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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Einleitung zur

Jm dreyzehenden Seculo waren die mächtigsten Reiche/
das Deutsche/ Frantzösische/ die Spanischen/ das Englische/ die
Nordischen/ Slavischen/ und das Ungarische. Das erste ge-
rieth in grosse Zerrüttung/ verlohr die Obermacht über Denne-
marck/ Pohlen und Ungarn/ ja das meiste in Jtalien/ wie auch
in Burgundien und Provence, welche bißher demselben gehor-
samet hatten. Das Frantzösische kam sehr in die Höhe/ und
brachte die unter die Vasallen vertheilte Länder wieder unter sich.
Jn Spanien ward das Reich Leon und Castilien beständig
vereiniget/ und breitete sich/ so wohl als das zu Portugall/ wieder die
Mohren sehr aus; nicht weniger das Arragonische/ welches die
Balearischen Jnsuln und Sicilien an sich brachte/ das
Navarrische aber gieng biß auff einen kleinen Rest aus.
Die übrigen Reiche blieben im alten Zustand/ ohne daß die
Dähnen von Lübeck biß Dantzig sehr mächtig wurden/ und in
Pohlen der Königl. Titul beständig angenommen ward. Die
Mamelucken rebellirten wieder den Califen/ und machten
sich zu Herren über Egypten. Das Deutsche Käyserthum
ward nun ein vollkommenes Wahlreich/ und kam also das
Wahlrecht auff 7. der vornehmsten Stände/ welche Chur-
fürsten genennet wurden. Mit dem Fall des Hohenstauf-
fischen Geschlechts bekamen viel Städte in Schwaben und
Francken/ nebst der Ritterschafft daselbst/ die Reichs-Freyheit/
auch kamen abermahls viel kleine Reichs-Fürsten/ sonderlich
die Habsburgischen zu grosser Macht. Jn Kirchen-Sachen
wurde des Pabsts Gewalt von neuen durch die angehenden Bet-
tel-Orden gestützet/ die Inquifition auffgebracht/ die Pabst-
Wahl und der Cardinäle Ansehen recht in Ordnung gesetzt/ auch
kamen die Jubel-Jahre auff. Die Tartarn| wurden damahls
bekannt und streifften durch Pohlen und Ungarn biß an Deutsch-
land; daselbst nahm die Kauffmannschafft sehr zu/ und der
Hanse-Städte Bund ward zum Stand gebracht/ auch kamen
die deutschen Buchstaben damahls auff/ ingleichen die itzige Art
der Universitäten/ nebst dem Doctor-Magister- und andern

gra-
Einleitung zur

Jm dreyzehenden Seculo waren die maͤchtigſten Reiche/
das Deutſche/ Frantzoͤſiſche/ die Spaniſchen/ das Engliſche/ die
Nordiſchen/ Slaviſchen/ und das Ungariſche. Das erſte ge-
rieth in groſſe Zerruͤttung/ verlohr die Obermacht uͤber Denne-
marck/ Pohlen und Ungarn/ ja das meiſte in Jtalien/ wie auch
in Burgundien und Provence, welche bißher demſelben gehor-
ſamet hatten. Das Frantzoͤſiſche kam ſehr in die Hoͤhe/ und
brachte die unter die Vaſallen vertheilte Laͤnder wieder unter ſich.
Jn Spanien ward das Reich Leon und Caſtilien beſtaͤndig
vereiniget/ uñ breitete ſich/ ſo wohl als das zu Portugall/ wieder die
Mohren ſehr aus; nicht weniger das Arragoniſche/ welches die
Baleariſchen Jnſuln und Sicilien an ſich brachte/ das
Navarriſche aber gieng biß auff einen kleinen Reſt aus.
Die uͤbrigen Reiche blieben im alten Zuſtand/ ohne daß die
Daͤhnen von Luͤbeck biß Dantzig ſehr maͤchtig wurden/ und in
Pohlen der Koͤnigl. Titul beſtaͤndig angenommen ward. Die
Mamelucken rebellirten wieder den Califen/ und machten
ſich zu Herren uͤber Egypten. Das Deutſche Kaͤyſerthum
ward nun ein vollkommenes Wahlreich/ und kam alſo das
Wahlrecht auff 7. der vornehmſten Staͤnde/ welche Chur-
fuͤrſten genennet wurden. Mit dem Fall des Hohenſtauf-
fiſchen Geſchlechts bekamen viel Staͤdte in Schwaben und
Francken/ nebſt der Ritterſchafft daſelbſt/ die Reichs-Freyheit/
auch kamen abermahls viel kleine Reichs-Fuͤrſten/ ſonderlich
die Habsburgiſchen zu groſſer Macht. Jn Kirchen-Sachen
wurde des Pabſts Gewalt von neuen durch die angehenden Bet-
tel-Orden geſtuͤtzet/ die Inquifition auffgebracht/ die Pabſt-
Wahl und der Cardinaͤle Anſehen recht in Ordnung geſetzt/ auch
kamen die Jubel-Jahre auff. Die Tartarn| wurden damahls
bekannt und ſtreifften durch Pohlen und Ungarn biß an Deutſch-
land; daſelbſt nahm die Kauffmannſchafft ſehr zu/ und der
Hanſe-Staͤdte Bund ward zum Stand gebracht/ auch kamen
die deutſchen Buchſtaben damahls auff/ ingleichen die itzige Art
der Univerſitaͤten/ nebſt dem Doctor-Magiſter- und andern

gra-
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[234/0252] Einleitung zur Jm dreyzehenden Seculo waren die maͤchtigſten Reiche/ das Deutſche/ Frantzoͤſiſche/ die Spaniſchen/ das Engliſche/ die Nordiſchen/ Slaviſchen/ und das Ungariſche. Das erſte ge- rieth in groſſe Zerruͤttung/ verlohr die Obermacht uͤber Denne- marck/ Pohlen und Ungarn/ ja das meiſte in Jtalien/ wie auch in Burgundien und Provence, welche bißher demſelben gehor- ſamet hatten. Das Frantzoͤſiſche kam ſehr in die Hoͤhe/ und brachte die unter die Vaſallen vertheilte Laͤnder wieder unter ſich. Jn Spanien ward das Reich Leon und Caſtilien beſtaͤndig vereiniget/ uñ breitete ſich/ ſo wohl als das zu Portugall/ wieder die Mohren ſehr aus; nicht weniger das Arragoniſche/ welches die Baleariſchen Jnſuln und Sicilien an ſich brachte/ das Navarriſche aber gieng biß auff einen kleinen Reſt aus. Die uͤbrigen Reiche blieben im alten Zuſtand/ ohne daß die Daͤhnen von Luͤbeck biß Dantzig ſehr maͤchtig wurden/ und in Pohlen der Koͤnigl. Titul beſtaͤndig angenommen ward. Die Mamelucken rebellirten wieder den Califen/ und machten ſich zu Herren uͤber Egypten. Das Deutſche Kaͤyſerthum ward nun ein vollkommenes Wahlreich/ und kam alſo das Wahlrecht auff 7. der vornehmſten Staͤnde/ welche Chur- fuͤrſten genennet wurden. Mit dem Fall des Hohenſtauf- fiſchen Geſchlechts bekamen viel Staͤdte in Schwaben und Francken/ nebſt der Ritterſchafft daſelbſt/ die Reichs-Freyheit/ auch kamen abermahls viel kleine Reichs-Fuͤrſten/ ſonderlich die Habsburgiſchen zu groſſer Macht. Jn Kirchen-Sachen wurde des Pabſts Gewalt von neuen durch die angehenden Bet- tel-Orden geſtuͤtzet/ die Inquifition auffgebracht/ die Pabſt- Wahl und der Cardinaͤle Anſehen recht in Ordnung geſetzt/ auch kamen die Jubel-Jahre auff. Die Tartarn| wurden damahls bekannt und ſtreifften durch Pohlen und Ungarn biß an Deutſch- land; daſelbſt nahm die Kauffmannſchafft ſehr zu/ und der Hanſe-Staͤdte Bund ward zum Stand gebracht/ auch kamen die deutſchen Buchſtaben damahls auff/ ingleichen die itzige Art der Univerſitaͤten/ nebſt dem Doctor-Magiſter- und andern gra-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/252>, abgerufen am 24.11.2024.