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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römische
Der nach Bonifacii Todt erwehlte Pabst/ Benedictus XI.
wolte zwar die Columnische Partey wieder versöhnen/ und sez-
te die verjagten Cardinäle in ihre Stellen/ allein er versahe es
doch hier und da/ biß ihn dieselbe faction endlich gefangen nahm/
und mit Hunger tödtete. Weil nun die Stadt-Partey zu Rom
sich zu denen Columnesern schlug/ machten sich die meisten Car-
dinäle zu der Frantzösischen Faction, und hielten sich in der
Päbstlichen Graffschafft Avignon in Franckreich und zu Peru-
gia
auff; daselbst ward Clemens V. ein Frantzose/ zum Pabst
erwehlet/ der umb erwehnter Ursachen willen zu Avignon ver-
blieb/ und drey Cardinäle zur Verwaltung der Sachen nach Rom
sendete/ machte auch lauter Frantzösische Cardinäle/ daher diese
Partey unsäglich zunahm. Sie behielte auch die Päbstliche
Dignität 70. Jahr an sich und zu Avignon in denen Perso-
nen Johannis XXII. Benedicti XII. Clementis VI. Innocen-
tii VI. Urbani V.
und Gregorii XI. Unter diesen soll Johan-
nes XXII. da die Cardinäle in 2. Jahren mit der Wahl nicht
zu Stande kommen konnten/ mit den Worten/ ich bin Pabst/ sie
übertäubet haben. Hierbey aber funden sich zwey grosse Ge-
fährligkeiten. Erstlich hatten bißhero die Päbste fast das gan-
tze westliche Jtalien unter sich gebracht/ und die grossen Städ-
te durch Legaten regieret; Nun aber/ da die Päbste abwesend
waren/ verlohren sie auch den respect, und fielen einige Städ-
te wieder denen Käysern/ sonderlich Ludovico Bovaro, zu/
die andern machten sich zu freyen Republiqven/ oder nahmen ein
Haupt aus ihren eigenen Mittel. Nächst diesen nahm Rom
in der Abwesenheit des Päbstlichen Hoffs mercklich ab/ und
thaten also die Römer alles möglichste/ den Pabst wieder zu sich
zu bekommen. Dieser aber furchte sich vor der Stadt-Partey
und denen Ursinischen und Columnischen factionen allzu sehr;
Dannenhero auch Johannes XXII. Zeit seiner Regierung nur
2. Jtaliänische Cardinäle/ und zwar einen aus den Ursinen/ den
andern aus den Columnen machte/ damit er sich recht neutral
erzeigen möchte. Die Regierungs-Art ward unterdessen in Rom

offt

Roͤmiſche
Der nach Bonifacii Todt erwehlte Pabſt/ Benedictus XI.
wolte zwar die Columniſche Partey wieder verſoͤhnen/ und ſez-
te die verjagten Cardinaͤle in ihre Stellen/ allein er verſahe es
doch hier und da/ biß ihn dieſelbe faction endlich gefangen nahm/
und mit Hunger toͤdtete. Weil nun die Stadt-Partey zu Rom
ſich zu denen Columneſern ſchlug/ machten ſich die meiſten Car-
dinaͤle zu der Frantzoͤſiſchen Faction, und hielten ſich in der
Paͤbſtlichen Graffſchafft Avignon in Franckreich und zu Peru-
gia
auff; daſelbſt ward Clemens V. ein Frantzoſe/ zum Pabſt
erwehlet/ der umb erwehnter Urſachen willen zu Avignon ver-
blieb/ und drey Cardinaͤle zur Verwaltung deꝛ Sachen nach Rom
ſendete/ machte auch lauter Frantzoͤſiſche Cardinaͤle/ daher dieſe
Partey unſaͤglich zunahm. Sie behielte auch die Paͤbſtliche
Dignitaͤt 70. Jahr an ſich und zu Avignon in denen Perſo-
nen Johannis XXII. Benedicti XII. Clementis VI. Innocen-
tii VI. Urbani V.
und Gregorii XI. Unter dieſen ſoll Johan-
nes XXII. da die Cardinaͤle in 2. Jahren mit der Wahl nicht
zu Stande kommen konnten/ mit den Worten/ ich bin Pabſt/ ſie
uͤbertaͤubet haben. Hierbey aber funden ſich zwey groſſe Ge-
faͤhrligkeiten. Erſtlich hatten bißhero die Paͤbſte faſt das gan-
tze weſtliche Jtalien unter ſich gebracht/ und die groſſen Staͤd-
te durch Legaten regieret; Nun aber/ da die Paͤbſte abweſend
waren/ verlohren ſie auch den reſpect, und fielen einige Staͤd-
te wieder denen Kaͤyſern/ ſonderlich Ludovico Bovaro, zu/
die andern machten ſich zu freyen Republiqven/ oder nahmen ein
Haupt aus ihren eigenen Mittel. Naͤchſt dieſen nahm Rom
in der Abweſenheit des Paͤbſtlichen Hoffs mercklich ab/ und
thaten alſo die Roͤmer alles moͤglichſte/ den Pabſt wieder zu ſich
zu bekommen. Dieſer aber furchte ſich vor der Stadt-Partey
und denen Urſiniſchen und Columniſchen factionen allzu ſehr;
Dannenhero auch Johannes XXII. Zeit ſeiner Regierung nur
2. Jtaliaͤniſche Cardinaͤle/ und zwar einen aus den Urſinen/ den
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erzeigen moͤchte. Die Regierungs-Art ward unterdeſſen in Rom

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[102/0112] Roͤmiſche Der nach Bonifacii Todt erwehlte Pabſt/ Benedictus XI. wolte zwar die Columniſche Partey wieder verſoͤhnen/ und ſez- te die verjagten Cardinaͤle in ihre Stellen/ allein er verſahe es doch hier und da/ biß ihn dieſelbe faction endlich gefangen nahm/ und mit Hunger toͤdtete. Weil nun die Stadt-Partey zu Rom ſich zu denen Columneſern ſchlug/ machten ſich die meiſten Car- dinaͤle zu der Frantzoͤſiſchen Faction, und hielten ſich in der Paͤbſtlichen Graffſchafft Avignon in Franckreich und zu Peru- gia auff; daſelbſt ward Clemens V. ein Frantzoſe/ zum Pabſt erwehlet/ der umb erwehnter Urſachen willen zu Avignon ver- blieb/ und drey Cardinaͤle zur Verwaltung deꝛ Sachen nach Rom ſendete/ machte auch lauter Frantzoͤſiſche Cardinaͤle/ daher dieſe Partey unſaͤglich zunahm. Sie behielte auch die Paͤbſtliche Dignitaͤt 70. Jahr an ſich und zu Avignon in denen Perſo- nen Johannis XXII. Benedicti XII. Clementis VI. Innocen- tii VI. Urbani V. und Gregorii XI. Unter dieſen ſoll Johan- nes XXII. da die Cardinaͤle in 2. Jahren mit der Wahl nicht zu Stande kommen konnten/ mit den Worten/ ich bin Pabſt/ ſie uͤbertaͤubet haben. Hierbey aber funden ſich zwey groſſe Ge- faͤhrligkeiten. Erſtlich hatten bißhero die Paͤbſte faſt das gan- tze weſtliche Jtalien unter ſich gebracht/ und die groſſen Staͤd- te durch Legaten regieret; Nun aber/ da die Paͤbſte abweſend waren/ verlohren ſie auch den reſpect, und fielen einige Staͤd- te wieder denen Kaͤyſern/ ſonderlich Ludovico Bovaro, zu/ die andern machten ſich zu freyen Republiqven/ oder nahmen ein Haupt aus ihren eigenen Mittel. Naͤchſt dieſen nahm Rom in der Abweſenheit des Paͤbſtlichen Hoffs mercklich ab/ und thaten alſo die Roͤmer alles moͤglichſte/ den Pabſt wieder zu ſich zu bekommen. Dieſer aber furchte ſich vor der Stadt-Partey und denen Urſiniſchen und Columniſchen factionen allzu ſehr; Dannenhero auch Johannes XXII. Zeit ſeiner Regierung nur 2. Jtaliaͤniſche Cardinaͤle/ und zwar einen aus den Urſinen/ den andern aus den Columnen machte/ damit er ſich recht neutral erzeigen moͤchte. Die Regierungs-Art ward unterdeſſen in Rom offt

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/112>, abgerufen am 09.05.2024.