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Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.

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aus Israel, aus dem Stamm Benjamin, und zwar seine unvermischte, reine Abstammung, daß er ein Ebräer aus Ebräern ist. Er sagt, er habe auch, daß er sich Fleisches rühmen könne, und begründet es mit den Worten: "der ich bin einer aus dem Volk Israel, des Geschlechtes Benjamin, Ebräer aus Ebräern". Mit diesem nationalen Vorzug im innigsten Zusammenhange steht der Ruhm der Beschneidung, ohne welche er ja zum Israel Gottes nicht vollständig gehört hätte. "Der ich am achten Tage beschnitten bin", sagt er. Auch die sittlichen Vorzüge, welche er aufzählt, hängen eng mit den nationalen zusammen. Es ist ein sittlicher Vorzug, welchen sich der Apostel beimißt, indem er spricht: "der ich bin nach dem Gesetz ein Pharisäer;" denn die Wahl der Lebensrichtung innerhalb dem Judentum hätte ihn ja auch zum Sadducäismus führen können; aber nein, er wird ein Pharisäer, und zwar einer von der edelsten Art, ein Schüler Gamaliels. "Nach dem Eifer war ich ein Verfolger der Gemeine, nach der Gerechtigkeit im Gesetz bin ich gewesen unsträflich." Wir, von unserem Standpunkt und dem apostolischen Standpunkte Pauli selber, halten es allerdings am Ende für keinen hohen sittlichen Vorzug, daß Paulus ein Verfolger der Gemeine war und unsträflich im Gesetz, das aus Satzungen bestand; aber so ist es eben, ein und derselbe Zug eines Lebenslaufes kann von dem Standpunkt des Christen aus verwerflich sein, von dem des Juden aber groß und hehr. Aber nicht bloß das, sondern es kann auch äußere Vorzüge geben, welche ebensowol nach dem Urtheil des Christen als nach dem des Juden von großem Werthe sind. Dahin rechne ich z. B. die jüdische Abstammung. Bei heutigen Juden, welche Christen geworden sind, findet man zuweilen, daß sie sich ihrer Abstammung schämen; ich aber muß gestehen, daß es mir, wenn ich von Abstammung ein Jude wäre, gerade so gesehen würde, wie dem Apostel Paulus in unserem Textcapitel. Ich würde das für meinen grösten Vorzug nach dem Fleische halten, und ich würde dafür sorgen, daß es bei meinen Nachkommen nie in Vergeßenheit geriethe; sie sollten es wißen, daß jüdisches

aus Israel, aus dem Stamm Benjamin, und zwar seine unvermischte, reine Abstammung, daß er ein Ebräer aus Ebräern ist. Er sagt, er habe auch, daß er sich Fleisches rühmen könne, und begründet es mit den Worten: „der ich bin einer aus dem Volk Israel, des Geschlechtes Benjamin, Ebräer aus Ebräern“. Mit diesem nationalen Vorzug im innigsten Zusammenhange steht der Ruhm der Beschneidung, ohne welche er ja zum Israel Gottes nicht vollständig gehört hätte. „Der ich am achten Tage beschnitten bin“, sagt er. Auch die sittlichen Vorzüge, welche er aufzählt, hängen eng mit den nationalen zusammen. Es ist ein sittlicher Vorzug, welchen sich der Apostel beimißt, indem er spricht: „der ich bin nach dem Gesetz ein Pharisäer;“ denn die Wahl der Lebensrichtung innerhalb dem Judentum hätte ihn ja auch zum Sadducäismus führen können; aber nein, er wird ein Pharisäer, und zwar einer von der edelsten Art, ein Schüler Gamaliels. „Nach dem Eifer war ich ein Verfolger der Gemeine, nach der Gerechtigkeit im Gesetz bin ich gewesen unsträflich.“ Wir, von unserem Standpunkt und dem apostolischen Standpunkte Pauli selber, halten es allerdings am Ende für keinen hohen sittlichen Vorzug, daß Paulus ein Verfolger der Gemeine war und unsträflich im Gesetz, das aus Satzungen bestand; aber so ist es eben, ein und derselbe Zug eines Lebenslaufes kann von dem Standpunkt des Christen aus verwerflich sein, von dem des Juden aber groß und hehr. Aber nicht bloß das, sondern es kann auch äußere Vorzüge geben, welche ebensowol nach dem Urtheil des Christen als nach dem des Juden von großem Werthe sind. Dahin rechne ich z. B. die jüdische Abstammung. Bei heutigen Juden, welche Christen geworden sind, findet man zuweilen, daß sie sich ihrer Abstammung schämen; ich aber muß gestehen, daß es mir, wenn ich von Abstammung ein Jude wäre, gerade so gesehen würde, wie dem Apostel Paulus in unserem Textcapitel. Ich würde das für meinen grösten Vorzug nach dem Fleische halten, und ich würde dafür sorgen, daß es bei meinen Nachkommen nie in Vergeßenheit geriethe; sie sollten es wißen, daß jüdisches

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[11/0011] aus Israel, aus dem Stamm Benjamin, und zwar seine unvermischte, reine Abstammung, daß er ein Ebräer aus Ebräern ist. Er sagt, er habe auch, daß er sich Fleisches rühmen könne, und begründet es mit den Worten: „der ich bin einer aus dem Volk Israel, des Geschlechtes Benjamin, Ebräer aus Ebräern“. Mit diesem nationalen Vorzug im innigsten Zusammenhange steht der Ruhm der Beschneidung, ohne welche er ja zum Israel Gottes nicht vollständig gehört hätte. „Der ich am achten Tage beschnitten bin“, sagt er. Auch die sittlichen Vorzüge, welche er aufzählt, hängen eng mit den nationalen zusammen. Es ist ein sittlicher Vorzug, welchen sich der Apostel beimißt, indem er spricht: „der ich bin nach dem Gesetz ein Pharisäer;“ denn die Wahl der Lebensrichtung innerhalb dem Judentum hätte ihn ja auch zum Sadducäismus führen können; aber nein, er wird ein Pharisäer, und zwar einer von der edelsten Art, ein Schüler Gamaliels. „Nach dem Eifer war ich ein Verfolger der Gemeine, nach der Gerechtigkeit im Gesetz bin ich gewesen unsträflich.“ Wir, von unserem Standpunkt und dem apostolischen Standpunkte Pauli selber, halten es allerdings am Ende für keinen hohen sittlichen Vorzug, daß Paulus ein Verfolger der Gemeine war und unsträflich im Gesetz, das aus Satzungen bestand; aber so ist es eben, ein und derselbe Zug eines Lebenslaufes kann von dem Standpunkt des Christen aus verwerflich sein, von dem des Juden aber groß und hehr. Aber nicht bloß das, sondern es kann auch äußere Vorzüge geben, welche ebensowol nach dem Urtheil des Christen als nach dem des Juden von großem Werthe sind. Dahin rechne ich z. B. die jüdische Abstammung. Bei heutigen Juden, welche Christen geworden sind, findet man zuweilen, daß sie sich ihrer Abstammung schämen; ich aber muß gestehen, daß es mir, wenn ich von Abstammung ein Jude wäre, gerade so gesehen würde, wie dem Apostel Paulus in unserem Textcapitel. Ich würde das für meinen grösten Vorzug nach dem Fleische halten, und ich würde dafür sorgen, daß es bei meinen Nachkommen nie in Vergeßenheit geriethe; sie sollten es wißen, daß jüdisches

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_entgegenkommen_1857/11>, abgerufen am 23.11.2024.