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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römische
Paulus II. folgte/ unter welchen es noch ziemlich friedlich zu-
gieng. Aber bey Sixti IV. Regierung gieng der Lermen zwi-
schen den Ursinen und Colonnen von neuen an/ da sich des
Pabsts Anverwandte auff jene Seite schlugen. Ja es kam
bey des Pabsts Todt/ und da die Cardinäle in der neuen Wahl
begriffen waren/ dahin/ daß die Colonnen schändlich überfallen/
gefangen und einer davon enthauptet ward. Wie es bey der
Wahl des Nachfolgers/ Innocentii VIII. zugegangen/ und wie
die Cardinäle sich Geld/ Vestungen/ impunität aller begange-
nen Sünden und dergleichen ausgedinget/ ist in der von Jo. Bro-
cardo,
dem damahligen Päbstlichen Ceremonien-Meister/ ver-
fertigten Beschreibung des damahligen Conclavis p. 111. seqq.
zu ersehen: Welches rare Stück die Zierde des gelehrten
Deutschlands/ der Herr geheimde Rath Leibnitz in der Mantissa
seines Codicis Juris Gentium ediret hat.

Nach diesem brach die Spanische faction wieder durch/ und
brachte abermahls einen aus dem Hauße Borgia, unter dem
Nahmen Alexandri VI. auff den Stuhl/ welcher mit seinem
natürlichen Sohn/ Caesare Borgia, ein Ausbund aller bösen
Räncke war/ wie denn der bekannte Machiavelli diesen letzten
zum Muster der abgefeimtesten Politique vorgestellet hat. A-
lexander
hielte es mit denen Colonnen und verfolgte die Ursiner:
Sein höchster Wundsch war/ seinen Sohn zu einem grossen
Herrn zu machen/ wie er ihm denn Vorschub that/ die meisten
kleinen Staten von Jtalien über den hauffen zu werffen/ und die
Cardinäle auff hundert Arten zu äffen/ biß es endlich mit ihm
plötzlich ein Ende nahm. Julius II. der ihm folgte/ war ein
Todtfeind der Borgischen Partey/ und ein Ausbund eines listi-
gen Welt-Mannes/ welcher Käyser und Könige hinter das Licht
zu führen gelernet hatte.

Unter ihn nahm (daß wir nun in das sechzehende Seculum
kommen) unter denen Cardinälen die Partey der Mediceischen
Familie/ welche sich an die Frantzösische hieng/ sehr zu/ da zu-
mahl gedachte Familie in Jtalien sehr mächtig ward/ und brach-

te

Roͤmiſche
Paulus II. folgte/ unter welchen es noch ziemlich friedlich zu-
gieng. Aber bey Sixti IV. Regierung gieng der Lermen zwi-
ſchen den Urſinen und Colonnen von neuen an/ da ſich des
Pabſts Anverwandte auff jene Seite ſchlugen. Ja es kam
bey des Pabſts Todt/ und da die Cardinaͤle in der neuen Wahl
begriffen waren/ dahin/ daß die Colonnen ſchaͤndlich uͤberfallen/
gefangen und einer davon enthauptet ward. Wie es bey der
Wahl des Nachfolgers/ Innocentii VIII. zugegangen/ und wie
die Cardinaͤle ſich Geld/ Veſtungen/ impunitaͤt aller begange-
nen Suͤnden und dergleichen ausgedinget/ iſt in der von Jo. Bro-
cardo,
dem damahligen Paͤbſtlichen Ceremonien-Meiſter/ ver-
fertigten Beſchreibung des damahligen Conclavis p. 111. ſeqq.
zu erſehen: Welches rare Stuͤck die Zierde des gelehrten
Deutſchlands/ der Herr geheimde Rath Leibnitz in der Mantiſſa
ſeines Codicis Juris Gentium ediret hat.

Nach dieſem brach die Spaniſche faction wieder durch/ und
brachte abermahls einen aus dem Hauße Borgia, unter dem
Nahmen Alexandri VI. auff den Stuhl/ welcher mit ſeinem
natuͤrlichen Sohn/ Cæſare Borgia, ein Ausbund aller boͤſen
Raͤncke war/ wie denn der bekannte Machiavelli dieſen letzten
zum Muſter der abgefeimteſten Politique vorgeſtellet hat. A-
lexander
hielte es mit denen Colonnen und verfolgte die Urſiner:
Sein hoͤchſter Wundſch war/ ſeinen Sohn zu einem groſſen
Herrn zu machen/ wie er ihm denn Vorſchub that/ die meiſten
kleinen Staten von Jtalien uͤber den hauffen zu werffen/ und die
Cardinaͤle auff hundert Arten zu aͤffen/ biß es endlich mit ihm
ploͤtzlich ein Ende nahm. Julius II. der ihm folgte/ war ein
Todtfeind der Borgiſchen Partey/ und ein Ausbund eines liſti-
gen Welt-Mannes/ welcher Kaͤyſer und Koͤnige hinter das Licht
zu fuͤhren gelernet hatte.

Unter ihn nahm (daß wir nun in das ſechzehende Seculum
kommen) unter denen Cardinaͤlen die Partey der Mediceiſchen
Familie/ welche ſich an die Frantzoͤſiſche hieng/ ſehr zu/ da zu-
mahl gedachte Familie in Jtalien ſehr maͤchtig ward/ und brach-

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[106/0116] Roͤmiſche Paulus II. folgte/ unter welchen es noch ziemlich friedlich zu- gieng. Aber bey Sixti IV. Regierung gieng der Lermen zwi- ſchen den Urſinen und Colonnen von neuen an/ da ſich des Pabſts Anverwandte auff jene Seite ſchlugen. Ja es kam bey des Pabſts Todt/ und da die Cardinaͤle in der neuen Wahl begriffen waren/ dahin/ daß die Colonnen ſchaͤndlich uͤberfallen/ gefangen und einer davon enthauptet ward. Wie es bey der Wahl des Nachfolgers/ Innocentii VIII. zugegangen/ und wie die Cardinaͤle ſich Geld/ Veſtungen/ impunitaͤt aller begange- nen Suͤnden und dergleichen ausgedinget/ iſt in der von Jo. Bro- cardo, dem damahligen Paͤbſtlichen Ceremonien-Meiſter/ ver- fertigten Beſchreibung des damahligen Conclavis p. 111. ſeqq. zu erſehen: Welches rare Stuͤck die Zierde des gelehrten Deutſchlands/ der Herr geheimde Rath Leibnitz in der Mantiſſa ſeines Codicis Juris Gentium ediret hat. Nach dieſem brach die Spaniſche faction wieder durch/ und brachte abermahls einen aus dem Hauße Borgia, unter dem Nahmen Alexandri VI. auff den Stuhl/ welcher mit ſeinem natuͤrlichen Sohn/ Cæſare Borgia, ein Ausbund aller boͤſen Raͤncke war/ wie denn der bekannte Machiavelli dieſen letzten zum Muſter der abgefeimteſten Politique vorgeſtellet hat. A- lexander hielte es mit denen Colonnen und verfolgte die Urſiner: Sein hoͤchſter Wundſch war/ ſeinen Sohn zu einem groſſen Herrn zu machen/ wie er ihm denn Vorſchub that/ die meiſten kleinen Staten von Jtalien uͤber den hauffen zu werffen/ und die Cardinaͤle auff hundert Arten zu aͤffen/ biß es endlich mit ihm ploͤtzlich ein Ende nahm. Julius II. der ihm folgte/ war ein Todtfeind der Borgiſchen Partey/ und ein Ausbund eines liſti- gen Welt-Mannes/ welcher Kaͤyſer und Koͤnige hinter das Licht zu fuͤhren gelernet hatte. Unter ihn nahm (daß wir nun in das ſechzehende Seculum kommen) unter denen Cardinaͤlen die Partey der Mediceiſchen Familie/ welche ſich an die Frantzoͤſiſche hieng/ ſehr zu/ da zu- mahl gedachte Familie in Jtalien ſehr maͤchtig ward/ und brach- te

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/116>, abgerufen am 24.11.2024.