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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Histor. medii aevi.
gelobte Land entstunden auch die Ritter-Orden und beständige
Wapen/ so wurden auch die meisten Graffen und zuletzt die
Marck- und Burg-Graffen erblich. Die Music ward in J-
talien aus der Barbarey einiger massen restituiret.

Jm zwölfften Seculo bestunden annoch obige Reiche/ das
zu Jerusalem aber ging zu Grund/ und fiel denen Saracenen zu.
Jn Spanien kamen beyde Reiche zusammen/ theilten sich aber bald
wieder in Leon/ Castilien und Arragonien/ auch entstund das
Reich Portugall und ein neues zu Navarra, so kam auch Jrr-
land völlig unter die Englische Macht. Die Obotriten wur-
den unter das Deutsche Joch und demnach Pommern und
Mecklenburg in Deutsche Form gebracht. Das Pohlnische Reich
zertheilte sich sehr/ und entstunden die Schlesischen Fürstenthü-
mer. Jn Kirchen-Sachen wurden die Greuel so groß/ daß
viele/ sonderlich an den Gräntzen Jtaliens/ Franckreichs und
Spaniens sich dawider setzten: Der Münchs-und Ritter-Or-
den wurden immer mehr. Jn Franckreich entstunden von
wunderlichen ingeniis der Gelehrten viel ungereimte Fragen
und Secten. Die Pommern/ Norwegen/ Finnländer und
Lieffländer wurden bekehret/ und des Pabsts Bann stund da-
mahls in seiner größten Krafft. Jn Deutschland wurden bey
dem Fall Henrici Leonis viel Bischöffe und kleine Reichs-Für-
sten sehr mächtig/ auch erlangten viel Sächßische und Bäyri-
sche Städte die Reichs-Freyheit. Aus denen mächtigsten
Graffen wurden hin und wieder Landgraffen/ und kam der Ge-
brauch auff/ daß bey Käyserlichen/ Königlichen und Fürstlichen
Diplomatibus sich die anwesenden Großen als Zeugen unter-
schreiben musten. Das Studium des Römischen Rechts kam
in Jtalien wieder in Gebrauch/ und der Jüdischen Rabbinen
und Saracenen in Africa Gelehrsamkeit florirte auch zum höch-
sten. Sonst war umb diese Zeit alles auff die Züge in das ge-
lobte Land und auff die Verfolgung der Jüden erpicht. Die
Parteyen der Gvelphen und Gibelliner kamen auch damahls
auff.

Jm
G g

Hiſtor. medii ævi.
gelobte Land entſtunden auch die Ritter-Orden und beſtaͤndige
Wapen/ ſo wurden auch die meiſten Graffen und zuletzt die
Marck- und Burg-Graffen erblich. Die Muſic ward in J-
talien aus der Barbarey einiger maſſen reſtituiret.

Jm zwoͤlfften Seculo beſtunden annoch obige Reiche/ das
zu Jeruſalem aber ging zu Grund/ und fiel denen Saracenen zu.
Jn Spanien kamen beyde Reiche zuſam̃en/ theilten ſich aber bald
wieder in Leon/ Caſtilien und Arragonien/ auch entſtund das
Reich Portugall und ein neues zu Navarra, ſo kam auch Jrr-
land voͤllig unter die Engliſche Macht. Die Obotriten wur-
den unter das Deutſche Joch und demnach Pommern und
Mecklenburg in Deutſche Form gebracht. Das Pohlniſche Reich
zertheilte ſich ſehr/ und entſtunden die Schleſiſchen Fuͤrſtenthuͤ-
mer. Jn Kirchen-Sachen wurden die Greuel ſo groß/ daß
viele/ ſonderlich an den Graͤntzen Jtaliens/ Franckreichs und
Spaniens ſich dawider ſetzten: Der Muͤnchs-und Ritter-Or-
den wurden immer mehr. Jn Franckreich entſtunden von
wunderlichen ingeniis der Gelehrten viel ungereimte Fragen
und Secten. Die Pommern/ Norwegen/ Finnlaͤnder und
Liefflaͤnder wurden bekehret/ und des Pabſts Bann ſtund da-
mahls in ſeiner groͤßten Krafft. Jn Deutſchland wurden bey
dem Fall Henrici Leonis viel Biſchoͤffe und kleine Reichs-Fuͤr-
ſten ſehr maͤchtig/ auch erlangten viel Saͤchßiſche und Baͤyri-
ſche Staͤdte die Reichs-Freyheit. Aus denen maͤchtigſten
Graffen wurden hin und wieder Landgraffen/ und kam der Ge-
brauch auff/ daß bey Kaͤyſerlichen/ Koͤniglichen und Fuͤrſtlichen
Diplomatibus ſich die anweſenden Großen als Zeugen unter-
ſchreiben muſten. Das Studium des Roͤmiſchen Rechts kam
in Jtalien wieder in Gebrauch/ und der Juͤdiſchen Rabbinen
und Saracenen in Africa Gelehrſamkeit florirte auch zum hoͤch-
ſten. Sonſt war umb dieſe Zeit alles auff die Zuͤge in das ge-
lobte Land und auff die Verfolgung der Juͤden erpicht. Die
Parteyen der Gvelphen und Gibelliner kamen auch damahls
auff.

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[233/0251] Hiſtor. medii ævi. gelobte Land entſtunden auch die Ritter-Orden und beſtaͤndige Wapen/ ſo wurden auch die meiſten Graffen und zuletzt die Marck-und Burg-Graffen erblich. Die Muſic ward in J- talien aus der Barbarey einiger maſſen reſtituiret. Jm zwoͤlfften Seculo beſtunden annoch obige Reiche/ das zu Jeruſalem aber ging zu Grund/ und fiel denen Saracenen zu. Jn Spanien kamen beyde Reiche zuſam̃en/ theilten ſich aber bald wieder in Leon/ Caſtilien und Arragonien/ auch entſtund das Reich Portugall und ein neues zu Navarra, ſo kam auch Jrr- land voͤllig unter die Engliſche Macht. Die Obotriten wur- den unter das Deutſche Joch und demnach Pommern und Mecklenburg in Deutſche Form gebracht. Das Pohlniſche Reich zertheilte ſich ſehr/ und entſtunden die Schleſiſchen Fuͤrſtenthuͤ- mer. Jn Kirchen-Sachen wurden die Greuel ſo groß/ daß viele/ ſonderlich an den Graͤntzen Jtaliens/ Franckreichs und Spaniens ſich dawider ſetzten: Der Muͤnchs-und Ritter-Or- den wurden immer mehr. Jn Franckreich entſtunden von wunderlichen ingeniis der Gelehrten viel ungereimte Fragen und Secten. Die Pommern/ Norwegen/ Finnlaͤnder und Liefflaͤnder wurden bekehret/ und des Pabſts Bann ſtund da- mahls in ſeiner groͤßten Krafft. Jn Deutſchland wurden bey dem Fall Henrici Leonis viel Biſchoͤffe und kleine Reichs-Fuͤr- ſten ſehr maͤchtig/ auch erlangten viel Saͤchßiſche und Baͤyri- ſche Staͤdte die Reichs-Freyheit. Aus denen maͤchtigſten Graffen wurden hin und wieder Landgraffen/ und kam der Ge- brauch auff/ daß bey Kaͤyſerlichen/ Koͤniglichen und Fuͤrſtlichen Diplomatibus ſich die anweſenden Großen als Zeugen unter- ſchreiben muſten. Das Studium des Roͤmiſchen Rechts kam in Jtalien wieder in Gebrauch/ und der Juͤdiſchen Rabbinen und Saracenen in Africa Gelehrſamkeit florirte auch zum hoͤch- ſten. Sonſt war umb dieſe Zeit alles auff die Zuͤge in das ge- lobte Land und auff die Verfolgung der Juͤden erpicht. Die Parteyen der Gvelphen und Gibelliner kamen auch damahls auff. Jm G g

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/251>, abgerufen am 24.11.2024.