Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Intriguen. gen grossen Herren/ unter dem Nahmen des Senatoris, und nochzuletzt den König Carl von Neapolis, zu Behaubtung ihrer Frey- heiten erkieset hatten/ solches abschaffen musten. Weil nun die Ursinische Familie so hoch stieg/ versuchte die Columnische/ welche ihr bißhero immer die Wage gehalten/ sie wieder zu demüthi- gen/ und haben wir also wieder 2. neue Parteyen. Nach Nico- lai Todt gab es zwischen denselben einen Zwist/ endlich kam Martinus von der Frantzösischen Partey dazu/ welcher denen Römern zuließ/ aus edlen Geschlechtern zwey Senatores zu se- tzen/ und dem König von Neapolis diesen Titul auch wieder er- stattete. Jhm folgte Honorius V. aus der Savellischen Fa- milie/ welchen die Ursiner beförderten. Unter ihm und Nico- lao IV. ward der Zanck der Ursinen und Columnen/ ingleichen der Pabst- und Stadtgesinnten immer grösser/ so daß/ nach des letzten Todt die Cärdinäle sich nicht getraueten in Rom zu weh- len/ sondern nach Perugia wichen. Daselbst ward ein Einsied- ler/ welchen der König von Neapolis recommandirete/ und welcher den verderbten Römischen Staat verbessern solte/ erweh- let; er war aber vor die Römer allzu einfältig. Solche Ge- legenheit ergriff mit beyden Händen der ehrsüchtige Cardinal Benedictus von der Ursinischen Partey/ der sich hernach Bo- nifacium VIII. nennete/ und beredete mit allerhand Künsten den guten Pabst/ daß er den Hirten-Stab ablegte: Ja er soll gar bey Nacht durch erdichtete Offenbahrungen ihn betrogen/ und die Cardinäle gleichfals durch einen bekannten Streich zu seiner Wahl verleitet haben. Wie denn von ihm das alte Sprichwort lautet/ er sey als ein Fuchs in die Päbstliche Wür- de kommen etc. Die Columnische Partey und alle Gibelliner verfolgte er hefftig/ verjagte zwey Cardinäle aus der Columni- schen Familie/ und zugleich das Haupt derselben. Diese aber hingen sich an Franckreich/ und erlangten so viel Macht/ daß sie wieder kamen und den Pabst gefangen nahmen/ ja gar umbs Le- ben brachten. Das vierzehende Seculum gehet auff bißherige Art fort. Der N 3
Intriguen. gen groſſen Herren/ unter dem Nahmen des Senatoris, und nochzuletzt den Koͤnig Carl von Neapolis, zu Behaubtung ihrer Frey- heiten erkieſet hatten/ ſolches abſchaffen muſten. Weil nun die Urſiniſche Familie ſo hoch ſtieg/ verſuchte die Columniſche/ welche ihr bißhero immer die Wage gehalten/ ſie wieder zu demuͤthi- gen/ und haben wir alſo wieder 2. neue Parteyen. Nach Nico- lai Todt gab es zwiſchen denſelben einen Zwiſt/ endlich kam Martinus von der Frantzoͤſiſchen Partey dazu/ welcher denen Roͤmern zuließ/ aus edlen Geſchlechtern zwey Senatores zu ſe- tzen/ und dem Koͤnig von Neapolis dieſen Titul auch wieder er- ſtattete. Jhm folgte Honorius V. aus der Savelliſchen Fa- milie/ welchen die Urſiner befoͤrderten. Unter ihm und Nico- lao IV. ward der Zanck der Urſinen und Columnen/ ingleichen der Pabſt- und Stadtgeſinnten immer groͤſſer/ ſo daß/ nach des letzten Todt die Caͤrdinaͤle ſich nicht getraueten in Rom zu weh- len/ ſondern nach Perugia wichen. Daſelbſt ward ein Einſied- ler/ welchen der Koͤnig von Neapolis recommandirete/ und welcher den verderbten Roͤmiſchen Staat verbeſſern ſolte/ erweh- let; er war aber vor die Roͤmer allzu einfaͤltig. Solche Ge- legenheit ergriff mit beyden Haͤnden der ehrſuͤchtige Cardinal Benedictus von der Urſiniſchen Partey/ der ſich hernach Bo- nifacium VIII. nennete/ und beredete mit allerhand Kuͤnſten den guten Pabſt/ daß er den Hirten-Stab ablegte: Ja er ſoll gar bey Nacht durch erdichtete Offenbahrungen ihn betrogen/ und die Cardinaͤle gleichfals durch einen bekannten Streich zu ſeiner Wahl verleitet haben. Wie denn von ihm das alte Sprichwort lautet/ er ſey als ein Fuchs in die Paͤbſtliche Wuͤr- de kommen ꝛc. Die Columniſche Partey und alle Gibelliner verfolgte er hefftig/ verjagte zwey Cardinaͤle aus der Columni- ſchen Familie/ und zugleich das Haupt derſelben. Dieſe aber hingen ſich an Franckreich/ und erlangten ſo viel Macht/ daß ſie wieder kamen und den Pabſt gefangen nahmen/ ja gar umbs Le- ben brachten. Das vierzehende Seculum gehet auff bißherige Art fort. Der N 3
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Intriguen.
gen groſſen Herren/ unter dem Nahmen des Senatoris, und noch
zuletzt den Koͤnig Carl von Neapolis, zu Behaubtung ihrer Frey-
heiten erkieſet hatten/ ſolches abſchaffen muſten. Weil nun die
Urſiniſche Familie ſo hoch ſtieg/ verſuchte die Columniſche/ welche
ihr bißhero immer die Wage gehalten/ ſie wieder zu demuͤthi-
gen/ und haben wir alſo wieder 2. neue Parteyen. Nach Nico-
lai Todt gab es zwiſchen denſelben einen Zwiſt/ endlich kam
Martinus von der Frantzoͤſiſchen Partey dazu/ welcher denen
Roͤmern zuließ/ aus edlen Geſchlechtern zwey Senatores zu ſe-
tzen/ und dem Koͤnig von Neapolis dieſen Titul auch wieder er-
ſtattete. Jhm folgte Honorius V. aus der Savelliſchen Fa-
milie/ welchen die Urſiner befoͤrderten. Unter ihm und Nico-
lao IV. ward der Zanck der Urſinen und Columnen/ ingleichen
der Pabſt- und Stadtgeſinnten immer groͤſſer/ ſo daß/ nach des
letzten Todt die Caͤrdinaͤle ſich nicht getraueten in Rom zu weh-
len/ ſondern nach Perugia wichen. Daſelbſt ward ein Einſied-
ler/ welchen der Koͤnig von Neapolis recommandirete/ und
welcher den verderbten Roͤmiſchen Staat verbeſſern ſolte/ erweh-
let; er war aber vor die Roͤmer allzu einfaͤltig. Solche Ge-
legenheit ergriff mit beyden Haͤnden der ehrſuͤchtige Cardinal
Benedictus von der Urſiniſchen Partey/ der ſich hernach Bo-
nifacium VIII. nennete/ und beredete mit allerhand Kuͤnſten
den guten Pabſt/ daß er den Hirten-Stab ablegte: Ja er ſoll
gar bey Nacht durch erdichtete Offenbahrungen ihn betrogen/
und die Cardinaͤle gleichfals durch einen bekannten Streich
zu ſeiner Wahl verleitet haben. Wie denn von ihm das alte
Sprichwort lautet/ er ſey als ein Fuchs in die Paͤbſtliche Wuͤr-
de kommen ꝛc. Die Columniſche Partey und alle Gibelliner
verfolgte er hefftig/ verjagte zwey Cardinaͤle aus der Columni-
ſchen Familie/ und zugleich das Haupt derſelben. Dieſe aber
hingen ſich an Franckreich/ und erlangten ſo viel Macht/ daß ſie
wieder kamen und den Pabſt gefangen nahmen/ ja gar umbs Le-
ben brachten.
Das vierzehende Seculum gehet auff bißherige Art fort.
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