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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
die Graffen von Tusculo, oder Toscanella, (denn man fingSigon. L. V.
p.
137.

schon damahls in Jtalien an/ den Graffen-Titul/ der sonst ein
Ambts Nahmen war/ erblich zu machen und gantzen Geschlech-
tern zu geben) welche vor die reichsten in Rom geschätzet wurden/
und nach Bucelini Bericht einen Adler zum Waffen-Bild füh-
reten/ weil sie sich von denen edelsten Häußern herschrieben. Die-
se familie hat die gröste Gelegenheit zu folgenden verwirrten
Händeln gegeben/ maßen sie immer die Hände in der Pabst-Wahl
und beym gemeinen Regiment des Römischen Staats hatte.
Hertzog Lambert zu Spoleto aus einem Lombardischen Fürstli-
chen Zweig/ mit seinem Hauße war an diese Toscanellische Ban-
de
sehr genau verbunden/ umb so mehr/ weil er als des Pabsts
Lehnsmann zu Rom viel zu thun hatte. Zu eben dieser faction
hatte sich auch geschlagen Adelbert/ Marck graff von Lucca, wel-
cher auch Marck graff über Thuscien genennet ward/ (wiewohl
ihn etliche alte nur einen Graffen nennen/) und vor einen Anver-
wandten obgedachter Häußer gehalten wird. Weil nun dieses
die beyden mächtigsten Printzen in dem Hertzen Jtaliens waren/
kan man leicht hieraus das überwägende Gewicht dieser Partey
erkennen.

VIII.

Es regierte damahls zu Rom nach Adriani Hintritt/
Johannes VIII, der An. 873. zur Päbstlichen Würde kommen
war/ ein Mann von ziemlich guten Gemüth/ aber sehr opiniatreJoh. Marius
de Schism.
Part. III. c.
2.

und eigensinnig/ dabey auch etwas grausam (wie ihn ein alter
Scribent nennet) welches er in der Streitsache mit den Patri-
archen zu Constantinopel ziemlich sehen liesse. Jedoch hatte er
den Ruhm nicht geringer Gelehrsamkeit; wie er denn/ da er noch
Diaconus war/ des Pabsts Gregorii M. Leben beschrieben hat.Platina in
Vit. p. 112.
Bergomensis
sup pl p.
168.

Er war der Tusculanischen Partey schlecht gewogen/ hatte hin-
gegen mehr Liebe zu dem Carolinischen Gebiüth/ und ins beson-
dere zu der jüngsten Linie desselbigen. Jndessen ging Käyser
Ludwig der andre/ der on seiner stoltzen Gemahlin Engelberg
großen Verdruß hatte/ den Weg alles Fleisches/ und damit/An 875.
(weil die erste Linie des Carolinischen Stamms erloschen) war

ein
B

Huren-Regiment.
die Graffen von Tuſculo, oder Toſcanella, (denn man fingSigon. L. V.
p.
137.

ſchon damahls in Jtalien an/ den Graffen-Titul/ der ſonſt ein
Ambts Nahmen war/ erblich zu machen und gantzen Geſchlech-
tern zu geben) welche vor die reichſten in Rom geſchaͤtzet wurden/
und nach Bucelini Bericht einen Adler zum Waffen-Bild fuͤh-
reten/ weil ſie ſich von denen edelſten Haͤußern herſchrieben. Die-
ſe familie hat die groͤſte Gelegenheit zu folgenden verwirrten
Haͤndeln gegeben/ maßen ſie im̃er die Haͤnde in der Pabſt-Wahl
und beym gemeinen Regiment des Roͤmiſchen Staats hatte.
Hertzog Lambert zu Spoleto aus einem Lombardiſchen Fuͤrſtli-
chen Zweig/ mit ſeinem Hauße war an dieſe Toſcanelliſche Ban-
de
ſehr genau verbunden/ umb ſo mehr/ weil er als des Pabſts
Lehnsmann zu Rom viel zu thun hatte. Zu eben dieſer faction
hatte ſich auch geſchlagen Adelbert/ Marck graff von Lucca, wel-
cher auch Marck graff uͤber Thuſcien genennet ward/ (wiewohl
ihn etliche alte nur einen Graffen nennen/) und vor einen Anver-
wandten obgedachter Haͤußer gehalten wird. Weil nun dieſes
die beyden maͤchtigſten Printzen in dem Hertzen Jtaliens waren/
kan man leicht hieraus das uͤberwaͤgende Gewicht dieſer Partey
erkennen.

VIII.

Es regierte damahls zu Rom nach Adriani Hintritt/
Johannes VIII, der An. 873. zur Paͤbſtlichen Wuͤrde kommen
war/ ein Mann von ziemlich guten Gemuͤth/ aber ſehr opiniatreJoh. Marius
de Schiſm.
Part. III. c.
2.

und eigenſinnig/ dabey auch etwas grauſam (wie ihn ein alter
Scribent nennet) welches er in der Streitſache mit den Patri-
archen zu Conſtantinopel ziemlich ſehen lieſſe. Jedoch hatte er
den Ruhm nicht geringer Gelehrſamkeit; wie er denn/ da er noch
Diaconus war/ des Pabſts Gregorii M. Leben beſchrieben hat.Platina in
Vit. p. 112.
Bergomenſis
ſup pl p.
168.

Er war der Tuſculaniſchen Partey ſchlecht gewogen/ hatte hin-
gegen mehr Liebe zu dem Caroliniſchen Gebiuͤth/ und ins beſon-
dere zu der juͤngſten Linie deſſelbigen. Jndeſſen ging Kaͤyſer
Ludwig der andre/ der on ſeiner ſtoltzen Gemahlin Engelberg
großen Verdruß hatte/ den Weg alles Fleiſches/ und damit/An 875.
(weil die erſte Linie des Caroliniſchen Stamms erloſchen) war

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[9/0019] Huren-Regiment. die Graffen von Tuſculo, oder Toſcanella, (denn man fing ſchon damahls in Jtalien an/ den Graffen-Titul/ der ſonſt ein Ambts Nahmen war/ erblich zu machen und gantzen Geſchlech- tern zu geben) welche vor die reichſten in Rom geſchaͤtzet wurden/ und nach Bucelini Bericht einen Adler zum Waffen-Bild fuͤh- reten/ weil ſie ſich von denen edelſten Haͤußern herſchrieben. Die- ſe familie hat die groͤſte Gelegenheit zu folgenden verwirrten Haͤndeln gegeben/ maßen ſie im̃er die Haͤnde in der Pabſt-Wahl und beym gemeinen Regiment des Roͤmiſchen Staats hatte. Hertzog Lambert zu Spoleto aus einem Lombardiſchen Fuͤrſtli- chen Zweig/ mit ſeinem Hauße war an dieſe Toſcanelliſche Ban- de ſehr genau verbunden/ umb ſo mehr/ weil er als des Pabſts Lehnsmann zu Rom viel zu thun hatte. Zu eben dieſer faction hatte ſich auch geſchlagen Adelbert/ Marck graff von Lucca, wel- cher auch Marck graff uͤber Thuſcien genennet ward/ (wiewohl ihn etliche alte nur einen Graffen nennen/) und vor einen Anver- wandten obgedachter Haͤußer gehalten wird. Weil nun dieſes die beyden maͤchtigſten Printzen in dem Hertzen Jtaliens waren/ kan man leicht hieraus das uͤberwaͤgende Gewicht dieſer Partey erkennen. Sigon. L. V. p. 137. VIII. Es regierte damahls zu Rom nach Adriani Hintritt/ Johannes VIII, der An. 873. zur Paͤbſtlichen Wuͤrde kommen war/ ein Mann von ziemlich guten Gemuͤth/ aber ſehr opiniatre und eigenſinnig/ dabey auch etwas grauſam (wie ihn ein alter Scribent nennet) welches er in der Streitſache mit den Patri- archen zu Conſtantinopel ziemlich ſehen lieſſe. Jedoch hatte er den Ruhm nicht geringer Gelehrſamkeit; wie er denn/ da er noch Diaconus war/ des Pabſts Gregorii M. Leben beſchrieben hat. Er war der Tuſculaniſchen Partey ſchlecht gewogen/ hatte hin- gegen mehr Liebe zu dem Caroliniſchen Gebiuͤth/ und ins beſon- dere zu der juͤngſten Linie deſſelbigen. Jndeſſen ging Kaͤyſer Ludwig der andre/ der on ſeiner ſtoltzen Gemahlin Engelberg großen Verdruß hatte/ den Weg alles Fleiſches/ und damit/ (weil die erſte Linie des Caroliniſchen Stamms erloſchen) war ein Joh. Marius de Schiſm. Part. III. c. 2. Platina in Vit. p. 112. Bergomenſis ſup pl p. 168. An 875. B

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/19>, abgerufen am 21.11.2024.