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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
einmal dahin gelangt sind, diese Harmonie aufzufassen und das Ge-
setz dieses Zusammenhangs zu erblicken, so sind wir dann auch
in den Stand gesetzt, die künftige Gestaltung dieser Ereignisse mit
einer Sicherheit vorauszusagen, von der wir uns selbst nicht im-
mer strenge Rechenschaft geben können und die den, mit weniger
scharfen Sinnen oder mit einer schwächeren Auffassungsgabe be-
theilten Zuschauer ganz unerklärbar, ja wohl selbst ein Wunder
erscheint. Wer von uns kann es sagen, wie viele von den außer-
ordentlichen Erscheinungen, deren unsere Weltgeschichte und oft
schon die Geschichte manches einzelnen Menschen so voll ist, auf
diese und nur auf diese Weise erklärt werden können? Muß man
nicht auch die für unsere geselligen Verhältnisse so wichtigen Ge-
burts- und Sterbe-Tafeln, von welchen wir oben gesprochen haben,
aus derselben Quelle ableiten? Wie sollte man sich sonst erklären
können, warum die Anzahl der Geburten und der Sterbefälle
eines Landes, ungeachtet der Veränderungen einzelner Jahre,
wenn man sie aus einer großen Anzahl von Jahren ableitet, im-
mer sehr nahe dieselben Resultate geben? Dasselbe hat mit den
Erzeugnissen des Bodens, ja selbst mit den einzelnen Fruchtarten
statt, und es würde nicht schwer seyn, aus der moralischen Welt
ebenfalls Beispiele für den Beleg dieses Satzes anzuführen.

§. 65. (Trieb zur Vereinigung gleichgestimmter Wesen.) Da-
hin scheint jene wunderbare Sympathie oder der Trieb zur Ver-
einigung ähnlicher Wesen in der materiellen sowohl, als auch in
der geistigen Welt zu gehören. Zwei Pendel oder zwei Uhren,
deren Gang anfangs verschieden ist, erhalten endlich, wenn sie auf
derselben Unterlage angebracht sind, einen ganz gleichen Gang.
Auf diese Bemerkungen gründen sich Breguet's sogenannte sym-
pathetische Uhren, die beide in Einem Gehäuse eingeschlossen,
endlich ganz denselben, selbst fehlerhaften Gang annehmen. Ge-
spannte Saiten geben, wenn auch nur eine derselben berührt wird,
die gleichen oder doch die verwandten Töne. Auf dieselbe Art
sehen wir auch die Thiere verschiedener Gattung, aber von ähn-
licher Organisation, nach Vereinigung streben und mehrere der-
selben sich in Gruppen und Heerden bilden. Selbst über viele
Geschlechter der Pflanzen scheint sich eine Art von Familienband
zu schlingen und sie zu einem gemeinschaftlichen Ganzen zu ver-

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
einmal dahin gelangt ſind, dieſe Harmonie aufzufaſſen und das Ge-
ſetz dieſes Zuſammenhangs zu erblicken, ſo ſind wir dann auch
in den Stand geſetzt, die künftige Geſtaltung dieſer Ereigniſſe mit
einer Sicherheit vorauszuſagen, von der wir uns ſelbſt nicht im-
mer ſtrenge Rechenſchaft geben können und die den, mit weniger
ſcharfen Sinnen oder mit einer ſchwächeren Auffaſſungsgabe be-
theilten Zuſchauer ganz unerklärbar, ja wohl ſelbſt ein Wunder
erſcheint. Wer von uns kann es ſagen, wie viele von den außer-
ordentlichen Erſcheinungen, deren unſere Weltgeſchichte und oft
ſchon die Geſchichte manches einzelnen Menſchen ſo voll iſt, auf
dieſe und nur auf dieſe Weiſe erklärt werden können? Muß man
nicht auch die für unſere geſelligen Verhältniſſe ſo wichtigen Ge-
burts- und Sterbe-Tafeln, von welchen wir oben geſprochen haben,
aus derſelben Quelle ableiten? Wie ſollte man ſich ſonſt erklären
können, warum die Anzahl der Geburten und der Sterbefälle
eines Landes, ungeachtet der Veränderungen einzelner Jahre,
wenn man ſie aus einer großen Anzahl von Jahren ableitet, im-
mer ſehr nahe dieſelben Reſultate geben? Daſſelbe hat mit den
Erzeugniſſen des Bodens, ja ſelbſt mit den einzelnen Fruchtarten
ſtatt, und es würde nicht ſchwer ſeyn, aus der moraliſchen Welt
ebenfalls Beiſpiele für den Beleg dieſes Satzes anzuführen.

§. 65. (Trieb zur Vereinigung gleichgeſtimmter Weſen.) Da-
hin ſcheint jene wunderbare Sympathie oder der Trieb zur Ver-
einigung ähnlicher Weſen in der materiellen ſowohl, als auch in
der geiſtigen Welt zu gehören. Zwei Pendel oder zwei Uhren,
deren Gang anfangs verſchieden iſt, erhalten endlich, wenn ſie auf
derſelben Unterlage angebracht ſind, einen ganz gleichen Gang.
Auf dieſe Bemerkungen gründen ſich Breguet’s ſogenannte ſym-
pathetiſche Uhren, die beide in Einem Gehäuſe eingeſchloſſen,
endlich ganz denſelben, ſelbſt fehlerhaften Gang annehmen. Ge-
ſpannte Saiten geben, wenn auch nur eine derſelben berührt wird,
die gleichen oder doch die verwandten Töne. Auf dieſelbe Art
ſehen wir auch die Thiere verſchiedener Gattung, aber von ähn-
licher Organiſation, nach Vereinigung ſtreben und mehrere der-
ſelben ſich in Gruppen und Heerden bilden. Selbſt über viele
Geſchlechter der Pflanzen ſcheint ſich eine Art von Familienband
zu ſchlingen und ſie zu einem gemeinſchaftlichen Ganzen zu ver-

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[413/0425] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. einmal dahin gelangt ſind, dieſe Harmonie aufzufaſſen und das Ge- ſetz dieſes Zuſammenhangs zu erblicken, ſo ſind wir dann auch in den Stand geſetzt, die künftige Geſtaltung dieſer Ereigniſſe mit einer Sicherheit vorauszuſagen, von der wir uns ſelbſt nicht im- mer ſtrenge Rechenſchaft geben können und die den, mit weniger ſcharfen Sinnen oder mit einer ſchwächeren Auffaſſungsgabe be- theilten Zuſchauer ganz unerklärbar, ja wohl ſelbſt ein Wunder erſcheint. Wer von uns kann es ſagen, wie viele von den außer- ordentlichen Erſcheinungen, deren unſere Weltgeſchichte und oft ſchon die Geſchichte manches einzelnen Menſchen ſo voll iſt, auf dieſe und nur auf dieſe Weiſe erklärt werden können? Muß man nicht auch die für unſere geſelligen Verhältniſſe ſo wichtigen Ge- burts- und Sterbe-Tafeln, von welchen wir oben geſprochen haben, aus derſelben Quelle ableiten? Wie ſollte man ſich ſonſt erklären können, warum die Anzahl der Geburten und der Sterbefälle eines Landes, ungeachtet der Veränderungen einzelner Jahre, wenn man ſie aus einer großen Anzahl von Jahren ableitet, im- mer ſehr nahe dieſelben Reſultate geben? Daſſelbe hat mit den Erzeugniſſen des Bodens, ja ſelbſt mit den einzelnen Fruchtarten ſtatt, und es würde nicht ſchwer ſeyn, aus der moraliſchen Welt ebenfalls Beiſpiele für den Beleg dieſes Satzes anzuführen. §. 65. (Trieb zur Vereinigung gleichgeſtimmter Weſen.) Da- hin ſcheint jene wunderbare Sympathie oder der Trieb zur Ver- einigung ähnlicher Weſen in der materiellen ſowohl, als auch in der geiſtigen Welt zu gehören. Zwei Pendel oder zwei Uhren, deren Gang anfangs verſchieden iſt, erhalten endlich, wenn ſie auf derſelben Unterlage angebracht ſind, einen ganz gleichen Gang. Auf dieſe Bemerkungen gründen ſich Breguet’s ſogenannte ſym- pathetiſche Uhren, die beide in Einem Gehäuſe eingeſchloſſen, endlich ganz denſelben, ſelbſt fehlerhaften Gang annehmen. Ge- ſpannte Saiten geben, wenn auch nur eine derſelben berührt wird, die gleichen oder doch die verwandten Töne. Auf dieſelbe Art ſehen wir auch die Thiere verſchiedener Gattung, aber von ähn- licher Organiſation, nach Vereinigung ſtreben und mehrere der- ſelben ſich in Gruppen und Heerden bilden. Selbſt über viele Geſchlechter der Pflanzen ſcheint ſich eine Art von Familienband zu ſchlingen und ſie zu einem gemeinſchaftlichen Ganzen zu ver-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/425>, abgerufen am 01.11.2024.