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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Histor. medii aevi.
bekommen/ welches auch die damahligen Rechts-Lehrer/ als Cle-
rici,
möglichst beförderten.

Nachhero da die bekandten Streitigkeiten zwischen denen
Käysern und dem Pabst entstunden/ suchte man das alte Römi-
sche Käyser-Recht/ zumahl zu K. Lotharii Supplinburgensis
Zeiten/ wieder vor/ welches die Gibellinische Faction in Jtalien
mit Freuden erfaste und zum höchsten triebe. Die Käyser lies-
sen sich auch dieses wohl gefallen/ und in denen Jtaliänischen A-
cademi
en excolirten Pepo, Irnerius, Aldericus, Bernerius, Fa-
solus, Hugolinus, Bulgarus, Azo, Bartholus, Baldus
und Ac-
cursius
dasselbe. Jn Deutschland aber blieb man bey dem alten
Recht noch fest/ und wurden das Sächsische und Schwäbische
Speculum verfertiget. Jenes ward im 13den Seculo von
Graff Hojern zu Falckenstein/ und Epkone zu Repkau aus den
alten monumentis auffgesetzt/ und kam bey den Slavischen
Völckern/ Pohlen/ Böhmen/ etc. bald in so grosses Ansehen/ daß
sie sich meistens darnach richteten/ und in schwehren Fällen von
dem Magdeburgischen Schöppen-Stuhl ihr Recht holeten; wel-
ches biß zur ersten Belägerung der Stadt Magdeburg währete/
da Käyser Ferdinandus A. 1548. das Apellation-Gerichte zu
Prag vor die Böhmen auffrichtete/ und die Pohlen sich auch
hinweg gewöhnten. Als aber im 14den und 15den Sec. die
Deutschen von denen Jtaliänischen Universitäten die Ge-
lehrsamkeit zu hohlen anfingen/ brachten sie auch das Justiniani-
sche Recht in unsre Gerichte und Academien/ so daß man des al-
ten Deutschen-Rechts fast vergaß/ oder es denen Consvetudi-
nibus
gleich schätzte. Welches H. Conringius in dem schönen
Werck de Origine Juris Germanici und der Herr Geheime
Rath Kulpis/ unter dem Nahmen Conradi Sinceri, in Dissert.
de Germanicarum Legum & Juris Romani in nostra Repu-
blica Origine
wohl ausgeführet haben. Das Lehn-Recht ist
nichts anders als die Gewohnheiten der uhralten Deutschen
Land-Herren/ daher es auch in das Lombardische/ Alemannische
und Sächsische getheilet wird/ unter welchen das erste fast über-

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Hiſtor. medii ævi.
bekommen/ welches auch die damahligen Rechts-Lehrer/ als Cle-
rici,
moͤglichſt befoͤrderten.

Nachhero da die bekandten Streitigkeiten zwiſchen denen
Kaͤyſern und dem Pabſt entſtunden/ ſuchte man das alte Roͤmi-
ſche Kaͤyſer-Recht/ zumahl zu K. Lotharii Supplinburgenſis
Zeiten/ wieder vor/ welches die Gibelliniſche Faction in Jtalien
mit Freuden erfaſte und zum hoͤchſten triebe. Die Kaͤyſer lieſ-
ſen ſich auch dieſes wohl gefallen/ und in denen Jtaliaͤniſchen A-
cademi
en excolirten Pepo, Irnerius, Aldericus, Bernerius, Fa-
ſolus, Hugolinus, Bulgarus, Azo, Bartholus, Baldus
und Ac-
curſius
daſſelbe. Jn Deutſchland aber blieb man bey dem alten
Recht noch feſt/ und wurden das Saͤchſiſche und Schwaͤbiſche
Speculum verfertiget. Jenes ward im 13den Seculo von
Graff Hojern zu Falckenſtein/ und Epkone zu Repkau aus den
alten monumentis auffgeſetzt/ und kam bey den Slaviſchen
Voͤlckern/ Pohlen/ Boͤhmen/ ꝛc. bald in ſo groſſes Anſehen/ daß
ſie ſich meiſtens darnach richteten/ und in ſchwehren Faͤllen von
dem Magdeburgiſchen Schoͤppen-Stuhl ihr Recht holeten; wel-
ches biß zur erſten Belaͤgerung der Stadt Magdeburg waͤhrete/
da Kaͤyſer Ferdinandus A. 1548. das Apellation-Gerichte zu
Prag vor die Boͤhmen auffrichtete/ und die Pohlen ſich auch
hinweg gewoͤhnten. Als aber im 14den und 15den Sec. die
Deutſchen von denen Jtaliaͤniſchen Univerſitäten die Ge-
lehrſamkeit zu hohlen anfingen/ brachten ſie auch das Juſtiniani-
ſche Recht in unſre Gerichte und Academien/ ſo daß man des al-
ten Deutſchen-Rechts faſt vergaß/ oder es denen Conſvetudi-
nibus
gleich ſchaͤtzte. Welches H. Conringius in dem ſchoͤnen
Werck de Origine Juris Germanici und der Herr Geheime
Rath Kulpis/ unter dem Nahmen Conradi Sinceri, in Diſſert.
de Germanicarum Legum & Juris Romani in noſtra Repu-
blica Origine
wohl ausgefuͤhret haben. Das Lehn-Recht iſt
nichts anders als die Gewohnheiten der uhralten Deutſchen
Land-Herren/ daher es auch in das Lombardiſche/ Alemanniſche
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[243/0261] Hiſtor. medii ævi. bekommen/ welches auch die damahligen Rechts-Lehrer/ als Cle- rici, moͤglichſt befoͤrderten. Nachhero da die bekandten Streitigkeiten zwiſchen denen Kaͤyſern und dem Pabſt entſtunden/ ſuchte man das alte Roͤmi- ſche Kaͤyſer-Recht/ zumahl zu K. Lotharii Supplinburgenſis Zeiten/ wieder vor/ welches die Gibelliniſche Faction in Jtalien mit Freuden erfaſte und zum hoͤchſten triebe. Die Kaͤyſer lieſ- ſen ſich auch dieſes wohl gefallen/ und in denen Jtaliaͤniſchen A- cademien excolirten Pepo, Irnerius, Aldericus, Bernerius, Fa- ſolus, Hugolinus, Bulgarus, Azo, Bartholus, Baldus und Ac- curſius daſſelbe. Jn Deutſchland aber blieb man bey dem alten Recht noch feſt/ und wurden das Saͤchſiſche und Schwaͤbiſche Speculum verfertiget. Jenes ward im 13den Seculo von Graff Hojern zu Falckenſtein/ und Epkone zu Repkau aus den alten monumentis auffgeſetzt/ und kam bey den Slaviſchen Voͤlckern/ Pohlen/ Boͤhmen/ ꝛc. bald in ſo groſſes Anſehen/ daß ſie ſich meiſtens darnach richteten/ und in ſchwehren Faͤllen von dem Magdeburgiſchen Schoͤppen-Stuhl ihr Recht holeten; wel- ches biß zur erſten Belaͤgerung der Stadt Magdeburg waͤhrete/ da Kaͤyſer Ferdinandus A. 1548. das Apellation-Gerichte zu Prag vor die Boͤhmen auffrichtete/ und die Pohlen ſich auch hinweg gewoͤhnten. Als aber im 14den und 15den Sec. die Deutſchen von denen Jtaliaͤniſchen Univerſitäten die Ge- lehrſamkeit zu hohlen anfingen/ brachten ſie auch das Juſtiniani- ſche Recht in unſre Gerichte und Academien/ ſo daß man des al- ten Deutſchen-Rechts faſt vergaß/ oder es denen Conſvetudi- nibus gleich ſchaͤtzte. Welches H. Conringius in dem ſchoͤnen Werck de Origine Juris Germanici und der Herr Geheime Rath Kulpis/ unter dem Nahmen Conradi Sinceri, in Diſſert. de Germanicarum Legum & Juris Romani in noſtra Repu- blica Origine wohl ausgefuͤhret haben. Das Lehn-Recht iſt nichts anders als die Gewohnheiten der uhralten Deutſchen Land-Herren/ daher es auch in das Lombardiſche/ Alemanniſche und Saͤchſiſche getheilet wird/ unter welchen das erſte faſt uͤber- all H h 2

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/261>, abgerufen am 24.11.2024.