Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.Ecke des Baues, wo der Schluß des Grundsteines zu geschehen hatte, da an den übrigen Seiten der Bau bis über den Sockel hinausgediehen war. Hier ergriff nun Decan Bachmann von Windsbach als Vorstand des Vereins das Wort und sprach die Versammlung in der nachfolgenden Weise an:
Ecke des Baues, wo der Schluß des Grundsteines zu geschehen hatte, da an den übrigen Seiten der Bau bis über den Sockel hinausgediehen war. Hier ergriff nun Decan Bachmann von Windsbach als Vorstand des Vereins das Wort und sprach die Versammlung in der nachfolgenden Weise an:
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="34"/> Ecke des Baues, wo der Schluß des Grundsteines zu geschehen hatte, da an den übrigen Seiten der Bau bis über den Sockel hinausgediehen war. Hier ergriff nun Decan <hi rendition="#g">Bachmann</hi> von Windsbach als Vorstand des Vereins das Wort und sprach die Versammlung in der nachfolgenden Weise an:</p> <cit> <quote> <p>„Es ist noch nicht lange her, meine Lieben, daß wir dort in jenem freundlichen Kirchlein versammelt waren und in Gedanken herausgeblickt haben auf dieses Feld, das dazumal noch voll roher Stöcke und Steine lag. Wir haben da einem im Interesse der leidenden Menschheit gefaßten Liebesgedanken durch Eröffnung unserer Diaconissenanstalt den ersten thatsächlichen Ausdruck gegeben und dabei wie aus weiter Ferne noch nach einem Hause hinausgesehen, das dieser Anstalt wiederum zur Vermittlung ihrer Zwecke dienen möchte. Und siehe! jetzt, nach Verlauf von einigen Wochen schon, stehen wir da – nicht, um etwa erst den Grundstein dieses Hauses zu legen, sondern um dieses bereits einige Schuh hoch über die Erde heraufgewachsene Gemäuer mit unsern Liedern und Gebeten zu begrüßen. Ist das nicht ein sprechender Beweis, daß der Herr Wohlgefallen hat an unserm Werk und Wege – nicht ein sichtbares Unterpfand, daß Gott auch weiterhin uns gnädig sein und seine Hand nicht von uns abthun werde? Und wie könnte es auch anders sein – bei einer Sache, wie <hi rendition="#g">die</hi> ist, der dieser Hausbau dienstbar werden will – die eben darum, weil sie im Interesse der leidenden Menschheit betrieben wird, zugleich auch recht eigentlich die Sache <hi rendition="#g">Dessen</hi> ist, der gesagt hat: „Was ihr der Geringsten Einem unter meinen Brüdern thuet, das thut ihr mir?“ Fürchtet nicht, daß ich mich auf’s Neue in eine Darlegung der Bestimmung dieses Hauses oder in Lob und Preis des Segens verlieren werde, den wir von demselben erwarten – nein, es sind das schon wiederholt besprochene und Euch zur Genüge geläufig gewordene Dinge. Lediglich den Gefühlen, die sich beim Rückblicke in die Vergangenheit und beim Hinausblick in die Zukunft in meinem Herzen bewegen, einen kurzen schwachen Ausdruck zu geben, bin ich gegenwärtig vor Euch aufgetreten. Indem ich zu dem Ende diese Hand zum Himmel erhebe, um – wenn es möglich wäre, Gottes Hand zu ergreifen und dankbar für die Freundlichkeit zu küßen, mit der Er sich bis jetzt schon zu unserem Unternehmen bekannt hat, strecke ich meine andere segnend über dieses Gemäuer aus, in der getrosten </p> </quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [34/0034]
Ecke des Baues, wo der Schluß des Grundsteines zu geschehen hatte, da an den übrigen Seiten der Bau bis über den Sockel hinausgediehen war. Hier ergriff nun Decan Bachmann von Windsbach als Vorstand des Vereins das Wort und sprach die Versammlung in der nachfolgenden Weise an:
„Es ist noch nicht lange her, meine Lieben, daß wir dort in jenem freundlichen Kirchlein versammelt waren und in Gedanken herausgeblickt haben auf dieses Feld, das dazumal noch voll roher Stöcke und Steine lag. Wir haben da einem im Interesse der leidenden Menschheit gefaßten Liebesgedanken durch Eröffnung unserer Diaconissenanstalt den ersten thatsächlichen Ausdruck gegeben und dabei wie aus weiter Ferne noch nach einem Hause hinausgesehen, das dieser Anstalt wiederum zur Vermittlung ihrer Zwecke dienen möchte. Und siehe! jetzt, nach Verlauf von einigen Wochen schon, stehen wir da – nicht, um etwa erst den Grundstein dieses Hauses zu legen, sondern um dieses bereits einige Schuh hoch über die Erde heraufgewachsene Gemäuer mit unsern Liedern und Gebeten zu begrüßen. Ist das nicht ein sprechender Beweis, daß der Herr Wohlgefallen hat an unserm Werk und Wege – nicht ein sichtbares Unterpfand, daß Gott auch weiterhin uns gnädig sein und seine Hand nicht von uns abthun werde? Und wie könnte es auch anders sein – bei einer Sache, wie die ist, der dieser Hausbau dienstbar werden will – die eben darum, weil sie im Interesse der leidenden Menschheit betrieben wird, zugleich auch recht eigentlich die Sache Dessen ist, der gesagt hat: „Was ihr der Geringsten Einem unter meinen Brüdern thuet, das thut ihr mir?“ Fürchtet nicht, daß ich mich auf’s Neue in eine Darlegung der Bestimmung dieses Hauses oder in Lob und Preis des Segens verlieren werde, den wir von demselben erwarten – nein, es sind das schon wiederholt besprochene und Euch zur Genüge geläufig gewordene Dinge. Lediglich den Gefühlen, die sich beim Rückblicke in die Vergangenheit und beim Hinausblick in die Zukunft in meinem Herzen bewegen, einen kurzen schwachen Ausdruck zu geben, bin ich gegenwärtig vor Euch aufgetreten. Indem ich zu dem Ende diese Hand zum Himmel erhebe, um – wenn es möglich wäre, Gottes Hand zu ergreifen und dankbar für die Freundlichkeit zu küßen, mit der Er sich bis jetzt schon zu unserem Unternehmen bekannt hat, strecke ich meine andere segnend über dieses Gemäuer aus, in der getrosten
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