Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Massen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
Größe des Falles bestimmt, den die von ihnen angezogenen Punkte
während einer Sekunde erleiden, und daß man nur diesen Fall
beider Körper auf dieselbe Entfernung bringen darf, um sofort
auch das Verhältniß der Massen beider Centralkörper zu erhalten.
So ist die Sonne der Centralkörper für die Erde, und diese ist
der Centralkörper für den Mond, so wie Jupiter wieder der Cen-
tralkörper für seine vier Satelliten ist. Ganz eben so kann man
aber auch den Mittelpunkt der Erde als den Centralkörper für
die auf der Oberfläche der Erde frei fallenden Körper betrachten,
und da die Größe dieses Falles aus den Beobachtungen bekannt
ist, so läßt sich auch daraus die Masse der Sonne ohne Beihülfe
des Mondes unmittelbar ableiten. In der That, dieser Fall auf
der Oberfläche der Erde beträgt, wie wir schon öfter erwähnt
haben, 15 Fuß während einer Sekunde, und die Entfernung
dieser fallenden Körper von dem Mittelpunkte der Erde ist dem
Halbmesser der Erde gleich. Wenn aber diese Körper 23600mal
weiter, d. h. wenn sie so weit, als die Erde von der Sonne, von
dem Mittelpunkte der Erde entfernt wären, so würden sie, unserem
allgemeinen Gesetze gemäß, in der ersten Sekunde nur nahe durch
15, dividirt durch das Quadrat von 23600, das heißt, nur nahe
durch den Raum von 0,000000026932 Fuß gegen diesen Mittelpunkt
der Erde, gegen ihren Centralpunkt fallen. Allein die Erde
selbst fällt gegen ihren eigenen Centralpunkt, d. h. gegen die
Sonne, wie wir oben gesehen haben, in derselben Zeit durch
0,009129 Fuß. Da nun diese beiden Fallhöhen sich wie die beiden
anziehenden Kräfte, d. h. wie die Massen der beiden anziehenden
Körper verhalten müssen, so ist die Masse der Sonne zu jener
der Erde, wie die beiden letztgenannten Zahlen, d. h. wie 338974
zu 1, sehr nahe, wie schon oben gefunden wurde.

§. 51. (Ausdehnung dieses Gesetzes.) Bisher haben wir dieses
Gesetz nur auf die Körper unseres Sonnensystems angewendet,
und wir könnten uns begnügen, zu wissen, daß es bis an die
äußerste Gränze desselben befolgt wird, da ohnehin alles, was
jenseits dieser Gränze liegt, für uns größtentheils ein noch ganz
unbekanntes Land ist, und wahrscheinlich immer bleiben wird.

Diese Gränze ist übrigens so weit von uns entfernt, oder
das Reich der Sonne ist, in Vergleich mit allen Reichen der

Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
Größe des Falles beſtimmt, den die von ihnen angezogenen Punkte
während einer Sekunde erleiden, und daß man nur dieſen Fall
beider Körper auf dieſelbe Entfernung bringen darf, um ſofort
auch das Verhältniß der Maſſen beider Centralkörper zu erhalten.
So iſt die Sonne der Centralkörper für die Erde, und dieſe iſt
der Centralkörper für den Mond, ſo wie Jupiter wieder der Cen-
tralkörper für ſeine vier Satelliten iſt. Ganz eben ſo kann man
aber auch den Mittelpunkt der Erde als den Centralkörper für
die auf der Oberfläche der Erde frei fallenden Körper betrachten,
und da die Größe dieſes Falles aus den Beobachtungen bekannt
iſt, ſo läßt ſich auch daraus die Maſſe der Sonne ohne Beihülfe
des Mondes unmittelbar ableiten. In der That, dieſer Fall auf
der Oberfläche der Erde beträgt, wie wir ſchon öfter erwähnt
haben, 15 Fuß während einer Sekunde, und die Entfernung
dieſer fallenden Körper von dem Mittelpunkte der Erde iſt dem
Halbmeſſer der Erde gleich. Wenn aber dieſe Körper 23600mal
weiter, d. h. wenn ſie ſo weit, als die Erde von der Sonne, von
dem Mittelpunkte der Erde entfernt wären, ſo würden ſie, unſerem
allgemeinen Geſetze gemäß, in der erſten Sekunde nur nahe durch
15, dividirt durch das Quadrat von 23600, das heißt, nur nahe
durch den Raum von 0,000000026932 Fuß gegen dieſen Mittelpunkt
der Erde, gegen ihren Centralpunkt fallen. Allein die Erde
ſelbſt fällt gegen ihren eigenen Centralpunkt, d. h. gegen die
Sonne, wie wir oben geſehen haben, in derſelben Zeit durch
0,009129 Fuß. Da nun dieſe beiden Fallhöhen ſich wie die beiden
anziehenden Kräfte, d. h. wie die Maſſen der beiden anziehenden
Körper verhalten müſſen, ſo iſt die Maſſe der Sonne zu jener
der Erde, wie die beiden letztgenannten Zahlen, d. h. wie 338974
zu 1, ſehr nahe, wie ſchon oben gefunden wurde.

§. 51. (Ausdehnung dieſes Geſetzes.) Bisher haben wir dieſes
Geſetz nur auf die Körper unſeres Sonnenſyſtems angewendet,
und wir könnten uns begnügen, zu wiſſen, daß es bis an die
äußerſte Gränze deſſelben befolgt wird, da ohnehin alles, was
jenſeits dieſer Gränze liegt, für uns größtentheils ein noch ganz
unbekanntes Land iſt, und wahrſcheinlich immer bleiben wird.

Dieſe Gränze iſt übrigens ſo weit von uns entfernt, oder
das Reich der Sonne iſt, in Vergleich mit allen Reichen der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0092" n="80"/><fw place="top" type="header">Ma&#x017F;&#x017F;en und Dichtigkeiten der Himmelskörper.</fw><lb/>
Größe des Falles be&#x017F;timmt, den die von ihnen angezogenen Punkte<lb/>
während einer Sekunde erleiden, und daß man nur die&#x017F;en Fall<lb/>
beider Körper auf <hi rendition="#g">die&#x017F;elbe</hi> Entfernung bringen darf, um &#x017F;ofort<lb/>
auch das Verhältniß der Ma&#x017F;&#x017F;en beider Centralkörper zu erhalten.<lb/>
So i&#x017F;t die Sonne der Centralkörper für die Erde, und die&#x017F;e i&#x017F;t<lb/>
der Centralkörper für den Mond, &#x017F;o wie Jupiter wieder der Cen-<lb/>
tralkörper für &#x017F;eine vier Satelliten i&#x017F;t. Ganz eben &#x017F;o kann man<lb/>
aber auch den Mittelpunkt der Erde als den Centralkörper für<lb/>
die auf der Oberfläche der Erde frei fallenden Körper betrachten,<lb/>
und da die Größe die&#x017F;es Falles aus den Beobachtungen bekannt<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o läßt &#x017F;ich auch daraus die Ma&#x017F;&#x017F;e der Sonne ohne Beihülfe<lb/>
des Mondes unmittelbar ableiten. In der That, die&#x017F;er Fall auf<lb/>
der Oberfläche der Erde beträgt, wie wir &#x017F;chon öfter erwähnt<lb/>
haben, 15 Fuß während einer Sekunde, und die Entfernung<lb/>
die&#x017F;er fallenden Körper von dem Mittelpunkte der Erde i&#x017F;t dem<lb/>
Halbme&#x017F;&#x017F;er der Erde gleich. Wenn aber die&#x017F;e Körper 23600mal<lb/>
weiter, d. h. wenn &#x017F;ie &#x017F;o weit, als die Erde von der Sonne, von<lb/>
dem Mittelpunkte der Erde entfernt wären, &#x017F;o würden &#x017F;ie, un&#x017F;erem<lb/>
allgemeinen Ge&#x017F;etze gemäß, in der er&#x017F;ten Sekunde nur nahe durch<lb/>
15, dividirt durch das Quadrat von 23600, das heißt, nur nahe<lb/>
durch den Raum von 0,<hi rendition="#sub">000000026932</hi> Fuß gegen die&#x017F;en Mittelpunkt<lb/>
der Erde, gegen <hi rendition="#g">ihren</hi> Centralpunkt fallen. Allein die Erde<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t fällt gegen ihren eigenen Centralpunkt, d. h. gegen die<lb/>
Sonne, wie wir oben ge&#x017F;ehen haben, in der&#x017F;elben Zeit durch<lb/>
0,<hi rendition="#sub">009129</hi> Fuß. Da nun die&#x017F;e beiden Fallhöhen &#x017F;ich wie die beiden<lb/>
anziehenden Kräfte, d. h. wie die Ma&#x017F;&#x017F;en der beiden anziehenden<lb/>
Körper verhalten mü&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t die Ma&#x017F;&#x017F;e der Sonne zu jener<lb/>
der Erde, wie die beiden letztgenannten Zahlen, d. h. wie 338974<lb/>
zu 1, &#x017F;ehr nahe, wie &#x017F;chon oben gefunden wurde.</p><lb/>
              <p>§. 51. (Ausdehnung die&#x017F;es Ge&#x017F;etzes.) Bisher haben wir die&#x017F;es<lb/>
Ge&#x017F;etz nur auf die Körper un&#x017F;eres Sonnen&#x017F;y&#x017F;tems angewendet,<lb/>
und wir könnten uns begnügen, zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß es bis an die<lb/>
äußer&#x017F;te Gränze de&#x017F;&#x017F;elben befolgt wird, da ohnehin alles, was<lb/>
jen&#x017F;eits die&#x017F;er Gränze liegt, für uns größtentheils ein noch ganz<lb/>
unbekanntes Land i&#x017F;t, und wahr&#x017F;cheinlich immer bleiben wird.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Gränze i&#x017F;t übrigens &#x017F;o weit von uns entfernt, oder<lb/>
das Reich der Sonne i&#x017F;t, in Vergleich mit allen Reichen der<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0092] Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper. Größe des Falles beſtimmt, den die von ihnen angezogenen Punkte während einer Sekunde erleiden, und daß man nur dieſen Fall beider Körper auf dieſelbe Entfernung bringen darf, um ſofort auch das Verhältniß der Maſſen beider Centralkörper zu erhalten. So iſt die Sonne der Centralkörper für die Erde, und dieſe iſt der Centralkörper für den Mond, ſo wie Jupiter wieder der Cen- tralkörper für ſeine vier Satelliten iſt. Ganz eben ſo kann man aber auch den Mittelpunkt der Erde als den Centralkörper für die auf der Oberfläche der Erde frei fallenden Körper betrachten, und da die Größe dieſes Falles aus den Beobachtungen bekannt iſt, ſo läßt ſich auch daraus die Maſſe der Sonne ohne Beihülfe des Mondes unmittelbar ableiten. In der That, dieſer Fall auf der Oberfläche der Erde beträgt, wie wir ſchon öfter erwähnt haben, 15 Fuß während einer Sekunde, und die Entfernung dieſer fallenden Körper von dem Mittelpunkte der Erde iſt dem Halbmeſſer der Erde gleich. Wenn aber dieſe Körper 23600mal weiter, d. h. wenn ſie ſo weit, als die Erde von der Sonne, von dem Mittelpunkte der Erde entfernt wären, ſo würden ſie, unſerem allgemeinen Geſetze gemäß, in der erſten Sekunde nur nahe durch 15, dividirt durch das Quadrat von 23600, das heißt, nur nahe durch den Raum von 0,000000026932 Fuß gegen dieſen Mittelpunkt der Erde, gegen ihren Centralpunkt fallen. Allein die Erde ſelbſt fällt gegen ihren eigenen Centralpunkt, d. h. gegen die Sonne, wie wir oben geſehen haben, in derſelben Zeit durch 0,009129 Fuß. Da nun dieſe beiden Fallhöhen ſich wie die beiden anziehenden Kräfte, d. h. wie die Maſſen der beiden anziehenden Körper verhalten müſſen, ſo iſt die Maſſe der Sonne zu jener der Erde, wie die beiden letztgenannten Zahlen, d. h. wie 338974 zu 1, ſehr nahe, wie ſchon oben gefunden wurde. §. 51. (Ausdehnung dieſes Geſetzes.) Bisher haben wir dieſes Geſetz nur auf die Körper unſeres Sonnenſyſtems angewendet, und wir könnten uns begnügen, zu wiſſen, daß es bis an die äußerſte Gränze deſſelben befolgt wird, da ohnehin alles, was jenſeits dieſer Gränze liegt, für uns größtentheils ein noch ganz unbekanntes Land iſt, und wahrſcheinlich immer bleiben wird. Dieſe Gränze iſt übrigens ſo weit von uns entfernt, oder das Reich der Sonne iſt, in Vergleich mit allen Reichen der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/92
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/92>, abgerufen am 23.11.2024.