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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
achtungen sammeln und jede derselben wird, mit den alten Tafeln
verglichen, einen anderen Fehler dieser Tafeln geben. Wir wer-
den dabei noch bemerken, daß nicht alle diese Beobachtungen den-
selben Werth, oder ein gleiches Gewicht haben und dann wird es
an uns seyn, zuzusehen, auf welche Weise wir die Werthe jedes
der sechs Elemente zu bestimmen haben, um dadurch alle jene
hundert Beobachtungen, jede in Beziehung auf ihr Gewicht, nicht
ganz genau, das ist offenbar unmöglich, aber doch genauer dar-
zustellen, als dieß durch was immer für andere Werthe dieser
Elemente geschehen könnte. Die Leser werden wahrscheinlich ohne
meine Erinnerung bemerken, daß diese Aufgabe nicht eben zu den leich-
testen und bequemsten gehört, obschon sie offenbar eine der wichtigsten
und nothwendigsten der Astronomie ist, da am Ende doch alle Be-
mühungen der Astronomen nur den Zweck haben, das Sonnensystem,
das heißt, mit andern Worten, eben diese Elemente der Planetenbahnen
immer mehr und endlich so genau, als möglich, kennen zu lernen.

§. 58. (Einfache Wahrscheinlichkeit.) Fragen dieser Art, wie
die zuletzt aufgestellten, gehören in das Gebiet der sogenannten
Wahrscheinlichkeits-Rechnung und diese spielt nicht nur in
der Astronomie, sondern selbst in dem gemeinen gesellschaftlichen
Leben eine so wichtige Rolle und ist überdieß dem größten Theile
der Leser noch so wenig bekannt, daß es nicht unangemessen er-
scheinen wird, daß vorzüglichste dieser eben so nützlichen als inter-
essanten Rechnungsart hier, so weit es ohne eigentliche analy-
tische Ausdrücke geschehen kann, kurz zusammengestellt zu finden.

Es wird ohne Zweifel auf den ersten Blick sonderbar er-
scheinen, daß man Ereignisse bestimmen und sogar durch Rech-
nung bestimmen will, von denen man doch annimmt, daß sie
bloß zufällig sind und daher gleichsam nichts Bestimmtes, also
auch nichts Bestimmbares an sich haben.

Um uns darüber zu verständigen, wollen wir vor allem
die Sache durch ein Beispiel deutlich zu machen suchen. Ich
wähle dazu die bekannten Spielwürfel, derer sechs Seiten nach der
Reihe mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, Punkten oder Augen bezeichnet sind.
Wenn man zwei solcher Würfel auf Gerathewohl auf den Tisch
wirft, wie groß wird die Anzahl der auf der obersten Seite der
beiden Würfel stehenden Augen seyn?


Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
achtungen ſammeln und jede derſelben wird, mit den alten Tafeln
verglichen, einen anderen Fehler dieſer Tafeln geben. Wir wer-
den dabei noch bemerken, daß nicht alle dieſe Beobachtungen den-
ſelben Werth, oder ein gleiches Gewicht haben und dann wird es
an uns ſeyn, zuzuſehen, auf welche Weiſe wir die Werthe jedes
der ſechs Elemente zu beſtimmen haben, um dadurch alle jene
hundert Beobachtungen, jede in Beziehung auf ihr Gewicht, nicht
ganz genau, das iſt offenbar unmöglich, aber doch genauer dar-
zuſtellen, als dieß durch was immer für andere Werthe dieſer
Elemente geſchehen könnte. Die Leſer werden wahrſcheinlich ohne
meine Erinnerung bemerken, daß dieſe Aufgabe nicht eben zu den leich-
teſten und bequemſten gehört, obſchon ſie offenbar eine der wichtigſten
und nothwendigſten der Aſtronomie iſt, da am Ende doch alle Be-
mühungen der Aſtronomen nur den Zweck haben, das Sonnenſyſtem,
das heißt, mit andern Worten, eben dieſe Elemente der Planetenbahnen
immer mehr und endlich ſo genau, als möglich, kennen zu lernen.

§. 58. (Einfache Wahrſcheinlichkeit.) Fragen dieſer Art, wie
die zuletzt aufgeſtellten, gehören in das Gebiet der ſogenannten
Wahrſcheinlichkeits-Rechnung und dieſe ſpielt nicht nur in
der Aſtronomie, ſondern ſelbſt in dem gemeinen geſellſchaftlichen
Leben eine ſo wichtige Rolle und iſt überdieß dem größten Theile
der Leſer noch ſo wenig bekannt, daß es nicht unangemeſſen er-
ſcheinen wird, daß vorzüglichſte dieſer eben ſo nützlichen als inter-
eſſanten Rechnungsart hier, ſo weit es ohne eigentliche analy-
tiſche Ausdrücke geſchehen kann, kurz zuſammengeſtellt zu finden.

Es wird ohne Zweifel auf den erſten Blick ſonderbar er-
ſcheinen, daß man Ereigniſſe beſtimmen und ſogar durch Rech-
nung beſtimmen will, von denen man doch annimmt, daß ſie
bloß zufällig ſind und daher gleichſam nichts Beſtimmtes, alſo
auch nichts Beſtimmbares an ſich haben.

Um uns darüber zu verſtändigen, wollen wir vor allem
die Sache durch ein Beiſpiel deutlich zu machen ſuchen. Ich
wähle dazu die bekannten Spielwürfel, derer ſechs Seiten nach der
Reihe mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, Punkten oder Augen bezeichnet ſind.
Wenn man zwei ſolcher Würfel auf Gerathewohl auf den Tiſch
wirft, wie groß wird die Anzahl der auf der oberſten Seite der
beiden Würfel ſtehenden Augen ſeyn?


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[396/0408] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. achtungen ſammeln und jede derſelben wird, mit den alten Tafeln verglichen, einen anderen Fehler dieſer Tafeln geben. Wir wer- den dabei noch bemerken, daß nicht alle dieſe Beobachtungen den- ſelben Werth, oder ein gleiches Gewicht haben und dann wird es an uns ſeyn, zuzuſehen, auf welche Weiſe wir die Werthe jedes der ſechs Elemente zu beſtimmen haben, um dadurch alle jene hundert Beobachtungen, jede in Beziehung auf ihr Gewicht, nicht ganz genau, das iſt offenbar unmöglich, aber doch genauer dar- zuſtellen, als dieß durch was immer für andere Werthe dieſer Elemente geſchehen könnte. Die Leſer werden wahrſcheinlich ohne meine Erinnerung bemerken, daß dieſe Aufgabe nicht eben zu den leich- teſten und bequemſten gehört, obſchon ſie offenbar eine der wichtigſten und nothwendigſten der Aſtronomie iſt, da am Ende doch alle Be- mühungen der Aſtronomen nur den Zweck haben, das Sonnenſyſtem, das heißt, mit andern Worten, eben dieſe Elemente der Planetenbahnen immer mehr und endlich ſo genau, als möglich, kennen zu lernen. §. 58. (Einfache Wahrſcheinlichkeit.) Fragen dieſer Art, wie die zuletzt aufgeſtellten, gehören in das Gebiet der ſogenannten Wahrſcheinlichkeits-Rechnung und dieſe ſpielt nicht nur in der Aſtronomie, ſondern ſelbſt in dem gemeinen geſellſchaftlichen Leben eine ſo wichtige Rolle und iſt überdieß dem größten Theile der Leſer noch ſo wenig bekannt, daß es nicht unangemeſſen er- ſcheinen wird, daß vorzüglichſte dieſer eben ſo nützlichen als inter- eſſanten Rechnungsart hier, ſo weit es ohne eigentliche analy- tiſche Ausdrücke geſchehen kann, kurz zuſammengeſtellt zu finden. Es wird ohne Zweifel auf den erſten Blick ſonderbar er- ſcheinen, daß man Ereigniſſe beſtimmen und ſogar durch Rech- nung beſtimmen will, von denen man doch annimmt, daß ſie bloß zufällig ſind und daher gleichſam nichts Beſtimmtes, alſo auch nichts Beſtimmbares an ſich haben. Um uns darüber zu verſtändigen, wollen wir vor allem die Sache durch ein Beiſpiel deutlich zu machen ſuchen. Ich wähle dazu die bekannten Spielwürfel, derer ſechs Seiten nach der Reihe mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, Punkten oder Augen bezeichnet ſind. Wenn man zwei ſolcher Würfel auf Gerathewohl auf den Tiſch wirft, wie groß wird die Anzahl der auf der oberſten Seite der beiden Würfel ſtehenden Augen ſeyn?

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/408>, abgerufen am 01.11.2024.