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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur
lichen wurden von Deutschland guten Theils durch die Elbe/
Saale und das Böhmische Gebirge geschieden. Selbige hatten
vor diesem die Deutschen besessen/ sie wurden aber von denen
Wenden und andern Slaven im sechsten und folgenden Seculis
daraus verjaget/ biß sie es wieder wette gemacht/ und die Slaven
aus denen meisten vertrieben/ oder doch überwältiget haben. Jn-
dessen haben doch diese denen Provinzien/ Flüssen/ Städten und
Dörffern lauter Slavische Nahmen/ meistens in iz, ow, ecz, och,
ausgehend/ gegeben: Daher die Geographie allhie eine gantz
andre Gestalt bekommen hat. Diese Völcker theilten sich in ge-
wisse Stämme/ wie etwan die ietzigen Tartarn in Horden/ unter
welchen viel kleine Stämme denen Pagis, oder kleinern Land-
schafften/ Nahmen gegeben/ die grössern aber gantzen Provin-
zien. Zu den letzten gehören die Wagiri, Obotriti, Prizani, U-
krani, Wilzi, Pomerani, Polani, Russi, Czechi, Daleminci,
Sorabi,
alles nördliche Slavische Völcker/ wovon bey Erkläh-
rung folgender Land-Charte soll gehandelt werden. Die süd-
liche Slaven waren die Bulgarn/ die Servier mit ihren Haupt-
Städten/ Belgrad, Zendrew, Boroviza, die Bosnier mit de-
nen Städten Banjaluca und Warbosan, die Croatier/ allwo
Zrin und Gradisca lagen/ die Morlachen/ so Dalmatien bese-
tzet/ von welchen sich Zeng, Arcegovina undandre Wendische
Orte herschreiben/ die eigentlich so genanndten Sclavonier/ so
Copraniz, Novigrad, &c. erbauet/ die Räzen/ so noch durch
Ungarn ausgebreitet sind/ diejenigen Slaven/ so sich in Crayn/
der Windischen Marck und biß in das Hertz von Griechenland
ausgebreitet haben/ unter welchen die/ so in der Lausitz/ im Lüne-
burgischen und in der Windischen Marck gesessen/ den Nahmen
der Wenden absonderlich behalten haben. Zwischen denen nörd-
lichen und südlichen Wenden hatten sich die Ungarn eingetrun-
gen/ w elche aber umb selbe Zeit noch ziemlich eingeschränckt waren.
Denn die Slaven preßten sie nicht nur von Morgen/ Mittag und
Mitternacht/ sondern gegen Abend ging auch das Stück von
Bäyern/ welches Marchia Austriae, die Marck Oesterreich/ ge-

nen-

Einleitung zur
lichen wurden von Deutſchland guten Theils durch die Elbe/
Saale und das Boͤhmiſche Gebirge geſchieden. Selbige hatten
vor dieſem die Deutſchen beſeſſen/ ſie wurden aber von denen
Wenden und andern Slaven im ſechſten und folgenden Seculis
daraus verjaget/ biß ſie es wieder wette gemacht/ und die Slaven
aus denen meiſten vertrieben/ oder doch uͤberwaͤltiget haben. Jn-
deſſen haben doch dieſe denen Provinzien/ Fluͤſſen/ Staͤdten und
Doͤrffern lauter Slaviſche Nahmen/ meiſtens in iz, ow, ecz, och,
ausgehend/ gegeben: Daher die Geographie allhie eine gantz
andre Geſtalt bekommen hat. Dieſe Voͤlcker theilten ſich in ge-
wiſſe Staͤmme/ wie etwan die ietzigen Tartarn in Horden/ unter
welchen viel kleine Staͤmme denen Pagis, oder kleinern Land-
ſchafften/ Nahmen gegeben/ die groͤſſern aber gantzen Provin-
zien. Zu den letzten gehoͤren die Wagiri, Obotriti, Prizani, U-
krani, Wilzi, Pomerani, Polani, Ruſſi, Czechi, Daleminci,
Sorabi,
alles noͤrdliche Slaviſche Voͤlcker/ wovon bey Erklaͤh-
rung folgender Land-Charte ſoll gehandelt werden. Die ſuͤd-
liche Slaven waren die Bulgarn/ die Servier mit ihren Haupt-
Staͤdten/ Belgrad, Zendrew, Boroviza, die Boſnier mit de-
nen Staͤdten Banjaluca und Warboſan, die Croatier/ allwo
Zrin und Gradiſca lagen/ die Morlachen/ ſo Dalmatien beſe-
tzet/ von welchen ſich Zeng, Arcegovina undandre Wendiſche
Orte herſchreiben/ die eigentlich ſo genanndten Sclavonier/ ſo
Copraniz, Novigrad, &c. erbauet/ die Raͤzen/ ſo noch durch
Ungarn ausgebreitet ſind/ diejenigen Slaven/ ſo ſich in Crayn/
der Windiſchen Marck und biß in das Hertz von Griechenland
ausgebreitet haben/ unter welchen die/ ſo in der Lauſitz/ im Luͤne-
burgiſchen und in der Windiſchen Marck geſeſſen/ den Nahmen
der Wenden abſonderlich behalten haben. Zwiſchen denen noͤrd-
lichen und ſuͤdlichen Wenden hatten ſich die Ungarn eingetrun-
gen/ w elche aber umb ſelbe Zeit noch ziemlich eingeſchraͤnckt waren.
Denn die Slaven preßten ſie nicht nur von Morgen/ Mittag und
Mitternacht/ ſondern gegen Abend ging auch das Stuͤck von
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nen-
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[204/0218] Einleitung zur lichen wurden von Deutſchland guten Theils durch die Elbe/ Saale und das Boͤhmiſche Gebirge geſchieden. Selbige hatten vor dieſem die Deutſchen beſeſſen/ ſie wurden aber von denen Wenden und andern Slaven im ſechſten und folgenden Seculis daraus verjaget/ biß ſie es wieder wette gemacht/ und die Slaven aus denen meiſten vertrieben/ oder doch uͤberwaͤltiget haben. Jn- deſſen haben doch dieſe denen Provinzien/ Fluͤſſen/ Staͤdten und Doͤrffern lauter Slaviſche Nahmen/ meiſtens in iz, ow, ecz, och, ausgehend/ gegeben: Daher die Geographie allhie eine gantz andre Geſtalt bekommen hat. Dieſe Voͤlcker theilten ſich in ge- wiſſe Staͤmme/ wie etwan die ietzigen Tartarn in Horden/ unter welchen viel kleine Staͤmme denen Pagis, oder kleinern Land- ſchafften/ Nahmen gegeben/ die groͤſſern aber gantzen Provin- zien. Zu den letzten gehoͤren die Wagiri, Obotriti, Prizani, U- krani, Wilzi, Pomerani, Polani, Ruſſi, Czechi, Daleminci, Sorabi, alles noͤrdliche Slaviſche Voͤlcker/ wovon bey Erklaͤh- rung folgender Land-Charte ſoll gehandelt werden. Die ſuͤd- liche Slaven waren die Bulgarn/ die Servier mit ihren Haupt- Staͤdten/ Belgrad, Zendrew, Boroviza, die Boſnier mit de- nen Staͤdten Banjaluca und Warboſan, die Croatier/ allwo Zrin und Gradiſca lagen/ die Morlachen/ ſo Dalmatien beſe- tzet/ von welchen ſich Zeng, Arcegovina undandre Wendiſche Orte herſchreiben/ die eigentlich ſo genanndten Sclavonier/ ſo Copraniz, Novigrad, &c. erbauet/ die Raͤzen/ ſo noch durch Ungarn ausgebreitet ſind/ diejenigen Slaven/ ſo ſich in Crayn/ der Windiſchen Marck und biß in das Hertz von Griechenland ausgebreitet haben/ unter welchen die/ ſo in der Lauſitz/ im Luͤne- burgiſchen und in der Windiſchen Marck geſeſſen/ den Nahmen der Wenden abſonderlich behalten haben. Zwiſchen denen noͤrd- lichen und ſuͤdlichen Wenden hatten ſich die Ungarn eingetrun- gen/ w elche aber umb ſelbe Zeit noch ziemlich eingeſchraͤnckt waren. Denn die Slaven preßten ſie nicht nur von Morgen/ Mittag und Mitternacht/ ſondern gegen Abend ging auch das Stuͤck von Baͤyern/ welches Marchia Auſtriæ, die Marck Oeſterreich/ ge- nen-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/218>, abgerufen am 21.11.2024.