Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Histor. medii aevi.
tern des Reichs/ zum Exempel dem Erz-Marschall-Ambt/ unter-
schieden werden. Jm 10den/ 11ten und 12ten Sec. so offt es ei-
ner Käysers-Wahl bedurffte/ waren alle geistliche und weltli-
che Reichs-Fürsten berechtiget mit zu wehlen/ jedoch hatten die
drey Fränckischen Ertzbischöffe/ Mäynz/ Cölln und Trier/ die
Hertzoge von Sachßen/ Francken/ Bäyern/ Schwaben und
Lothringen die ersten und mächtigsten Stimmen/ nach welchen
sich die andern meistens richteten/ insonderheit nach Mäynz und
Cölln. Bey Meibomio Tomo III. Rerum Germ. p. 119.
ist noch ein Brief der Reichs-Stände/ die Ottonem IV. zum
Käyser erwehlet/ an den Pabst zu lesen/ in welchem der Bischoff
von Paderborn und Minden/ der Corveyische und andre Aebte/
der Hertzog von Brabant und ein Graff unter die Wahl-Für-
sten gerechnet werden: So wird auch in dem Wahl-In-
strument Conradi IV. in Leibnitii Prodromo Codicis J. G.
p.
9. den Reichs-Fürsten überhaupt die Wahl zugeschrieben.
Weil nun in diesem 13den Sec. die Käyser-Wahlen so bald hin-
ter einander kamen/ und daraus grosse Verdrüßlichkeiten ent-
stunden/ haben sich sonder Zweiffel die kleineren Fürsten davon
absentiret/ die grösten aber durch öfteres exercitium sich
in alleinige possess der Wahl gesetzt/ und die andern
hernach ausgeschlossen. So ward Anno 1246. Landgraff
Heinrich in Thüringen zum Käyser erwehlet von gedach-
ten Ertzbischöffen/ dem Hertzog zu Sachßen und Bäyern allein;
vid. Schurzfleischius ad vitam Alberti Animosi p. 150. Da-
her hiessen diese schon A. 1256. in einer Bulla des Pabsts Ale-
xandri IV. Electores.
So erging es auch bey Wilhelmi, Ri-
chardi, Rudolphi I. Adolphi, Alberti I.
und Henrici VII.
Wahl/ da der Pfalzgraff am Rhein und in Bäyern/ so mit dem
Bäyerischen Hertzogthum vermehret ward/ und der Marck-
graff zu Brandenburg als der mächtigste nach jenen/ auch zur
Wahl kamen. Dem König von Böhmen hat vermuthlich
Rudolphus I. zu einiger satisfaction das Wahlrecht ertheilet/
wie er denn dessen in einem Diplomate von A. 1290. gedencket.

Thu-
N n

Hiſtor. medii ævi.
tern des Reichs/ zum Exempel dem Erz-Marſchall-Ambt/ unter-
ſchieden werden. Jm 10den/ 11ten und 12ten Sec. ſo offt es ei-
ner Kaͤyſers-Wahl bedurffte/ waren alle geiſtliche und weltli-
che Reichs-Fuͤrſten berechtiget mit zu wehlen/ jedoch hatten die
drey Fraͤnckiſchen Ertzbiſchoͤffe/ Maͤynz/ Coͤlln und Trier/ die
Hertzoge von Sachßen/ Francken/ Baͤyern/ Schwaben und
Lothringen die erſten und maͤchtigſten Stimmen/ nach welchen
ſich die andern meiſtens richteten/ inſonderheit nach Maͤynz und
Coͤlln. Bey Meibomio Tomo III. Rerum Germ. p. 119.
iſt noch ein Brief der Reichs-Staͤnde/ die Ottonem IV. zum
Kaͤyſer erwehlet/ an den Pabſt zu leſen/ in welchem der Biſchoff
von Paderborn und Minden/ der Corveyiſche und andre Aebte/
der Hertzog von Brabant und ein Graff unter die Wahl-Fuͤr-
ſten gerechnet werden: So wird auch in dem Wahl-In-
ſtrument Conradi IV. in Leibnitii Prodromo Codicis J. G.
p.
9. den Reichs-Fuͤrſten uͤberhaupt die Wahl zugeſchrieben.
Weil nun in dieſem 13den Sec. die Kaͤyſer-Wahlen ſo bald hin-
ter einander kamen/ und daraus groſſe Verdruͤßlichkeiten ent-
ſtunden/ haben ſich ſonder Zweiffel die kleineren Fuͤrſten davon
abſentiret/ die groͤſten aber durch oͤfteres exercitium ſich
in alleinige poſſeſſ der Wahl geſetzt/ und die andern
hernach ausgeſchloſſen. So ward Anno 1246. Landgraff
Heinrich in Thuͤringen zum Kaͤyſer erwehlet von gedach-
ten Ertzbiſchoͤffen/ dem Hertzog zu Sachßen und Baͤyern allein;
vid. Schurzfleiſchius ad vitam Alberti Animoſi p. 150. Da-
her hieſſen dieſe ſchon A. 1256. in einer Bulla des Pabſts Ale-
xandri IV. Electores.
So erging es auch bey Wilhelmi, Ri-
chardi, Rudolphi I. Adolphi, Alberti I.
und Henrici VII.
Wahl/ da der Pfalzgraff am Rhein und in Baͤyern/ ſo mit dem
Baͤyeriſchen Hertzogthum vermehret ward/ und der Marck-
graff zu Brandenburg als der maͤchtigſte nach jenen/ auch zur
Wahl kamen. Dem Koͤnig von Boͤhmen hat vermuthlich
Rudolphus I. zu einiger ſatisfaction das Wahlrecht ertheilet/
wie er denn deſſen in einem Diplomate von A. 1290. gedencket.

Thu-
N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0299" n="281"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. medii ævi.</hi></fw><lb/>
tern des Reichs/ zum Exempel dem Erz-Mar&#x017F;chall-Ambt/ unter-<lb/>
&#x017F;chieden werden. Jm 10den/ 11ten und 12ten <hi rendition="#aq">Sec.</hi> &#x017F;o offt es ei-<lb/>
ner Ka&#x0364;y&#x017F;ers-Wahl bedurffte/ waren alle gei&#x017F;tliche und weltli-<lb/>
che Reichs-Fu&#x0364;r&#x017F;ten berechtiget mit zu wehlen/ jedoch hatten die<lb/>
drey Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen Ertzbi&#x017F;cho&#x0364;ffe/ Ma&#x0364;ynz/ Co&#x0364;lln und Trier/ die<lb/>
Hertzoge von Sachßen/ Francken/ Ba&#x0364;yern/ Schwaben und<lb/>
Lothringen die er&#x017F;ten und ma&#x0364;chtig&#x017F;ten Stimmen/ nach welchen<lb/>
&#x017F;ich die andern mei&#x017F;tens richteten/ in&#x017F;onderheit nach Ma&#x0364;ynz und<lb/>
Co&#x0364;lln. Bey <hi rendition="#aq">Meibomio Tomo III. Rerum Germ. p.</hi> 119.<lb/>
i&#x017F;t noch ein Brief der Reichs-Sta&#x0364;nde/ die <hi rendition="#aq">Ottonem IV.</hi> zum<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er erwehlet/ an den Pab&#x017F;t zu le&#x017F;en/ in welchem der Bi&#x017F;choff<lb/>
von Paderborn und Minden/ der Corveyi&#x017F;che und andre Aebte/<lb/>
der Hertzog von Brabant und ein Graff unter die Wahl-Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten gerechnet werden: So wird auch in dem Wahl-<hi rendition="#aq">In-<lb/>
&#x017F;trument Conradi IV. in Leibnitii Prodromo Codicis J. G.<lb/>
p.</hi> 9. den Reichs-Fu&#x0364;r&#x017F;ten u&#x0364;berhaupt die Wahl zuge&#x017F;chrieben.<lb/>
Weil nun in die&#x017F;em 13den <hi rendition="#aq">Sec.</hi> die Ka&#x0364;y&#x017F;er-Wahlen &#x017F;o bald hin-<lb/>
ter einander kamen/ und daraus gro&#x017F;&#x017F;e Verdru&#x0364;ßlichkeiten ent-<lb/>
&#x017F;tunden/ haben &#x017F;ich &#x017F;onder Zweiffel die kleineren Fu&#x0364;r&#x017F;ten davon<lb/><hi rendition="#aq">ab&#x017F;entir</hi>et/ die gro&#x0364;&#x017F;ten aber durch o&#x0364;fteres <hi rendition="#aq">exercitium</hi> &#x017F;ich<lb/>
in alleinige <hi rendition="#aq">po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;</hi> der Wahl ge&#x017F;etzt/ und die andern<lb/>
hernach ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. So ward Anno 1246. Landgraff<lb/>
Heinrich in Thu&#x0364;ringen zum Ka&#x0364;y&#x017F;er erwehlet von gedach-<lb/>
ten Ertzbi&#x017F;cho&#x0364;ffen/ dem Hertzog zu Sachßen und Ba&#x0364;yern allein;<lb/><hi rendition="#aq">vid. Schurzflei&#x017F;chius ad vitam Alberti Animo&#x017F;i p.</hi> 150. Da-<lb/>
her hie&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e &#x017F;chon <hi rendition="#aq">A.</hi> 1256. in einer <hi rendition="#aq">Bulla</hi> des Pab&#x017F;ts <hi rendition="#aq">Ale-<lb/>
xandri IV. Electores.</hi> So erging es auch bey <hi rendition="#aq">Wilhelmi, Ri-<lb/>
chardi, Rudolphi I. Adolphi, Alberti I.</hi> und <hi rendition="#aq">Henrici VII.</hi><lb/>
Wahl/ da der Pfalzgraff am Rhein und in Ba&#x0364;yern/ &#x017F;o mit dem<lb/>
Ba&#x0364;yeri&#x017F;chen Hertzogthum vermehret ward/ und der Marck-<lb/>
graff zu Brandenburg als der ma&#x0364;chtig&#x017F;te nach jenen/ auch zur<lb/>
Wahl kamen. Dem Ko&#x0364;nig von Bo&#x0364;hmen hat vermuthlich<lb/><hi rendition="#aq">Rudolphus I.</hi> zu einiger <hi rendition="#aq">&#x017F;atisfaction</hi> das Wahlrecht ertheilet/<lb/>
wie er denn de&#x017F;&#x017F;en in einem <hi rendition="#aq">Diplomate</hi> von <hi rendition="#aq">A.</hi> 1290. gedencket.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Thu-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0299] Hiſtor. medii ævi. tern des Reichs/ zum Exempel dem Erz-Marſchall-Ambt/ unter- ſchieden werden. Jm 10den/ 11ten und 12ten Sec. ſo offt es ei- ner Kaͤyſers-Wahl bedurffte/ waren alle geiſtliche und weltli- che Reichs-Fuͤrſten berechtiget mit zu wehlen/ jedoch hatten die drey Fraͤnckiſchen Ertzbiſchoͤffe/ Maͤynz/ Coͤlln und Trier/ die Hertzoge von Sachßen/ Francken/ Baͤyern/ Schwaben und Lothringen die erſten und maͤchtigſten Stimmen/ nach welchen ſich die andern meiſtens richteten/ inſonderheit nach Maͤynz und Coͤlln. Bey Meibomio Tomo III. Rerum Germ. p. 119. iſt noch ein Brief der Reichs-Staͤnde/ die Ottonem IV. zum Kaͤyſer erwehlet/ an den Pabſt zu leſen/ in welchem der Biſchoff von Paderborn und Minden/ der Corveyiſche und andre Aebte/ der Hertzog von Brabant und ein Graff unter die Wahl-Fuͤr- ſten gerechnet werden: So wird auch in dem Wahl-In- ſtrument Conradi IV. in Leibnitii Prodromo Codicis J. G. p. 9. den Reichs-Fuͤrſten uͤberhaupt die Wahl zugeſchrieben. Weil nun in dieſem 13den Sec. die Kaͤyſer-Wahlen ſo bald hin- ter einander kamen/ und daraus groſſe Verdruͤßlichkeiten ent- ſtunden/ haben ſich ſonder Zweiffel die kleineren Fuͤrſten davon abſentiret/ die groͤſten aber durch oͤfteres exercitium ſich in alleinige poſſeſſ der Wahl geſetzt/ und die andern hernach ausgeſchloſſen. So ward Anno 1246. Landgraff Heinrich in Thuͤringen zum Kaͤyſer erwehlet von gedach- ten Ertzbiſchoͤffen/ dem Hertzog zu Sachßen und Baͤyern allein; vid. Schurzfleiſchius ad vitam Alberti Animoſi p. 150. Da- her hieſſen dieſe ſchon A. 1256. in einer Bulla des Pabſts Ale- xandri IV. Electores. So erging es auch bey Wilhelmi, Ri- chardi, Rudolphi I. Adolphi, Alberti I. und Henrici VII. Wahl/ da der Pfalzgraff am Rhein und in Baͤyern/ ſo mit dem Baͤyeriſchen Hertzogthum vermehret ward/ und der Marck- graff zu Brandenburg als der maͤchtigſte nach jenen/ auch zur Wahl kamen. Dem Koͤnig von Boͤhmen hat vermuthlich Rudolphus I. zu einiger ſatisfaction das Wahlrecht ertheilet/ wie er denn deſſen in einem Diplomate von A. 1290. gedencket. Thu- N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/299
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/299>, abgerufen am 19.05.2024.