Bahn während jeder einzelnen Sekunde zurücklegt, nur 0,0001598 Erdhalbmesser beträgt.
§. 28. (III. Bestimmung des Halbmessers der Erde.) Allein diese letzte Bestimmung der Entfernung des Mondes kann noch nicht zu unserem Zwecke gebraucht werden. Unsere Absicht ist nämlich, den Fall der Körper auf die Erde mit der Bewe- gung des Mondes zu vergleichen, um zu sehen, ob in der That beide aus derselben Ursache entspringen. Da aber dieser Fall in Toisen oder Fußen ausgedrückt ist, so müssen wir auch jenen Bogen der Mondsbahn in demselben Maaße kennen, oder mit andern Worten, wir müssen wissen, wie viel Toisen der Halb- messer der Erde beträgt.
Wir haben oben (I. Kap. I. und II.) das Vorzüglichste von dem mitgetheilt, was wir über die Gestalt und Größe der Erde wissen. Allein Newton kannte diese Bestimmungen noch nicht, da die zu diesem Zwecke angestellten Messungen der Erde erst nach ihm unternommen wurden. Die erste bessere Gradmessung ist die von Picard in Frankreich, der im Jahre 1669, also drei Jahre nach Newtons Aufenthalt in Woolsthorp, den Grad eines Me- ridians oder den Breitengrad der Erde gleich 342360 Fuß gefun- den hat, woraus folgt, daß der Halbmesser der Erde 19615780 Par. Fuß beträgt.
Zwar hatte schon früher, im Jahre 1615, Snellius in Hol- land durch seine mit vieler Umsicht angestellte Vermessung diesen Grad gleich 330432 Fuß, also zu unserem Zwecke genau genug, gefunden, aber Newton scheint von dieser Bestimmung eben so wenig, als von der seines Landsmanns Norwood, Nachricht er- halten zu haben, welcher letzte im Jahre 1634 den Breitengrad der Erde gleich 343800 Fuß, also noch genauer als selbst Picard gefunden hatte. Auch mochte er diejenigen Werke, in welchen von diesen damals noch neuen Messungen gesprochen wurde, in der Zurückgezogenheit seines ländlichen Aufenthaltes nicht bei der Hand gehabt, und, einer damals allgemein angenommenen Voraussetzung gemäß, den Erdgrad in runder Zahl zu 60 eng- lischen Meilen angenommen haben. Da die englische Meile 4954,19 Par. Fuß enthält, so betrug also, seiner Annahme ge-
Allgemeine Schwere.
Bahn während jeder einzelnen Sekunde zurücklegt, nur 0,0001598 Erdhalbmeſſer beträgt.
§. 28. (III. Beſtimmung des Halbmeſſers der Erde.) Allein dieſe letzte Beſtimmung der Entfernung des Mondes kann noch nicht zu unſerem Zwecke gebraucht werden. Unſere Abſicht iſt nämlich, den Fall der Körper auf die Erde mit der Bewe- gung des Mondes zu vergleichen, um zu ſehen, ob in der That beide aus derſelben Urſache entſpringen. Da aber dieſer Fall in Toiſen oder Fußen ausgedrückt iſt, ſo müſſen wir auch jenen Bogen der Mondsbahn in demſelben Maaße kennen, oder mit andern Worten, wir müſſen wiſſen, wie viel Toiſen der Halb- meſſer der Erde beträgt.
Wir haben oben (I. Kap. I. und II.) das Vorzüglichſte von dem mitgetheilt, was wir über die Geſtalt und Größe der Erde wiſſen. Allein Newton kannte dieſe Beſtimmungen noch nicht, da die zu dieſem Zwecke angeſtellten Meſſungen der Erde erſt nach ihm unternommen wurden. Die erſte beſſere Gradmeſſung iſt die von Picard in Frankreich, der im Jahre 1669, alſo drei Jahre nach Newtons Aufenthalt in Woolſthorp, den Grad eines Me- ridians oder den Breitengrad der Erde gleich 342360 Fuß gefun- den hat, woraus folgt, daß der Halbmeſſer der Erde 19615780 Par. Fuß beträgt.
Zwar hatte ſchon früher, im Jahre 1615, Snellius in Hol- land durch ſeine mit vieler Umſicht angeſtellte Vermeſſung dieſen Grad gleich 330432 Fuß, alſo zu unſerem Zwecke genau genug, gefunden, aber Newton ſcheint von dieſer Beſtimmung eben ſo wenig, als von der ſeines Landsmanns Norwood, Nachricht er- halten zu haben, welcher letzte im Jahre 1634 den Breitengrad der Erde gleich 343800 Fuß, alſo noch genauer als ſelbſt Picard gefunden hatte. Auch mochte er diejenigen Werke, in welchen von dieſen damals noch neuen Meſſungen geſprochen wurde, in der Zurückgezogenheit ſeines ländlichen Aufenthaltes nicht bei der Hand gehabt, und, einer damals allgemein angenommenen Vorausſetzung gemäß, den Erdgrad in runder Zahl zu 60 eng- liſchen Meilen angenommen haben. Da die engliſche Meile 4954,19 Par. Fuß enthält, ſo betrug alſo, ſeiner Annahme ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0053"n="41"/><fwplace="top"type="header">Allgemeine Schwere.</fw><lb/>
Bahn während jeder einzelnen Sekunde zurücklegt, nur 0,<hirendition="#sub">0001598</hi><lb/>
Erdhalbmeſſer beträgt.</p><lb/><p>§. 28. (<hirendition="#aq">III.</hi> Beſtimmung des Halbmeſſers der Erde.) Allein<lb/>
dieſe letzte Beſtimmung der Entfernung des Mondes kann noch<lb/>
nicht <hirendition="#g">zu unſerem Zwecke</hi> gebraucht werden. Unſere Abſicht<lb/>
iſt nämlich, den Fall der Körper auf die Erde mit der Bewe-<lb/>
gung des Mondes zu vergleichen, um zu ſehen, ob in der That<lb/>
beide aus derſelben Urſache entſpringen. Da aber dieſer Fall in<lb/>
Toiſen oder Fußen ausgedrückt iſt, ſo müſſen wir auch jenen<lb/>
Bogen der Mondsbahn in demſelben Maaße kennen, oder mit<lb/>
andern Worten, wir müſſen wiſſen, wie viel Toiſen der Halb-<lb/>
meſſer der Erde beträgt.</p><lb/><p>Wir haben oben (<hirendition="#aq">I.</hi> Kap. <hirendition="#aq">I.</hi> und <hirendition="#aq">II.</hi>) das Vorzüglichſte von<lb/>
dem mitgetheilt, was wir über die Geſtalt und Größe der Erde<lb/>
wiſſen. Allein Newton kannte dieſe Beſtimmungen noch nicht,<lb/>
da die zu dieſem Zwecke angeſtellten Meſſungen der Erde erſt<lb/>
nach ihm unternommen wurden. Die erſte beſſere Gradmeſſung iſt<lb/>
die von Picard in Frankreich, der im Jahre 1669, alſo drei Jahre<lb/>
nach Newtons Aufenthalt in Woolſthorp, den Grad eines Me-<lb/>
ridians oder den Breitengrad der Erde gleich 342360 Fuß gefun-<lb/>
den hat, woraus folgt, daß der Halbmeſſer der Erde 19615780<lb/>
Par. Fuß beträgt.</p><lb/><p>Zwar hatte ſchon früher, im Jahre 1615, Snellius in Hol-<lb/>
land durch ſeine mit vieler Umſicht angeſtellte Vermeſſung dieſen<lb/>
Grad gleich 330432 Fuß, alſo zu unſerem Zwecke genau genug,<lb/>
gefunden, aber Newton ſcheint von dieſer Beſtimmung eben ſo<lb/>
wenig, als von der ſeines Landsmanns Norwood, Nachricht er-<lb/>
halten zu haben, welcher letzte im Jahre 1634 den Breitengrad<lb/>
der Erde gleich 343800 Fuß, alſo noch genauer als ſelbſt Picard<lb/>
gefunden hatte. Auch mochte er diejenigen Werke, in welchen<lb/>
von dieſen damals noch neuen Meſſungen geſprochen wurde, in<lb/>
der Zurückgezogenheit ſeines ländlichen Aufenthaltes nicht bei<lb/>
der Hand gehabt, und, einer damals allgemein angenommenen<lb/>
Vorausſetzung gemäß, den Erdgrad in runder Zahl zu 60 eng-<lb/>
liſchen Meilen angenommen haben. Da die engliſche Meile<lb/>
4954,<hirendition="#sub">19</hi> Par. Fuß enthält, ſo betrug alſo, ſeiner Annahme ge-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[41/0053]
Allgemeine Schwere.
Bahn während jeder einzelnen Sekunde zurücklegt, nur 0,0001598
Erdhalbmeſſer beträgt.
§. 28. (III. Beſtimmung des Halbmeſſers der Erde.) Allein
dieſe letzte Beſtimmung der Entfernung des Mondes kann noch
nicht zu unſerem Zwecke gebraucht werden. Unſere Abſicht
iſt nämlich, den Fall der Körper auf die Erde mit der Bewe-
gung des Mondes zu vergleichen, um zu ſehen, ob in der That
beide aus derſelben Urſache entſpringen. Da aber dieſer Fall in
Toiſen oder Fußen ausgedrückt iſt, ſo müſſen wir auch jenen
Bogen der Mondsbahn in demſelben Maaße kennen, oder mit
andern Worten, wir müſſen wiſſen, wie viel Toiſen der Halb-
meſſer der Erde beträgt.
Wir haben oben (I. Kap. I. und II.) das Vorzüglichſte von
dem mitgetheilt, was wir über die Geſtalt und Größe der Erde
wiſſen. Allein Newton kannte dieſe Beſtimmungen noch nicht,
da die zu dieſem Zwecke angeſtellten Meſſungen der Erde erſt
nach ihm unternommen wurden. Die erſte beſſere Gradmeſſung iſt
die von Picard in Frankreich, der im Jahre 1669, alſo drei Jahre
nach Newtons Aufenthalt in Woolſthorp, den Grad eines Me-
ridians oder den Breitengrad der Erde gleich 342360 Fuß gefun-
den hat, woraus folgt, daß der Halbmeſſer der Erde 19615780
Par. Fuß beträgt.
Zwar hatte ſchon früher, im Jahre 1615, Snellius in Hol-
land durch ſeine mit vieler Umſicht angeſtellte Vermeſſung dieſen
Grad gleich 330432 Fuß, alſo zu unſerem Zwecke genau genug,
gefunden, aber Newton ſcheint von dieſer Beſtimmung eben ſo
wenig, als von der ſeines Landsmanns Norwood, Nachricht er-
halten zu haben, welcher letzte im Jahre 1634 den Breitengrad
der Erde gleich 343800 Fuß, alſo noch genauer als ſelbſt Picard
gefunden hatte. Auch mochte er diejenigen Werke, in welchen
von dieſen damals noch neuen Meſſungen geſprochen wurde, in
der Zurückgezogenheit ſeines ländlichen Aufenthaltes nicht bei
der Hand gehabt, und, einer damals allgemein angenommenen
Vorausſetzung gemäß, den Erdgrad in runder Zahl zu 60 eng-
liſchen Meilen angenommen haben. Da die engliſche Meile
4954,19 Par. Fuß enthält, ſo betrug alſo, ſeiner Annahme ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/53>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.