Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung zur
Thulemarii Meinung/ die er A. 1684. in einem besondern Buch
de Electoribus vertheidiget/ daß schon zu Friderici I. Zeiten 7.
Churfürsten bekannt gewesen/ kan in dem Verstand/ daß sie
bey der Wahl das meiste gethan/ wohl angenommen werden.
Die Päbste haben sich wohl fleißig in die Wahl-Händel gemi-
schet/ aber das Deutsche Reich hat niemahls keine Verordnung
von ihnen hierinnen angenommen. Was die Reichs-Aemb-
ter betrifft/ so ist gewiß/ daß dieselben biß auff Friderici I. Zeiten
nicht recht erblich und an ein Fürstenthum verknüpfft gewesen;
Zwischen jenen und Friderico II. aber ward der Ertzbischoff zu
Mäynz beständiger Erz-Cantzlar in Deutschland/ der zu Cölln
in Jtalien/ der Hertzog zu Sachßen Erz-Marschall/ der Pfalz-
graff am Rhein Erz-Truchseß; Jm Arelatischen Reich aber war
der Viennische Erzbischoff noch Erz-Cantzlar/ welches Ambt zum
Schluß des 13den Sec. an den Trierischen kam. Von den Ti-
tuln ist dieses zu mercken/ daß die Chur-Fürsten erst den Titul
ihres Erb-Ambts im 14den Sec. öffentlich geführet/ und im 15.
sich auch Churfürsten genennet haben. So schrieb Rudolphus I.
Hertzog in Sachßen sich zuerst Erz-Marschall/ und Ernestus setz-
te erst hinzu/ Churfürst. Sonst gieng es auch noch im 14den Sec.
damit ziemlich confus zu/ wie denn die Marck graffen zu Branden-
burg A. 1338. die oberste Stelle hatten/ und A. 1308. ihrer zwey zu-
gleich die Chur-Würde besassen/ wie in Leibnitii Codice Jur.
Gent. Part. I.
zu sehen; und bey der Wahl Guntheri Schwarzbur-
gii
nicht Albertus II. H. von Sachßen/ sondern der Lauenburgi-
sche Hertzog Ericus mit wehlete. Jedoch hat die güldene Bul-
le alles in den ietzigen Stand gesetzet. Matthaeus Paris. zehlet
nebst denen gewöhnlichen Churfürsten noch viel andre/ als den
Austrium, Svevum, Polonum, Michaeum, Brunsvicensem,
Carinthum, Melaium, Brabantum, Turingum,
und Mixi-
um.
Sonst soll der Hertzog von Savoyen von Balduino zum
Churfürsten des Constantinopol. Käyserthums seyn creiret
worden.

Der Herzogen-Titul muß aus dem Lateinischen Wort Dux

ge-

Einleitung zur
Thulemarii Meinung/ die er A. 1684. in einem beſondern Buch
de Electoribus vertheidiget/ daß ſchon zu Friderici I. Zeiten 7.
Churfuͤrſten bekannt geweſen/ kan in dem Verſtand/ daß ſie
bey der Wahl das meiſte gethan/ wohl angenommen werden.
Die Paͤbſte haben ſich wohl fleißig in die Wahl-Haͤndel gemi-
ſchet/ aber das Deutſche Reich hat niemahls keine Verordnung
von ihnen hierinnen angenommen. Was die Reichs-Aemb-
ter betrifft/ ſo iſt gewiß/ daß dieſelben biß auff Friderici I. Zeiten
nicht recht erblich und an ein Fuͤrſtenthum verknuͤpfft geweſen;
Zwiſchen jenen und Friderico II. aber ward der Ertzbiſchoff zu
Maͤynz beſtaͤndiger Erz-Cantzlar in Deutſchland/ der zu Coͤlln
in Jtalien/ der Hertzog zu Sachßen Erz-Marſchall/ der Pfalz-
graff am Rhein Erz-Truchſeß; Jm Arelatiſchen Reich aber war
der Vienniſche Erzbiſchoff noch Erz-Cantzlar/ welches Ambt zum
Schluß des 13den Sec. an den Trieriſchen kam. Von den Ti-
tuln iſt dieſes zu mercken/ daß die Chur-Fuͤrſten erſt den Titul
ihres Erb-Ambts im 14den Sec. oͤffentlich gefuͤhret/ und im 15.
ſich auch Churfuͤrſten genennet haben. So ſchrieb Rudolphus I.
Hertzog in Sachßen ſich zuerſt Erz-Marſchall/ und Erneſtus ſetz-
te erſt hinzu/ Churfuͤrſt. Sonſt gieng es auch noch im 14den Sec.
damit ziemlich confus zu/ wie denn die Marck graffẽ zu Branden-
burg A. 1338. die oberſte Stelle hattẽ/ und A. 1308. ihrer zwey zu-
gleich die Chur-Wuͤrde beſaſſen/ wie in Leibnitii Codice Jur.
Gent. Part. I.
zu ſehen; und bey der Wahl Guntheri Schwarzbur-
gii
nicht Albertus II. H. von Sachßen/ ſondern der Lauenburgi-
ſche Hertzog Ericus mit wehlete. Jedoch hat die guͤldene Bul-
le alles in den ietzigen Stand geſetzet. Matthæus Pariſ. zehlet
nebſt denen gewoͤhnlichen Churfuͤrſten noch viel andre/ als den
Auſtrium, Svevum, Polonum, Michæum, Brunſvicenſem,
Carinthum, Melaium, Brabantum, Turingum,
und Mixi-
um.
Sonſt ſoll der Hertzog von Savoyen von Balduino zum
Churfuͤrſten des Conſtantinopol. Kaͤyſerthums ſeyn creiret
worden.

Der Herzogen-Titul muß aus dem Lateiniſchen Wort Dux

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0300" n="282"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung zur</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Thulemarii</hi> Meinung/ die er <hi rendition="#aq">A.</hi> 1684. in einem be&#x017F;ondern Buch<lb/><hi rendition="#aq">de Electoribus</hi> vertheidiget/ daß &#x017F;chon zu <hi rendition="#aq">Friderici I.</hi> Zeiten 7.<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten bekannt gewe&#x017F;en/ kan in dem Ver&#x017F;tand/ daß &#x017F;ie<lb/>
bey der Wahl das mei&#x017F;te gethan/ wohl angenommen werden.<lb/>
Die Pa&#x0364;b&#x017F;te haben &#x017F;ich wohl fleißig in die Wahl-Ha&#x0364;ndel gemi-<lb/>
&#x017F;chet/ aber das Deut&#x017F;che Reich hat niemahls keine Verordnung<lb/>
von ihnen hierinnen angenommen. Was die Reichs-Aemb-<lb/>
ter betrifft/ &#x017F;o i&#x017F;t gewiß/ daß die&#x017F;elben biß auff <hi rendition="#aq">Friderici I.</hi> Zeiten<lb/>
nicht recht erblich und an ein Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum verknu&#x0364;pfft gewe&#x017F;en;<lb/>
Zwi&#x017F;chen jenen und <hi rendition="#aq">Friderico II.</hi> aber ward der Ertzbi&#x017F;choff zu<lb/>
Ma&#x0364;ynz be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Erz-Cantzlar in Deut&#x017F;chland/ der zu Co&#x0364;lln<lb/>
in Jtalien/ der Hertzog zu Sachßen Erz-Mar&#x017F;chall/ der Pfalz-<lb/>
graff am Rhein Erz-Truch&#x017F;eß; Jm <hi rendition="#aq">Arelati</hi>&#x017F;chen Reich aber war<lb/>
der <hi rendition="#aq">Vienni</hi>&#x017F;che Erzbi&#x017F;choff noch Erz-Cantzlar/ welches Ambt zum<lb/>
Schluß des 13den <hi rendition="#aq">Sec.</hi> an den Trieri&#x017F;chen kam. Von den Ti-<lb/>
tuln i&#x017F;t die&#x017F;es zu mercken/ daß die Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;ten er&#x017F;t den Titul<lb/>
ihres Erb-Ambts im 14den <hi rendition="#aq">Sec.</hi> o&#x0364;ffentlich gefu&#x0364;hret/ und im 15.<lb/>
&#x017F;ich auch Churfu&#x0364;r&#x017F;ten genennet haben. So &#x017F;chrieb <hi rendition="#aq">Rudolphus I.</hi><lb/>
Hertzog in Sachßen &#x017F;ich zuer&#x017F;t Erz-Mar&#x017F;chall/ und <hi rendition="#aq">Erne&#x017F;tus</hi> &#x017F;etz-<lb/>
te er&#x017F;t hinzu/ Churfu&#x0364;r&#x017F;t. Son&#x017F;t gieng es auch noch im 14den <hi rendition="#aq">Sec.</hi><lb/>
damit ziemlich <hi rendition="#aq">confus</hi> zu/ wie denn die Marck graff&#x1EBD; zu Branden-<lb/>
burg <hi rendition="#aq">A.</hi> 1338. die ober&#x017F;te Stelle hatt&#x1EBD;/ und <hi rendition="#aq">A.</hi> 1308. ihrer zwey zu-<lb/>
gleich die Chur-Wu&#x0364;rde be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en/ wie in <hi rendition="#aq">Leibnitii Codice Jur.<lb/>
Gent. Part. I.</hi> zu &#x017F;ehen; und bey der Wahl <hi rendition="#aq">Guntheri Schwarzbur-<lb/>
gii</hi> nicht <hi rendition="#aq">Albertus II.</hi> H. von Sachßen/ &#x017F;ondern der Lauenburgi-<lb/>
&#x017F;che Hertzog <hi rendition="#aq">Ericus</hi> mit wehlete. Jedoch hat die gu&#x0364;ldene Bul-<lb/>
le alles in den ietzigen Stand ge&#x017F;etzet. <hi rendition="#aq">Matthæus Pari&#x017F;.</hi> zehlet<lb/>
neb&#x017F;t denen gewo&#x0364;hnlichen Churfu&#x0364;r&#x017F;ten noch viel andre/ als den<lb/><hi rendition="#aq">Au&#x017F;trium, Svevum, Polonum, Michæum, Brun&#x017F;vicen&#x017F;em,<lb/>
Carinthum, Melaium, Brabantum, Turingum,</hi> und <hi rendition="#aq">Mixi-<lb/>
um.</hi> Son&#x017F;t &#x017F;oll der Hertzog von Savoyen von <hi rendition="#aq">Balduino</hi> zum<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten des Con&#x017F;tantinopol. Ka&#x0364;y&#x017F;erthums &#x017F;eyn <hi rendition="#aq">creir</hi>et<lb/>
worden.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">Herzogen</hi>-Titul muß aus dem Lateini&#x017F;chen Wort <hi rendition="#aq">Dux</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0300] Einleitung zur Thulemarii Meinung/ die er A. 1684. in einem beſondern Buch de Electoribus vertheidiget/ daß ſchon zu Friderici I. Zeiten 7. Churfuͤrſten bekannt geweſen/ kan in dem Verſtand/ daß ſie bey der Wahl das meiſte gethan/ wohl angenommen werden. Die Paͤbſte haben ſich wohl fleißig in die Wahl-Haͤndel gemi- ſchet/ aber das Deutſche Reich hat niemahls keine Verordnung von ihnen hierinnen angenommen. Was die Reichs-Aemb- ter betrifft/ ſo iſt gewiß/ daß dieſelben biß auff Friderici I. Zeiten nicht recht erblich und an ein Fuͤrſtenthum verknuͤpfft geweſen; Zwiſchen jenen und Friderico II. aber ward der Ertzbiſchoff zu Maͤynz beſtaͤndiger Erz-Cantzlar in Deutſchland/ der zu Coͤlln in Jtalien/ der Hertzog zu Sachßen Erz-Marſchall/ der Pfalz- graff am Rhein Erz-Truchſeß; Jm Arelatiſchen Reich aber war der Vienniſche Erzbiſchoff noch Erz-Cantzlar/ welches Ambt zum Schluß des 13den Sec. an den Trieriſchen kam. Von den Ti- tuln iſt dieſes zu mercken/ daß die Chur-Fuͤrſten erſt den Titul ihres Erb-Ambts im 14den Sec. oͤffentlich gefuͤhret/ und im 15. ſich auch Churfuͤrſten genennet haben. So ſchrieb Rudolphus I. Hertzog in Sachßen ſich zuerſt Erz-Marſchall/ und Erneſtus ſetz- te erſt hinzu/ Churfuͤrſt. Sonſt gieng es auch noch im 14den Sec. damit ziemlich confus zu/ wie denn die Marck graffẽ zu Branden- burg A. 1338. die oberſte Stelle hattẽ/ und A. 1308. ihrer zwey zu- gleich die Chur-Wuͤrde beſaſſen/ wie in Leibnitii Codice Jur. Gent. Part. I. zu ſehen; und bey der Wahl Guntheri Schwarzbur- gii nicht Albertus II. H. von Sachßen/ ſondern der Lauenburgi- ſche Hertzog Ericus mit wehlete. Jedoch hat die guͤldene Bul- le alles in den ietzigen Stand geſetzet. Matthæus Pariſ. zehlet nebſt denen gewoͤhnlichen Churfuͤrſten noch viel andre/ als den Auſtrium, Svevum, Polonum, Michæum, Brunſvicenſem, Carinthum, Melaium, Brabantum, Turingum, und Mixi- um. Sonſt ſoll der Hertzog von Savoyen von Balduino zum Churfuͤrſten des Conſtantinopol. Kaͤyſerthums ſeyn creiret worden. Der Herzogen-Titul muß aus dem Lateiniſchen Wort Dux ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/300
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/300>, abgerufen am 24.11.2024.