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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römische
zu Montferrat und die zu Pavia aber hielten es doch noch mit
dem Käyser und Victore, nach dessen Todt Paschalis und Calix-
tus
von der Gibellinischen Partey vor Päbste erkennet wur-
den. Nach diesem bekam Lucius der dritte mit dem Römi-
schen Rath wieder zu thun/ und entwich nach Verona, seine
Nachfolger aber wusten die Römer noch ziemlich im Zaum zu
halten.

Das dreyzehende Seculum hat auch nicht aus der Art ge-
schlagen. Zum Anfang desselben war Innocentius III. Pabst/
dessen faction so starck ward/ daß nach seinem Successore Ho-
norio,
sein Vetter Gregor. IX. ihm folgte/ welche alle denen
Käysern höchst auffsätzig waren. Weil aber die Käyser umb
diese Zeit in Jtalien wieder gar zu mächtig wurden/ suchten die
Guelphen bey denen damahls empor steigenden Frantzösi-
schen Königen Hülffe; Daher von hier an eine grosse Frantzö-
sische faction unter denen Cardinälen und andern grossen
Praelaten entstund/ aus welcher nach einander Urbanus IV. und
Clemens IV. erwehlet wurden/ welche selbst Frantzosen wa-
ren/ ingleichen Gregorius X, ein Jtaliäner. Der erste hatte
mit der Römischen Stadt-Partey wieder viel zu thun/ und ent-
wich deßwegen nach Perugia: Bey des letzten Wahl gab es so
viel Streit/ daß in zwey Jahren kein Pabst konnte gemacht
werden. Er hielt sich so sehr an Franckreich/ daß er auch zu
Lyon/ wie Innocentius III. schon gethan/ ein Concilium wie-
der die Käyserlichen hielt. Innocentius V. brachte es dahin/
daß auch sein Vetter Adrianus V. nach ihm Pabst ward.

Bey Nicolai VII. Wahl gab es viel Streit/ endlich überwo-
ge die Ursinische Familie/ welche aus ihrem Geschlecht diesen
Pabst machte: Jhm kam in Sinn aus seinem Hauß zwey Kö-
Bergom.
Suppl. ad A.
1277.
nige/ einen in der Lombardey/ den andern in Romandiola zu se-
tzen/ und das letzte hätte er bald mit seinem Vetter/ oder wie ihn
andre nennen/ seinem Bruder/ Bartholdo Ursino zu stand ge-
bracht/ er starb aber hierüber allzubald. Jedoch brachte er es
dahin/ daß die Römer/ welche bißher wieder einen auswärti-

gen

Roͤmiſche
zu Montferrat und die zu Pavia aber hielten es doch noch mit
dem Kaͤyſer und Victore, nach deſſen Todt Paſchalis und Calix-
tus
von der Gibelliniſchen Partey vor Paͤbſte erkennet wur-
den. Nach dieſem bekam Lucius der dritte mit dem Roͤmi-
ſchen Rath wieder zu thun/ und entwich nach Verona, ſeine
Nachfolger aber wuſten die Roͤmer noch ziemlich im Zaum zu
halten.

Das dreyzehende Seculum hat auch nicht aus der Art ge-
ſchlagen. Zum Anfang deſſelben war Innocentius III. Pabſt/
deſſen faction ſo ſtarck ward/ daß nach ſeinem Succeſſore Ho-
norio,
ſein Vetter Gregor. IX. ihm folgte/ welche alle denen
Kaͤyſern hoͤchſt auffſaͤtzig waren. Weil aber die Kaͤyſer umb
dieſe Zeit in Jtalien wieder gar zu maͤchtig wurden/ ſuchten die
Guelphen bey denen damahls empor ſteigenden Frantzoͤſi-
ſchen Koͤnigen Huͤlffe; Daher von hier an eine groſſe Frantzoͤ-
ſiſche faction unter denen Cardinaͤlen und andern groſſen
Prælaten entſtund/ aus welcher nach einander Urbanus IV. und
Clemens IV. erwehlet wurden/ welche ſelbſt Frantzoſen wa-
ren/ ingleichen Gregorius X, ein Jtaliaͤner. Der erſte hatte
mit der Roͤmiſchen Stadt-Partey wieder viel zu thun/ und ent-
wich deßwegen nach Perugia: Bey des letzten Wahl gab es ſo
viel Streit/ daß in zwey Jahren kein Pabſt konnte gemacht
werden. Er hielt ſich ſo ſehr an Franckreich/ daß er auch zu
Lyon/ wie Innocentius III. ſchon gethan/ ein Concilium wie-
der die Kaͤyſerlichen hielt. Innocentius V. brachte es dahin/
daß auch ſein Vetter Adrianus V. nach ihm Pabſt ward.

Bey Nicolai VII. Wahl gab es viel Streit/ endlich uͤberwo-
ge die Urſiniſche Familie/ welche aus ihrem Geſchlecht dieſen
Pabſt machte: Jhm kam in Sinn aus ſeinem Hauß zwey Koͤ-
Bergom.
Suppl. ad A.
1277.
nige/ einen in der Lombardey/ den andern in Romandiola zu ſe-
tzen/ und das letzte haͤtte er bald mit ſeinem Vetter/ oder wie ihn
andre nennen/ ſeinem Bruder/ Bartholdo Urſino zu ſtand ge-
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[100/0110] Roͤmiſche zu Montferrat und die zu Pavia aber hielten es doch noch mit dem Kaͤyſer und Victore, nach deſſen Todt Paſchalis und Calix- tus von der Gibelliniſchen Partey vor Paͤbſte erkennet wur- den. Nach dieſem bekam Lucius der dritte mit dem Roͤmi- ſchen Rath wieder zu thun/ und entwich nach Verona, ſeine Nachfolger aber wuſten die Roͤmer noch ziemlich im Zaum zu halten. Das dreyzehende Seculum hat auch nicht aus der Art ge- ſchlagen. Zum Anfang deſſelben war Innocentius III. Pabſt/ deſſen faction ſo ſtarck ward/ daß nach ſeinem Succeſſore Ho- norio, ſein Vetter Gregor. IX. ihm folgte/ welche alle denen Kaͤyſern hoͤchſt auffſaͤtzig waren. Weil aber die Kaͤyſer umb dieſe Zeit in Jtalien wieder gar zu maͤchtig wurden/ ſuchten die Guelphen bey denen damahls empor ſteigenden Frantzoͤſi- ſchen Koͤnigen Huͤlffe; Daher von hier an eine groſſe Frantzoͤ- ſiſche faction unter denen Cardinaͤlen und andern groſſen Prælaten entſtund/ aus welcher nach einander Urbanus IV. und Clemens IV. erwehlet wurden/ welche ſelbſt Frantzoſen wa- ren/ ingleichen Gregorius X, ein Jtaliaͤner. Der erſte hatte mit der Roͤmiſchen Stadt-Partey wieder viel zu thun/ und ent- wich deßwegen nach Perugia: Bey des letzten Wahl gab es ſo viel Streit/ daß in zwey Jahren kein Pabſt konnte gemacht werden. Er hielt ſich ſo ſehr an Franckreich/ daß er auch zu Lyon/ wie Innocentius III. ſchon gethan/ ein Concilium wie- der die Kaͤyſerlichen hielt. Innocentius V. brachte es dahin/ daß auch ſein Vetter Adrianus V. nach ihm Pabſt ward. Bey Nicolai VII. Wahl gab es viel Streit/ endlich uͤberwo- ge die Urſiniſche Familie/ welche aus ihrem Geſchlecht dieſen Pabſt machte: Jhm kam in Sinn aus ſeinem Hauß zwey Koͤ- nige/ einen in der Lombardey/ den andern in Romandiola zu ſe- tzen/ und das letzte haͤtte er bald mit ſeinem Vetter/ oder wie ihn andre nennen/ ſeinem Bruder/ Bartholdo Urſino zu ſtand ge- bracht/ er ſtarb aber hieruͤber allzubald. Jedoch brachte er es dahin/ daß die Roͤmer/ welche bißher wieder einen auswaͤrti- gen Bergom. Suppl. ad A. 1277.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/110>, abgerufen am 08.05.2024.