Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römisches ein breiter Weg zu großer Streitigkeit eröffnet. Die Jtaliä-nischen Großen/ sonderlich die Tusculanische Partey/ arbeiteten Sigon. L. V. p. 132.nun auffs hefftigste/ die Käyser-Würde auff einen ihrer Na- tion zu bringen; wornach dem Hertzog Lambert das Maul schon trefflich wässerte. Sie trugen diese Sache dem Pabst vor/ der aber redlich wiedersprach/ und damit ihre Feindschafft und Verfolgung auff sich brachte. Unter denen beyden übrigen Carolinischen Linien ward die Erbitterung auch nicht gering/ weil so wohl König Ludwig in Ost-Francken und Deutschland/ als König Carlin West-Francken Käyser heissen wolten/ wo- bey keiner säumte. Ludwig sandte seinen jüngsten Sohn Carln mit einem Kriegsheer nach Jtalien/ welchen König Carl über- wand/ (so wohl als den ältern Bruder Carlmann/ der jenem nachfolgte/) und kam also zuvor/ ließ es auch an Geschencken zu O. Frising. Lib. VI. c. 6. Annales Me- tens ad An. 875. 877. A. 876. Vid. Oratio Joh. apud A. du Chesne Tom II. Vit. p. 467.Rom nicht fehlen; daher einige Scribenten selbiger Zeit ihm schuld gaben/ er habe das Käyserthum erkaufft. Kurtz er erlang- te es/ und ward von dem Pabst Johanne in der Vaticanischen Kir- che gekröhnet/ welcher/ der Sache einen Schein zu geben/ vorgab/ GOtt habe dieses dem Pabst Nicolao vorlängst geoffenbahret. Die Tusculanische Faction so sich zu schwach sahe/ und noch al- zuviel Liebe vor Carls des Großen Kinder bey denen Untertha- nen bemerckte/ brauchte die List/ daß sie Königs Ludwigs als des ältern Recht/ (der ihnen auch weiter entlegen und folglich lieber war) zum Schein vertheidigte. Mit derselben hielten es auch viele aus der Clerisey/ sonderlich der Cardinal Diaconus Mari- nus, und Formosus, Bischoff zu Porto, zwey große Männer selbiger Zeit. Der erste/ so von ziemlicher Gelehrsamkeit/ und nicht minderer Dreustigkeit war/ (so er in der Sache mit Pho- tio, den er zu Constantinopel in Bann gethan hatte/ wohl hatte sehen lassen) hatte einen Priester von Galleso, mit Nahmen Palumbum, zum Vater und zum Bruder Romanum, einen Mann/ der in der Geschicklichkeit mit ihm wettstritte. For- mosus war ein raffinirter Staats-Mann/ der unter den Schat- ten der Tusculanischen Partey nach dem Pabstuhm trachtete/ dabe
Roͤmiſches ein breiter Weg zu großer Streitigkeit eroͤffnet. Die Jtaliaͤ-niſchen Großen/ ſonderlich die Tuſculaniſche Partey/ arbeiteten Sigon. L. V. p. 132.nun auffs hefftigſte/ die Kaͤyſer-Wuͤrde auff einen ihrer Na- tion zu bringen; wornach dem Hertzog Lambert das Maul ſchon trefflich waͤſſerte. Sie trugen dieſe Sache dem Pabſt vor/ der aber redlich wiederſprach/ und damit ihre Feindſchafft und Verfolgung auff ſich brachte. Unter denen beyden uͤbrigen Caroliniſchen Linien ward die Erbitterung auch nicht gering/ weil ſo wohl Koͤnig Ludwig in Oſt-Francken und Deutſchland/ als Koͤnig Carlin Weſt-Francken Kaͤyſer heiſſen wolten/ wo- bey keiner ſaͤumte. Ludwig ſandte ſeinen juͤngſten Sohn Carln mit einem Kriegsheer nach Jtalien/ welchen Koͤnig Carl uͤber- wand/ (ſo wohl als den aͤltern Bruder Carlmann/ der jenem nachfolgte/) und kam alſo zuvor/ ließ es auch an Geſchencken zu O. Friſing. Lib. VI. c. 6. Annales Me- tenſ ad An. 875. 877. A. 876. Vid. Oratio Joh. apud A. du Cheſne Tom II. Vit. p. 467.Rom nicht fehlen; daher einige Scribenten ſelbiger Zeit ihm ſchuld gaben/ er habe das Kaͤyſerthum erkaufft. Kurtz er erlang- te es/ und ward von dem Pabſt Johanne in der Vaticaniſchen Kir- che gekroͤhnet/ welcher/ der Sache einen Schein zu geben/ vorgab/ GOtt habe dieſes dem Pabſt Nicolao vorlaͤngſt geoffenbahret. Die Tuſculaniſche Faction ſo ſich zu ſchwach ſahe/ und noch al- zuviel Liebe vor Carls des Großen Kinder bey denen Untertha- nen bemerckte/ brauchte die Liſt/ daß ſie Koͤnigs Ludwigs als des aͤltern Recht/ (der ihnen auch weiter entlegen und folglich lieber war) zum Schein vertheidigte. Mit derſelben hielten es auch viele aus der Cleriſey/ ſonderlich der Cardinal Diaconus Mari- nus, und Formoſus, Biſchoff zu Porto, zwey große Maͤnner ſelbiger Zeit. Der erſte/ ſo von ziemlicher Gelehrſamkeit/ und nicht minderer Dreuſtigkeit war/ (ſo er in der Sache mit Pho- tio, den er zu Conſtantinopel in Bann gethan hatte/ wohl hatte ſehen laſſen) hatte einen Prieſter von Galleſo, mit Nahmen Palumbum, zum Vater und zum Bruder Romanum, einen Mann/ der in der Geſchicklichkeit mit ihm wettſtritte. For- moſus war ein raffinirter Staats-Mann/ der unter den Schat- ten der Tuſculaniſchen Partey nach dem Pabſtuhm trachtete/ dabe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Roͤmiſches</hi></fw><lb/> ein breiter Weg zu großer Streitigkeit eroͤffnet. Die Jtaliaͤ-<lb/> niſchen Großen/ ſonderlich die <hi rendition="#aq">Tuſculani</hi>ſche Partey/ arbeiteten<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sigon. L. V.<lb/> p.</hi> 132.</note>nun auffs hefftigſte/ die Kaͤyſer-Wuͤrde auff einen ihrer Na-<lb/> tion zu bringen; wornach dem Hertzog Lambert das Maul ſchon<lb/> trefflich waͤſſerte. Sie trugen dieſe Sache dem Pabſt vor/ der<lb/> aber redlich wiederſprach/ und damit ihre Feindſchafft und<lb/> Verfolgung auff ſich brachte. Unter denen beyden uͤbrigen<lb/> Caroliniſchen Linien ward die Erbitterung auch nicht gering/<lb/> weil ſo wohl Koͤnig Ludwig in Oſt-Francken und Deutſchland/<lb/> als Koͤnig Carlin Weſt-Francken Kaͤyſer heiſſen wolten/ wo-<lb/> bey keiner ſaͤumte. Ludwig ſandte ſeinen juͤngſten Sohn Carln<lb/> mit einem Kriegsheer nach Jtalien/ welchen Koͤnig Carl uͤber-<lb/> wand/ (ſo wohl als den aͤltern Bruder Carlmann/ der jenem<lb/> nachfolgte/) und kam alſo zuvor/ ließ es auch an Geſchencken zu<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">O. Friſing.<lb/> Lib. VI. c. 6.<lb/> Annales Me-<lb/> tenſ ad An.<lb/> 875. 877.<lb/> A. 876.<lb/> Vid. Oratio<lb/> Joh. apud A.<lb/> du Cheſne<lb/> Tom II. Vit.<lb/> p.</hi> 467.</note>Rom nicht fehlen; daher einige <hi rendition="#aq">Scribent</hi>en ſelbiger Zeit ihm<lb/> ſchuld gaben/ er habe das Kaͤyſerthum erkaufft. Kurtz er erlang-<lb/> te es/ und ward von dem Pabſt <hi rendition="#aq">Johanne</hi> in der <hi rendition="#aq">Vaticani</hi>ſchen Kir-<lb/> che gekroͤhnet/ welcher/ der Sache einen Schein zu geben/ vorgab/<lb/> GOtt habe dieſes dem Pabſt <hi rendition="#aq">Nicolao</hi> vorlaͤngſt geoffenbahret.<lb/> Die <hi rendition="#aq">Tuſculani</hi>ſche <hi rendition="#aq">Faction</hi> ſo ſich zu ſchwach ſahe/ und noch al-<lb/> zuviel Liebe vor Carls des Großen Kinder bey denen Untertha-<lb/> nen bemerckte/ brauchte die Liſt/ daß ſie Koͤnigs Ludwigs als des<lb/> aͤltern Recht/ (der ihnen auch weiter entlegen und folglich lieber<lb/> war) zum Schein vertheidigte. Mit derſelben hielten es auch<lb/> viele aus der Cleriſey/ ſonderlich der Cardinal <hi rendition="#aq">Diaconus Mari-<lb/> nus,</hi> und <hi rendition="#aq">Formoſus,</hi> Biſchoff zu <hi rendition="#aq">Porto,</hi> zwey große Maͤnner<lb/> ſelbiger Zeit. Der erſte/ ſo von ziemlicher Gelehrſamkeit/ und<lb/> nicht minderer Dreuſtigkeit war/ (ſo er in der Sache mit <hi rendition="#aq">Pho-<lb/> tio,</hi> den er zu Conſtantinopel in Bann gethan hatte/ wohl hatte<lb/> ſehen laſſen) hatte einen Prieſter von <hi rendition="#aq">Galleſo,</hi> mit Nahmen<lb/><hi rendition="#aq">Palumbum,</hi> zum Vater und zum Bruder <hi rendition="#aq">Romanum,</hi> einen<lb/> Mann/ der in der Geſchicklichkeit mit ihm wettſtritte. <hi rendition="#aq">For-<lb/> moſus</hi> war ein <hi rendition="#aq">raffinir</hi>ter Staats-Mann/ der unter den Schat-<lb/> ten der <hi rendition="#aq">Tuſculani</hi>ſchen Partey nach dem Pabſtuhm trachtete/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dabe</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
Roͤmiſches
ein breiter Weg zu großer Streitigkeit eroͤffnet. Die Jtaliaͤ-
niſchen Großen/ ſonderlich die Tuſculaniſche Partey/ arbeiteten
nun auffs hefftigſte/ die Kaͤyſer-Wuͤrde auff einen ihrer Na-
tion zu bringen; wornach dem Hertzog Lambert das Maul ſchon
trefflich waͤſſerte. Sie trugen dieſe Sache dem Pabſt vor/ der
aber redlich wiederſprach/ und damit ihre Feindſchafft und
Verfolgung auff ſich brachte. Unter denen beyden uͤbrigen
Caroliniſchen Linien ward die Erbitterung auch nicht gering/
weil ſo wohl Koͤnig Ludwig in Oſt-Francken und Deutſchland/
als Koͤnig Carlin Weſt-Francken Kaͤyſer heiſſen wolten/ wo-
bey keiner ſaͤumte. Ludwig ſandte ſeinen juͤngſten Sohn Carln
mit einem Kriegsheer nach Jtalien/ welchen Koͤnig Carl uͤber-
wand/ (ſo wohl als den aͤltern Bruder Carlmann/ der jenem
nachfolgte/) und kam alſo zuvor/ ließ es auch an Geſchencken zu
Rom nicht fehlen; daher einige Scribenten ſelbiger Zeit ihm
ſchuld gaben/ er habe das Kaͤyſerthum erkaufft. Kurtz er erlang-
te es/ und ward von dem Pabſt Johanne in der Vaticaniſchen Kir-
che gekroͤhnet/ welcher/ der Sache einen Schein zu geben/ vorgab/
GOtt habe dieſes dem Pabſt Nicolao vorlaͤngſt geoffenbahret.
Die Tuſculaniſche Faction ſo ſich zu ſchwach ſahe/ und noch al-
zuviel Liebe vor Carls des Großen Kinder bey denen Untertha-
nen bemerckte/ brauchte die Liſt/ daß ſie Koͤnigs Ludwigs als des
aͤltern Recht/ (der ihnen auch weiter entlegen und folglich lieber
war) zum Schein vertheidigte. Mit derſelben hielten es auch
viele aus der Cleriſey/ ſonderlich der Cardinal Diaconus Mari-
nus, und Formoſus, Biſchoff zu Porto, zwey große Maͤnner
ſelbiger Zeit. Der erſte/ ſo von ziemlicher Gelehrſamkeit/ und
nicht minderer Dreuſtigkeit war/ (ſo er in der Sache mit Pho-
tio, den er zu Conſtantinopel in Bann gethan hatte/ wohl hatte
ſehen laſſen) hatte einen Prieſter von Galleſo, mit Nahmen
Palumbum, zum Vater und zum Bruder Romanum, einen
Mann/ der in der Geſchicklichkeit mit ihm wettſtritte. For-
moſus war ein raffinirter Staats-Mann/ der unter den Schat-
ten der Tuſculaniſchen Partey nach dem Pabſtuhm trachtete/
dabe
Sigon. L. V.
p. 132.
O. Friſing.
Lib. VI. c. 6.
Annales Me-
tenſ ad An.
875. 877.
A. 876.
Vid. Oratio
Joh. apud A.
du Cheſne
Tom II. Vit.
p. 467.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |