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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Histor. medii aevi.
gradibus: Die Scholastische Theologie florirte auch am
stärcksten.

Jm vierzehenden Seculo blieben die obgenannten Reiche
im vorigen Stand/ ohne daß Franckreich von Engelland fast ü-
berwältiget wurde/ die Ungarn Croaatien, Bosnien &c. un-
ter sich brachten/ und Pohlen mit Litthauen verbunden ward. Jm
Deutschen Reich wurden die Reichs-Stände immer grösser/ und
ward selbiges durch die güldene Bulle in ietzigen Stand gesetzet/
auch der zwiefache Adler zuerst gebraucht. Der bißherige mäch-
tige Sultan zu Iconio ward von den Tartarn ausgerottet/ aus
dessen Bedienten Ottmann die Ottomannische Pforte stifftete/
welche klein Asien und ein groß Stück von Thracien einnahm.
Die Tartarn stiegen insonderheit unter dem Tamerlan entsetz-
lich hoch/ und überwältigten fast gantz Asien: So entstund
auch die Schweitzerische Republic. Jn Kirchen-Sachen wur-
den immer mehr Feinde des Pabsts/ sonderlich in Engelland/ ja
da die Päbste gar zu Avignon residirten/ entstund ein grosses
Schisma; es kamen die Annaten/ die güldene Rose und gewei-
heten Agni auff; Die Litthauer aber wurden zum Christen-
thum gebracht. Sonsten ward in diesem Seculo ein kleiner An-
fang zu Ausrottung der Barbarey gemacht/ denn man fieng in
Jtalien an besser zu studiren/ und sonderlich die Poesie zu trei-
ben/ daher die Laurea auffkam. So ward auch der Com-
pass
und das Geschütz erfunden/ und die Janizscharen kamen
unter den Tüxcken auff. Man fieng auch hin und wieder an/
sich auff das Goldmachen zu legen. Das seltsamste aber war/
daß gantze Hauffen Leute anhuben/ eine lange Zeit als rasend zu
tantzen/ welches man den Veits-Tantz nennete.

Jm funffzehenden Seculo verlohr sich die Barbarey nach
und nach. Die Hertzoge zu Burgundien waren sehr hoch ge-
stiegen/ und hatten gantz Niederland an sich gebracht; das alles
kam an das Hauß Oesterreich/ ingleichen die beyden Spani-
schen grossen Reiche/ so zuvor sich vereiniget und denen Sarace-
nen folgends alles abgenommen hatten. Die Türcken mach-

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G g 2

Hiſtor. medii ævi.
gradibus: Die Scholaſtiſche Theologie florirte auch am
ſtaͤrckſten.

Jm vierzehenden Seculo blieben die obgenannten Reiche
im vorigen Stand/ ohne daß Franckreich von Engelland faſt uͤ-
berwaͤltiget wurde/ die Ungarn Croaatien, Boſnien &c. un-
ter ſich brachten/ und Pohlen mit Litthauen verbunden ward. Jm
Deutſchen Reich wurden die Reichs-Staͤnde immer groͤſſer/ und
ward ſelbiges durch die guͤldene Bulle in ietzigen Stand geſetzet/
auch der zwiefache Adler zuerſt gebraucht. Der bißherige maͤch-
tige Sultan zu Iconio ward von den Tartarn ausgerottet/ aus
deſſen Bedienten Ottmann die Ottomanniſche Pforte ſtifftete/
welche klein Aſien und ein groß Stuͤck von Thracien einnahm.
Die Tartarn ſtiegen inſonderheit unter dem Tamerlan entſetz-
lich hoch/ und uͤberwaͤltigten faſt gantz Aſien: So entſtund
auch die Schweitzeriſche Republic. Jn Kirchen-Sachen wur-
den immer mehr Feinde des Pabſts/ ſonderlich in Engelland/ ja
da die Paͤbſte gar zu Avignon reſidirten/ entſtund ein groſſes
Schiſma; es kamen die Annaten/ die guͤldene Roſe und gewei-
heten Agni auff; Die Litthauer aber wurden zum Chriſten-
thum gebracht. Sonſten ward in dieſem Seculo ein kleiner An-
fang zu Ausrottung der Barbarey gemacht/ denn man fieng in
Jtalien an beſſer zu ſtudiren/ und ſonderlich die Poeſie zu trei-
ben/ daher die Laurea auffkam. So ward auch der Com-
paſs
und das Geſchuͤtz erfunden/ und die Janizſcharen kamen
unter den Tuͤxcken auff. Man fieng auch hin und wieder an/
ſich auff das Goldmachen zu legen. Das ſeltſamſte aber war/
daß gantze Hauffen Leute anhuben/ eine lange Zeit als raſend zu
tantzen/ welches man den Veits-Tantz nennete.

Jm funffzehenden Seculo verlohr ſich die Barbarey nach
und nach. Die Hertzoge zu Burgundien waren ſehr hoch ge-
ſtiegen/ und hatten gantz Niederland an ſich gebracht; das alles
kam an das Hauß Oeſterreich/ ingleichen die beyden Spani-
ſchen groſſen Reiche/ ſo zuvor ſich vereiniget und denen Sarace-
nen folgends alles abgenommen hatten. Die Tuͤrcken mach-

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[235/0253] Hiſtor. medii ævi. gradibus: Die Scholaſtiſche Theologie florirte auch am ſtaͤrckſten. Jm vierzehenden Seculo blieben die obgenannten Reiche im vorigen Stand/ ohne daß Franckreich von Engelland faſt uͤ- berwaͤltiget wurde/ die Ungarn Croaatien, Boſnien &c. un- ter ſich brachten/ und Pohlen mit Litthauen verbunden ward. Jm Deutſchen Reich wurden die Reichs-Staͤnde immer groͤſſer/ und ward ſelbiges durch die guͤldene Bulle in ietzigen Stand geſetzet/ auch der zwiefache Adler zuerſt gebraucht. Der bißherige maͤch- tige Sultan zu Iconio ward von den Tartarn ausgerottet/ aus deſſen Bedienten Ottmann die Ottomanniſche Pforte ſtifftete/ welche klein Aſien und ein groß Stuͤck von Thracien einnahm. Die Tartarn ſtiegen inſonderheit unter dem Tamerlan entſetz- lich hoch/ und uͤberwaͤltigten faſt gantz Aſien: So entſtund auch die Schweitzeriſche Republic. Jn Kirchen-Sachen wur- den immer mehr Feinde des Pabſts/ ſonderlich in Engelland/ ja da die Paͤbſte gar zu Avignon reſidirten/ entſtund ein groſſes Schiſma; es kamen die Annaten/ die guͤldene Roſe und gewei- heten Agni auff; Die Litthauer aber wurden zum Chriſten- thum gebracht. Sonſten ward in dieſem Seculo ein kleiner An- fang zu Ausrottung der Barbarey gemacht/ denn man fieng in Jtalien an beſſer zu ſtudiren/ und ſonderlich die Poeſie zu trei- ben/ daher die Laurea auffkam. So ward auch der Com- paſs und das Geſchuͤtz erfunden/ und die Janizſcharen kamen unter den Tuͤxcken auff. Man fieng auch hin und wieder an/ ſich auff das Goldmachen zu legen. Das ſeltſamſte aber war/ daß gantze Hauffen Leute anhuben/ eine lange Zeit als raſend zu tantzen/ welches man den Veits-Tantz nennete. Jm funffzehenden Seculo verlohr ſich die Barbarey nach und nach. Die Hertzoge zu Burgundien waren ſehr hoch ge- ſtiegen/ und hatten gantz Niederland an ſich gebracht; das alles kam an das Hauß Oeſterreich/ ingleichen die beyden Spani- ſchen groſſen Reiche/ ſo zuvor ſich vereiniget und denen Sarace- nen folgends alles abgenommen hatten. Die Tuͤrcken mach- ten G g 2

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/253>, abgerufen am 24.11.2024.