Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847.wir in der Nähe haben, und das sind keine Heiden. Darum könnten wir uns für unberufen und ausgeschlossen halten vom letzten Befehle Christi. Zwar sind wir ein Leib mit denjenigen, welche zu den Heiden gehen, - und des Leibes Werke sind allen Gliedern zuzurechnen. Was wir daheim thun, thun wir auch im Sinne und Gehorsam derer, die abwesend sind, und was die Heidenprediger verrichten, ist zugleich in unserm Sinne gethan. Die verschiedenen zeitlichen Berufsarten, Gaben und Werke der Christen sind ein zusammenhaltendes Gotteslob, an dem jeder seinen Theil hat. Nichts desto weniger gibt es doch Werke, die allen befohlen sind, von welchen darum niemand losgesprochen oder ausgenommen ist, die nicht einzelnen Berufsarten gegeben sind und von besonderen Gaben abhangen - und gerade die Sorge für die Heiden ist ein solches Werk, das allen geboten ist, an welchem allen gleichviel gelegen sein muß, weil es sich von der Vollendung des Leibes, der Kirche Christi, um das Kommen Jesu Christi zur ewigen Hochzeit und den Beginn des ewigen Lebens handelt. Können wir nicht alle gehen und predigen, so würde es uns doch sehr schmerzlich sein, zur Herbeibringung der Glieder Christi, die noch kommen sollen, nichts zu thun und keinen Theil haben zu können gerade an dem größten Werke der letzten Stunde. St. Jakobus spricht vom "Seligsein des Christen in seiner That" - und es ist gewis eine besondere Seligkeit, die ein Christenherz inne wird, wenn es ein Werk vollbringen darf, welches zur Ehre Christi, zum Heil der Welt, zur Herbeiführung des Endes so nöthig und vom Herrn gesegnet ist. St. Paul sagt, daß er "seinen Lauf vollende mit Freuden," er sagt es im Bewußtsein eines täglichen Sterbens und Aufgeopfertwerdens um Christi willen und um der Heiden willen: sollte denn unser Lauf so gar verschieden sein von dem Laufe Pauli, daß wir auch nicht einen Tropfen jener Freude genießen könnten, die in der wir in der Nähe haben, und das sind keine Heiden. Darum könnten wir uns für unberufen und ausgeschlossen halten vom letzten Befehle Christi. Zwar sind wir ein Leib mit denjenigen, welche zu den Heiden gehen, – und des Leibes Werke sind allen Gliedern zuzurechnen. Was wir daheim thun, thun wir auch im Sinne und Gehorsam derer, die abwesend sind, und was die Heidenprediger verrichten, ist zugleich in unserm Sinne gethan. Die verschiedenen zeitlichen Berufsarten, Gaben und Werke der Christen sind ein zusammenhaltendes Gotteslob, an dem jeder seinen Theil hat. Nichts desto weniger gibt es doch Werke, die allen befohlen sind, von welchen darum niemand losgesprochen oder ausgenommen ist, die nicht einzelnen Berufsarten gegeben sind und von besonderen Gaben abhangen – und gerade die Sorge für die Heiden ist ein solches Werk, das allen geboten ist, an welchem allen gleichviel gelegen sein muß, weil es sich von der Vollendung des Leibes, der Kirche Christi, um das Kommen Jesu Christi zur ewigen Hochzeit und den Beginn des ewigen Lebens handelt. Können wir nicht alle gehen und predigen, so würde es uns doch sehr schmerzlich sein, zur Herbeibringung der Glieder Christi, die noch kommen sollen, nichts zu thun und keinen Theil haben zu können gerade an dem größten Werke der letzten Stunde. St. Jakobus spricht vom «Seligsein des Christen in seiner That» – und es ist gewis eine besondere Seligkeit, die ein Christenherz inne wird, wenn es ein Werk vollbringen darf, welches zur Ehre Christi, zum Heil der Welt, zur Herbeiführung des Endes so nöthig und vom Herrn gesegnet ist. St. Paul sagt, daß er «seinen Lauf vollende mit Freuden,» er sagt es im Bewußtsein eines täglichen Sterbens und Aufgeopfertwerdens um Christi willen und um der Heiden willen: sollte denn unser Lauf so gar verschieden sein von dem Laufe Pauli, daß wir auch nicht einen Tropfen jener Freude genießen könnten, die in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="20"/> wir in der Nähe haben, und das sind keine Heiden. Darum könnten wir uns für unberufen und ausgeschlossen halten vom letzten Befehle Christi. Zwar sind wir ein Leib mit denjenigen, welche zu den Heiden gehen, – und des Leibes Werke sind allen Gliedern zuzurechnen. Was wir daheim thun, thun wir auch im Sinne und Gehorsam derer, die abwesend sind, und was die Heidenprediger verrichten, ist zugleich in unserm Sinne gethan. Die verschiedenen zeitlichen Berufsarten, Gaben und Werke der Christen sind ein zusammenhaltendes Gotteslob, an dem jeder seinen Theil hat. Nichts desto weniger gibt es doch Werke, die allen befohlen sind, von welchen darum niemand losgesprochen oder ausgenommen ist, die nicht einzelnen Berufsarten gegeben sind und von besonderen Gaben abhangen – und gerade die Sorge für die Heiden ist ein solches Werk, das allen geboten ist, an welchem allen gleichviel gelegen sein muß, weil es sich von der Vollendung des Leibes, der Kirche Christi, um das Kommen Jesu Christi zur ewigen Hochzeit und den Beginn des ewigen Lebens handelt. Können wir nicht alle gehen und predigen, so würde es uns doch sehr schmerzlich sein, zur Herbeibringung der Glieder Christi, die noch kommen sollen, nichts zu thun und keinen Theil haben zu können gerade an dem größten Werke der letzten Stunde. St. Jakobus spricht vom «Seligsein des Christen in seiner That» – und es ist gewis eine besondere Seligkeit, die ein Christenherz inne wird, wenn es ein Werk vollbringen darf, welches zur Ehre Christi, zum Heil der Welt, zur Herbeiführung des Endes so nöthig und vom Herrn gesegnet ist. St. Paul sagt, daß er «seinen Lauf vollende mit <hi rendition="#g">Freuden,»</hi> er sagt es im Bewußtsein eines täglichen Sterbens und Aufgeopfertwerdens um Christi willen und um der Heiden willen: sollte denn unser Lauf so gar verschieden sein von dem Laufe Pauli, daß wir auch nicht einen Tropfen jener Freude genießen könnten, die in der </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0020]
wir in der Nähe haben, und das sind keine Heiden. Darum könnten wir uns für unberufen und ausgeschlossen halten vom letzten Befehle Christi. Zwar sind wir ein Leib mit denjenigen, welche zu den Heiden gehen, – und des Leibes Werke sind allen Gliedern zuzurechnen. Was wir daheim thun, thun wir auch im Sinne und Gehorsam derer, die abwesend sind, und was die Heidenprediger verrichten, ist zugleich in unserm Sinne gethan. Die verschiedenen zeitlichen Berufsarten, Gaben und Werke der Christen sind ein zusammenhaltendes Gotteslob, an dem jeder seinen Theil hat. Nichts desto weniger gibt es doch Werke, die allen befohlen sind, von welchen darum niemand losgesprochen oder ausgenommen ist, die nicht einzelnen Berufsarten gegeben sind und von besonderen Gaben abhangen – und gerade die Sorge für die Heiden ist ein solches Werk, das allen geboten ist, an welchem allen gleichviel gelegen sein muß, weil es sich von der Vollendung des Leibes, der Kirche Christi, um das Kommen Jesu Christi zur ewigen Hochzeit und den Beginn des ewigen Lebens handelt. Können wir nicht alle gehen und predigen, so würde es uns doch sehr schmerzlich sein, zur Herbeibringung der Glieder Christi, die noch kommen sollen, nichts zu thun und keinen Theil haben zu können gerade an dem größten Werke der letzten Stunde. St. Jakobus spricht vom «Seligsein des Christen in seiner That» – und es ist gewis eine besondere Seligkeit, die ein Christenherz inne wird, wenn es ein Werk vollbringen darf, welches zur Ehre Christi, zum Heil der Welt, zur Herbeiführung des Endes so nöthig und vom Herrn gesegnet ist. St. Paul sagt, daß er «seinen Lauf vollende mit Freuden,» er sagt es im Bewußtsein eines täglichen Sterbens und Aufgeopfertwerdens um Christi willen und um der Heiden willen: sollte denn unser Lauf so gar verschieden sein von dem Laufe Pauli, daß wir auch nicht einen Tropfen jener Freude genießen könnten, die in der
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