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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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weißagen, für die heute so viele Gebete zum Himmel aufsteigen sollten. So manche Beschwerde dieser Umstand auch brachte, so war doch nicht zu bemerken, daß er die freudige Feststimmung bei Gästen und Einheimischen verscheuchte.

Ein einfaches Mittagsmahl von ungefähr 80 Gedecken in dem Gasthause und in dem Locale, welches bisher den Vorsteherinnen und Schülerinnen der Diaconissenanstalt zum Aufenthalt gedient hatte, vereinigte die namhaftesten anwesenden Festgäste. Die Frauen des Hauses dienten zu Tische und alle freuten sich der lieblichen Tischgemeinschaft von glaubenseinigen Brüdern und Schwestern im HErrn.

Um 2 Uhr Nachmittags sollte die eigentliche Festfeier beginnen. Der Regen hatte es unmöglich gemacht, sie vor dem Hause, das eingeweiht werden sollte, abzuhalten. Man versammelte sich daher zu der festgesetzten Stunde im Gotteshaus. Aber dieses vermochte die Menge der Theilnehmenden nicht zu faßen, so daß viele draußen im Regen stehen mußten. Die Feier wurde eröffnet mit Gesang und der Festrede des Herrn Decans Bachmann von Windsbach, in welcher er mit Anschluß an Luc. 5, 17-26. das Verhältnis des Festhauses zum Reiche Gottes auseinandersetzte und den Inhalt der Ermahnungen, die er mit wohlthuender Wärme allen an's Herz legte, in die ähnlich klingenden und innerlich verwandten Worte "Gebet" und "Gebet" zusammenfaßte. Darauf folgte eine Reihe von Liedern und Lectionen, welche letztere theils aus der Schrift, theils aus den Vätern unserer Kirche genommen, theils eigens dazu gefertigt waren. Sie waren gedruckt in aller Händen und wurden mit spürbar steigender Erbauung aus dem Munde der verschiedenen dazu aufgestellten Lectoren, Schülern der Missionsanstalt, von der Versammlung vernommen und aus tiefster Seele mit mächtigem Liederschall erwiedert. Ein kräftiges von der ganzen Versammlung gesungenes Te Deum machte den Schluß dieses gewis an jeder Seele gesegneten Festtheiles. - Namentlich für diejenigen, welche nicht beiwohnen konnten und nicht in Besitz dieses Erinnerungsblattes sind, laßen wir den Gedankengang folgen, welcher der Wahl der Lectionen zu Grunde lag.

1. Lect. Matth. 20, 20-28. Der Dienst des HErrn in der Erlösung der Welt.
2. Lect. Joh. 13, 4-17. Der Dienst des HErrn im täglichen Fußwaschen.

weißagen, für die heute so viele Gebete zum Himmel aufsteigen sollten. So manche Beschwerde dieser Umstand auch brachte, so war doch nicht zu bemerken, daß er die freudige Feststimmung bei Gästen und Einheimischen verscheuchte.

Ein einfaches Mittagsmahl von ungefähr 80 Gedecken in dem Gasthause und in dem Locale, welches bisher den Vorsteherinnen und Schülerinnen der Diaconissenanstalt zum Aufenthalt gedient hatte, vereinigte die namhaftesten anwesenden Festgäste. Die Frauen des Hauses dienten zu Tische und alle freuten sich der lieblichen Tischgemeinschaft von glaubenseinigen Brüdern und Schwestern im HErrn.

Um 2 Uhr Nachmittags sollte die eigentliche Festfeier beginnen. Der Regen hatte es unmöglich gemacht, sie vor dem Hause, das eingeweiht werden sollte, abzuhalten. Man versammelte sich daher zu der festgesetzten Stunde im Gotteshaus. Aber dieses vermochte die Menge der Theilnehmenden nicht zu faßen, so daß viele draußen im Regen stehen mußten. Die Feier wurde eröffnet mit Gesang und der Festrede des Herrn Decans Bachmann von Windsbach, in welcher er mit Anschluß an Luc. 5, 17–26. das Verhältnis des Festhauses zum Reiche Gottes auseinandersetzte und den Inhalt der Ermahnungen, die er mit wohlthuender Wärme allen an’s Herz legte, in die ähnlich klingenden und innerlich verwandten Worte „Gébet“ und „Gebét“ zusammenfaßte. Darauf folgte eine Reihe von Liedern und Lectionen, welche letztere theils aus der Schrift, theils aus den Vätern unserer Kirche genommen, theils eigens dazu gefertigt waren. Sie waren gedruckt in aller Händen und wurden mit spürbar steigender Erbauung aus dem Munde der verschiedenen dazu aufgestellten Lectoren, Schülern der Missionsanstalt, von der Versammlung vernommen und aus tiefster Seele mit mächtigem Liederschall erwiedert. Ein kräftiges von der ganzen Versammlung gesungenes Te Deum machte den Schluß dieses gewis an jeder Seele gesegneten Festtheiles. – Namentlich für diejenigen, welche nicht beiwohnen konnten und nicht in Besitz dieses Erinnerungsblattes sind, laßen wir den Gedankengang folgen, welcher der Wahl der Lectionen zu Grunde lag.

1. Lect. Matth. 20, 20–28. Der Dienst des HErrn in der Erlösung der Welt.
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            <p>Um 2 Uhr Nachmittags sollte die eigentliche Festfeier beginnen. Der Regen hatte es unmöglich gemacht, sie vor dem Hause, das eingeweiht werden sollte, abzuhalten. Man versammelte sich daher zu der festgesetzten Stunde im Gotteshaus. Aber dieses vermochte die Menge der Theilnehmenden nicht zu faßen, so daß viele draußen im Regen stehen mußten. Die Feier wurde eröffnet mit Gesang und der Festrede des Herrn Decans Bachmann von Windsbach, in welcher er mit Anschluß an Luc. 5, 17&#x2013;26. das Verhältnis des Festhauses zum Reiche Gottes auseinandersetzte und den Inhalt der Ermahnungen, die er mit wohlthuender Wärme allen an&#x2019;s Herz legte, in die ähnlich klingenden und innerlich verwandten Worte <hi rendition="#g">&#x201E;Gébet&#x201C;</hi> und <hi rendition="#g">&#x201E;Gebét&#x201C;</hi> zusammenfaßte. Darauf folgte eine Reihe von Liedern und Lectionen, welche letztere theils aus der Schrift, theils aus den Vätern unserer Kirche genommen, theils eigens dazu gefertigt waren. Sie waren gedruckt in aller Händen und wurden mit spürbar steigender Erbauung aus dem Munde der verschiedenen dazu aufgestellten Lectoren, Schülern der Missionsanstalt, von der Versammlung vernommen und aus tiefster Seele mit mächtigem Liederschall erwiedert. Ein kräftiges von der ganzen Versammlung gesungenes <hi rendition="#aq">Te Deum</hi> machte den Schluß dieses gewis an jeder Seele gesegneten Festtheiles. &#x2013; Namentlich für diejenigen, welche nicht beiwohnen konnten und nicht in Besitz dieses Erinnerungsblattes sind, laßen wir den Gedankengang folgen, welcher der Wahl der Lectionen zu Grunde lag.</p>
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[44/0044] weißagen, für die heute so viele Gebete zum Himmel aufsteigen sollten. So manche Beschwerde dieser Umstand auch brachte, so war doch nicht zu bemerken, daß er die freudige Feststimmung bei Gästen und Einheimischen verscheuchte. Ein einfaches Mittagsmahl von ungefähr 80 Gedecken in dem Gasthause und in dem Locale, welches bisher den Vorsteherinnen und Schülerinnen der Diaconissenanstalt zum Aufenthalt gedient hatte, vereinigte die namhaftesten anwesenden Festgäste. Die Frauen des Hauses dienten zu Tische und alle freuten sich der lieblichen Tischgemeinschaft von glaubenseinigen Brüdern und Schwestern im HErrn. Um 2 Uhr Nachmittags sollte die eigentliche Festfeier beginnen. Der Regen hatte es unmöglich gemacht, sie vor dem Hause, das eingeweiht werden sollte, abzuhalten. Man versammelte sich daher zu der festgesetzten Stunde im Gotteshaus. Aber dieses vermochte die Menge der Theilnehmenden nicht zu faßen, so daß viele draußen im Regen stehen mußten. Die Feier wurde eröffnet mit Gesang und der Festrede des Herrn Decans Bachmann von Windsbach, in welcher er mit Anschluß an Luc. 5, 17–26. das Verhältnis des Festhauses zum Reiche Gottes auseinandersetzte und den Inhalt der Ermahnungen, die er mit wohlthuender Wärme allen an’s Herz legte, in die ähnlich klingenden und innerlich verwandten Worte „Gébet“ und „Gebét“ zusammenfaßte. Darauf folgte eine Reihe von Liedern und Lectionen, welche letztere theils aus der Schrift, theils aus den Vätern unserer Kirche genommen, theils eigens dazu gefertigt waren. Sie waren gedruckt in aller Händen und wurden mit spürbar steigender Erbauung aus dem Munde der verschiedenen dazu aufgestellten Lectoren, Schülern der Missionsanstalt, von der Versammlung vernommen und aus tiefster Seele mit mächtigem Liederschall erwiedert. Ein kräftiges von der ganzen Versammlung gesungenes Te Deum machte den Schluß dieses gewis an jeder Seele gesegneten Festtheiles. – Namentlich für diejenigen, welche nicht beiwohnen konnten und nicht in Besitz dieses Erinnerungsblattes sind, laßen wir den Gedankengang folgen, welcher der Wahl der Lectionen zu Grunde lag. 1. Lect. Matth. 20, 20–28. Der Dienst des HErrn in der Erlösung der Welt. 2. Lect. Joh. 13, 4–17. Der Dienst des HErrn im täglichen Fußwaschen.

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/44>, abgerufen am 23.11.2024.