach-
tungen ſelbſt ganz wahr und fehlerfrei wären. Allein das ſind ſie
nicht und das können ſie, eben jener Fehler wegen, von denen
wir ſo eben geſprochen haben, nicht ſeyn. In Beziehung auf die
oben erwähnte Natur dieſer Fehler werden wir alſo die Tafeln
unſerer Vorgänger nicht bloß mit ſechs, ſondern vielmehr mit
ſo vielen guten Beobachtungen als möglich vergleichen, und
daraus erſt die wahrſcheinlichſten Elemente der Planeten beſtim-
men müſſen. Wir werden alſo z. B. hundert der beſten Beob-
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