Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.helfen sein. Nach Osten hin steht es fast schon am Wege und man kann es nicht rücken, weil da der beste Theil des ganzen Hauses, der im Jahre 1692 gebaute Kirchthurm, steht. Nach Westen kann man auch nicht rücken, denn da ist der Schloßgraben. Nach Norden kann man nicht rücken, wenn man nicht erst das Mesnerhaus und seine Pertinentien wegrückt, und ebenso wenig kann man nach Süden rücken, da müßte es eine neue Kirche geben. Da handelte es sich bei der Kirchennoth um eine schwierige Erweiterung an Ort und Stelle. Jedes Räumchen mußte benützt werden, um für das Allgemeine eine erkleckliche Erweiterung herzustellen. Wirklich begab sich Professor Böhrer, der Baumeister des Diaconissenhauses, in die Noth und zeichnete eine neue Kirche, die den Beifall von allen denen hatte, die gerne geholfen hätten. Der Pfarrer versammelte die Kirchenverwaltung und stellte den Umbau der alten Kirche sehr plausibel vor, die Kirchenverwaltung aber wollte nicht - warum? Weil sie wußte, daß die Gemeinde Hand- und Spannfrohn leisten müßte. Der Pfarrer meinte, er wolle besondere Anstrengungen machen und gerade aus der augenblicklichen Verlegenheit könnten solche Umstände hervorgehen, daß die Gemeinde außer Hand- und Spannfrohn wenig oder nichts aufwenden müßte, um eine neue Kirche zu bekommen, aber die Kirchenverwaltung traute nicht; der Pfarrer warnte, weil vielleicht die günstige Gelegenheit, wenn man sie einmal vorübergehen ließe, nicht wieder kommen könnte. Die Kirchenverwaltung aber blieb bei dem Mistrauen, so daß wirklich von dem Plane im Ernste keine Rede mehr sein konnte. Wie viele haben das schon bedauert, aber ändern hat man es nicht mehr können. Aus dieser wahren Geschichte kann man die Nothwendigkeit eines eignen Betsaals für die Diaconissen erkennen. Unter solchen Umständen konnte man sich nicht wundern, daß allmählich in der helfen sein. Nach Osten hin steht es fast schon am Wege und man kann es nicht rücken, weil da der beste Theil des ganzen Hauses, der im Jahre 1692 gebaute Kirchthurm, steht. Nach Westen kann man auch nicht rücken, denn da ist der Schloßgraben. Nach Norden kann man nicht rücken, wenn man nicht erst das Mesnerhaus und seine Pertinentien wegrückt, und ebenso wenig kann man nach Süden rücken, da müßte es eine neue Kirche geben. Da handelte es sich bei der Kirchennoth um eine schwierige Erweiterung an Ort und Stelle. Jedes Räumchen mußte benützt werden, um für das Allgemeine eine erkleckliche Erweiterung herzustellen. Wirklich begab sich Professor Böhrer, der Baumeister des Diaconissenhauses, in die Noth und zeichnete eine neue Kirche, die den Beifall von allen denen hatte, die gerne geholfen hätten. Der Pfarrer versammelte die Kirchenverwaltung und stellte den Umbau der alten Kirche sehr plausibel vor, die Kirchenverwaltung aber wollte nicht – warum? Weil sie wußte, daß die Gemeinde Hand- und Spannfrohn leisten müßte. Der Pfarrer meinte, er wolle besondere Anstrengungen machen und gerade aus der augenblicklichen Verlegenheit könnten solche Umstände hervorgehen, daß die Gemeinde außer Hand- und Spannfrohn wenig oder nichts aufwenden müßte, um eine neue Kirche zu bekommen, aber die Kirchenverwaltung traute nicht; der Pfarrer warnte, weil vielleicht die günstige Gelegenheit, wenn man sie einmal vorübergehen ließe, nicht wieder kommen könnte. Die Kirchenverwaltung aber blieb bei dem Mistrauen, so daß wirklich von dem Plane im Ernste keine Rede mehr sein konnte. Wie viele haben das schon bedauert, aber ändern hat man es nicht mehr können. Aus dieser wahren Geschichte kann man die Nothwendigkeit eines eignen Betsaals für die Diaconissen erkennen. 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Der Pfarrer versammelte die Kirchenverwaltung und stellte den Umbau der alten Kirche sehr plausibel vor, die Kirchenverwaltung aber wollte nicht – warum? Weil sie wußte, daß die Gemeinde Hand- und Spannfrohn leisten müßte. Der Pfarrer meinte, er wolle besondere Anstrengungen machen und gerade aus der augenblicklichen Verlegenheit könnten solche Umstände hervorgehen, daß die Gemeinde außer Hand- und Spannfrohn wenig oder nichts aufwenden müßte, um eine neue Kirche zu bekommen, aber die Kirchenverwaltung traute nicht; der Pfarrer warnte, weil vielleicht die günstige Gelegenheit, wenn man sie einmal vorübergehen ließe, nicht wieder kommen könnte. Die Kirchenverwaltung aber blieb bei dem Mistrauen, so daß wirklich von dem Plane im Ernste keine Rede mehr sein konnte. Wie viele haben das schon bedauert, aber ändern hat man es nicht mehr können. Aus dieser wahren Geschichte kann man die Nothwendigkeit eines eignen Betsaals für die Diaconissen erkennen. Unter solchen Umständen konnte man sich nicht wundern, daß allmählich in der </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0072]
helfen sein. Nach Osten hin steht es fast schon am Wege und man kann es nicht rücken, weil da der beste Theil des ganzen Hauses, der im Jahre 1692 gebaute Kirchthurm, steht. Nach Westen kann man auch nicht rücken, denn da ist der Schloßgraben. Nach Norden kann man nicht rücken, wenn man nicht erst das Mesnerhaus und seine Pertinentien wegrückt, und ebenso wenig kann man nach Süden rücken, da müßte es eine neue Kirche geben. Da handelte es sich bei der Kirchennoth um eine schwierige Erweiterung an Ort und Stelle. Jedes Räumchen mußte benützt werden, um für das Allgemeine eine erkleckliche Erweiterung herzustellen. Wirklich begab sich Professor Böhrer, der Baumeister des Diaconissenhauses, in die Noth und zeichnete eine neue Kirche, die den Beifall von allen denen hatte, die gerne geholfen hätten. Der Pfarrer versammelte die Kirchenverwaltung und stellte den Umbau der alten Kirche sehr plausibel vor, die Kirchenverwaltung aber wollte nicht – warum? Weil sie wußte, daß die Gemeinde Hand- und Spannfrohn leisten müßte. Der Pfarrer meinte, er wolle besondere Anstrengungen machen und gerade aus der augenblicklichen Verlegenheit könnten solche Umstände hervorgehen, daß die Gemeinde außer Hand- und Spannfrohn wenig oder nichts aufwenden müßte, um eine neue Kirche zu bekommen, aber die Kirchenverwaltung traute nicht; der Pfarrer warnte, weil vielleicht die günstige Gelegenheit, wenn man sie einmal vorübergehen ließe, nicht wieder kommen könnte. Die Kirchenverwaltung aber blieb bei dem Mistrauen, so daß wirklich von dem Plane im Ernste keine Rede mehr sein konnte. Wie viele haben das schon bedauert, aber ändern hat man es nicht mehr können. Aus dieser wahren Geschichte kann man die Nothwendigkeit eines eignen Betsaals für die Diaconissen erkennen. Unter solchen Umständen konnte man sich nicht wundern, daß allmählich in der
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