Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.Gedanken gerathen, daß es ja gar nicht anders möglich sei, als der ersten Auferstehung entgegen und immer näher zu kommen, weil ja die Zeit der Welt vergehe, der Abfall sich ausbreite, der Antichrist, und also auch der einzig wahre Christ des HErrn mit jedem Tage gewisser zu erwarten sei. Allein der Apostel bezeichnet mit jenem obigen Wort nicht bloß den Fortschritt der Zeit, der unvermeidlich ist, sondern ein inneres Reifen, Tüchtig- und Würdigwerden, die erste Auferstehung der Todten zu erlangen. Er erzählt in den Versen vorher, was alles er verlaßen und was alles er ergriffen habe, damit er entgegenkomme der Auferstehung der Todten. Wenn er also das nicht gelaßen, das nicht ergriffen hätte, so würde er auch die erste Auferstehung, auf welche seine heilige Seele noch jetzo sehnsuchts- und freudenvoll wartet, nicht gewinnen. Wir dürfen also nur ins Auge faßen, was er gelaßen, und was er ergriffen hat, so muß uns auch klar werden, was das heißt: "entgegenkommen zur ersten Auferstehung." Was der Apostel gelaßen hat, bezeichnet er im 1. Verse unseres Textes, in welchem er spricht: "Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet." Er versteht aber unter dem Worte "Gewinn" nicht bloß eine einzige Sache, sondern, wie es schon der Grundtext an die Hand gibt, und man aus der Aufzählung ersehen kann, die unserem Texte vorangieng, eine ganze Reihe von nationalen und sittlichen Vorzügen. Ein Mensch der heutigen Zeit und gewöhnlichen Art könnte sich vielleicht verwundern, daß der Apostel unter den Dingen, die ihm Gewinn waren, nicht auch sein zeitliches Vermögen aufzählt, zumal man aus verschiedenen Umständen seines Lebens den Beweis versuchen könnte, daß er einiges Vermögen allerdings müße gehabt haben. Allein das mag man nun versuchen oder unterlaßen, es ist am Tage, daß er auf sein zeitliches Vermögen soviel nicht gehalten hat; sonst würde er bei Aufzählung des Gewinns, den er um Christi willen für Schaden geachtet hat, auch ein Wort davon gesagt haben. Dagegen aber schlägt er seine nationalen Vorzüge an, seine Abstammung Gedanken gerathen, daß es ja gar nicht anders möglich sei, als der ersten Auferstehung entgegen und immer näher zu kommen, weil ja die Zeit der Welt vergehe, der Abfall sich ausbreite, der Antichrist, und also auch der einzig wahre Christ des HErrn mit jedem Tage gewisser zu erwarten sei. Allein der Apostel bezeichnet mit jenem obigen Wort nicht bloß den Fortschritt der Zeit, der unvermeidlich ist, sondern ein inneres Reifen, Tüchtig- und Würdigwerden, die erste Auferstehung der Todten zu erlangen. Er erzählt in den Versen vorher, was alles er verlaßen und was alles er ergriffen habe, damit er entgegenkomme der Auferstehung der Todten. Wenn er also das nicht gelaßen, das nicht ergriffen hätte, so würde er auch die erste Auferstehung, auf welche seine heilige Seele noch jetzo sehnsuchts- und freudenvoll wartet, nicht gewinnen. Wir dürfen also nur ins Auge faßen, was er gelaßen, und was er ergriffen hat, so muß uns auch klar werden, was das heißt: „entgegenkommen zur ersten Auferstehung.“ Was der Apostel gelaßen hat, bezeichnet er im 1. Verse unseres Textes, in welchem er spricht: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.“ Er versteht aber unter dem Worte „Gewinn“ nicht bloß eine einzige Sache, sondern, wie es schon der Grundtext an die Hand gibt, und man aus der Aufzählung ersehen kann, die unserem Texte vorangieng, eine ganze Reihe von nationalen und sittlichen Vorzügen. Ein Mensch der heutigen Zeit und gewöhnlichen Art könnte sich vielleicht verwundern, daß der Apostel unter den Dingen, die ihm Gewinn waren, nicht auch sein zeitliches Vermögen aufzählt, zumal man aus verschiedenen Umständen seines Lebens den Beweis versuchen könnte, daß er einiges Vermögen allerdings müße gehabt haben. Allein das mag man nun versuchen oder unterlaßen, es ist am Tage, daß er auf sein zeitliches Vermögen soviel nicht gehalten hat; sonst würde er bei Aufzählung des Gewinns, den er um Christi willen für Schaden geachtet hat, auch ein Wort davon gesagt haben. 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Allein das mag man nun versuchen oder unterlaßen, es ist am Tage, daß er auf sein zeitliches Vermögen soviel nicht gehalten hat; sonst würde er bei Aufzählung des Gewinns, den er um Christi willen für Schaden geachtet hat, auch ein Wort davon gesagt haben. Dagegen aber schlägt er seine nationalen Vorzüge an, seine Abstammung </p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Gedanken gerathen, daß es ja gar nicht anders möglich sei, als der ersten Auferstehung entgegen und immer näher zu kommen, weil ja die Zeit der Welt vergehe, der Abfall sich ausbreite, der Antichrist, und also auch der einzig wahre Christ des HErrn mit jedem Tage gewisser zu erwarten sei. Allein der Apostel bezeichnet mit jenem obigen Wort nicht bloß den Fortschritt der Zeit, der unvermeidlich ist, sondern ein inneres Reifen, Tüchtig- und Würdigwerden, die erste Auferstehung der Todten zu erlangen. Er erzählt in den Versen vorher, was alles er verlaßen und was alles er ergriffen habe, damit er entgegenkomme der Auferstehung der Todten. Wenn er also das nicht gelaßen, das nicht ergriffen hätte, so würde er auch die erste Auferstehung, auf welche seine heilige Seele noch jetzo sehnsuchts- und freudenvoll wartet, nicht gewinnen. Wir dürfen also nur ins Auge faßen, was er gelaßen, und was er ergriffen hat, so muß uns auch klar werden, was das heißt: „entgegenkommen zur ersten Auferstehung.“
Was der Apostel gelaßen hat, bezeichnet er im 1. Verse unseres Textes, in welchem er spricht: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.“ Er versteht aber unter dem Worte „Gewinn“ nicht bloß eine einzige Sache, sondern, wie es schon der Grundtext an die Hand gibt, und man aus der Aufzählung ersehen kann, die unserem Texte vorangieng, eine ganze Reihe von nationalen und sittlichen Vorzügen. Ein Mensch der heutigen Zeit und gewöhnlichen Art könnte sich vielleicht verwundern, daß der Apostel unter den Dingen, die ihm Gewinn waren, nicht auch sein zeitliches Vermögen aufzählt, zumal man aus verschiedenen Umständen seines Lebens den Beweis versuchen könnte, daß er einiges Vermögen allerdings müße gehabt haben. Allein das mag man nun versuchen oder unterlaßen, es ist am Tage, daß er auf sein zeitliches Vermögen soviel nicht gehalten hat; sonst würde er bei Aufzählung des Gewinns, den er um Christi willen für Schaden geachtet hat, auch ein Wort davon gesagt haben. Dagegen aber schlägt er seine nationalen Vorzüge an, seine Abstammung
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