Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Histor. medii aevi.
förderst ist die Genealogie der ersten Fränckischen Könige Mero-
vingischer Linie von dem Trojaner oder Griechen Antenor (denn
hierinnen ist man noch nicht einig) und dessen Söhnen/ welche
biß auf Childericum III. geführet wird/ gantz falsch. Sie gründet
sich gantz allein auff Hunibaldum und dergleichen falsche Scri-
benten/ welchen Trithemius, diesem Pontanus in seinen Origini-
bus Francicis,
und Pontano Micraelius und andre allzu leicht-
gläubig gefolget; und können also noch weniger Carolus M. oder
gar die ietzigen Frantzösischen Könige/ wie einige wollen/ von die-
sem erdichteten Anteno: hergeleitet werden. So ist auch die
Herleitung der ältesten Brandenburgischen Marckgraffen vor
Christi Geburt von Sunnone, des Fränckischen Königs Richi-
mers Sohn/ welche bey obigen Scriptoribus zu finden/ gantz
fabulos.

Eben so verhält es sich mit der Genealogie der ältesten
Schottländischen Könige von Fergusio zu Alexandri M. Zeiten/
welche sich auff den unnützen Veremundum und Cornelium
Hybernicum
gründet/ und von Boethio und Buchanano zwar
angenommen/ von dem berühmten Englischen Bischoff William
Lloyd
aber verworffen/ von Georg. Mackenzie in einem be-
sondern Buch von der alten Königlichen Familie übel vertheidi-
get/ und von dem gelehrten Stillingfleet in seinen Antiquitati-
bus Btitannicis
folgends ausgemustert worden. Noch wun-
derlicher aber handeln diejenigen/ welche die Schottischen Köni-
ge gar von Salomons Zeiten herführen wollen.

Die Genealogie der Jrrländischen Könige von Gathelo,
Japhets Uhr-Enckel/ und dessen 136. Heydnischen und etlichen
Christlichen Nachfolgern ist ein pur Mönchs-Gedicht/ wie es
denn dessen neuester Vertheidiger Rodericus Oflahertus nir-
gends her als aus Mönchischen Chronicen in seiner Ogygia er-
weisen kan.

Die Genealogie der uhralten Heydnischen Könige in Dän-
nemarck von Dan biß auff Gotricum (es mag nun gedachter Dan
gar zu Noä Zeiten/ oder etliche hundert Jahr vor Christi Ge-

burt

Hiſtor. medii ævi.
foͤrderſt iſt die Genealogie der erſten Fraͤnckiſchen Koͤnige Mero-
vingiſcher Linie von dem Trojaner oder Griechen Antenor (denn
hierinnen iſt man noch nicht einig) und deſſen Soͤhnen/ welche
biß auf Childericum III. gefuͤhret wird/ gantz falſch. Sie gruͤndet
ſich gantz allein auff Hunibaldum und dergleichen falſche Scri-
benten/ welchen Trithemius, dieſem Pontanus in ſeinen Origini-
bus Francicis,
und Pontano Micrælius und andre allzu leicht-
glaͤubig gefolget; und koͤnnen alſo noch weniger Carolus M. oder
gar die ietzigen Frantzoͤſiſchen Koͤnige/ wie einige wollen/ von die-
ſem erdichteten Anteno: hergeleitet werden. So iſt auch die
Herleitung der aͤlteſten Brandenburgiſchen Marckgraffen vor
Chriſti Geburt von Sunnone, des Fraͤnckiſchen Koͤnigs Richi-
mers Sohn/ welche bey obigen Scriptoribus zu finden/ gantz
fabulos.

Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Genealogie der aͤlteſten
Schottlaͤndiſchen Koͤnige von Ferguſio zu Alexandri M. Zeiten/
welche ſich auff den unnuͤtzen Veremundum und Cornelium
Hybernicum
gruͤndet/ und von Boëthio und Buchanano zwar
angenommen/ von dem beruͤhmten Engliſchen Biſchoff William
Lloyd
aber verworffen/ von Georg. Mackenzie in einem be-
ſondern Buch von der alten Koͤniglichen Familie uͤbel vertheidi-
get/ und von dem gelehrten Stillingfleet in ſeinen Antiquitati-
bus Btitannicis
folgends ausgemuſtert worden. Noch wun-
derlicher aber handeln diejenigen/ welche die Schottiſchen Koͤni-
ge gar von Salomons Zeiten herfuͤhren wollen.

Die Genealogie der Jrrlaͤndiſchen Koͤnige von Gathelo,
Japhets Uhr-Enckel/ und deſſen 136. Heydniſchen und etlichen
Chriſtlichen Nachfolgern iſt ein pur Moͤnchs-Gedicht/ wie es
denn deſſen neueſter Vertheidiger Rodericus Oflahertus nir-
gends her als aus Moͤnchiſchen Chronicen in ſeiner Ogygia er-
weiſen kan.

Die Genealogie der uhralten Heydniſchen Koͤnige in Daͤn-
nemarck von Dan biß auff Gotricum (es mag nun gedachter Dan
gar zu Noaͤ Zeiten/ oder etliche hundert Jahr vor Chriſti Ge-

burt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0145" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. medii ævi.</hi></fw><lb/>
fo&#x0364;rder&#x017F;t i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Genealogie</hi> der er&#x017F;ten Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen Ko&#x0364;nige Mero-<lb/>
vingi&#x017F;cher Linie von dem Trojaner oder Griechen <hi rendition="#aq">Antenor</hi> (denn<lb/>
hierinnen i&#x017F;t man noch nicht einig) und de&#x017F;&#x017F;en So&#x0364;hnen/ welche<lb/>
biß auf <hi rendition="#aq">Childericum III.</hi> gefu&#x0364;hret wird/ gantz fal&#x017F;ch. Sie gru&#x0364;ndet<lb/>
&#x017F;ich gantz allein auff <hi rendition="#aq">Hunibaldum</hi> und dergleichen fal&#x017F;che Scri-<lb/>
benten/ welchen <hi rendition="#aq">Trithemius,</hi> die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Pontanus</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Origini-<lb/>
bus Francicis,</hi> und <hi rendition="#aq">Pontano Micrælius</hi> und andre allzu leicht-<lb/>
gla&#x0364;ubig gefolget; und ko&#x0364;nnen al&#x017F;o noch weniger <hi rendition="#aq">Carolus M.</hi> oder<lb/>
gar die ietzigen Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ko&#x0364;nige/ wie einige wollen/ von die-<lb/>
&#x017F;em erdichteten <hi rendition="#aq">Anteno:</hi> hergeleitet werden. So i&#x017F;t auch die<lb/>
Herleitung der a&#x0364;lte&#x017F;ten Brandenburgi&#x017F;chen Marckgraffen vor<lb/>
Chri&#x017F;ti Geburt von <hi rendition="#aq">Sunnone,</hi> des Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs Richi-<lb/>
mers Sohn/ welche bey obigen <hi rendition="#aq">Scriptoribus</hi> zu finden/ gantz<lb/><hi rendition="#aq">fabulos.</hi></p><lb/>
            <p>Eben &#x017F;o verha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit der <hi rendition="#aq">Genealogie</hi> der a&#x0364;lte&#x017F;ten<lb/>
Schottla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ko&#x0364;nige von <hi rendition="#aq">Fergu&#x017F;io</hi> zu <hi rendition="#aq">Alexandri M.</hi> Zeiten/<lb/>
welche &#x017F;ich auff den unnu&#x0364;tzen <hi rendition="#aq">Veremundum</hi> und <hi rendition="#aq">Cornelium<lb/>
Hybernicum</hi> gru&#x0364;ndet/ und von <hi rendition="#aq">Boëthio</hi> und <hi rendition="#aq">Buchanano</hi> zwar<lb/>
angenommen/ von dem beru&#x0364;hmten Engli&#x017F;chen Bi&#x017F;choff <hi rendition="#aq">William<lb/>
Lloyd</hi> aber verworffen/ von <hi rendition="#aq">Georg. Mackenzie</hi> in einem be-<lb/>
&#x017F;ondern Buch von der alten Ko&#x0364;niglichen Familie u&#x0364;bel vertheidi-<lb/>
get/ und von dem gelehrten <hi rendition="#aq">Stillingfleet</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Antiquitati-<lb/>
bus Btitannicis</hi> folgends ausgemu&#x017F;tert worden. Noch wun-<lb/>
derlicher aber handeln diejenigen/ welche die Schotti&#x017F;chen Ko&#x0364;ni-<lb/>
ge gar von Salomons Zeiten herfu&#x0364;hren wollen.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Genealogie</hi> der Jrrla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ko&#x0364;nige von <hi rendition="#aq">Gathelo,</hi><lb/>
Japhets Uhr-Enckel/ und de&#x017F;&#x017F;en 136. Heydni&#x017F;chen und etlichen<lb/>
Chri&#x017F;tlichen Nachfolgern i&#x017F;t ein pur Mo&#x0364;nchs-Gedicht/ wie es<lb/>
denn de&#x017F;&#x017F;en neue&#x017F;ter Vertheidiger <hi rendition="#aq">Rodericus Oflahertus</hi> nir-<lb/>
gends her als aus Mo&#x0364;nchi&#x017F;chen Chronicen in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Ogygia</hi> er-<lb/>
wei&#x017F;en kan.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Genealogie</hi> der uhralten Heydni&#x017F;chen Ko&#x0364;nige in Da&#x0364;n-<lb/>
nemarck von <hi rendition="#aq">Dan</hi> biß auff <hi rendition="#aq">Gotricum</hi> (es mag nun gedachter <hi rendition="#aq">Dan</hi><lb/>
gar zu Noa&#x0364; Zeiten/ oder etliche hundert Jahr vor Chri&#x017F;ti Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">burt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0145] Hiſtor. medii ævi. foͤrderſt iſt die Genealogie der erſten Fraͤnckiſchen Koͤnige Mero- vingiſcher Linie von dem Trojaner oder Griechen Antenor (denn hierinnen iſt man noch nicht einig) und deſſen Soͤhnen/ welche biß auf Childericum III. gefuͤhret wird/ gantz falſch. Sie gruͤndet ſich gantz allein auff Hunibaldum und dergleichen falſche Scri- benten/ welchen Trithemius, dieſem Pontanus in ſeinen Origini- bus Francicis, und Pontano Micrælius und andre allzu leicht- glaͤubig gefolget; und koͤnnen alſo noch weniger Carolus M. oder gar die ietzigen Frantzoͤſiſchen Koͤnige/ wie einige wollen/ von die- ſem erdichteten Anteno: hergeleitet werden. So iſt auch die Herleitung der aͤlteſten Brandenburgiſchen Marckgraffen vor Chriſti Geburt von Sunnone, des Fraͤnckiſchen Koͤnigs Richi- mers Sohn/ welche bey obigen Scriptoribus zu finden/ gantz fabulos. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Genealogie der aͤlteſten Schottlaͤndiſchen Koͤnige von Ferguſio zu Alexandri M. Zeiten/ welche ſich auff den unnuͤtzen Veremundum und Cornelium Hybernicum gruͤndet/ und von Boëthio und Buchanano zwar angenommen/ von dem beruͤhmten Engliſchen Biſchoff William Lloyd aber verworffen/ von Georg. Mackenzie in einem be- ſondern Buch von der alten Koͤniglichen Familie uͤbel vertheidi- get/ und von dem gelehrten Stillingfleet in ſeinen Antiquitati- bus Btitannicis folgends ausgemuſtert worden. Noch wun- derlicher aber handeln diejenigen/ welche die Schottiſchen Koͤni- ge gar von Salomons Zeiten herfuͤhren wollen. Die Genealogie der Jrrlaͤndiſchen Koͤnige von Gathelo, Japhets Uhr-Enckel/ und deſſen 136. Heydniſchen und etlichen Chriſtlichen Nachfolgern iſt ein pur Moͤnchs-Gedicht/ wie es denn deſſen neueſter Vertheidiger Rodericus Oflahertus nir- gends her als aus Moͤnchiſchen Chronicen in ſeiner Ogygia er- weiſen kan. Die Genealogie der uhralten Heydniſchen Koͤnige in Daͤn- nemarck von Dan biß auff Gotricum (es mag nun gedachter Dan gar zu Noaͤ Zeiten/ oder etliche hundert Jahr vor Chriſti Ge- burt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/145
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/145>, abgerufen am 21.11.2024.