Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Histor. medii aevi. dritten Jtalien/ die Provence und Burgundien; Da aber die Be-herrscher des lezten zuerst aussturben/ theilten sich die beyde übrigen in das Lotharische Reich/ und entstunden besondere Könige in Jtalien/ Provence und Burgundien/ wie in der Historie des R. H. R. erzehlet worden. Diese sämmtliche Länder wurden durch Duces und Comites regieret/ so damahls nicht erblich waren/ ausser was etwan in Sachßen durch connivenz ge- schach. Das Deutsche Reich ward sonderlich zum Schluß dieses Seculi in rechte Ordnung gesetzt/ daß es auff vier Haupt- Nationen/ Francken/ Sachßen/ Bäyern und Schwaben beste- hen solte/ derer iede ihren Hertzog und Pfaltzgraffen bekam. Jn Engelland machten die West-Sachßen mit den Ost-Sächßi- schen/ Mercischen/ Kentischen und Northumbrischen Reich ein Ende/ und brachten also alles unter sich/ führten anch den Eng- lischen Nahmen überall ein. Jn Spanien stunden die Köni- ge zu Oviedo, nunmehr zu Leon, in guten Zustand/ iedoch fiel Castilien von ihnen ab/ und machte einen eignen Stat, die zu Sopra- bien aber wurden von den Saracenen verschlungen; iedoch ent- stund wieder ein neues Reich von Navarra und Arragonien. Jm Norden brachte der Upsalische König fast gantz Schweden unter sich/ und ward nebst den Dänischen und Norwegischen nun recht bekannt. Unter den Slaven hatten nun die Obotriten ihre eigenen mächtigen Könige von der Weichsel biß an Hol- stein. Nebst diesen waren die Pohlnischen und Rußischen Für- sten noch in grosen Ansehen/ die Böhmischen aber/ nebst den Sorben geriethen unter Deutsche Ober-Herrschafft. Mit de- nen Saracenen blieb es im vorigen Stand. Die Ungarn wur- den damahls bekannt/ ingleichen die Normannen/ jene stiffte- ten ein Reich in Pannonien/ diese setzten sich in Neustrien. Jn Kirchen-Sachen ward die Macht des Pabsts und derer Pri- maten nun unsäglich groß; Die Böhmen/ Sclavonier/ Mäh- ren und Russen wurden zu Christo bekehret/ auch ward der Anfang zur Bekehrung der Nordländer gemacht. Umb diese Zeit hörte man zuerst vom Ablaß reden/ welchen die Päbste zu Rom F f 3
Hiſtor. medii ævi. dritten Jtalien/ die Provence und Burgundien; Da aber die Be-herrſcher des leztẽ zuerſt ausſturben/ theilten ſich die beyde uͤbrigen in das Lothariſche Reich/ und entſtunden beſondere Koͤnige in Jtalien/ Provence und Burgundien/ wie in der Hiſtorie des R. H. R. erzehlet worden. Dieſe ſaͤmmtliche Laͤnder wurden durch Duces und Comites regieret/ ſo damahls nicht erblich waren/ auſſer was etwan in Sachßen durch connivenz ge- ſchach. Das Deutſche Reich ward ſonderlich zum Schluß dieſes Seculi in rechte Ordnung geſetzt/ daß es auff vier Haupt- Nationen/ Francken/ Sachßen/ Baͤyern und Schwaben beſte- hen ſolte/ derer iede ihren Hertzog und Pfaltzgraffen bekam. Jn Engelland machten die Weſt-Sachßen mit den Oſt-Saͤchßi- ſchen/ Merciſchen/ Kentiſchen und Northumbriſchen Reich ein Ende/ und brachten alſo alles unter ſich/ fuͤhrten anch den Eng- liſchen Nahmen uͤberall ein. Jn Spanien ſtunden die Koͤni- ge zu Oviedo, nunmehr zu Leon, in guten Zuſtand/ iedoch fiel Caſtilien von ihnen ab/ uñ machte einen eignen Stat, die zu Sopra- bien aber wurden von den Saracenen verſchlungen; iedoch ent- ſtund wieder ein neues Reich von Navarra und Arragonien. Jm Norden brachte der Upſaliſche Koͤnig faſt gantz Schweden unter ſich/ und ward nebſt den Daͤniſchen und Norwegiſchen nun recht bekannt. Unter den Slaven hatten nun die Obotriten ihre eigenen maͤchtigen Koͤnige von der Weichſel biß an Hol- ſtein. Nebſt dieſen waren die Pohlniſchen und Rußiſchen Fuͤr- ſten noch in groſen Anſehen/ die Boͤhmiſchen aber/ nebſt den Sorben geriethen unter Deutſche Ober-Herrſchafft. Mit de- nen Saracenen blieb es im vorigen Stand. Die Ungarn wur- den damahls bekannt/ ingleichen die Normannen/ jene ſtiffte- ten ein Reich in Pannonien/ dieſe ſetzten ſich in Neuſtrien. Jn Kirchen-Sachen ward die Macht des Pabſts und derer Pri- maten nun unſaͤglich groß; Die Boͤhmen/ Sclavonier/ Maͤh- ren und Ruſſen wurden zu Chriſto bekehret/ auch ward der Anfang zur Bekehrung der Nordlaͤnder gemacht. Umb dieſe Zeit hoͤrte man zuerſt vom Ablaß reden/ welchen die Paͤbſte zu Rom F f 3
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Hiſtor. medii ævi.
dritten Jtalien/ die Provence und Burgundien; Da aber die Be-
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in das Lothariſche Reich/ und entſtunden beſondere Koͤnige in
Jtalien/ Provence und Burgundien/ wie in der Hiſtorie des
R. H. R. erzehlet worden. Dieſe ſaͤmmtliche Laͤnder wurden
durch Duces und Comites regieret/ ſo damahls nicht erblich
waren/ auſſer was etwan in Sachßen durch connivenz ge-
ſchach. Das Deutſche Reich ward ſonderlich zum Schluß
dieſes Seculi in rechte Ordnung geſetzt/ daß es auff vier Haupt-
Nationen/ Francken/ Sachßen/ Baͤyern und Schwaben beſte-
hen ſolte/ derer iede ihren Hertzog und Pfaltzgraffen bekam. Jn
Engelland machten die Weſt-Sachßen mit den Oſt-Saͤchßi-
ſchen/ Merciſchen/ Kentiſchen und Northumbriſchen Reich ein
Ende/ und brachten alſo alles unter ſich/ fuͤhrten anch den Eng-
liſchen Nahmen uͤberall ein. Jn Spanien ſtunden die Koͤni-
ge zu Oviedo, nunmehr zu Leon, in guten Zuſtand/ iedoch fiel
Caſtilien von ihnen ab/ uñ machte einen eignen Stat, die zu Sopra-
bien aber wurden von den Saracenen verſchlungen; iedoch ent-
ſtund wieder ein neues Reich von Navarra und Arragonien.
Jm Norden brachte der Upſaliſche Koͤnig faſt gantz Schweden
unter ſich/ und ward nebſt den Daͤniſchen und Norwegiſchen
nun recht bekannt. Unter den Slaven hatten nun die Obotriten
ihre eigenen maͤchtigen Koͤnige von der Weichſel biß an Hol-
ſtein. Nebſt dieſen waren die Pohlniſchen und Rußiſchen Fuͤr-
ſten noch in groſen Anſehen/ die Boͤhmiſchen aber/ nebſt den
Sorben geriethen unter Deutſche Ober-Herrſchafft. Mit de-
nen Saracenen blieb es im vorigen Stand. Die Ungarn wur-
den damahls bekannt/ ingleichen die Normannen/ jene ſtiffte-
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Kirchen-Sachen ward die Macht des Pabſts und derer Pri-
maten nun unſaͤglich groß; Die Boͤhmen/ Sclavonier/ Maͤh-
ren und Ruſſen wurden zu Chriſto bekehret/ auch ward der
Anfang zur Bekehrung der Nordlaͤnder gemacht. Umb dieſe
Zeit hoͤrte man zuerſt vom Ablaß reden/ welchen die Paͤbſte zu
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