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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur
Rom ertheileten/ und fiengen selbige an/ ihren Nahmen nach
der Wahl zu ändern. Die Fränckischen Clerici waren noch
ziemlich fleißig/ und ging unter ihnen sonderlich die Materie von
der Gnadenwahl und dem heil. Abendmahl im Schwang.
Sonst bestund die meiste Gelehrsamkeit dieser Zeit darinnen/
daß man Hieronymi, Augustini, Gregorii Magni, Isido-
ri Hispalensis
und Bedae Schrifften innen hatte/ und aus den-
selben grosse Plätze ausschriebe. Das Schisma der Morgen-
und Abendländischen Kirche wurde/ da nun die Käyserthümer
sichgetrennet/ gantz unheilbar. Die meisten Legenden der Heili-
gen nebst denen erdichteten Decretalen der alten Päbste kamen
auch ietzt zum Vorschein.

Jm Zehenden Seculo, welches uns insonderheit angehet/
waren die vornehmsten Reiche/ das Deutsche Käyser-Reich/
welches nunmehr das Jtaliänische unter sich hatte/ die Spani-
schen/ das Englische/ Dänische/ Schwedische/ Norwegische/
die Slavischen/ Saracenischen/ das Burgundische und Ungarische.
Das erste stieg unter der Sächßischen Familie sehr hoch/ und
gehörten darzu die Hertzoge von Saxonia Veserana und Albin-
gica,
von Francken/ Bäyern/ Schwaben und Lothringen/ die
Pfaltzgraffen der vier Nationen/ ingleichen die Marckgraffen
zu Brandenburg/ Meißen/ Osterland/ Schleßwig/ Oester-
reich und Laußitz/ welche umb diese Zeit erst geordnet wurden.
Die Käyserliche Residenz war bald zu Goßlar/ bald zu Mer-
seburg/ Alstädt/ Polethe/ Walahusen/ Dortmund/ Frizlar/
Salfeld/ Tribur/ bald an andern Orten/ und machte man son-
derlich Staat daraus/ daß die Käyser und andre Grosse die drey
hohen Jahres-Feste immer an andern Orten in Gegenwart
der vornehmsten Reichs-Fürsten feyerten/ und dabey die wich-
tigsten Staats-Sachen tractirten. Jn Spanien blieb es in obi-
gen Stand. Jn Engelland stund das eintzige West-Sächßische
Reich auch noch in guten Flor. Jn Norden blieb es auch bey vori-
gen/ nur daß die Dänischen Könige sich den Deutschen Käy-
sern unterwerffen musten; welches auch dem Böhmischen Für-

sten

Einleitung zur
Rom ertheileten/ und fiengen ſelbige an/ ihren Nahmen nach
der Wahl zu aͤndern. Die Fraͤnckiſchen Clerici waren noch
ziemlich fleißig/ und ging unter ihnen ſonderlich die Materie von
der Gnadenwahl und dem heil. Abendmahl im Schwang.
Sonſt beſtund die meiſte Gelehrſamkeit dieſer Zeit darinnen/
daß man Hieronymi, Auguſtini, Gregorii Magni, Iſido-
ri Hiſpalenſis
und Bedæ Schrifften innen hatte/ und aus den-
ſelben groſſe Plaͤtze ausſchriebe. Das Schiſma der Morgen-
und Abendlaͤndiſchen Kirche wurde/ da nun die Kaͤyſerthuͤmer
ſichgetrennet/ gantz unheilbar. Die meiſten Legenden der Heili-
gen nebſt denen erdichteten Decretalen der alten Paͤbſte kamen
auch ietzt zum Vorſchein.

Jm Zehenden Seculo, welches uns inſonderheit angehet/
waren die vornehmſten Reiche/ das Deutſche Kaͤyſer-Reich/
welches nunmehr das Jtaliaͤniſche unter ſich hatte/ die Spani-
ſchen/ das Engliſche/ Daͤniſche/ Schwediſche/ Norwegiſche/
die Slaviſchen/ Saraceniſchen/ das Burgundiſche und Ungariſche.
Das erſte ſtieg unter der Saͤchßiſchen Familie ſehr hoch/ und
gehoͤrten darzu die Hertzoge von Saxonia Veſerana und Albin-
gica,
von Francken/ Baͤyern/ Schwaben und Lothringen/ die
Pfaltzgraffen der vier Nationen/ ingleichen die Marckgraffen
zu Brandenburg/ Meißen/ Oſterland/ Schleßwig/ Oeſter-
reich und Laußitz/ welche umb dieſe Zeit erſt geordnet wurden.
Die Kaͤyſerliche Reſidenz war bald zu Goßlar/ bald zu Mer-
ſeburg/ Alſtaͤdt/ Polethe/ Walahuſen/ Dortmund/ Frizlar/
Salfeld/ Tribur/ bald an andern Orten/ und machte man ſon-
derlich Staat daraus/ daß die Kaͤyſer und andre Groſſe die drey
hohen Jahres-Feſte immer an andern Orten in Gegenwart
der vornehmſten Reichs-Fuͤrſten feyerten/ und dabey die wich-
tigſten Staats-Sachen tractirten. Jn Spanien blieb es in obi-
gen Stand. Jn Engelland ſtund das eintzige Weſt-Saͤchßiſche
Reich auch noch in guten Flor. Jn Norden blieb es auch bey vori-
gen/ nur daß die Daͤniſchen Koͤnige ſich den Deutſchen Kaͤy-
ſern unterwerffen muſten; welches auch dem Boͤhmiſchen Fuͤr-

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[230/0248] Einleitung zur Rom ertheileten/ und fiengen ſelbige an/ ihren Nahmen nach der Wahl zu aͤndern. Die Fraͤnckiſchen Clerici waren noch ziemlich fleißig/ und ging unter ihnen ſonderlich die Materie von der Gnadenwahl und dem heil. Abendmahl im Schwang. Sonſt beſtund die meiſte Gelehrſamkeit dieſer Zeit darinnen/ daß man Hieronymi, Auguſtini, Gregorii Magni, Iſido- ri Hiſpalenſis und Bedæ Schrifften innen hatte/ und aus den- ſelben groſſe Plaͤtze ausſchriebe. Das Schiſma der Morgen- und Abendlaͤndiſchen Kirche wurde/ da nun die Kaͤyſerthuͤmer ſichgetrennet/ gantz unheilbar. Die meiſten Legenden der Heili- gen nebſt denen erdichteten Decretalen der alten Paͤbſte kamen auch ietzt zum Vorſchein. Jm Zehenden Seculo, welches uns inſonderheit angehet/ waren die vornehmſten Reiche/ das Deutſche Kaͤyſer-Reich/ welches nunmehr das Jtaliaͤniſche unter ſich hatte/ die Spani- ſchen/ das Engliſche/ Daͤniſche/ Schwediſche/ Norwegiſche/ die Slaviſchen/ Saraceniſchen/ das Burgundiſche und Ungariſche. Das erſte ſtieg unter der Saͤchßiſchen Familie ſehr hoch/ und gehoͤrten darzu die Hertzoge von Saxonia Veſerana und Albin- gica, von Francken/ Baͤyern/ Schwaben und Lothringen/ die Pfaltzgraffen der vier Nationen/ ingleichen die Marckgraffen zu Brandenburg/ Meißen/ Oſterland/ Schleßwig/ Oeſter- reich und Laußitz/ welche umb dieſe Zeit erſt geordnet wurden. Die Kaͤyſerliche Reſidenz war bald zu Goßlar/ bald zu Mer- ſeburg/ Alſtaͤdt/ Polethe/ Walahuſen/ Dortmund/ Frizlar/ Salfeld/ Tribur/ bald an andern Orten/ und machte man ſon- derlich Staat daraus/ daß die Kaͤyſer und andre Groſſe die drey hohen Jahres-Feſte immer an andern Orten in Gegenwart der vornehmſten Reichs-Fuͤrſten feyerten/ und dabey die wich- tigſten Staats-Sachen tractirten. Jn Spanien blieb es in obi- gen Stand. Jn Engelland ſtund das eintzige Weſt-Saͤchßiſche Reich auch noch in guten Flor. Jn Norden blieb es auch bey vori- gen/ nur daß die Daͤniſchen Koͤnige ſich den Deutſchen Kaͤy- ſern unterwerffen muſten; welches auch dem Boͤhmiſchen Fuͤr- ſten

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/248>, abgerufen am 21.11.2024.