Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Römische
aus dem Hauße Luna, der sich Benedictum XIII. nennete/
welcher aber mit seinen Intriguen aus gerechter Straffe Got-
tes sich mehr schadete als nutzte. Unter andern wurden die zu
Avignon seiner so satt/ daß sie ihn belagerten und lange Zeit ge-
fangen hielten/ biß er heimlich entrann. Alle Welt drunge nun
darauff/ daß beyde Päbste weichen und eine neue Wahl abwar-
ten solten: So wohl Benedictus, als Innocentius VII. der zu
Rom an Bonifacii Stelle erwehlet war/ musten sich anstellen/
als wolten sie dieses thun/ wenn sie anders noch Anhänger be
halten wolten; Allein/ weil ihnen nichts weniger gelegen war/
spielten sie die schlimmsten Streiche/ als hätten sie es mit einander
abgeredet/ daß ein Jahr nach dem andern hinging/ und nichts
daraus ward/ uud man es doch keinem eigentlich schuld geben
konnte. Nicht anders stellte sich auch Innocentii Nachfolger
Gregorius XII. zu Rom an/ ungeacht er bey seiner Wahl sich mit
einem Eyd zum Gegentheil verbunden hatte. Die Frantzosen
kündigten endlich dem Pabst Bonifacio allen Gehorsam auff/
und der gröste Theil von Jtalien dem Gregorio. Die Cardi-
näle von beyden Obedientien (wie man es nennte) traten auch
endlich/ da alle Welt über sie schrie/ zusammen/ hielten A. 1409.
das Concilium zu Pisa, setzten Benedictum und Gregorium
ab/ und wehlten von neuen Alexandrum V. in Hoffnung durch
diesen beliebten Mann alles zur Ruhe zu bringen/ welchem nun
auch das Römische Reich zufiel/ und also einer von seinen Geg-
nern kaum ein Theil von Spanien/ der andre etwas von Nea-
polis
übrig behielt. Jhm folgte Johannes XXIII. ein wilder
Weltmann/ der durch allerhand Künste darzu kam/ und mit
vielen Räncken sich dabey erhalten wolte. Zuletzt brachte es
Käyser Sigismund dahin/ daß das Concilium zu Costnitz ge-
halten/ und auff selben so wohl Johannes/ als seine Gegner/ von
neuen abgesetzet wurden/ allwo jener fast Himmel und Hölle be-
wegte/ diesem Fall zu entgehen. Gregorius XII. danckte end-
lich durch einen Abgeordneten vor dem Concilio selbst ab; Be-
nedictus
aber behielt noch immer den König von Arragonien

auff

Roͤmiſche
aus dem Hauße Luna, der ſich Benedictum XIII. nennete/
welcher aber mit ſeinen Intriguen aus gerechter Straffe Got-
tes ſich mehr ſchadete als nutzte. Unter andern wurden die zu
Avignon ſeiner ſo ſatt/ daß ſie ihn belagerten und lange Zeit ge-
fangen hielten/ biß er heimlich entrann. Alle Welt drunge nun
darauff/ daß beyde Paͤbſte weichen und eine neue Wahl abwar-
ten ſolten: So wohl Benedictus, als Innocentius VII. der zu
Rom an Bonifacii Stelle erwehlet war/ muſten ſich anſtellen/
als wolten ſie dieſes thun/ wenn ſie anders noch Anhaͤnger be
halten wolten; Allein/ weil ihnen nichts weniger gelegen war/
ſpielten ſie die ſchlimmſten Streiche/ als haͤtten ſie es mit einander
abgeredet/ daß ein Jahr nach dem andern hinging/ und nichts
daraus ward/ uud man es doch keinem eigentlich ſchuld geben
konnte. Nicht anders ſtellte ſich auch Innocentii Nachfolger
Gregorius XII. zu Rom an/ ungeacht er bey ſeiner Wahl ſich mit
einem Eyd zum Gegentheil verbunden hatte. Die Frantzoſen
kuͤndigten endlich dem Pabſt Bonifacio allen Gehorſam auff/
und der groͤſte Theil von Jtalien dem Gregorio. Die Cardi-
naͤle von beyden Obedientien (wie man es nennte) traten auch
endlich/ da alle Welt uͤber ſie ſchrie/ zuſammen/ hielten A. 1409.
das Concilium zu Piſa, ſetzten Benedictum und Gregorium
ab/ und wehlten von neuen Alexandrum V. in Hoffnung durch
dieſen beliebten Mann alles zur Ruhe zu bringen/ welchem nun
auch das Roͤmiſche Reich zufiel/ und alſo einer von ſeinen Geg-
nern kaum ein Theil von Spanien/ der andre etwas von Nea-
polis
uͤbrig behielt. Jhm folgte Johannes XXIII. ein wilder
Weltmann/ der durch allerhand Kuͤnſte darzu kam/ und mit
vielen Raͤncken ſich dabey erhalten wolte. Zuletzt brachte es
Kaͤyſer Sigismund dahin/ daß das Concilium zu Coſtnitz ge-
halten/ und auff ſelben ſo wohl Johannes/ als ſeine Gegner/ von
neuen abgeſetzet wurden/ allwo jener faſt Himmel und Hoͤlle be-
wegte/ dieſem Fall zu entgehen. Gregorius XII. danckte end-
lich durch einen Abgeordneten vor dem Concilio ſelbſt ab; Be-
nedictus
aber behielt noch immer den Koͤnig von Arragonien

auff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ro&#x0364;mi&#x017F;che</hi></fw><lb/>
aus dem Hauße <hi rendition="#aq">Luna,</hi> der &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Benedictum XIII.</hi> nennete/<lb/>
welcher aber mit &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Intriguen</hi> aus gerechter Straffe Got-<lb/>
tes &#x017F;ich mehr &#x017F;chadete als nutzte. Unter andern wurden die zu<lb/><hi rendition="#aq">Avignon</hi> &#x017F;einer &#x017F;o &#x017F;att/ daß &#x017F;ie ihn belagerten und lange Zeit ge-<lb/>
fangen hielten/ biß er heimlich entrann. Alle Welt drunge nun<lb/>
darauff/ daß beyde Pa&#x0364;b&#x017F;te weichen und eine neue Wahl abwar-<lb/>
ten &#x017F;olten: So wohl <hi rendition="#aq">Benedictus,</hi> als <hi rendition="#aq">Innocentius VII.</hi> der zu<lb/>
Rom an <hi rendition="#aq">Bonifacii</hi> Stelle erwehlet war/ mu&#x017F;ten &#x017F;ich an&#x017F;tellen/<lb/>
als wolten &#x017F;ie die&#x017F;es thun/ wenn &#x017F;ie anders noch Anha&#x0364;nger be<lb/>
halten wolten; Allein/ weil ihnen nichts weniger gelegen war/<lb/>
&#x017F;pielten &#x017F;ie die &#x017F;chlimm&#x017F;ten Streiche/ als ha&#x0364;tten &#x017F;ie es mit einander<lb/>
abgeredet/ daß ein Jahr nach dem andern hinging/ und nichts<lb/>
daraus ward/ uud man es doch keinem eigentlich &#x017F;chuld geben<lb/>
konnte. Nicht anders &#x017F;tellte &#x017F;ich auch <hi rendition="#aq">Innocentii</hi> Nachfolger<lb/><hi rendition="#aq">Gregorius XII.</hi> zu Rom an/ ungeacht er bey &#x017F;einer Wahl &#x017F;ich mit<lb/>
einem Eyd zum Gegentheil verbunden hatte. Die Frantzo&#x017F;en<lb/>
ku&#x0364;ndigten endlich dem Pab&#x017F;t <hi rendition="#aq">Bonifacio</hi> allen Gehor&#x017F;am auff/<lb/>
und der gro&#x0364;&#x017F;te Theil von Jtalien dem <hi rendition="#aq">Gregorio.</hi> Die Cardi-<lb/>
na&#x0364;le von beyden <hi rendition="#aq">Obedienti</hi>en (wie man es nennte) traten auch<lb/>
endlich/ da alle Welt u&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;chrie/ zu&#x017F;ammen/ hielten A. 1409.<lb/>
das <hi rendition="#aq">Concilium</hi> zu <hi rendition="#aq">Pi&#x017F;a,</hi> &#x017F;etzten <hi rendition="#aq">Benedictum</hi> und <hi rendition="#aq">Gregorium</hi><lb/>
ab/ und wehlten von neuen <hi rendition="#aq">Alexandrum V.</hi> in Hoffnung durch<lb/>
die&#x017F;en beliebten Mann alles zur Ruhe zu bringen/ welchem nun<lb/>
auch das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich zufiel/ und al&#x017F;o einer von &#x017F;einen Geg-<lb/>
nern kaum ein Theil von Spanien/ der andre etwas von <hi rendition="#aq">Nea-<lb/>
polis</hi> u&#x0364;brig behielt. Jhm folgte Johannes <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> ein wilder<lb/>
Weltmann/ der durch allerhand Ku&#x0364;n&#x017F;te darzu kam/ und mit<lb/>
vielen Ra&#x0364;ncken &#x017F;ich dabey erhalten wolte. Zuletzt brachte es<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er Sigismund dahin/ daß das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi>oncilium</hi> zu Co&#x017F;tnitz ge-<lb/>
halten/ und auff &#x017F;elben &#x017F;o wohl Johannes/ als &#x017F;eine Gegner/ von<lb/>
neuen abge&#x017F;etzet wurden/ allwo jener fa&#x017F;t Himmel und Ho&#x0364;lle be-<lb/>
wegte/ die&#x017F;em Fall zu entgehen. <hi rendition="#aq">Gregorius XII.</hi> danckte end-<lb/>
lich durch einen Abgeordneten vor dem <hi rendition="#aq">Concilio</hi> &#x017F;elb&#x017F;t ab; <hi rendition="#aq">Be-<lb/>
nedictus</hi> aber behielt noch immer den Ko&#x0364;nig von Arragonien<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auff</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0114] Roͤmiſche aus dem Hauße Luna, der ſich Benedictum XIII. nennete/ welcher aber mit ſeinen Intriguen aus gerechter Straffe Got- tes ſich mehr ſchadete als nutzte. Unter andern wurden die zu Avignon ſeiner ſo ſatt/ daß ſie ihn belagerten und lange Zeit ge- fangen hielten/ biß er heimlich entrann. Alle Welt drunge nun darauff/ daß beyde Paͤbſte weichen und eine neue Wahl abwar- ten ſolten: So wohl Benedictus, als Innocentius VII. der zu Rom an Bonifacii Stelle erwehlet war/ muſten ſich anſtellen/ als wolten ſie dieſes thun/ wenn ſie anders noch Anhaͤnger be halten wolten; Allein/ weil ihnen nichts weniger gelegen war/ ſpielten ſie die ſchlimmſten Streiche/ als haͤtten ſie es mit einander abgeredet/ daß ein Jahr nach dem andern hinging/ und nichts daraus ward/ uud man es doch keinem eigentlich ſchuld geben konnte. Nicht anders ſtellte ſich auch Innocentii Nachfolger Gregorius XII. zu Rom an/ ungeacht er bey ſeiner Wahl ſich mit einem Eyd zum Gegentheil verbunden hatte. Die Frantzoſen kuͤndigten endlich dem Pabſt Bonifacio allen Gehorſam auff/ und der groͤſte Theil von Jtalien dem Gregorio. Die Cardi- naͤle von beyden Obedientien (wie man es nennte) traten auch endlich/ da alle Welt uͤber ſie ſchrie/ zuſammen/ hielten A. 1409. das Concilium zu Piſa, ſetzten Benedictum und Gregorium ab/ und wehlten von neuen Alexandrum V. in Hoffnung durch dieſen beliebten Mann alles zur Ruhe zu bringen/ welchem nun auch das Roͤmiſche Reich zufiel/ und alſo einer von ſeinen Geg- nern kaum ein Theil von Spanien/ der andre etwas von Nea- polis uͤbrig behielt. Jhm folgte Johannes XXIII. ein wilder Weltmann/ der durch allerhand Kuͤnſte darzu kam/ und mit vielen Raͤncken ſich dabey erhalten wolte. Zuletzt brachte es Kaͤyſer Sigismund dahin/ daß das Concilium zu Coſtnitz ge- halten/ und auff ſelben ſo wohl Johannes/ als ſeine Gegner/ von neuen abgeſetzet wurden/ allwo jener faſt Himmel und Hoͤlle be- wegte/ dieſem Fall zu entgehen. Gregorius XII. danckte end- lich durch einen Abgeordneten vor dem Concilio ſelbſt ab; Be- nedictus aber behielt noch immer den Koͤnig von Arragonien auff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/114
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/114>, abgerufen am 21.11.2024.