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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römische
sich nebst dem gantzen Rath auffs äusserste vor ihm. Weil er
bald hierauff starb/ machte Otto den bißherigen Bischoff von
Bamberg/ Brunonem (weil er fast keinen Jtaliäner mehr trau-
ete) unter dem Nahmen Gregorii V. zum Pabst. Der Käy-
ser war aber kaum aus Jtalien/ so ergriff Crescentius
sein voriges Spiel/ jagte den Pabst aus Rom/ und machte in-
dessen den Bischoff Johannem von Placentia, einen sehr bösen
Menschen zum Pabst; Jener aber ging ohngesäumt nach
Deutschland/ und brachte den Käyser wieder in Jtalien: Rom
ward eingenommen/ Crescentius ergab sich dem Sieger/ und
beschloß sein Käyserthum mit dem Strang/ der neue Pabst
ward auch jämmerlich hingerichtet. Crescentii wohllüstige
Gemahlin/ welche die alten Römischen Streiche noch ziemlich
innen hatte/ lockte den jungen Käyser in ihr Liebes-Netz/ als er
sie aber bald verließ/ bekam er den Todt von ihr in einem Paar
vergiffteter Handschue zum Geschenck. Jndessen kam durch
des Käysers Gunst Sylvester II. zur Päbstlichen Macht/ wel-
chen die meisten Scribenten vor einen weltbekannten Zauberer
ausgeben/ und sein Gedächtniß ewig stinckend machen.

Jm eilfften Seculo wird es auch an solchen Händeln nicht
mangeln. Zu Johannis des XVIII. XIX. und Sergii IV. Zei-
ten gieng es noch erträglich zu/ wiewohl Ardoinus, Marckgraf
zu Saluzze, der sich zum König von Jtalien auffgeworffen hatte/
denen Käysern und Päbsten viel zu schaffen machte. Aber auf
dieses folgte ein andrer Sturm/ da die Tusculanische faction
Gregorii,
des Graffens von Tusculo, Sohn/ unter dem Nah-
men Benedicti VIII. zum Pabst machte/ die Gegen-Partey a-
ber einen andern; Gleichwohl blieb der erste in Besitz/ und
nach seinem Todt brachten eben diese Tusculaner seinen Bruder
Johannem XX. zur Päbstlichen Würde/ von welchem zwar die
meisten mit Ciacconio vorgeben/ daß er Bischoff zu Por-
to
gewesen/ Natalis Alexander aber beweiset/ daß er als ein
Läye wieder alle Canones Pabst worden: Die Gegen-Partey
machte ihm tausend Noth/ er kam aber doch mit des Käysers

Hülffe

Roͤmiſche
ſich nebſt dem gantzen Rath auffs aͤuſſerſte vor ihm. Weil er
bald hierauff ſtarb/ machte Otto den bißherigen Biſchoff von
Bamberg/ Brunonem (weil er faſt keinen Jtaliaͤner mehr trau-
ete) unter dem Nahmen Gregorii V. zum Pabſt. Der Kaͤy-
ſer war aber kaum aus Jtalien/ ſo ergriff Creſcentius
ſein voriges Spiel/ jagte den Pabſt aus Rom/ und machte in-
deſſen den Biſchoff Johannem von Placentia, einen ſehr boͤſen
Menſchen zum Pabſt; Jener aber ging ohngeſaͤumt nach
Deutſchland/ und brachte den Kaͤyſer wieder in Jtalien: Rom
ward eingenommen/ Creſcentius ergab ſich dem Sieger/ und
beſchloß ſein Kaͤyſerthum mit dem Strang/ der neue Pabſt
ward auch jaͤmmerlich hingerichtet. Creſcentii wohlluͤſtige
Gemahlin/ welche die alten Roͤmiſchen Streiche noch ziemlich
innen hatte/ lockte den jungen Kaͤyſer in ihr Liebes-Netz/ als er
ſie aber bald verließ/ bekam er den Todt von ihr in einem Paar
vergiffteter Handſchue zum Geſchenck. Jndeſſen kam durch
des Kaͤyſers Gunſt Sylveſter II. zur Paͤbſtlichen Macht/ wel-
chen die meiſten Scribenten vor einen weltbekannten Zauberer
ausgeben/ und ſein Gedaͤchtniß ewig ſtinckend machen.

Jm eilfften Seculo wird es auch an ſolchen Haͤndeln nicht
mangeln. Zu Johannis des XVIII. XIX. und Sergii IV. Zei-
ten gieng es noch ertraͤglich zu/ wiewohl Ardoinus, Marckgraf
zu Saluzze, der ſich zum Koͤnig von Jtalien auffgeworffen hatte/
denen Kaͤyſern und Paͤbſten viel zu ſchaffen machte. Aber auf
dieſes folgte ein andrer Sturm/ da die Tuſculaniſche faction
Gregorii,
des Graffens von Tuſculo, Sohn/ unter dem Nah-
men Benedicti VIII. zum Pabſt machte/ die Gegen-Partey a-
ber einen andern; Gleichwohl blieb der erſte in Beſitz/ und
nach ſeinem Todt brachten eben dieſe Tuſculaner ſeinen Bruder
Johannem XX. zur Paͤbſtlichen Wuͤrde/ von welchem zwar die
meiſten mit Ciacconio vorgeben/ daß er Biſchoff zu Por-
to
geweſen/ Natalis Alexander aber beweiſet/ daß er als ein
Laͤye wieder alle Canones Pabſt worden: Die Gegen-Partey
machte ihm tauſend Noth/ er kam aber doch mit des Kaͤyſers

Huͤlffe
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[94/0104] Roͤmiſche ſich nebſt dem gantzen Rath auffs aͤuſſerſte vor ihm. Weil er bald hierauff ſtarb/ machte Otto den bißherigen Biſchoff von Bamberg/ Brunonem (weil er faſt keinen Jtaliaͤner mehr trau- ete) unter dem Nahmen Gregorii V. zum Pabſt. Der Kaͤy- ſer war aber kaum aus Jtalien/ ſo ergriff Creſcentius ſein voriges Spiel/ jagte den Pabſt aus Rom/ und machte in- deſſen den Biſchoff Johannem von Placentia, einen ſehr boͤſen Menſchen zum Pabſt; Jener aber ging ohngeſaͤumt nach Deutſchland/ und brachte den Kaͤyſer wieder in Jtalien: Rom ward eingenommen/ Creſcentius ergab ſich dem Sieger/ und beſchloß ſein Kaͤyſerthum mit dem Strang/ der neue Pabſt ward auch jaͤmmerlich hingerichtet. Creſcentii wohlluͤſtige Gemahlin/ welche die alten Roͤmiſchen Streiche noch ziemlich innen hatte/ lockte den jungen Kaͤyſer in ihr Liebes-Netz/ als er ſie aber bald verließ/ bekam er den Todt von ihr in einem Paar vergiffteter Handſchue zum Geſchenck. Jndeſſen kam durch des Kaͤyſers Gunſt Sylveſter II. zur Paͤbſtlichen Macht/ wel- chen die meiſten Scribenten vor einen weltbekannten Zauberer ausgeben/ und ſein Gedaͤchtniß ewig ſtinckend machen. Jm eilfften Seculo wird es auch an ſolchen Haͤndeln nicht mangeln. Zu Johannis des XVIII. XIX. und Sergii IV. Zei- ten gieng es noch ertraͤglich zu/ wiewohl Ardoinus, Marckgraf zu Saluzze, der ſich zum Koͤnig von Jtalien auffgeworffen hatte/ denen Kaͤyſern und Paͤbſten viel zu ſchaffen machte. Aber auf dieſes folgte ein andrer Sturm/ da die Tuſculaniſche faction Gregorii, des Graffens von Tuſculo, Sohn/ unter dem Nah- men Benedicti VIII. zum Pabſt machte/ die Gegen-Partey a- ber einen andern; Gleichwohl blieb der erſte in Beſitz/ und nach ſeinem Todt brachten eben dieſe Tuſculaner ſeinen Bruder Johannem XX. zur Paͤbſtlichen Wuͤrde/ von welchem zwar die meiſten mit Ciacconio vorgeben/ daß er Biſchoff zu Por- to geweſen/ Natalis Alexander aber beweiſet/ daß er als ein Laͤye wieder alle Canones Pabſt worden: Die Gegen-Partey machte ihm tauſend Noth/ er kam aber doch mit des Kaͤyſers Huͤlffe

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/104>, abgerufen am 08.05.2024.