Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693].

Bild:
<< vorherige Seite

der Erden liegen lassen. So wil man auch an keinem Or-
te/ wo Wein wächset/ zur Zeit davon wissen/ daß sie sol-
ten die Trauben oder Stöcke beschädiget haben. Man
findet auch zur Zeit nichts an den Bäumen/ ohne daß an
etlichen Hecken etwas von Laube weggezehret worden.
Von den Baum-Früchten kan man nichts sagen/ weil hin
und wieder fast keine Früchte anzutreffen. So sind auch
Rüben/ Möhren und Kraut unbeschädiget blieben; wo-
für billig GOtt zu dancken/ der auch ferner gnädiglich
helffen wolle.

§. 41. Weiter/ so fraget man zum Fünfften nicht
unbillig von den Haupt-Ursachen dieser Heer-Züge/ und
woher es eigentlich rühre/ daß solche Heere uns mit gros-
sem Schaden überziehen? Sichere und rohe Hertzen ha-
ben die Einbildung/ als sey solches ein blosses natürliches
Werck/ und rühre aus lauter natürlichen Ursachen. Um
des willen man sich nicht eben mehr zu entsetzen habe/ als
wenn etwa Regen und Sonnenschein/ helle und trübe
Wetter mit einander abwechseln/ ob man schon die natür-
lichen Ursachen so genau nicht ergründen könne.

§. 42. Aber die vernünfftigen Heyden haben viel
verständiger davon geurtheilet/ und bey solchen Heerzü-
gen ein [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] erkennet/ das ist/ daß GOtt darbey nicht als ei-
ne blosse causa universalis, und nach blossen ordentlichen
Lauffe der Natur handele: sondern/ aus gerechtem Zorn
gleichsam mit seiner starcken Hand in die Natur greiffe/
und sie übernatürlicher Weise darzu brauche und antrei-
be/ welches sie vor sich nicht verrichten und ausüben
würde. Dannenhero sie auch die Heuschrecken pestem
Deorum
und iram Deorum eine sonderliche Straffe und
Zorn Gottes genennet.

§. 43.

der Erden liegen laſſen. So wil man auch an keinem Or-
te/ wo Wein waͤchſet/ zur Zeit davon wiſſen/ daß ſie ſol-
ten die Trauben oder Stoͤcke beſchaͤdiget haben. Man
findet auch zur Zeit nichts an den Baͤumen/ ohne daß an
etlichen Hecken etwas von Laube weggezehret worden.
Von den Baum-Fruͤchten kan man nichts ſagen/ weil hin
und wieder faſt keine Fruͤchte anzutreffen. So ſind auch
Ruͤben/ Moͤhren und Kraut unbeſchaͤdiget blieben; wo-
fuͤr billig GOtt zu dancken/ der auch ferner gnaͤdiglich
helffen wolle.

§. 41. Weiter/ ſo fraget man zum Fuͤnfften nicht
unbillig von den Haupt-Urſachen dieſer Heer-Zuͤge/ und
woher es eigentlich ruͤhre/ daß ſolche Heere uns mit groſ-
ſem Schaden uͤberziehen? Sichere und rohe Hertzen ha-
ben die Einbildung/ als ſey ſolches ein bloſſes natuͤrliches
Werck/ und ruͤhre aus lauter natuͤrlichen Urſachen. Um
des willen man ſich nicht eben mehr zu entſetzen habe/ als
wenn etwa Regen und Sonnenſchein/ helle und truͤbe
Wetter mit einander abwechſeln/ ob man ſchon die natuͤr-
lichen Urſachen ſo genau nicht ergruͤnden koͤnne.

§. 42. Aber die vernuͤnfftigen Heyden haben viel
verſtaͤndiger davon geurtheilet/ und bey ſolchen Heerzuͤ-
gen ein [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] erkennet/ das iſt/ daß GOtt darbey nicht als ei-
ne bloſſe cauſa univerſalis, und nach bloſſen ordentlichen
Lauffe der Natur handele: ſondern/ aus gerechtem Zorn
gleichſam mit ſeiner ſtarcken Hand in die Natur greiffe/
und ſie uͤbernatuͤrlicher Weiſe darzu brauche und antrei-
be/ welches ſie vor ſich nicht verrichten und ausuͤben
wuͤrde. Dannenhero ſie auch die Heuſchrecken peſtem
Deorum
und iram Deorum eine ſonderliche Straffe und
Zorn Gottes genennet.

§. 43.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="24"/>
der Erden liegen la&#x017F;&#x017F;en. So wil man auch an keinem Or-<lb/>
te/ wo Wein wa&#x0364;ch&#x017F;et/ zur Zeit davon wi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie &#x017F;ol-<lb/>
ten die Trauben oder Sto&#x0364;cke be&#x017F;cha&#x0364;diget haben. Man<lb/>
findet auch zur Zeit nichts an den Ba&#x0364;umen/ ohne daß an<lb/>
etlichen Hecken etwas von Laube weggezehret worden.<lb/>
Von den Baum-Fru&#x0364;chten kan man nichts &#x017F;agen/ weil hin<lb/>
und wieder fa&#x017F;t keine Fru&#x0364;chte anzutreffen. So &#x017F;ind auch<lb/>
Ru&#x0364;ben/ Mo&#x0364;hren und Kraut unbe&#x017F;cha&#x0364;diget blieben; wo-<lb/>
fu&#x0364;r billig GOtt zu dancken/ der auch ferner gna&#x0364;diglich<lb/>
helffen wolle.</p><lb/>
        <p>§. 41. Weiter/ &#x017F;o fraget man zum Fu&#x0364;nfften nicht<lb/>
unbillig von den Haupt-Ur&#x017F;achen die&#x017F;er Heer-Zu&#x0364;ge/ und<lb/>
woher es eigentlich ru&#x0364;hre/ daß &#x017F;olche Heere uns mit gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;em Schaden u&#x0364;berziehen? Sichere und rohe Hertzen ha-<lb/>
ben die Einbildung/ als &#x017F;ey &#x017F;olches ein blo&#x017F;&#x017F;es natu&#x0364;rliches<lb/>
Werck/ und ru&#x0364;hre aus lauter natu&#x0364;rlichen Ur&#x017F;achen. Um<lb/>
des willen man &#x017F;ich nicht eben mehr zu ent&#x017F;etzen habe/ als<lb/>
wenn etwa Regen und Sonnen&#x017F;chein/ helle und tru&#x0364;be<lb/>
Wetter mit einander abwech&#x017F;eln/ ob man &#x017F;chon die natu&#x0364;r-<lb/>
lichen Ur&#x017F;achen &#x017F;o genau nicht ergru&#x0364;nden ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>§. 42. Aber die vernu&#x0364;nfftigen Heyden haben viel<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger davon geurtheilet/ und bey &#x017F;olchen Heerzu&#x0364;-<lb/>
gen ein <gap reason="fm" unit="chars"/> erkennet/ das i&#x017F;t/ daß GOtt darbey nicht als ei-<lb/>
ne blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">cau&#x017F;a univer&#x017F;alis</hi>, und nach blo&#x017F;&#x017F;en ordentlichen<lb/>
Lauffe der Natur handele: &#x017F;ondern/ aus gerechtem Zorn<lb/>
gleich&#x017F;am mit &#x017F;einer &#x017F;tarcken Hand in die Natur greiffe/<lb/>
und &#x017F;ie u&#x0364;bernatu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e darzu brauche und antrei-<lb/>
be/ welches &#x017F;ie vor &#x017F;ich nicht verrichten und ausu&#x0364;ben<lb/>
wu&#x0364;rde. Dannenhero &#x017F;ie auch die Heu&#x017F;chrecken <hi rendition="#aq">pe&#x017F;tem<lb/>
Deorum</hi> und <hi rendition="#aq">iram Deorum</hi> eine &#x017F;onderliche Straffe und<lb/>
Zorn Gottes genennet.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 43.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0026] der Erden liegen laſſen. So wil man auch an keinem Or- te/ wo Wein waͤchſet/ zur Zeit davon wiſſen/ daß ſie ſol- ten die Trauben oder Stoͤcke beſchaͤdiget haben. Man findet auch zur Zeit nichts an den Baͤumen/ ohne daß an etlichen Hecken etwas von Laube weggezehret worden. Von den Baum-Fruͤchten kan man nichts ſagen/ weil hin und wieder faſt keine Fruͤchte anzutreffen. So ſind auch Ruͤben/ Moͤhren und Kraut unbeſchaͤdiget blieben; wo- fuͤr billig GOtt zu dancken/ der auch ferner gnaͤdiglich helffen wolle. §. 41. Weiter/ ſo fraget man zum Fuͤnfften nicht unbillig von den Haupt-Urſachen dieſer Heer-Zuͤge/ und woher es eigentlich ruͤhre/ daß ſolche Heere uns mit groſ- ſem Schaden uͤberziehen? Sichere und rohe Hertzen ha- ben die Einbildung/ als ſey ſolches ein bloſſes natuͤrliches Werck/ und ruͤhre aus lauter natuͤrlichen Urſachen. Um des willen man ſich nicht eben mehr zu entſetzen habe/ als wenn etwa Regen und Sonnenſchein/ helle und truͤbe Wetter mit einander abwechſeln/ ob man ſchon die natuͤr- lichen Urſachen ſo genau nicht ergruͤnden koͤnne. §. 42. Aber die vernuͤnfftigen Heyden haben viel verſtaͤndiger davon geurtheilet/ und bey ſolchen Heerzuͤ- gen ein _ erkennet/ das iſt/ daß GOtt darbey nicht als ei- ne bloſſe cauſa univerſalis, und nach bloſſen ordentlichen Lauffe der Natur handele: ſondern/ aus gerechtem Zorn gleichſam mit ſeiner ſtarcken Hand in die Natur greiffe/ und ſie uͤbernatuͤrlicher Weiſe darzu brauche und antrei- be/ welches ſie vor ſich nicht verrichten und ausuͤben wuͤrde. Dannenhero ſie auch die Heuſchrecken peſtem Deorum und iram Deorum eine ſonderliche Straffe und Zorn Gottes genennet. §. 43.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/26
Zitationshilfe: Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/26>, abgerufen am 21.11.2024.